Gottesdienst am Sonntag Estomihi. Diesen Gottesdienst finden Sie unter https://www.stadtkirchgemeinde.de als Online-Gottesdienst aufgezeichnet in der Kapelle Pöhlau und gleichzeitig als Präsenzgottesdienst am Sonntag, 14. Februar um 10:30 Uhr im Dom St. Marien
12. Februar 2021
Bitte nutzen Sie unser Angebot zur Andacht zu Hause. Sie dürfen diese Andachten zu Hause feiern, auch kopieren, verschenken!
ALLE: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen /Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn / der Himmel und Erde gemacht hat. / Der Herr sei mit euch.
EINER: Wir feiern miteinander Gottesdienst. Der Name des heutigen Sonntages lautet: ESTOMIHI – Übersetzt: „sei mir“…. Seinen Ursprung hat das Wort in Psalm 31,3 dort heißt es: „sei mir ein starker Fels“. Es geht also um mich und meine Beziehung zu Gott. In einem Wort gesagt: um die Nachfolge. Und das bedeutet tatsächlich mit Jesus unterwegs zu sein, und in Kauf nehmen was das Leben an uns heranträgt. // Um schöne Worte geht es dabei nicht, sondern um das Vertrauen in den Weg mit Gott und seine Zuwendung zu uns. Und so heißt es auch im Wochenspruch: „Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.“ Dieser Zuruf soll uns stärken. (symbolisch eine Kerze anzünden)
Lasst uns nun miteinander ein 1. Lied singen. Aus EG Nr. 401 singen wir: Liebe, die du mich zum Bilde Wir singen die Strophen 1 und 4.
1. Liebe, die du mich zum Bilde deiner Gottheit hast gemacht,
Liebe, die du mich so milde nach dem Fall hast wiederbracht:
Liebe, dir ergeb ich mich, dein zu bleiben ewiglich.
4. Liebe, die du Kraft und Leben, Licht und Wahrheit, Geist und Wort,
Liebe, die sich ganz ergeben mir zum Heil und Seelenhort: Liebe, dir ergeb ich mich, dein zu bleiben ewiglich.
Einer: Wir beten:
Gott, deine Liebe ist wahrhaftig. Sie ist neu auch an diesem Sonntagmorgen. Sie will uns frei machen aber noch schleppen wir vieles mit uns herum. Voll beladen sind wir in unserem Alltag. So vieles tun wir, an so vieles denken wir, so vieles will erledigt werden. / Oft fehlt uns dabei die Zeit. Die Zeit, zu uns selbst zu kommen, und wichtiger: die Zeit zu dir zu kommen. Darum bitten wir: schenke uns jetzt diese Zeit. Lass uns auf die Stimme deiner Liebe hören. Komm zu uns mit deinem Erbarmen und begegne uns in deinem Wort. Herr erbarme dich. Christus erbarme dich. Herr erbarm dich über uns. AMEN
EVANGELIUM: Markus 8,31-38
Wir lesen das Evangelium aus Markus 8. Kapitel (Einer oder Mehrere aus der Familie lesen)
31 Jesus fing an, die Jünger zu lehren: Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen. / 32 Und er redete das Wort frei und offen. Und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihm zu wehren. / 33 Er aber wandte sich um, sah seine Jünger an und bedrohte Petrus und sprach: Geh hinter mich, du Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist. / 34 Und er rief zu sich das Volk samt seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. / 35 Denn wer sein Leben behalten will, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird’s behalten. / 36 Denn was hilft es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und Schaden zu nehmen an seiner Seele? / 37 Denn was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse? / 38 Wer sich aber meiner und meiner Worte schämt unter diesem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln.“.
EINER: Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.
ALLE: Lob sei dir Christus.
