geistliches Wort zum Ewigkeitssonntag
Liebe Gemeinde, der Ewigkeitssonntag erinnert uns daran, dass wir mitten im Leben vom Tod umfangen sind. Nicht nur von dem letzten, dem endgültigen Tod, sondern auch von den Toden, die wir mitten im Leben sterben, von den kleinen Abschieden, die dem großen Abschied vorausgehen. Menschen, mit denen wir ein Stück unseres Weges gegangen sind, gehen aus unserem Leben. Beziehungen brechen ab, manche im Frieden, andere im Streit. Hoffnungen werden enttäuscht, Träume nicht erfüllt. Wunden bleiben zurück. Die Kräfte des Körpers lassen nach. Was früher keine Mühe bereitete, ist nun nicht mehr möglich. Die Welt wird kleiner: ein Ort – ein Haus – eine Etage – ein Zimmer – ein Bett. Die Kinder gehen aus dem Haus. Plötzlich ist es leer und still. Die Besuche werden immer kürzer, die Abstände zwischen ihnen immer länger. Sie leben jetzt in ihrer eigenen Welt. Der Tod wirft seine Schatten voraus. „Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir also leben oder sterben, wir sind des Herrn.“ (Röm 14,8). Wir bleiben in der Hand Gottes, im Leben und im Tod. Das ist uns zugesagt. Und darauf vertrauen wir in den Abschieden unseres Lebens. Sie werden uns zwar weiterhin traurig machen, werden Spuren hinterlassen, werden unser Leben verändern, werden es ärmer machen, aber sie werden es nicht mehr zu einem Leben auf den Tod hin machen. Sie sind Teil unserer Geschichte mit Gott, für die der Tod kein Ende ist. Nichts von dieser Geschichte wird vergebens gewesen sein, nichts wird verloren gehen. Sie hat Ewigkeit, deshalb müssen wir nicht versuchen, unserem Leben Ewigkeit zu verschaffen. Wenn wir in diesem Vertrauen leben, dann halten wir nicht fest, sondern lassen los. Wir lassen Menschen los im Vertrauen darauf, dass die Beziehungen nicht abbrechen. Wir lassen Aufgaben los im Vertrauen darauf, dass alles, was wir getan haben, nicht vergebens gewesen ist. Wir lassen Orte los im Vertrauen darauf, dass sie, wenn an ihnen wirklich gelebt wurde, ein Stück unserer Geschichte bleiben werden. Und zuletzt, am Ende unseres Lebens, lassen wir auch unseren Körper und unsere Seele los im Vertrauen darauf, dass all das, was uns als Menschen, ausgemacht hat, Bestand haben wird und bei Gott aufgehoben ist. Der Platz an unserer Arbeitsstelle wird von einem anderen Menschen ausgefüllt werden, das Haus, in dem wir gelebt haben, wird von anderen Menschen bewohnt werden, aber der Platz, an den uns Gott in unserem Leben gestellt hat, wird von niemand anderem ausgefüllt werden. Wenn wir am Ende darauf vertrauen, dass unsere Geschichte mit Gott weitergeht, dann sind wir auf einmal mitten im Tod vom Leben umfangen.
Pfr. Andreas Friese, z.Zt. Kirchgemeinde Mülsen
Erntedank – Zeit Dank zu sagen
Jedes Jahr aufs Neue feiern wir das Erntedankfest. Kirchen werden geschmückt, Blumenkränze gewunden und Erntegaben eingesammelt. Nach dem Gottesdienst gehen diese und Geldspenden meist an gemeinnützige Einrichtungen vor Ort, z.B. an „Die Tafel“ oder an die Diakonieeinrichtungen. Beim Gottesdienst erklingen Lieder, die ausdrücken, wie dankbar wir Gott für diese schöne Erde und alle Gaben sind. Wir haben zu Essen und frisches Wasser, sogar aus dem Wasserhahn. Wir haben genug Kleidung und Dächer über dem Kopf.
Dies alles ist nicht selbstverständlich. Millionen Menschen auf der Welt haben nicht die Möglichkeiten, leben an der Armutsgrenze und darüber hinaus. Mütter wissen nicht, wie sie ihre Kinder ernähren sollen und müssen ihnen beim Sterben zusehen. In unserem Land steigt die Kinder- und Rentnerarmut. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird größer.
Nicht nur klimatische Bedingungen zwingen Menschen in derartige Situationen, auch wir selber haben daran unseren Anteil. Durch Kriege, Gewalt und fortschreitende Umweltzerstörungen tragen wir bei, dass Lebensbedingungen schlechter werden.
Demgegenüber steht das Gotteslob, der Dank an Gott für alles, was wir sind und haben. Und ich denke, das ist sehr wichtig. Wenn ich meine Augen öffne und mich umsehe, dann kann ich jeden Tag, auch an den schwärzesten Tagen für mich etwas Gutes entdecken: z.B. ein schönes Essen, der Sonnenstrahl auf der Nase, das frische Wasser aus dem Wasserhahn, ein kleiner Anruf, ein Lächeln auf der Straße…
Gott schenkt uns jeden Tag einen Lichtblick, daran glaube ich fest. Es gilt ihn aber zu erkennen.
