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Gottesdienst für den 3. So nach Epiphanias (24. Januar 2021)


23. Januar 2021

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Eröffnung

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Ps124,8

Lied EG 293 Lobt Gott den Herrn, ihr Heiden all

1) Lobt Gott den Herrn, ihr Heiden all, lobt Gott von Herzensgrunde,

preist ihn, ihr Völker allzumal, dankt ihm zu aller Stunde,

dass er euch auch erwählet hat und mitgeteilet seine Gnad in Christus, seinem Sohne.

2) Denn seine groß Barmherzigkeit tut über uns stets walten,

sein Wahrheit, Gnad und Gütigkeit erscheinet Jung und Alten

und währet bis in Ewigkeit, schenkt uns aus Gnad die Seligkeit; drum singet Halleluja.

Psalmgebet (Psalm 86)

1 Ein Gebet Davids. HERR, neige deine Ohren und erhöre mich;

denn ich bin elend und arm.

2 Bewahre meine Seele, denn ich bin dir treu.

Hilf du, mein Gott, deinem Knechte, der sich verlässt auf dich.

5 Denn du, Herr, bist gut und gnädig,

von großer Güte allen, die dich anrufen.

6 Vernimm, HERR, mein Gebet

und merke auf die Stimme meines Flehens!

7 In der Not rufe ich dich an;

du wollest mich erhören!

8 Herr, es ist dir keiner gleich unter den Göttern,

und niemand kann tun, was du tust.

9 Alle Völker, die du gemacht hast, werden kommen

und vor dir anbeten, Herr, und deinen Namen ehren,

10 dass du so groß bist und Wunder tust

und du allein Gott bist.

11 Weise mir, HERR, deinen Weg,

dass ich wandle in deiner Wahrheit;

erhalte mein Herz bei dem einen,

dass ich deinen Namen fürchte.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,

wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Predigt für den 3. Sonntag nach Epiphanias, 24. Januar 2020

Liebe Gemeinde, gerade in Zeiten großer Veränderungen und Umbrüche stellt sich oft die Frage: Wo gehöre ich eigentlich hin?

Natürlich will jeder dorthin, will dort sein, wo es für sein Leben gut ist oder vielleicht einmal besser werden könnte. Wenn in unseren Zeiten manchmal abwertend von „Wirtschaftsflüchtlingen“ die Rede ist, sollten wir nie vergessen, wie zutiefst menschlich der Wunsch nach einem halbwegs guten und sicheren Leben ist.

Die biblische Geschichte, die heute die Grundlage für diese Predigt bildet, ist genau so eine Geschichte von Aufbruch und Glück, von Tragik und Unglück, aber auch von Hoffnung und wunderbarer Fügung, an deren Ende ein Mensch wunderbar erfährt, wo er hingehört, und was Sinn und Ziel seines Lebens ist.

Wir hören den Anfang der Geschichte von Ruth aus der gleichnamigen alttestamentlichen Schrift. Ruth war eine Vorfahrin von Jesus:

