Gottesdienst am Neujahrstag 2021 – Hausgottesdienst
29. Dezember 2020
Bitte nutzen Sie unser Angebot zur Andacht zu Hause. Sie dürfen diesen Gottesdienst zu Hause feiern, auch kopieren, verschenken!
ALLE: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen /Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn / der Himmel und Erde gemacht hat. / Der Herr sei mit uns.
EINER: Wir feiern miteinander Gottesdienst. Es ist der erste Tag im Neuen Jahr. Wir schauen auf Gott, Anfang und Vollender des Lebens. Wir schauen auf Jesus Christus, Mensch geworden für uns. Wir bitten um den Heiligen Geist, der uns mit Gott verbindet und uns untereinander lebendig hält. (symbolisch eine Kerze anzünden)
Lasst uns nun miteinander ein 1. Lied singen. Aus dem EG Nr.61 singen wir: Hilf, Herr Jesu, lass gelingen Wir singen die Strophen 1.2 und 5.
- Hilf, Herr Jesu, lass gelingen, hilf, das neue Jahr geht an; lass es neue Kräfte bringen, dass aufs neu ich wandeln kann. Neues Glück und neues Leben wollest Du aus Gnaden geben.
- Was ich sinne, was ich mache, das gescheh in dir allein: wenn ich schlafe, wenn ich wache, wollest du, Herr, bei mir sein; geh ich aus, wollst du mich leiten; komm ich heim, steh mir zur Seiten.
- Jesus richte mein Beginnen, Jesus bleibe stets bei mir, Jesus zäume mir die Sinnen, Jesus sei nur mein Begier, Jesus sei mir in Gedanken, Jesus lasse nie mich wanken
Einer: Wir beten mit Worten aus Psalm 8:
- Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen, der du zeigst deine Hoheit am Himmel!
- Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge hast du eine Macht zugerichtet um deiner Feinde willen, dass du vertilgest den Feind und den Rachgierigen.
- Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne die du bereitet hast;
- Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?
- Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.
- Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan:
- Schafe und Rinder allzumal, dazu auch die wilden Tiere,
- Die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Meer und alles, was die Meere durchzeiht.
- HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen!
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wie es war von Anfang, jetzt und Allezeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen
Alle: Gebet
Ewiger Gott, du schenkst uns die Zeit. Gib, dass wir in diesem neuen Jahr deine Gegenwart erkennen und in allem, was uns geschieht, deine Liebe erfahren. Lass uns darüber froh werden, dass dein Sohn gekommen ist, unser Herr Jesus Christus, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. AMEN.
EVANGELIUM: Lukas 4,16-21
Wir lesen das Evangelium aus Lukas 4. Kapitel (Einer oder Mehrere aus der Familie lesen)
(16.) Jesus kam nach Nazareth, wo er aufgewachsen war, und ging nach seiner Gewohnheit in die Synagoge und stand auf, um zu lesen. (17.) Da wurde ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht. Und als er das Buch auftat, fand er die Stelle, wo geschrieben steht: (18.) „ Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat und gesandt, zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie gehen sollen, und die Zerschlagenen zu entlassen in die Freiheit (19.) und zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn.“ (20.) Und als er das Buch zutat, gab er’s dem Diener und setzte sich. Und aller Augen in der Synagoge sahen auf ihn. (21.) Und er fing an, zu ihnen zu reden: Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren.
Evangelium unseres Herrn Jesus Christus. Lob sei dir Christus.