Wenn wir das schaffen, dann können wir Gott dafür danken. Und Danken hilft vor Wanken, so heißt es. Möge die Kraft des Dankens unser Herz ausfüllen. So können wir von dem, was wir erfahren haben weitergeben an diejenigen, die Kraft und Lichtblicke brauchen.
Das ist Erntedank. Und es muss nicht nur einmal im Jahr sein! Gott sei Dank!
Pfarrerin Maria Grüner, Steinpleis
Man kann Gott nicht allein mit Arbeit dienen, sondern auch dienen mit Feiern und Ruhen.
Martin Luther
Die Sommerferien sind vorbei. Ich hoffe, alle sind erholt zurückgekommen mit neuen Impulsen und neuer Kraft.
Martin Luther steht mir sehr nahe und sein Spruch
„Man kann Gott nicht allein mit Arbeit dienen, sondern auch mit Feiern und Ruhen.“
hilft mir, wenn mir mal wieder alle Arbeiten um die Ohren fliegen. Luther soll dies 1530 während einer Tischrede im Hause Melanchthon in Wittenberg gesagt haben. In der Schöpfungsgeschichte steht: am 7. Tag sollst Du ruhen und wir dürfen Feiern und Ruhen. Ich darf mich erfreuen an dem, was mit Gottes Hilfe geworden ist und mit meiner Freude feiere, danke und diene ich Gott. Im Feiern erkenne ich die Schönheit des Lebens, die allein von Gott kommt. Auch wenn Urlaub und Sommerferien vorbei sind, Auszeiten sind wichtig für alle. Gerade auch für uns Haupt- und Ehrenamtler. Den Sonntag als Sonntag leben, gelingt nicht immer… Einen Abend in der Woche nur Zeit für den Partner/die Partnerin zu haben, wichtig … Den Bedürfnissen der Kinder, Enkelkinder, Eltern und Freunde nachkommen, muss nicht nur Stress sein, sondern kann in gemeinsamen Unternehmungen Freude, Entspannung und Entdeckung bringen.
Vor uns allen liegen wichtige Entscheidungen, Vorbereitungen, Wünsche, Hoffnungen. Ich wünsche uns allen die Kraft und das richtige Management zwischen Arbeiten und Feiern und Ruhen.
Conny Oehler, Verwaltungsmitarbeiterin Superintendentur Zwickau
Der Urlauber, von dem die Bibel erzählt
Der Mann war vor rund 2000 Jahren Finanzminister der äthiopischen Königin. Wie er zu dem Posten kam, erzählt die Bibel nicht. Vielleicht trat der Vorgänger zurück, weil er dem Druck der veröffentlichten Meinung nicht mehr standhalten wollte oder er wurde einfach entlassen. Jedenfalls, der Mann wurde Minister. Nun hatte er Karriere und dabei bestimmt auch Knete gemacht. Doch die Frage ist: Hat das alles auch Freude gemacht? Freude ist mehr als Spaß haben. Echte Freude bleibt auch dann, wenn der Spaß zu Ende ist. Schließlich hatte er Urlaub gemacht. Für ein paar Wochen donnerte der Mann mit seinen zwei PS nach Jerusalem. Er hatte fast alles und doch hatte er Sehnsucht nach mehr. In Jerusalem, so hatte er erfahren, glaubten die Leute nicht an irgendwelche selbstgebastelten Götter. Sondern an einen einzigen Gott, den man nicht sehen aber doch erleben könne. Am Ende des Urlaubs kaufte er sich etwas Lektüre für die Heimreise, eine kostbare Schriftrolle mit einem Teil der Bibel (den ersten Teil gab es damals schon). Er las und kam ins Fragen. Wer beim Bibellesen noch nie Fragen hatte, hat sie wahrscheinlich noch nie richtig gelesen. Fragen dürfen nicht verdrängt, sondern müssen besprochen werden, zu zweit, im Hauskreis, in der Bibelstunde. Wir dürfen Gott bitten, dass er uns die richtige Hilfe schenkt. Der Finanzminister fand sie durch einen Tramper. Der war Diakon der ersten christlichen Gemeinde und erklärte ihm den Text. Von einem Lamm war darin die Rede. Das ist ein Hinweis auf Jesus, der aus Liebe zu uns für unsere Schuld als Opferlamm gestorben ist, erklärte der Beifahrer. Nach einiger Zeit ließ der Minister den Wagen stoppen und sich taufen. Von Jesus hören und schwärmen ist das eine, mit ihm ganze Sache machen nochmal etwas anderes. Aber darauf kommt es an. Nach der Taufe war der Glaubenskurs für den Minister zu Ende. Es ging zurück in die alte Heimat, zur alten Chefin, an den alten Schreibtisch mit seinen Problemen. Doch jetzt war er ein Kind Gottes, ein Nachfolger von Jesus. Sein Leben war wie neu. Deshalb heißt es am Ende der Geschichte im Originalton Bibel: Er zog seine Straße fröhlich. Das wünsche ich uns allen von Herzen!
