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Gottesdienst zum Sonntag Jubilate, 25. April 2021 Bitte nutzen Sie unser Angebot zur Andacht zu Hause. Sie dürfen diese Andachten zu Hause feiern, auch kopieren, verschenken!


23. April 2021

Eröffnung

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Ps124,8

Jubilate – Freuet Euch – heißt dieser Sonntag. Im Licht von Ostern schauen wir darauf, wie das Leben mit Gott in uns Gestalt gewinnt, sodass auch wir jubeln und Gott loben können.

Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. 2. Kor 5,17 So sagt es der Wochenspruch.

In Gott leben, weben uns sind wir – so hören wir es heute. Die Nähe Gottes durchzieht unser Leben wie ein roter Faden. Mal nehmen wir ihn wahr. Mal ist er versteckt im Webmuster unseres Lebens. Wenn wir ihn aufnehmen, wenn wir Gott suchen und finden, dann hüpft unsere Seele vor Freude, dann können wir jubeln. Dazu helfe uns Gott.

Gebet

Du Schöpfer aller Dinge, wie du die Natur zu neuem Leben erweckst, so willst du auch uns Menschen erneuern und einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, in denen Gerechtigkeit wohnt. Belebe uns, wecke uns auf aus aller Verzagtheit, dass wir den Mut haben zu glauben und auferstehen zum Leben mit dir. Durch Jesus Christus, unsern Herrn.

Lied: Keinem von uns ist Gott fern (Text und Musik: Wolfgang Tost)

Ref.    Keinem von uns ist Gott fern, keinem von uns ist Gott fern.

Auch wenn du meinst, er kann dich nicht hör´n, keinem von uns ist Gott fern.

1. Seine Nähe, die bringt uns Geborgenheit;

seine Nähe macht mutig zu Offenheit;

seine Nähe, die wärmt und verbrennt uns nicht;

seine Nähe bringt Klarheit und Zuversicht.       Ref.

2. Seine Nähe bringt Freude und Liebe mit;

seine Nähe macht Mut für den nächsten Schritt;

seine Nähe befreit und bedrängt uns nicht;

seine Nähe bringt Frieden und Zuversicht.      Ref.

Lesung Apostelgeschichte 17,22-34

22 Paulus aber stand mitten auf dem Areopag und sprach: Ihr Männer von Athen, ich sehe, dass ihr die Götter in allen Stücken sehr verehrt.

23 Denn ich bin umhergegangen und habe eure Heiligtümer angesehen und fand einen Altar, auf dem stand geschrieben: Dem unbekannten Gott. Nun verkündige ich euch, was ihr unwissend verehrt.

24 Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darinnen ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind.

25 Auch lässt er sich nicht von Menschenhänden dienen wie einer, der etwas nötig hätte, da er doch selber jedermann Leben und Odem und alles gibt.

26 Und er hat aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, und er hat festgesetzt, wie lange sie bestehen und in welchen Grenzen sie wohnen sollen,

27 dass sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten; und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns.

28 Denn in ihm leben, weben und sind wir; wie auch einige Dichter bei euch gesagt haben: Wir sind seines Geschlechts.

29 Da wir nun göttlichen Geschlechts sind, sollen wir nicht meinen, die Gottheit sei gleich den goldenen, silbernen und steinernen Bildern, durch menschliche Kunst und Gedanken gemacht.

30 Zwar hat Gott über die Zeit der Unwissenheit hinweggesehen; nun aber gebietet er den Menschen, dass alle an allen Enden Buße tun.

31 Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er richten will den Erdkreis mit Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat jedermann den Glauben angeboten, indem er ihn von den Toten auferweckt hat.

32 Als sie von der Auferstehung der Toten hörten, begannen die einen zu spotten; die andern aber sprachen: Wir wollen dich darüber ein andermal weiterhören.

33 So ging Paulus weg aus ihrer Mitte.

34 Einige Männer aber schlossen sich ihm an und wurden gläubig; unter ihnen war auch Dionysius, einer aus dem Rat, und eine Frau mit Namen Damaris und andere mit ihnen.