1 Zu der Zeit, als die Richter richteten, entstand eine Hungersnot im Lande. Und ein Mann von Bethlehem in Juda zog aus ins Land der Moabiter, um dort als Fremdling zu wohnen, mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen. 2 Der hieß Elimelech und seine Frau Noomi und seine beiden Söhne Machlon und Kiljon; die waren Efratiter aus Bethlehem in Juda. Und als sie ins Land der Moabiter gekommen waren, blieben sie dort. 3 Und Elimelech, Noomis Mann, starb, und sie blieb übrig mit ihren beiden Söhnen. 4 Die nahmen sich moabitische Frauen; die eine hieß Orpa, die andere Rut. Und als sie ungefähr zehn Jahre dort gewohnt hatten, 5 starben auch die beiden, Machlon und Kiljon. Und die Frau blieb zurück ohne ihre beiden Söhne und ohne ihren Mann. 6 Da machte sie sich auf mit ihren beiden Schwiegertöchtern und zog aus dem Land der Moabiter wieder zurück; denn sie hatte erfahren im Moabiterland, dass der HERR sich seines Volkes angenommen und ihnen Brot gegeben hatte. 7 Und sie ging aus von dem Ort, wo sie gewesen war, und ihre beiden Schwiegertöchter mit ihr. Und als sie unterwegs waren, um ins Land Juda zurückzukehren, 8 sprach sie zu ihren beiden Schwiegertöchtern: Geht hin und kehrt um, eine jede ins Haus ihrer Mutter! Der HERR tue an euch Barmherzigkeit, wie ihr an den Toten und an mir getan habt. 9 Der HERR gebe euch, dass ihr Ruhe findet, eine jede in ihres Mannes Hause! Und sie küsste sie. Da erhoben sie ihre Stimme und weinten 10 und sprachen zu ihr: Wir wollen mit dir zu deinem Volk gehen. 11 Aber Noomi sprach: Kehrt um, meine Töchter! Warum wollt ihr mit mir gehen? Wie kann ich noch einmal Kinder in meinem Schoße haben, die eure Männer werden könnten? 12 Kehrt um, meine Töchter, und geht hin; denn ich bin nun zu alt, um wieder einem Mann zu gehören. Und wenn ich dächte: Ich habe noch Hoffnung!, und diese Nacht einem Mann gehörte und Söhne gebären würde, 13 wolltet ihr warten, bis sie groß würden? Wolltet ihr euch einschließen und keinem Mann gehören? Nicht doch, meine Töchter! Mein Los ist zu bitter für euch, denn des HERRN Hand hat mich getroffen. 14 Da erhoben sie ihre Stimme und weinten noch mehr. Und Orpa küsste ihre Schwiegermutter, Rut aber ließ nicht von ihr. 15 Sie aber sprach: Siehe, deine Schwägerin ist umgekehrt zu ihrem Volk und zu ihrem Gott; kehre auch du um, deiner Schwägerin nach. 16 Rut antwortete: Bedränge mich nicht, dass ich dich verlassen und von dir umkehren sollte. Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. 17 Wo du stirbst, da sterbe ich auch, da will ich auch begraben werden. Der HERR tue mir dies und das, nur der Tod wird mich und dich scheiden. 18 Als sie nun sah, dass sie festen Sinnes war, mit ihr zu gehen, ließ sie ab, ihr zuzureden. 19 So gingen die beiden miteinander, bis sie nach Bethlehem kamen.

Das bekannteste Bibelwort aus dieser Geschichte ist wohl dies: Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. Als beliebter Trauspruch drückt er sehr schön aus, was es bedeuten kann, wenn sich Menschen von Herzen vertrauen wollen.

Wo gehöre ich hin? Ruth spürt: Ich gehöre zu Naomi, meiner Schwiegermutter. Jetzt nach meiner Entscheidung gehöre ich zu dem Volk, in das Naomi hineingehört. Und ich gehöre dem Gott, den auch Naomi vertraut. Aber Ruth läuft Naomi nicht blind hinterher. Nein. Sie hat eine bewusste Entscheidung getroffen und weiß genau, wohin sie nun gehört. Für beide geht eine längst begonnene gemeinsame Geschichte voller Vertrauen und Übereinstimmung weiter.

Je nachdem in welcher Lebenslage wir uns befinden, wird die Klärung der Frage, wohin ich gehöre unterschiedlich ausfallen. So unterschiedlich die Klärung auch ausfallen wird: Brauchen wir nicht immer wieder aufs Neue die Vergewisserung auf die Fragen: Bin ich hier noch richtig? Bin ich auf dem richtigen Weg?

In den letzten Jahren ist das Thema Heimat wieder mehr in den Blick geraten. Es gehört zu den traurigen Entwicklungen unserer Region wie des Ostens der Bundesrepublik insgesamt, dass wir seit Jahrzehnten – schon vor 1990 – eine Abwanderung der jeweils jungen Generation zu verkraften hatten. Eine Entwurzelung in demografischer wie geistiger Hinsicht, an deren Auswirkungen wir bis heute laborieren. Manche verdrehte Sicht einiger Zeitgenossen hat auch mit dieser Erfahrung von Entwurzelung und Entfremdung zu tun. Wenn man keine befriedigende Antwort auf die Frage bekommt „Gehöre ich hier hin oder gehöre ich überhaupt dazu?“, dann wird man komisch und frustriert und entwickelt Haltungen, die dem eigenen Leben, wie dem der anderen nicht dienlich sind.

Wer aber weiß, wohin er gehört, bekommt Halt, Kraft und Zuversicht. Ja, ich brauche zum Leben eine Identität; eine Übereinstimmung mit mir, mit anderen Menschen und natürlich auch mit Gott. Wer auf diese Weise zu sich selbst findet oder gar gefunden hat, ist richtig gut dran! Das ist die eine Seite!

Die andere Frage aber ist: Finde ich auch Annahme?