Ralf Gotter, Vorsitzender CVJM Crimmitschau
Regenbogen
Wenn nach starkem Regen der Himmel aufklart und die Sonne scheint, dann erfreut uns meist ein Regenbogen. Schon immer hat er die Menschen fasziniert. Man sieht ihn auf den Bildern berühmter Künstler. Man hat ihn besungen wie zum Beispiel Judy Garland mit „Over the Rainbow“. Die Deutsche Post druckte ihn auf eine Briefmarke. Die Regenbogenpresse gibt es auch. Die esoterische New-Age-Bewegung vereinnahmte ihn als Symbol, so wie es viele andere nach ihr machten. Auf manchen staatlichen Gebäuden werden neuerdings Regenbogen – Fahnen als Zeichen für Toleranz und sexuelle Freiheit gehisst, obwohl diese Gebäude eigentlich nur Fahnen mit staatlichen Symbolen vorbehalten sind. Wie entsteht eigentlich ein Regenbogen? Die Farben des Regenbogens entstehen durch Brechung des Sonnenlichts in den Wassertropfen. Die Bibel schildert noch einen tieferen Grund: Eine Sintflut setzte einst fast allem Leben auf der Erde ein Ende. Sie war das Gericht über die Bosheit der Menschen. Nur ein Mann namens Noah mit seiner Großfamilie und den Tieren überlebte in der Arche. Dann sagte Gott: „Ich setze meinen Bogen in die Wolken. Dann werde ich an meinen Bund mit euch und allem, was lebt, erinnert. Niemals mehr wird eine Flut alles Leben auf der Erde vernichten.“ Gott wird keine zweite Sintflut zulassen, sondern nahm in Jesus am Kreuz unsere Schuld auf sich. So erinnert der Regenbogen daran, das für jeden ein Neuanfang mit Gott möglich ist, auch heute. Egal, was in unserem Leben vielleicht dagegen spricht. Und wenn so ein Neuanfang mit Gott möglich ist, dann können wir es auch immer wieder neu miteinander versuchen.
Ralf Gotter, CVJM-Vorsitzender Crimmitschau
zum Osterfest
Ostern öffnet Türen
Vor einigen Wochen fand in einer unserer Kirchen ein wunderbares Konzert mit Saxophonisten statt. Als Ortspfarrerin begrüßte ich die Gäste, sodass mich während der Pause ein anderer Besucher des Konzertes ansprach und fragte, warum unser Flügelaltar denn während der Passionszeit nicht geschlossen sei. Gute Frage, dachte ich mir und gestand, dass ich keine Ahnung hatte. Immerhin war mir bekannt, dass in manchen Gemeinden an Gründonnerstag oder Karfreitag die Altäre abgeräumt werden, aber Flügelaltare waren mir einfach noch nicht begegnet.
Mittlerweile weiß ich, dass vor allem in katholischen Regionen am 5. Sonntag der Passionszeit die Flügelaltäre geschlossen und dann zum Osterfest wieder geöffnet werden.
Zum Osterfest denken Christinnen und Christen daran, dass sich auch für uns etwas geöffnet hat – die Tür zum Himmelreich mit dem ewigen Leben. Im Lukasevangelium wird Jesus gefragt, ob alle Menschen gerettet werden und antwortet mit einem Gleichnis. Er spricht vom Hausherrn, der die Tür verschließt und nicht alle Menschen einlässt – einige sogar wegschickt, weil sie Unrecht getan haben. Und das soll jetzt eine gute Nachricht sein?
Ja, denn die, die der Hausherr wegschickt, waren sich zu sicher ins Himmelreich zu kommen. Dabei haben sie völlig aus den Augen verloren, was Jesus sie eigentlich gelehrt hat. Nicht ich selbst soll an erster Stelle kommen, sondern Gott und mein Mitmensch in dem Gott sich mir zeigt. Egoismus und eine Lebensweise ohne Blick für Andere sind das Unrecht, dass der Hausherr kritisiert. Niemand hat ein Vorrecht auf das Himmelreich, das ihn oder sie besser macht als andere und das Rücksichtlosigkeit erlaubt.
Lässt der Hausherr dann also doch nur die ein, die immer alles richtig machen? Das glaube ich nicht, denn so jemanden gibt es nicht. Kein Mensch auf Erden ist so perfekt, dass er nie unbeabsichtigt jemanden verletzt oder enttäuscht. Dort wo Jesus im Gleichnis von der engen Tür spricht erinnert er mich genau daran. Ich bin nicht perfekt. Und trotzdem darf ich auf Einlass ins Himmelreich vertrauen. Auch wenn die Tür eng ist, wie im Gleichnis steht, gibt es sie und dass sie offensteht, hat Jesus ermöglicht. Indem er für meine Sünden, also meine Fehler, Unachtsamkeiten und Egoismen gestorben ist, hat er den Hausherrn überzeugt mir und Ihnen die Tür zum Himmelreich öffnen. Das motiviert mich dankbar zu sein, nicht nur an mich zu denken und für meine Mitmenschen da zu sein. Gott sei Dank – Die Tür ist offen!