P r e d i g t : (Einer oder Mehrere aus der Familie lesen)
Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Lukas 6,36
In einer seiner Weihnachtsgeschichten erzählt der englische Schriftsteller Carles Dickens die Geschichte von einem Mann, der die Erinnerung des Herzens verlor. Ebenezer Scrooge ist ein alter Geizhals geworden. Schroff weist er am Heiligen Abend den Vorsteher eines Armenhauses aus seinem Zimmer und lässt ihn leer ausgehen. Unbarmherzig fertigt er den eigenen Diener ab und wirft dem Neffen vor, er sei ein armseliges Gesindel. Gefühle oder Gedanken, die ihn in der Begegnung mit menschlichem Leid hätten leiten können, wecken keine Erinnerungen der Güte mehr in ihm. Die Liebe, die ihn von der Last der Vergangenheit befreit hätte, hatte er seit dem Tod seines Geschäftspartners Marley verloren. Die Bilanzen waren ihm wichtiger geworden als alles andere um ihn herum. Weihnachten betrachtete er als „dummes Zeug“. Das Streben nach Reichtum und Gewinn hatte ihn blind gemacht für Freundschaft und Liebe die sich an diesen Tagen besonders zeigten. Dann wendet sich das Blatt. Ebenezer Scrooge erscheint am Heiligen Abend sein früherer Geschäftspartner Jacob Marley der früher auch ein eiskalter Geschäftsmann war und es nun bitter bereut. Mittels verschiedener Gestalten führt Marley den alten Scrooge durch seine Vergangenheit, seine Gegenwart und seine Zukunft. Scrooge darf beobachten, wie er gelebt und sich verhalten hat und noch verhält. Daraufhin verändert sich sein Leben: aus dem boshaften alten Mann wird der Lieblingsgroßvater aller Kinder.
Beim Lesen der Jahreslosung für 2021 musste ich an diese wundervolle Geschichte denken. In ihr wird deutlich, welche Weite das Wort Barmherzigkeit umfasst. Sie ist nicht ausschließlich ein punktuelles Ereignis, sondern ein Handeln das früh beginnt. Barmherzigkeit wird angelegt in der Lebensgeschichte eines jeden Menschen. Das Kind ist genauso gefragt wie der junge Erwachsene oder der alte Mensch. Und sie ist angelegt in der Güte, mit der Menschen bereit sind einander zu begegnen. Wer das Gute und die Güte nie erfahren hat, für den wird es schwer sein, die Größe der Barmherzigkeit zu umfassen. Und auch wer sich dessen nicht mehr erinnern kann oder will, dass ihm selbst Barmherzigkeit und Güte geschenkt wurden, wird sich schwer damit tun, sein Herz für den anderen zu öffnen.
„Von jedem Menschen wird verlangt, dass er sein Herz auftut für seine Mitmenschen.“ – lese ich in der Erzählung von Charles Dickens und meine, da ist was Wahres dran. Denn die eigentliche tiefe Erinnerung des Herzens hat immer auch mit der Hoffnung zu tun, derer jeder Mensch bedarf. Jeder von uns könnte hier seine eigene Geschichte erzählen. Und vielleicht ist es ja auch so, dass dieses Jahr ein besonderes Jahr dafür werden darf.
Es ist der ungewöhnlichste Jahreswechsel seit langem. Die Corona-Pandemie beschäftigt uns. Sie wird, der Einschätzung von Experten folgend, noch einige Monate, vielleicht auch Jahre noch Thema sein. Sie zeigt wie verletzlich Leben ist und bleiben wird. Die Nerven sind angespannt. Man sucht nach Lösungen. In Gesprächen ist von Beleidigungen und Verschwörungen die Rede. Aber mit Rechthaberei und Unbarmherzigkeit wird es nicht möglich sein, Heilung herbeizuführen oder heilend in der Krise zu wirken.
„Seid barmherzig“ höre ich Jesus sagen. Und das ist gut. Denn Jesus weist damit nicht nur auf die natürliche Eigenschaft des Menschen hin, sondern auf Gott der sich großzügig und bedingungslos uns Menschen zugewendet hat. In der Feldpredigt des Lukas, aus der die Jahreslosung stammt, spricht Jesus zu einer großen Menschenschaar, die gekommen war, um ihn zu hören und von ihm geheilt zu werden.