Mit dieser Frage hat sich auch Ruth mit Naomi auf den Weg in deren alte Heimat nach Bethlehem gemacht. Werde ich bei den Menschen dort in Bethlehem anerkannt werden, oder werde ich als unerwünschte Person verstoßen? Und wird dieser Gott, dem meine Schwiegermutter vertraut, sich auch mir zuwenden?

Ja, es gibt nicht nur die Frage: Wo gehöre ich hin? Sondern wie oft bewegt uns in unterschiedlichen Bezügen die bange Frage: Gehöre ich überhaupt dazu?

Ruth hat ein tiefes Vertrauen in das Leben, auch zu Menschen, die sie noch gar nicht kennt – aber auch ein großes Vertrauen zu einem Gott, mit dem sie bisher noch gar keine persönliche Erfahrung gemacht hat.

Gehöre ich dazu und finde ich Annahme? Diese oft bange Frage, die uns oft mehr beschäftigt, als wir uns eingestehen, beantwortet zuerst Gott uneingeschränkt für dich und für jeden von uns so: Ja, du gehörst dazu!

Wer Gott vertraut gehört dazu. Gott weist keinen ab. Die Gute Nachricht über Jesus bezeugt: Jesus der Gottessohn, der menschliche Nachfahre von Ruth, hat aus keinem anderen Grund gelebt, als diese einfache aber gute Botschaft in die Herzen der Menschen zu tragen.

Wenn es nun so ist, dass Gott keinen abweist, so hat auch kein Mensch das Recht einen anderen Menschen abzuweisen, zu verstoßen oder auszugrenzen. Deshalb kann beispielsweise die Sehnsucht nach Heimat und Sicherheit von Geflüchteten nur mit dem Angebot der Integration und nicht mit Ausgrenzung und Ablehnung begegnet werden.

Und im persönlichen wollen wir es mit großer Dankbarkeit annehmen, wenn uns jemand Treue, Freundschaft, Liebe und Vertrauen anbietet. Wir sollten uns davor hüten, solch Geschenke als unnötigen neuen Beziehungsbalast abzutun.

Schließlich Gott selbst: Auch wenn es sich mancher Christ nur schwer vorstellen und annehme kann: Gott will alle! Er wollte Ruth über Naomi in die Gemeinschaft mit ihm einfügen. Er will mich und dich bei sich haben. Und am Ende der Zeiten, so sagt es unser Wochenspruch aus Lukas 13,29, werden sowieso alle zu ihm kommen; aus allen Himmelsrichtungen, als Muslime, als Juden, als Christen, als Ungläubige oder Hindus. Alle werden zu Gott kommen und bei ihm Frieden finden.

Manche kennen schon den Ausgang der Geschichte von Ruth. Sie findet in der Fremde einen tollen und lieben Mann. Ruth und Naomi sind gut versorgt. Am Ende bekommt Ruth sogar noch ein Kind. Alles ist gut!

So hollywoodmäßig die Geschichte auch endet – sie gibt uns doch einen Vorgeschmack auf den wunderbaren Ausgang der Geschichte Gottes mit uns Menschen.

Mich jedenfalls rührt diese Geschichte an. Denn sie gibt mir die Zuversicht, dass Gott mit uns durch Jesus Christus schon jetzt mit uns auf einen guten Weg ist. ER hilft uns zu begreifen, wohin wir gehören und ER nimmt uns an, wie wir sind. AMEN

Gebet

Guter Gott, Schöpfer aller Menschen.

Wir danken dir für deine Liebe und Treue zu allen Zeiten.

Wir bitten dich: Stärke unsere Liebe zu dir und zu unseren Mitmenschen.

Damit wir miteinander an deinem Reich bauen.

Guter Gott, Geist der Wahrheit.

Schenk uns einen wachen Verstand.

Mach uns stark, um für Fremde und Benachteiligte einzustehen.

Damit wir Ungerechtigkeit aufdecken und Grenzen überwinden.

Jesus, du Bruder und Freund. Du begleitest unser Leben.

Höhen und Tiefen – nichts ist dir fremd.

Wir bitten dich: Sei uns nah, so dass wir dich spüren können.

Segne uns, damit auch wir zum Segen werden.

Vater unser …         AMEN

Segen

Der Herr segne uns und behüte uns.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen.

Pfarrer Anselm Meyer

Stadtkirchgemeine Zwickau

Foto: Altar der Kirche Zwickau-Auerbach

Onlinegottesdienst aus Zwickau-Auerbach am 24.1.2021 auf der Internetseite: https://www.stadtkirchgemeinde.de