Pfarrerin z.A. Nicole Bärwald-Wohlfarth
Ev.-Luth. Kirchgemeinde Obercrinitz-Stangengrün-Wildenau
Ev.-Luth. Michaelis-Kirchgemeinde Hirschfeld
zur Passionszeit 2024
7 Wochen Ohne
Mit dem Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. Dazu gibt es auch in diesem Jahr eine Aktion der Evangelischen Kirche: 7 Wochen Ohne. Das Motto in diesem Jahr lautet: „Komm rüber! Sieben Wochen ohne Alleingänge“ Die Fastenzeit dauert ja keine sieben Wochen, sondern nur 40 Tage. Ausgenommen vom Fasten sind die Sonntage an denen gefeiert werden darf. In der Zeit vor Ostern stellen wir traditionell unsere Gewohnheiten auf den Kopf. Wir haben die Freiheit der Wahl: Wir können Kaffee oder Tee trinken. Wir können am Abend vor dem Fernseher sitzen oder einen Spaziergang machen. Wir können einen Freund besuchen oder allein ein Bier trinken.
Wahlfreiheiten wollen geübt werden. Sonst läuft unser Leben in automatisierten Ritualen ab. Wer über Jahre seine Abläufe nicht variiert, dem fällt es schwer mit Schicksalsschlägen umzugehen. Dann wird er von außen zu einer Verhaltensänderung gezwungen. Es tut nicht gut, Dinge unter Zwang zu tun. Besser ist es, sich für etwas zu entscheiden und es freiwillig zu tun.
In der Coronazeit sind viele soziale Kontakte abgebrochen. Menschen sind nicht nur an der Krankheit gestorben. Menschen sind auch an Einsamkeit gestorben. Sich aus allen Kontakten zurückzuziehen, schädigt manchmal mehr als Bakterien und Viren. Wir sind soziale Wesen und auf das Miteinander angewiesen. Wir können uns für das Miteinander entscheiden und können es praktizieren. Wir können es uns ganz bewusst für die 40 Fastentage vornehmen: Freunde besuchen, anrufen, Briefe schreiben, Nachbarn einladen.
Sie können aber in dieser Zeit auch andere Dinge in ihrem Leben einmal bewusst umstellen: Ernährung, Tagesablauf, Sport. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten. Mit der Zahl der Möglichkeiten wächst der Reichtum unseres Lebens. Es tun sich neue Türen auf und Horizonte öffnen sich. Und es kann beglückend sein, zu Ostern Bilanz zu ziehen und etwas besonderes erlebt zu haben.
Pfarrer Marko Mitzscherling, Langenweißbach
zum Weihnachtsfest 2023
Und siehe, der Stern ging vor ihnen her… (Mt 2, 9)
Liebe Schwestern und Brüder,
meine Entdeckung des Jahres ist das Kirchlein St. Prokulus im Vinschgau.
Hier hat man vor 100 Jahren eine sensationelle Entdeckung gemacht. Unter den wertvollen gotischen Fresken wurden zufällig weitaus ältere Wandbemalungen gefunden. In einem aufwendigen Verfahren konnte ein Bildprogramm aus vorromanischer Zeit freigelegt werden. Noch immer sind Wissenschaftler dabei, die Funde zu analysieren und zu deuten. Es gibt nichts Vergleichbares.
An einer der Wände ist die Anbetung der Weisen dargestellt. Erzählt wird genau genommen eine Lebensgeschichte, die mit der Kindheit der Weisen beginnt und in Bethlehem ihre Erfüllung findet. Damit wird aus einer Reise ein Lebens-Lauf im wahrsten Sinn des Wortes. Diese Pilger waren demnach ein Leben lang unterwegs, um schließlich an der Krippe niederzufallen, anzubeten und ihre Geschenke zu übergeben.
Für mich ist dieses Fresko zum Synonym für die Erfahrungen des letzten Jahres geworden. Ich sehe mich und uns miteinander vor der dauerhaften Aufgabe, uns immer neu auf unserem Weg und dem Weg unserer Kirche zu orientieren und ihn mutig zu gehen. Wir sind auf einem Langstreckenlauf durch schwierige Zeiten. Dabei sehen wir nicht immer einen Leitstern, der uns eindeutig zur Krippe führt. Es gibt Momente dichter Wolken, die den Blick in den Himmel verdecken. Für mich sind das jene Augenblicke, in denen mir die Klarheit fehlt, die ich mir für den weiteren Weg unserer Kirche wünsche.
Worauf sollen wir uns konzentrieren, wenn unsere Kräfte geringer werden? Welche Aufgaben und Herausforderungen sind nicht nur dringlich, sondern wirklich wichtig? Wieviel Veränderung können wir wagen, ohne Wertvolles aufs Spiel zu setzen? Wann gilt es, den Kurs zu korrigieren statt treu und ausdauernd weiterzugehen?