Predigt

Liebe Gemeinde, zum Sonntag Jubilate – Freuet Euch – geht es um die Freude über das neue Leben, das Gott schenkt. In Jesus sind wir eine neue Kreatur, ein neuer Mensch. Doch diese Freude über ein Leben im Glauben – die können nicht alle Menschen empfinden und teilen. Aber sie steht allen offen, sie ist allen greifbar nahe.

Davon erzählt unser Predigttext aus der Apostelgeschichte.

Paulus selbst war zunächst kritisch und skeptisch gegenüber dem christlichen Glauben gewesen. Er hielt ihn für falsch und nicht nachvollziehbar. Er meinte, diese neue Sekte der Jesusnachfolger ist gefährlich. Mit Eifer begann er sie zu verfolgen. Doch dann begegnete ihm der auferstandene Herr persönlich. Er trat ihm in den Weg und holte ihn vom hohen Roß. Paulus kam zur Besinnung. Er ließ sich auf Jesus ein. Sein Herz wurde angerührt und er wurde zu einem unermüdlichen Prediger der frohen Botschaft von Jesus Christus.

Als solcher kam er auf seinen Reisen auch nach Athen. Er sah sich in der Stadt um und suchte Kontakt zu den Menschen. In Athen gab es viele Tempel und Altäre. Auch einen für den unbekannten Gott – damit man ja keinen Gott vergisst und aus Versehen nicht verehrt. So religiös waren die Menschen in Athen. Zugleich war Athen ein Ort der antiken Bildung und Philosophie. Auf dem Hügel Areopag tauschten sie sich aus. Sie diskutierten über Meinungen und Lehren. Hier spricht Paulus zu ihnen.

Er knüpft an, an ihrem regen Bemühen, den Göttern zu dienen. Er verkündigt ihnen den unbekannten Gott. Paulus erzählt vom lebendigen Gott, der die Welt und jeden Menschen geschaffen hat. Jedem setzt er Ort, Zeit und Stunde. Er hat es nicht nötig, in Tempeln verehrt zu werden. Er will mit uns leben. Er hat es in uns Menschen hineingelegt, nach Gott zu suchen, uns danach zu sehnen, IHN zu fühlen und zu finden. Nicht nur argumentativ, sondern vielmehr mit dem Herzen. Nicht naturwissenschaftlich, sondern im Glauben. Und wenn wir IHN suchen, so will ER sich auch finden lassen. Gott ist uns nahe. Jedem Menschen. Immer und überall. in ihm leben, weben und sind wir. So ähnlich haben es auch schon griechische Philosophen gedacht und gelehrt. Daran knüpft Paulus an. Auch die Bibel sagt, wir sind Gottes Ebenbild, im Geiste verwandt. Innerlich verbunden, auf gleicher Wellenlänge.

Es kann also ganz einfach sein, im Glauben neu zu werden. Der Weg, den Paulus dazu verkündet, ist derselbe, den auch Jesus gepredigt hat: Tut Buße und glaubt. Lasst euer eigenmächtiges Leben und vertraut auf Gott. Gebt dem Schöpfer der Welt und dem auferstandenen Herrn die Ehre. Lebt mit IHM in Zeit und Ewigkeit.

An der Auferstehung scheiden sich die Geister, damals wie heute. Die einen spotten. Andere wollen ein andermal weiterhören. Paulus kann abtreten. Sie hören ihm nicht weiter zu. Für diesen Moment ist alles gesagt. Paulus geht weg.

Einige aber schlossen sich ihm an und wurden gläubig. So heißt es kurz und bündig. Und doch beschreibt das nicht nur den Moment, sondern eher das Ergebnis im Rückblick auf den Weg, den sie hier einschlagen. Sie sind offen und schließen sich Paulus an. Und so lernen sie es kennen und wachsen nach und nach hinein. So geschieht es bei ihnen, dass sie im Glauben neu werden. Sie können am Ende darüber jubeln und Gott die Ehre geben.