Vielleicht müssten wir dieses auch tun. Das Leben nicht nur vereinnahmen sondern von Grund auf neu überprüfen, bereit sein, es als eine Geschenk für andere zu leben und zu betrachten. Es ist wohl keine kurze Chance um etwas aus den Möglichkeiten des Seins zu gewinnen, sondern eine Quelle der Güte. Sie fließt für eine neue Freiheit, für einen neuen Willen, der hereintritt in das Leben das wir nicht regulieren können, weil es dem Geheimnis der Führung Gottes nachgeht.
Seid barherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist – das Wort Jesu ist kein moralischer Apell sondern vielmehr eine Erinnerung daran, dass auch wir Barmherzigkeit und Gnade erfahren haben und erfahren werden.
Gott vertrauen können, weil er sich in Wahrheit und Liebe gezeigt hat – das ist die große Hoffnung des kleinen Senfkorns das aufgehen will. Das gilt auch uns. Zunächst wächst das Korn nach innen. Dann bricht es auf nach Oben und verwurzelt – nicht im Toten sondern im lebendigen Erdreich als Symbol für eine ganz reale Wirklichkeit.
Die Werke der Barmherzigkeit sind nicht nur moralische Akte. Es sind zugleich Christusbegegnungen und sie haben einen Namen. Darum bleiben sie auch Zeugnisse für die Anwesenheit Jesu in dieser Welt. Ihre Ursache ist das Evangelium, das sich für den Lebensweg eines jeden Menschen öffnet. Es ist eine Oase des Aufatmens für Herz und Seele und ein fester Anker für den Glauben als Grundbestand der Menschlichkeit. Wenn ein Leben zugänglich für das Evangelium wird, dann orientiert sich das Leben neu.
Und so darf es im Jahr 2021 auch sein. Die Welt des barmherzigen Vaters beginnt neu, wo das Wort Jesu zu barmherzigen Schritten führt.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen
Fürbittengebet: (Einer oder mehrere im Wechsel)
Wir danken dir Gott,
dass du in unserem Leben immer wieder Spuren hinterlässt
und mit uns bist auf unseren Wegen.
Wir danken dir dafür,
auch wenn wir deine Nähe nicht immer erkennen können
oder wenn wir deine Spuren manchmal erst nach vielen Jahren entdecken.
Besonders im heute angefangenen Jahr bitten wir dich für die Menschen, die an ihrem Leben schwer zu tragen haben.
Stelle ihnen Menschen an die Seite, die ihnen beistehen,
und lass sie achtsam werden für deine Gegenwart.
Wir bitten dich für alle unheilbar Kranken, für die Opfer von Unfällen und Gewalt und für Menschen deren Leben sich durch die Corona-Pandemie von einem auf den anderen Tag verändert hat. Sei bei ihnen und gib ihnen Kraft ihr Schicksal zu tragen.
Wir bitten dich für die Trauernden. Sei ihnen nahe und schenke ihnen deinen Trost. Hilf ihnen den Weg der Trauer gut zurückzulegen.
Wir bitten dich für uns alle, dass wir dein Wirken in unserem Leben und in unserer Welt immer wieder entdecken. Hilf uns barmherzig mit uns selbst und mit anderen zu sein. Schenke uns weiten Raum unter unseren Füßen. Wandle und erneuere deine Gemeinde.
Für diese und anderes was uns auf dem Herzen liegt, rufen wir zu dir mit den Worten Jesu:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf Erden. Unser tägliches Brot gib und heut und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
SEGEN: (Einer)
Lasst uns bitten um den Segen des Herrn:
Der Herr segne uns und behüte uns. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen.
Ich wünsche Ihnen Gesegnete Weihnachtsfeiertage, Gesundheit und Bewahrung. Bleiben Sie behütet und Gott befohlen.
Lied: Von guten Mächten wunderbar geborgen EG 65
- Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar, so will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr.
7. Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiß an jedem neuen Tag
Liturgie und Predigt: Harald Pepel, Superintendent
Foto: scm-Verlag