Die Weisen sagen der Überlieferung nach, als sie in Jerusalem ankommen, dass sie den Stern des neugeborenen Königs der Juden im Morgenland gesehen haben. Danach wohl eine Zeit lang nicht mehr. Sie hatten deshalb schlicht geschlussfolgert, dass die[1]se Geburt am Königshof in Jerusalem geschehen sein muss. Das ist sie offensichtlich nicht. Jetzt haben sie einen Moment der Irritation. Wie konnten wir uns so täuschen? Haben wir den Stern falsch gedeutet? Sind wir zu schnell unserer allzu menschlichen Einsicht gefolgt?
Ich denke, wir müssen auch heute in Betracht ziehen, dass wir trotz aller guten Ab[1]sichten in die Irre gehen können. Diese Einsicht mag schmerzen. Wir brauchen sie aber, um uns nicht zu überfordern. Selbst Weise können irren und sogar die Jünger hatten trotz ihrer Nähe zum Herrn gelegentlich keine Ahnung (Joh 14, 5): Wie können wir den Weg wissen?
Die Weisen jedenfalls bleiben offen für eine Kurskorrektur und beziehen neue Infor[1]mationen in ihre Wegstrecke ein. Sie vertrauen für einen weiteren Versuch und hören auf die Stimme der Schriftgelehrten, auch wenn deren Hinweise von Herodes, der schlechte Absichten verfolgt, weitergegeben werden.
Für mich ist es in diesen Tagen besonders wertvoll, dass wir die Heilige Schrift haben, um in ihr zu forschen, was sie uns auf unsere Fragen antworten will. Ich wünsche mir, dass wir sie auf vielfältige Weise lesen und ihre Botschaft entschlüsseln. Das ist ein spannender Prozess! Damals haben die Gelehrten schließlich ein einziges Prophetenwort (Mi 5, 1) identifiziert, welches wegweisend sein sollte. Bethlehem, das war der Ort, wohin die Weisen weiterziehen sollten.
Im Moment haben wir vielfältige Deutungsmöglichkeiten unserer komplexen Lebens[1]wirklichkeit. Uns werden unterschiedlichste biblische Texte wichtig. Es gilt weiter zu forschen und zu fragen, auszulegen und Auslegungen zu gewichten, um Orientierung zu gewinnen und damit gut weitergehen zu können. Der Austausch mit den Pfarre[1]rinnen und Pfarrern zu unseren Pfarrertagen war für mich ein Beispiel dafür, wie das geschehen kann. Ich wünsche mir, dass wir uns auch im kommenden Jahr Zeit zum Forschen lassen und die Nerven behalten, bis unsere Einsichten gereift sind.
Zugleich brauchen wir eine zweite Fähigkeit: den Mut für einen entschlossenen Auf[1]bruch. Mit dem prophetischen Hinweis auf Bethlehem waren gewiss nicht alle Fragen der Weisen geklärt. Musste es sie nicht stutzig machen, dass der regierende König nicht längst dort war? Wieso kümmerte es hier scheinbar niemanden, dass ein besonderer König geboren wurde?
In dieser Situation erwies sich die Fähigkeit der Weisen, sich erneut auf den Weg zu machen, als besonders wichtig. Sie waren Menschen im Aufbruch, Menschen des Weges, Menschen mit Entdeckersinn für das unbekannte Ziel. Ihre Zielorientierung ließ sich einfach nicht irritieren. Dann gehen wir jetzt nach Bethlehem, das war die neue Devise. Und siehe da: Auf den letzten Metern führt sie der Stern erneut! Die Wolken verziehen sich. Jetzt herrscht wieder Klarheit.
Für mich entfaltet sich hier ein besonderes Beispiel dafür, wie Gott mit den Menschen interagiert. Er gibt einen wichtigen Anstoß, vertraut dann den menschlichen Fähig[1]keiten der Zeichendeutung sowie Wegplanung und bestätigt zum Schluss, dass das Ziel des Weges erreicht ist.
Liebe Geschwister in den verschiedenen haupt- und ehrenamtlichen Diensten, viele von uns sind schon ein Leben lang im Glauben und im Dienst unterwegs. Zusammen mit denen, die neu dabei sind, folgen wir einem Berufungsimpuls. Wir sind oft mit viel Schwung gestartet und haben bald gemerkt, dass unsere Arbeit nicht durchweg unter dem Funkeln des Leitsterns glänzt. Es gibt Zeiten der verdunkelten Horizonte und solche, in denen wir scheinbar auf uns selber gestellt sind. Ganz gewiss sind unsere An- und Einsichten über die Richtigkeit des Weges nicht immer klar. Wir treffen wohl auch an mancher Weggabelung die falsche Entscheidung. Wir sind aber mit dem Vertrauen Gottes in uns unterwegs. Dieses Zutrauen bleibt uns, wenn wir Umwege gehen oder sogar auf Abwege geraten.