Bis heute geschieht das in gleicher Weise. Auch wir hören noch immer dieselbe Botschaft. Auch wir haben noch immer diese Botschaft zu verkünden. Ob wir nun hinausgehen, uns unters Volk mischen zuhören und mit Menschen ins Gespräch kommen. Ob wir uns wie Paulus hinstellen und öffentlich reden. Oder mit viel Liebe und Kreativität Impulse gestalten und Anregungen zur Besinnung und zum Nachdenken geben. Ob wir unsere Kirchen als Orte der Stille und Einkehr öffnen. Oder Angebote zum Hören und Feiern des Glaubens machen. Ob wir diskutieren oder in Liebe zu Gott und unseren Nächsten leben – es sind noch immer dieselbe Botschaft, derselbe Weg. Einerseits suchen wir Anknüpfungspunkte für den Glauben. Was könnte den Zugang eröffnen und erleichtern? Andererseits bleibt auch immer die Konfrontation mit neuen Gedanken und Vorstellungen und mit unbekannten Erfahrungen. Paulus hat sehr wohl versucht, den Griechen ein Grieche zu sein und an der Kultur und Vorstellung der Athener anzuknüpfen. Aber er hat sich zugleich auch nicht gescheut, sie mit kritischen und schwierigen Aussagen zu konfrontieren. Er redet vom Gericht. Er ruft zur Buße. Er spricht von der Auferstehung. Und das gefällt vielen eben auch nicht. Das stößt auf Unverständnis und Ablehnung. Paulus begibt sich durchaus auf den Markt der Möglichkeiten. Aber er verkündet keine an den Geschmack und die Wünsche angepasste Botschaft. Er macht aus dem christlichen Glauben keine hellenistische Philosophie. Er verkündet das Evangelium von Jesus Christus. Auch wenn er so nur wenige erreichen kann.

Für viele scheint es nicht der richtige Moment gewesen zu sein. Wo sie es hören, aufnehmen und verstehen konnten. Aber für einige schon. Sie lassen sich darauf ein.

Und sie finden zum Glauben. Sie erfahren die Nähe Gottes.

Woran können wir heute vielleicht anknüpfen? Nur noch manche Menschen sind religiös aktiv und suchend. Viele bei uns sind atheistisch geprägt und gleichgültig. Die Welt des Glaubens ist ihnen fremd. Ihnen ist die Erfahrung nicht vertraut, dass Gott ihnen nahe ist. Doch auch für sie ist ER nur ein Gebet weit, nur einen Versuch des Glaubens entfernt. Noch immer will ER sich finden lassen, wenn sie ihn suchen.

Für alle, die Gott und die Welt des Glaubens nicht aus eigener Erfahrung kennen, sprechen wir Kirchenbabylonisch, wenn wir wie Paulus von seiner Gegenwart und Art reden. Und es fällt uns schwer, es anders zur Sprache zu bringen. Worte sind nur dann aussagekräftig, wenn sie von vergleichbarer, von geteilter Erfahrung gefüllt sind. Ich denke deshalb, die Brücke schlagen wir nicht mit Erklärungen. Verbindung entsteht nur dort, wo Menschen sich versuchsweise darauf einlassen, wo sie es ausprobieren und selbst erfahren. Wenn sie sich anschließen und den Weg ein Stück mitgehen, dann kann es geschehen, dass Menschen gläubig werden. 

Bis heute haben auch wir keine andere Botschaft und keinen anderen Weg. Gottes Wort ruft uns zur Buße und zum Glauben. Es zeigt uns unser Versagen und unsere Fehler. Und es lädt uns ein, im Glauben die Liebe Gottes zu erfahren und in der Hoffnung auf die Ewigkeit bei Gott zu wachsen. Die einzige Möglichkeit das zu erfahren ist die, sich darauf einzulassen, es auszuprobieren und in den Glauben hinein zu wachsen. Und wo dies geschieht, da werden Menschen eine neue Kreatur, da wächst das neue Leben mit Gott. Und dann besteht auch aller Grund zum Jubel. Gott sei Dank geschieht dies auch heute unter uns. Denn Jesus lebt und auch wir sollen leben. Amen.
Pfarrer Andreas Marosi, Stadtkirchgemeinde Zwickau

Foto: Dom St. Marien Zwickau