Gottesdienst für den 2. So nach Epiphanias (17. Januar 2021)
15. Januar 2021
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Eröffnung
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Ps124,8
Zu Weihnachten haben wir die Menschwerdung Gottes gefeiert. Gott macht sich ganz klein. Er wird Mensch, um uns nahe zu sein und unser Herz zu gewinnen. Zu Epiphanias kommt dann in den Blick, dass es wirklich Gott ist, der uns in Jesus begegnet. Wir haben seine Herrlichkeit gesehen. In der Epiphaniaszeit wird die Offenbarung der göttlichen Herrlichkeit weiter gefeiert und bedacht. Am 2. Sonntag nach Epiphanias unter dem Spruch: Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade. Joh 1,16 So beschreibt es das Johannesevangelium.
Von der Fülle und Herrlichkeit Gottes wird uns heute erzählt in der Geschichte vom Weinwunder zur Hochzeit in Kana. Ein Zeichen für die Gegenwart der himmlischen Freude in Jesus. Auch wir sind eingeladen, mit Jesus zu feiern.
Lied EG 74 Du Morgenstern, du Licht vom Licht
1. Du Morgenstern, du Licht vom Licht, das durch die Finsternisse bricht,
du gingst vor aller Zeiten Lauf in unerschaffner Klarheit auf.
2. Du Lebensquell, wir danken dir, auf dich, Lebend’ger, hoffen wir;
denn du durchdrangst des Todes Nacht, hast Sieg und Leben uns gebracht.
3. Du ewge Wahrheit, Gottes Bild, der du den Vater uns enthüllt,
du kamst herab ins Erdental mit deiner Gotterkenntnis Strahl.
4. Bleib bei uns, Herr, verlass uns nicht, führ uns durch Finsternis zum Licht,
bleib auch am Abend dieser Welt als Hilf und Hort uns zugesellt.
Psalmgebet (Psalm 105)
1 Danket dem HERRN und rufet an seinen Namen;
verkündigt sein Tun unter den Völkern!
2 Singet ihm und spielet ihm,
redet von allen seinen Wundern!
3 Rühmet seinen heiligen Namen;
es freue sich das Herz derer, die den HERRN suchen!
4 Fraget nach dem HERRN und nach seiner Macht,
suchet sein Antlitz allezeit!
5 Gedenket seiner Wunderwerke, die er getan hat,
seiner Zeichen und der Urteile seines Mundes,
6 du Geschlecht Abrahams, seines Knechts,
ihr Söhne Jakobs, seine Auserwählten!
7 Er ist der HERR, unser Gott,
er richtet in aller Welt.
8 Er gedenkt ewiglich an seinen Bund,
an das Wort, das er verheißen hat für tausend Geschlechter.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist
wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Evangelium aus Joh 2,1-11
1 Und am dritten Tage war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da.
2 Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen.
3 Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr.
4 Jesus spricht zu ihr: Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.
5 Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut.
6 Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maße.
7 Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan.
8 Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt’s dem Speisemeister! Und sie brachten’s ihm.
9 Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam – die Diener aber wussten’s, die das Wasser geschöpft hatten –, ruft der Speisemeister den Bräutigam
10 und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie trunken sind, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten.
11 Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat. Es geschah zu Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.
Predigt zu Joh 2,1-11 (2. So n. Epiphanias) 17.1.2021
Liebe Gemeinde, das Weinwunder zur Hochzeit in Kana lesen wir im Kapitel 2 des Johannesevangeliums, also zum Beginn des Wirkens von Jesus. Es ist das erste Zeichen seiner göttlichen Sendung. Ein Wunder, das erkennen lässt, wer Jesus ist.