Gott wird die Heilige Schrift, unterschiedliche Menschen und auch manche Umstände nutzen, um uns neu zu orientieren! Wir brauchen keine Angst davor haben, das Ziel zu verfehlen.
Mich hat das Fresko in St. Prokulus nachhaltig beeindruckt. Oben in der Mitte steht der Stern. Er leuchtet nicht nur auf den Stall, sondern auch auf die früheren Lebensstationen der Pilger aus dem Osten. Ich schaue noch einmal genau hin. Nur eine einzige Figur schaut tatsächlich zum Stern hin. Es ist einer der Weisen im Kindesalter. Er ist barfuß. In der rechten Hand hält er seine Schuhe. Wie bei Mose (2. Mose 3,5) ist es für ihn ein heiliger Moment, in dem er die Berufung für seinen Lebensweg empfängt. Er wird diesem Stern folgen, bis zum Schluss.
So danke ich Ihnen von Herzen für Ihren treuen Dienst, besonders in den Ausdauerphasen, die Ihnen viel abfordern. Ich danke Ihnen dafür, dass Sie mit Herzen, Mund und Händen in unserer Nachfolgegemeinschaft bleiben.
Seien Sie darin bestärkt mit Worten aus dem 2. Petrusbrief (Kap. 1, 19): Umso fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen.
Ich wünsche Ihnen eine Adventszeit im Licht des kommenden Tages und ein Christfest des hellen Herzens.
Ihr Tobias Bilz, Landesbischof der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens
zum Ewigkeitssonntag 2023
Eine Influencerin hat auf ihrem Kanal die Weihnachtszeit pünktlich zum 1.11. für eröffnet erklärt. Darauf angesprochen, dass man doch erst nach dem Ewigkeitssonntag dekoriert, kam sie ihrer Pflicht als Lebensaufklärer prompt nach und informierte sich bei ihrer Mutter über die Gepflogenheiten beim Schmücken. Diese gab Entwarnung und meinte „das mit dem späten Schmücken kommt von der Kirche, das betrifft uns also nicht“. Nun ist sicher weder Ihnen noch mir ein Bibelwort geläufig, in dem es heißt, dass man erst nach dem Ewigkeitssonntag schmücken darf. Aber es gibt die Worte aus dem Predigerbrief „Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit.“ – damit wird der Mensch nicht nur ermahnt, dass es in jedem Leben bestimmte Zeiten gibt – Zeiten zum Trauern und Weinen; Zeiten zum Erinnern und Klagen. Diese Zeiten sind wichtig, sowohl für den einzelnen Menschen als auch für die gesamte Gesellschaft. Der Ewigkeitssonntag schenkt Zeit, der Toten zu gedenken und zu sehen, wer unser Leben in seinen Händen trägt.
Das Kirchenjahr wird mit Trauer und Hoffnung beendet, bevor am 1. Advent das neue Kirchenjahr beginnt. Dieses Jahr ist die Adventszeit ungewöhnlich kurz, da der 4. Advent und Heiligabend auf den gleichen Sonntag fallen. Aber die Freude über die Geburt Jesu ist langfristiger als jedes Geschenk, welches Heiligabend den Besitzer wechselt. „Denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der HERR.“ (Lukas 2, 11) Wer später schmückt, hat länger etwas vom Weihnachtswunder und dem Strahlen – denn meist sind es die Fenster, welche bereits ab Anfang November leuchten, die kurz nach Weihnachten wieder dunkel sind – vielleicht weil man es dann bereits nicht mehr sehen kann?
Sabine Winkler, Evangelisches Forum Chemnitz
zum Erntedankfest 2023
In diesen Tagen feiern viele Kirchgemeinden Erntedank.
Vor dem Altar liegen die Gaben: Äpfel, Kartoffeln, Kürbisse, Zucchinis und frisches Brot. Es riecht nach Erde und Morgentau, das rötliche Herbstlicht leuchtet herein. Es ist Zeit, ein Fazit zu ziehen: Was haben wir geerntet und gesammelt? Was brauchen wir und was geben wir ab? Wie wichtig diese Fragen sind, zeigt ein Gleichnis, das Jesus erzählt. Das Gleichnis vom reichen Kornbauern (Lukas 12,16-21): Nach der Erntezeit stellt ein reicher Kornbauer fest, dass er mehr Ernte eingefahren hat als er speichern kann. Daraufhin überlegt er und spricht folgende Worte zu sich selber: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut! Der Kornbauer möchte vorsorgen. Dieses Denk- und Verhaltensmuster ist sehr menschlich. Wer träumt nicht davon, sich im Leben soweit abzusichern, dass er oder sie sagen kann: Sei ganz beruhigt und genieß dein Leben!? Dafür sammeln wir in unsere Scheunen, in die echten Scheunen und in die inneren Scheunen. Denn sie geben uns ein Sicherheitsgefühl. Wir häufen nicht nur Nahrung, Geld und Vermögen an, sondern auch Erfolge, Auszeichnungen, Karriere, Beziehungen, Statussymbole usw. Solche reich gefüllten, persönlichen Scheunen sind wichtig für unsere Identität; um zu wissen, wer wir sind und auf wen oder was wir uns verlassen können.