P r e d i g t: (Einer oder Mehrere lesen)
Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder, eine deutsche Schriftstellerin berichtet in einem Buch, wie sie eines Morgens aufsteht, auf den Balkon geht und sehr lange in den Himmel schaut. Dabei entdeckt sie eine Wolke, die plötzlich rückwärts gezogen wird und gegen den Strom treibt. In diesem Moment zerspringt die Welt in ihren Augen. Alles geht in die Brüche. Selbst das sicher geglaubte. // Und da liegt es nun, ihr eigenes Leben mit seinen vormals bewohnten und den verlassenen Welten. Es fragt nach Bilanzen und Begegnungen und am Ende auch nach Gott. // Wirklich klar jedoch zu sehen, ist allein das, was die Betrachterin in sich trägt. // Es sind vergessen Gesichter, geglaubte Worte, bewegte Bilder, Erinnerungen die zu einer Gegenwart werden die es so nicht mehr gibt. Und doch, diese Erinnerungen fügen alles zusammen, selbst das, was vormals nicht zusammenpasste. Und alles verdrängt den Alltag. Nichts bleibt mehr übrig für ein Wunder. Das Staunen vergeht, der Glaube verblasst, der Himmel verliert sich und sie, die Betrachtende, passt sich an. Sie geht im Alltag auf, wie der Rauch in einer Flamme und übt Zufriedenheit mit dem, was ihr zugemessen ist.
„Es gibt, kein richtiges Leben im Falschen“ – sagt der Philosoph Theodor Adorno. Und wenn er Recht hat, bleibt am Ende nur das was der heutige Predigttext auch vermitteln will, nämlich, dass die Welt nicht so bleiben muss wie sie ist, weil sie mehr ist als das was vor Augen ist. Freude ist mehr als die Abwesenheit von Leid und Barmherzigkeit heißt noch nicht, dass Hunger und Elend besiegt sind.
Ich lese aus Jesaja 58: Brich dem Hungrigen dein Brot und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte und seine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des Herrn wird deinen Zug beschließen. Dann wirst Du rufen und der Herr wird dir antworten. Wenn du schreist, wird er sagen: Siehe, hier bin ich.“ (Jesaja 58,7-9)
Als ich diese Worte las, musste ich daran denken, wie die Menschen sie aufgenommen haben. In einer Zeit der Entbehrung, wo es durchaus schwierig gewesen ist zu leben, hatte es nicht jeder gut. Es waren die Jahre des Neuanfangs nach dem Exil – eine angespannte Zeit. Von einem erfüllten Leben konnten viele nur träumen. Man hatte sich aus den Augen verloren und achtete darauf, das Errungene zu bewahren. Der Umgang miteinander war nicht mehr ehrlich, es gab Hader und Zank auch in Zeiten, in denen man Frieden zu schließen hatte – in den Fastenzeiten etwa oder beim Zusammentreffen zu den Gottesdiensten – wie konnte man da auf Worte der Propheten hören, die fordernd, anklagend und schroff und etwas an der Realität vorbei, zu predigen schienen?!
„Ihr tut nur so“ – das war ein ziemlich großer Spiegel der Israel vorgehalten wurde und ein anderes Bild zeigte als das, das man gerne gesehen hätte. Und trotzdem war es etwas, was aufhorchen ließ. Denn das konnte nur heißen: euer Leben ist Fassade, euer Wohlstand ist gefälscht, eure Freiheit engt ein und euer Lebensstil kostet viele Menschen Kraft. ÄNDERT DAS.
Was in den Erzählungen der Alten geglänzt hatte, wie ein strahlender Stern geriet in ein unerträgliches Zwielicht. Das „Heilige Jerusalem“ verlor seinen Glanz und der Glaube an Gott, diese Sehnsucht nach Lebendigkeit und Hilfe, die sie über Jahre getragen hatte und ein kindliches Erstaunen lebendig hielt, verkam zur leeren Form.
Gelegentlich kann ich das auch Spüren, dieses Vakuum, das auf Wissende trifft und höre ein Rufen, das Ohren und Menschen wecken kann. Auch ich denke: wie wahr! Wer seinen Nächsten aus den Augen verliert, verliert Gott aus dem Herzen! Und wer Gott aus dem Herzen verliert, verliert das Gebet. Und der Himmel verdunkelt sich und die Wolken zerspringen und mit ihnen das Staunen, das Hoffen und die Freude an der Zeit auf dem Balkon, die Stunde, die den Tag bejaht und das erstaunliche Weiß, das rein ist und am Himmel kleben bleibt, das durchsichtig ist und aufklärt.
