Andacht für den 1. Christtag, 25.12.2020
25. Dezember 2020
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Spruch für den Tag: :
Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. Johannes 1,14a
Eröffnung
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
Lied EG 37,1-3: Ich steh an deiner Krippen hier
1. Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesu, du mein Leben; ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben. Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn, Herz, Seel und Mut, nimm alles hin und lass dir’s wohlgefallen.
2. Da ich noch nicht geboren war, da bist du mir geboren und hast mich dir zu Eigen gar, eh ich dich kannt, erkoren. Eh ich durch deine Hand gemacht, da hast du schon bei dir bedacht, wie du mein wolltest werden.
3. Ich lag in tiefster Todesnacht, du warest meine Sonne, die Sonne, die mir zugebracht Licht, Leben, Freud und Wonne. O Sonne, die das werte Licht des Glaubens in mir zugericht’, wie schön sind deine Strahlen!
4. Ich sehe dich mit Freuden an und kann mich nicht satt sehen; und weil ich nun nichts weiter kann, bleib ich anbetend stehen. O dass mein Sinn ein Abgrund wär und meine Seel ein weites Meer, dass ich dich möchte fassen!
Johannes 1,1-5.9-14: Das Wort
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen.
Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen. Es war in der Welt, und die Welt ist durch dasselbe gemacht; und die Welt erkannte es nicht.
Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden: denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus menschlichem Geblüt noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern aus Gott geboren sind. Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
Impuls
Weihnachten einmal anders – so ist es in diesem Jahr. Sicher verbringen auch Sie das Weihnachtsfest anders als in anderen Jahren. Kontaktreduzierung, wenige oder gar keine Besuche, keine voll besetzten Kirchen mit Christverspern, Krippenspielen, Bläsern und Chören. Weihnachten einmal anders. Hoffentlich nur einmal anders?
Weihnachten einmal anders – so könnte man es auch über die Worte schreiben, mit denen Johannes seine Weihnachtsgeschichte erzählt. Kein armer Stall, kein kleines Kind in der Krippe, keine herbergssuchenden Maria und Joseph, keine armen Hirten, keine reichen Sterndeuter, kein machthungriger König Herodes. Das alles fehlt bei der Weihnachtsgeschichte des Johannes.
Dafür wirken seine Worte viel größer als die Worte der zu Herzen gehenden Weihnachtsgeschichten bei Lukas und Matthäus. Es sind Worte, die wie aus einer anderen Welt, die wie aus der Herrlichkeit Gottes zu uns herüber scheinen, das geheimnisvolle Licht der Krippe leuchtet auf, ohne dass von ihm erzählt wird. Es geht um das große Ganze. Weihnachten einmal anders.
Und doch gibt es da etwas, was mich in meinem tiefsten Inneren berührt, anspricht. Ich staune über diese großen Worte, in die ich mich nur hineinbegeben kann, ohne sie vollständig in ihrer Tiefe und Bedeutung erfassen oder gar verstehen zu können. Und doch spüre ich da etwas von Gottes Nähe, von seiner Liebe, mit der mir begegnen will.
Im Anfang war das Wort – Johannes schlägt den Bogen weit zurück hinter Bethlehem, Maria und Josef, den Hirten und Weisen. Er beginnt am Anfang der Welt, die durch Gottes Wort, dem Logos, geschaffen wird. Das, was am Anfang Himmel und Erde entstehen lassen hat, das, was am Anfang das Chaos geordnet und allen Lebewesen, auch dem Menschen, Leben eingehaucht hat, wird in Jesus Mensch. Eine neue Schöpfung bricht mit Christus an, eine neue Zeit, ein neuer Äon – die Zeit des Heils, die Zeit, in der Gottes Herrlichkeit sichtbar wird. Licht kommt in die Finsternisse der Welt. Welch ein großer Bogen, der hier von Johannes geschlagen wird! „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.“
Wie nötig haben wir das auch heute in unseren Tagen, dass Gottes Herrlichkeit sichtbar und erlebbar wird, dass Finsternis erhellt und Dunkelheit erleuchtet wird! Und vielleicht sind wir in diesem Jahr, wo Weihnachten so anders ist, offener und empfänglicher für diese Botschaft und Erfahrung des Johannes. Vielleicht entdecken wir ja auch an Stellen, die uns bisher selbstverständlich waren, mit einem anderen Blick, Zeichen der Herrlichkeit Gottes, die unter uns sichtbar wird.
Dann staunen wir wieder über das Wunder der Weihnacht. Wir sehen dieses leuchtende Licht, das uns von Bethlehem entgegen strahlt. Wir sehen, wie Finsternisse durch dieses Licht erhellt werden und lassen uns bescheinen von diesem Licht, dem wahren Licht, das im Anfang bei Gott war – voller Gnade und Wahrheit.
Und wir tragen dieses Licht hinaus in eine Welt, in der sich an vielen Stellen Finsternis, Angst, Krankheit, Einsamkeit und Trauer ausgebreitet haben in eine Welt, die alles andere ist als das Himmelreich auf Erden. Aber auch eine Welt, in der es Zeichen der Liebe und Nähe Gottes gibt, in der Gottes Herrlichkeit erkennbar und erfahrbar wird.
Im Anfang war das Wort. Und in Jesus Christus ist dieses Wort Fleisch geworden. Und wir sehen seine Herrlichkeit. Wir sind Teil des großen Bogens vom Anbeginn der Welt.
Weihnachten einmal anders. Ohne Ochs und Esel, Hirten und Weise. Dafür Weihnachten als Beginn und Fortsetzung der heilvollen Geschichte Gottes mit uns. Im Anfang war das Wort. Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns. Und wir sahen und wir sehen seine Herrlichkeit eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Weihnachten einmal anders – nur einmal anders? Amen.
Gebet (EG 37,9: Ich steh an deiner Krippe hier)
Eins aber, hoff ich, wirst du mir, mein Heiland, nicht versagen: dass ich dich möge für und für in, bei und an mir tragen. So lass mich doch dein Kripplein sein; komm, komm und lege bei mir ein dich und all deine Freuden.
(Raum für eigene Worte des Gebetes…)
Vater unser
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen
Der Herr segne uns und behüte uns.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen.
Pfr. Matthias Große, Glauchau – www.kirchgemeinde-glauchau.de
Foto: St. Georgenkirche Glauchau