Nur Jesus warnt in dem Gleichnis davor, sich zu viel darauf einzubilden. So erzählt er zur Warnung vom schicksalshaften Ende des reichen Kornbauers: Gott spricht zu ihm und kündigt seinen nahen Tod an. Er endet mit der Frage: Wem wird nun gehören, was du angehäuft hast?
Diese Frage gibt Jesus uns an Erntedank mit. Jesus rüttelt uns auf, wenn unsere Gedanken zu sehr um uns und unser eigenes Sicherheitsgefühl kreisen. Er zeigt uns, dass unsere Scheunen schnell zu einer Illusion werden können. Wer etwas übrig hat, sollte überlegen: Werde ich wirklich glücklich, wenn ich alles für mich selbst speichere?
Dann fallen uns viele Dinge ein, die wir dem reichen Kornbauer in uns raten:
-Arbeite weniger und verbringe die Zeit, mit denen, die du liebst.
-Rede mit deinen Freunden über die alltäglichen Probleme.
-Lade Gäste ein!
-Genieß dein Leben – schon heute!
– Nutze deine Vorräte, um anderen ein Geschenk zu machen.
Denn dann sitzt du am Ende nicht allein und führst Selbstgespräche mit deiner desillusionierten Seele, sondern feierst Erntedank in einer großen Runde. Zufrieden, dankbar und auch ein wenig stolz über all die Früchte deiner Ernte. Und deine Seele findet jetzt schon Ruhe und Frieden. Amen.
Pfarrerin Insa Lautzas
Stadtkirchgemeinde Zwickau
zum Start in den Alltag
Wir haben uns im Urlaub einen langgehegten Wunsch erfüllt und die ehemalige Klosterinsel Mont St. Michel in der Normandie besucht. Klosterinsel – das klingt nach Ruhe und Entspannung. Weit gefehlt. Der kleine Berg im Meer schlägt die Menschen in seinen Bann. An einem Wochenende im Mai haben ihn sage und schreibe 60 000 Touristen besucht. Nur am frühen Morgen und am späten Abend, wenn die Souvenirshops geschlossen und die Busse aus Paris noch nicht da oder schon wieder weg sind, lässt sich etwas spüren von der Ausstrahlung, ja sogar der Spiritualität dieses Ortes.
Die Touristen sind überall, und dummerweise bin ich ja selber einer. Es ist nicht einfach, sich „auf Kommando“ zu erholen. Und doch sind Sommerferien und Jahresurlaub vorüber, der Alltag wartet. Sind Ihre Kraftspeicher wieder gefüllt? Für viele von uns beginnt nach dem Sommer etwas Neues, Herausforderndes. Der erste Tag im Kindergarten, der Grund- oder einer weiterführenden Schule, der Beginn einer Ausbildung oder des Studiums, vielleicht auch der Wechsel in einen neuen Job oder eine neue Firma. Selbst für Lehrer, wie ich einer bin, ist der Schulstart immer wieder spannend.
Die Rückkehr aus dem Urlaub in den Alltag fällt manchmal schwer, obwohl man sich erfahrungsgemäß schnell wieder einlebt. Wir als Christen wissen darum, dass Gott uns begleitet in „Work“ und „Life“. Unter seinem Segen können wir getrost in die zweite Jahreshälfte starten. Außerdem, und auch das gibt mir Kraft, geht es jetzt straff auf Advent und Weihnachten zu …
Thomas Reuter, Schulbeauftragter im Kirchenbezirk Zwickau
zum Ferienbeginn
Die Sommerzeit ist für viele unter uns eine Urlaubszeit. Wir lieben die Freiheit und Unbeschwertheit, freuen uns an neuen Eindrücken und der Schönheit des Lebens. Wie wunderbar ist das! Die Auszeit vom Alltag, die Entschleunigung und die Luftveränderung tun uns gut. Unser Horizont erweitert sich. Wir erholen uns und schöpfen neue Kraft.
Doch nicht alle können sorglose Tage genießen. Gründe dafür gibt es viele, z.B. gesundheitliche, zwischenmenschliche oder wirtschaftliche Probleme. Und an vielen Orten dieser Welt und für viele Menschen auch Angst ums Leben und existenzielle Not.
Wir Menschen brauchen in vielen Situationen Hilfe und Schutz. Genau das findet der Beter des Psalms 63 bei Gott. Er hat gute Erfahrungen mit seinem Glauben gemacht. Und so bekennt er voller Zuversicht: „Du bist mein Helfer, und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich.“ Psalm 63,8 (Monatsspruch für August). Die Nöte sind weiter da, aber ich habe eine Zuflucht bei Gott. Bei IHM finde ich Geborgenheit.
Der Psalmbeter beschreibt seine Glaubenserfahrung im Bild elterlicher Fürsorge. Eltern tun normalerweise, was sie nur können, um ihren Sprösslingen alle erdenkliche Hilfe zuteil werden zu lassen und ihnen eine unbeschwerte Kindheit und einen stabilen Rückhalt im Schutzraum der Familie zu schenken.