Das Wunder beseitigt ohne großes Aufsehen die Peinlichkeit, dass der Wein nicht reicht. Vielleicht waren es einfach viel mehr Gäste als gedacht. Vielleicht haben sie ja auch alle viel getrunken. Oder das Paar war einfach nicht so wohlhabend, mehr Vorräte für die Hochzeit bereit halten zu können. Nicht schön, aber so etwas kann vorkommen. Sicher ist das peinlich für das Paar und die Familien. Aber es gab und gibt damals wie heute wichtigere, existentiellere Probleme und Nöte, für die ein Wunder und göttliche Hilfe viel dringender gebraucht würde. Deshalb hat man das Weinwunder auf der Hochzeit zu Kana auch als unnötiges Luxuswunder bezeichnet. Warum also tut Jesus das? Was soll das bedeuten?
Zunächst will Jesus auch gar nichts tun. Seine Mutter ergreift die Initiative. Sie macht Jesus auf das Problem aufmerksam. Und sie hat offensichtlich die Erwartung, oder sollen wir besser sagen den Glauben, dass Jesus etwas tun wird und aus der Misere helfen kann. Zunächst aber sieht Jesus seine Stunde noch nicht gekommen. Doch dann handelt er doch. Er befiehlt den Dienern, sechs Wasserkrüge mit Wasser zu füllen und dann eine Probe dem Speisemeister zu bringen. Und der stellt als unwissender und unabhängiger Gutachter fest, dass es sich um guten Wein handelt.
Sechs Krüge mit jeweils 80 bis 120 Litern sind Wein in Hülle und Fülle. Das Hochzeitsfest kann weiter gefeiert werden. Es geht Jesus dabei nicht um dieses Paar und diese Hochzeit. Wir erfahren nicht ihre Namen und auch nicht, wie es kommt, dass Jesus ihre Hochzeit mitfeiert. Es wird uns auch nichts von ihrer Reaktion berichtet. Noch nicht einmal, ob sie überhaupt bemerkt haben, was an Wunderbarem geschehen ist. Nur die Diener und die Jünger Jesu wussten, woher der Wein kam und welches Wunder durch Jesus gewirkt wurde. Und natürlich wir Leser des Evangeliums erfahren davon. Die Hochzeitsfeier scheint einfach weiter gegangen zu sein. Für die Jünger aber war das Wunder ein erstes Zeichen für die Bedeutung und Sendung von Jesus, für das, was er auch an uns tun möchte. Der Wochenspruch bringt es zum Ausdruck: Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade. Joh 1,16
Es geht um die Fülle Gottes aus der wir durch Jesus schöpfen. Wir empfangen Gnade: Wohltat und Heil, Freude und Erfüllung. Wer möchte nicht aus dem Vollen schöpfen können, Überfluss haben und Erfüllung erfahren? Sorglos leben und das Schöne und Gute genießen. Keine Angst, dass es alle wird und nicht reicht. Das Konto ist immer gedeckt. Die Vorräte werden einfach nicht alle. Es ist genug für alle da! Ja, diese Fülle möchte ich gern erfahren!
In unserem Leben ist es doch oft anders. Wir erfahren an vielen Stellen Mangel. Wir müssen damit leben, dass vieles begrenzt ist. Uns ist die Furcht vertraut, dass es nicht reichen könnte.
Der Impfstoff, die Betten im Krankenhaus und auf der Intensivstation, die Gesundheit und das Leben, unsere Kraft und Geduld angesichts der vielen Aufgaben und Herausforderungen, das Geld auf unserem Konto, die Liebe für ein ganzes Leben … Vieles erfahren wir schmerzlich als begrenzt. So ist nun mal das Leben in unserer Welt. Und das macht uns immer wieder zu schaffen. Wir geraten an die Grenzen und erfahren den Mangel. Unser Glauben an das Gute, an Gott gerät ins Wanken. Wir spüren, wie sehr wir uns nach der Fülle, nach dem Leben in seiner Erfüllung sehnen.
Mit seinem Wunder setzt Jesus einen Kontrapunkt. Bei Gott ist die Fülle, Leben im Überfluss, sorgloses Glück. Und Gott schenkt uns auch sehr viel Gutes und Schönes. Jesus verhindert, dass aus dem Traumfest ein Trauma wird. Er wirkt im Verborgenen zum Wohl. Das Fest kann weitergehen.