Darum ist es gut, wenn Jesaja es nicht dabei belässt. Er zeigt uns wo GOTT sein Herz hat, mit wessen Augen er sieht, mit wessen Worten er redet und wem er sein Ohr leiht und ermutigt auch uns, sich darauf einzulassen.
Das Maß ist nicht allein die Tat, sondern die Glaubwürdigkeit des Tuns. Und Gott malt weiter.
Seine Wolken laufen nicht himmelwärts sondern weltwärts und bleiben ein Zeichen für seine Gegenwart und für sein Handeln. Und vielleicht spürt mancher, der auch heute noch dabei ist neu anzufangen: ich kann immer etwas abgeben! Dabei geht es nicht ausschließlich um Almosen oder Spenden; es geht um eine Lebenshaltung.
Natürlich: Ich kann auch mal zurückstecken und auf ein scheinbares „Recht“ verzichten, wenn ein anderer dadurch besser „zu-recht“ kommt. Ich kann auch mal, nicht gleich wertend, einlenken, wenn andere meinen: „Das steht dir zu, nimm es für dich. Das ist nur recht und billig…“ Jesus hat ähnlich gehandelt und die ganze Bibel durchzieht dieses Grundmotiv. // Gut ist ein Fasten, das keinen Selbstzweck hat, und ein Gottesdienst der den Horizont weitet, ein Glaube, der anderen Aufmerksamkeit schenkt und auf Gottes DA – sein setzt.
Diese Erfahrung wünsche ich Vielen. Besonders in der anstehenden Fastenzeit. Dass Sie den Himmel offenhalten können und heiter die Erde verändern, Menschen begleiten und ihnen Gottes Barmherzigkeit schenken. Die Kraft dazu wird uns von Gott gegeben.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. In dem, der da war, dem, der da ist und dem, der da kommt. Amen
Fürbittengebet: (Einer oder mehrere im Wechsel)
Gott des Lebens, der Weg zu dir führt nicht an anderen Menschen vorbei. Du hast zu ihnen gesprochen und du sprichst auch zu uns. Wir danken dir für dein Wort. Es sagt uns zu, dass die Sehnsucht unseres Herzens nach Frieden und Ruhe, nach Zuversicht und Vertrauen, eine Antwort finden bei dir. Wir bitten dich, bewahre uns vor bösen Taten, vor der Sucht nach Macht und Geld – dass wir uns nicht selbst verlieren in dieser Welt.
Wir denken vor dir an die Armen und Notleidenden, die Gefangenen und Verfolgten, an die Einsamen und Verzweifelten, an die Kranken und Sterbenden. Lass ihnen den Glauben nicht versiegen und halte ihre Hoffnung wach.
Lass dein Wort so gepredigt werden, dass es Gehör finde in diesen Zeiten. Lass uns hören und dir folgen, dass unser Herz weit werde und unser Blick klar für die Ziele unseres Lebens. Führe uns durch die anstehende Fastenzeit und leite uns zur Besinnung und inneren Ruhe und gib uns die Kraft nach dem zu suchen, was dem Frieden dient. Lass unseren Gottesdienst nicht zum leeren Ritual werden denn du bist größer als unser Herz. Nimm uns so in deine Gegenwart, wie wir hier zugegen sind und schenke uns Worte die ermutigen.
Für dies und anderes was uns auf dem Herzen liegt, rufen wir zu dir mit den Worten Jesu:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf Erden. Unser tägliches Brot gib und heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
SEGEN (EINER oder ALLE)
Der Herr segne uns und behüte uns. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden + Amen.
EG 444,6:
Gott will ich lassen raten, / denn er all Ding vermag./ Er segne meine Taten / an diesem neuen Tag. / Ihm hab ich heimgestellt / mein Leib, mein Seel, mein Leben / und was er sonst gegeben; / er mach’s wie’s ihm gefällt.
Darauf so sprech ich Amen / und zweifle nicht daran, / Gott wird es alls zusammen / in Gnaden sehen an, / und streck nun aus mein Hand, / greif an das Werk mit Freuden, / dazu mich Gott beschieden / in meim Beruf und Stand.
Liturgie und Predigt: Harald Pepel, Superintendent
Foto: Kapelle Pöhlau