Und ich frage mich, wie oft Gott von mir unbemerkt zu meinem Wohl wirkt und mich Gutes erfahren lässt? Denn ich erfahre im Leben ja eben nicht nur Mangel und Grenzen sondern auch Freude und Glück.
Mit seinem Wunder wirkt Jesus aber mehr als nur den Luxus, dass das Hochzeitsfest unbekümmert weiter gefeiert werden kann. ER setzt ein Zeichen für sein Wirken an sich. Der Wein ist ein Zeichen der Freude und des Feierns. Die Fülle des Weins steht dafür, dass das Feiern kein Ende haben wird. Und die Hochzeit ist ein Bild für das Fest im Reich Gottes. Hochzeit und Wein zusammen sind ein Zeichen für die Heilszeit. Das Weinwunder lässt in Jesus die göttliche Herrlichkeit aufscheinen. Mit seinem Wirken bricht die Heilszeit an.
In Jesus begegnet uns Gott, damit wir Gott begegnen, damit wir uns einladen lassen, im Glauben mit IHM zu leben. Von den Jüngern heißt es am Ende der Wundererzählung: Sie glaubten an ihn. Und auch wir sind dazu eingeladen.
Gott will, dass wir durch Jesus teilhaben an der Fülle. Er will nicht, dass die Unbarmherzigkeit und Härte dieser Welt das letzte Wort haben. Wir sollen vielmehr Gnade um Gnade von Gott empfangen.
Das göttliche Licht scheint in Jesus. Es scheint hinein in unser Leben. Das will uns berühren und Glauben wecken, damit es in uns weiter leuchtet, auch wenn die Lichter der Freudenzeit am 2. Februar wieder erlöschen, auch wenn wir Mangel spüren und an Grenzen stoßen. Alle Finsternis kann das Licht Gottes nicht auslöschen.
Wir sind mit Jesus unterwegs. Und am Ende wird das Feiern kein Ende haben. Amen.
Gebet
Allmächtiger Gott, barmherziger Vater, der du Wasser in Wein verwandelst, wir bitten dich für alle, die unter irgendeinem Mangel leiden,
beschenke sie in ihrer Not und lass sie Erfüllung und Freude erfahren.
Gott, der du Wasser in Wein verwandelst, wir bitten dich
für die Freudlosen, die sich festbeißen und schwer beladen sind. Nimm ihnen von ihrer Last etwas ab, gib ihnen wieder zu lachen.
Gott, der du Wasser in Wein verwandelst, wir bitten dich
für die, die im Gleichmaß ihrer Tage ersticken: Hilf ihnen, den Rhythmus von Arbeit und Ruhe zu finden, hilf ihnen, das Besondere zu genießen und zu feiern.
Gott, der du Wasser in Wein verwandelst, wir bitten dich
für die Kranken und alle, die für sie sorgen, schenke Geduld und Weisheit, Lebenskraft und Heilung, Lebensfreude statt Mangel.
Gott, der du Wasser in Wein verwandelst, wir bitten dich
für deine Kirche und alle, die dein Wort verkündigen, fülle unsere dürftigen Rituale und Floskeln, Lieder und Feiern, dass deine Gegenwart und Freude Menschen berührt und Herzen erfüllt.
Gott, der du Wasser in Wein verwandelst, wir bitten dich
lass viele mit dabei sein bei deinem Freudenfest, schenke Glauben und hilf mit Dir dahin auf dem Weg zu sein.
Dir vertrauen wir uns an, indem wir beten: Vater unser im Himmel.
Segen
Der Herr segne uns und behüte uns.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen.
Pfarrer Andreas Marosi
Stadtkirchgemeine Zwickau
Onlinegottesdienst aus der Katharinenkirche Zwickau am 17.1.2021 auf der Internetseite: https://www.stadtkirchgemeinde.de
Foto: Katharinenkirche Zwickau