So wie Vater und Mutter ist auch Gott für uns da. Auch als Erwachsene dürfen wir seine Kinder sein, bei IHM Hilfe und Schutz suchen und finden. Dies erfahren zu können, ist so wunderbar wie eine Urlaubszeit.
Ich bin Gott sehr dankbar, wenn wir das Glück unbeschwerter Tage erleben dürfen. Gerade weil ich weiß, dass es nicht selbstverständlich ist. Aber ich weiß auch, woran der Monatsspruch uns erinnert, dass ich in den kleinen und großen Stürmen des Lebens bei Gott Zuflucht finde. Im Gegensatz zum Urlaub ist dies nicht auf ein paar Tage im Jahr begrenzt. Gott sei Dank!
Und so wünsche ich allen eine erholsame und gesegnete Sommerzeit und für alle Tage die Glaubenserfahrung der Geborgenheit beim Herrn, von der der Psalmvers spricht.
Ihr Pfarrer Andreas Marosi, Stadtkirchgemeinde Zwickau und stellv. Superintendent im Kirchenbezirk Zwickau
zu Pfingsten
Worum geht es zu Pfingsten? Weihnachten feiern wir, das Gott, der Schöpfer des Universums, in Jesus ein Mensch wurde. Er zog aus der himmlischen Welt nach Bethlehem ins jüdische Land. Ostern feiern wir, das der gekreuzigte Jesus nicht im Grab geblieben, sondern von den Toten auferstanden ist. Vierzig Tage später feiern wir seine Himmelfahrt. Jesus hatte seine Mission beendet und ging zurück zum Vater in die unsichtbare Welt Gottes. Seine Jünger freuten sich, das er den Tod besiegt hat und hatten doch Angst, allein zu bleiben wie Waisenkinder. Das ist unsere Angst bis heute: Das wir letztlich doch allein sind, mutterseelenallein und ohne Gott in der Welt. Jesus ist nicht mehr so bei uns, wie er es bei den Jüngern vor 2000 Jahren war. Deshalb hatte er ihnen versprochen: Ihr bleibt nicht allein. Im Heiligen Geist komme ich zu Euch. Ich will bei Euch wohnen. Genau das ist zu Pfingsten geschehen und geschieht immer wieder neu: Im Heiligen Geist wohnt Gott bei seinen Leuten. Das ist sozusagen das Geheimnis eines jeden Christen – und Gemeindelebens: Auch wenn es zuweilen noch so armselig erscheint, hier wohnt Gott im Heiligen Geist. So gesehen ist der letzte Bettler, der an Jesus glaubt, ein König, weil der König der Welt in ihm wohnt. Und ebenso ist jeder König ein Bettler, wenn der König der Welt bei ihm nicht wohnen darf. Die Bibel nennt den Heiligen Geist auch den Tröster, den wir brauchen, denn manchmal hat unser Leben etwas Trostloses. Sie nennt ihn den Lehrer, der uns an die lebenswichtigen Worte von Jesus erinnert, die wir im Alltag so schnell vergessen. Mit seiner Kraft kann er uns verändern. Er schenkt uns Gaben und baut so mit uns seine Gemeinde. Er sendet uns hin zu den Menschen, die Jesus noch nicht kennen. Und er bringt uns verschiedene Typen zusammen als seine Leute.
Ralf Gotter, Vorsitzender CVJM Crimmitschau
zu Christi Himmelfahrt
Es gibt Tage, die fühlen sich sehr schwer und trübe an. Besonders im Winter gibt es für mich ganz schön viele davon. Mein Blick wandert dann ab und zu Richtung Wolken, ob nicht zwischen der ganzen grauen Masse doch ein Sonnenstrahl zu finden ist. Und wie herrlich erleichternd ist es, wenn dann im Frühling die Sonne an Kraft gewinnt und wunderbar warm und hell alles zum Blühen bringt. Dann ist es, als würde ich selbst mit aufblühen. Zu Himmelfahrt erzählen wir die biblische Geschichte, dass die Freunde Jesu in die Wolken schauen, weil Jesus dort gerade verschwunden war. Ob sie erschrocken oder eher durcheinander waren? Ob sie auch nach einem Lichtzeichen suchen, das ihnen ihr Herz erwärmt? Ich weiß nicht, wie ich mir das vorstellen soll, was zu Himmelfahrt mit Jesus passiert ist. Gab es wirklich eine Art unsichtbaren Fahrstuhl, der ihn nach oben transportiert hat? Oder ist es eher eine bildliche Geschichte für die Momente, die gerade noch zum Greifen nahe waren und sich uns von jetzt auf gleich entziehen? Dass der Gedanke an einen Gott manchmal ganz nah und dann wieder verschleiert ist? Ab und an ist es jedenfalls gut, den Kopf aus dem Trüben nach oben zu richten, rauszuschauen aus dem, was uns im Alltag fest im Griff hat und den Blick zu erheben. Ausschau zu halten nach den Sonnenstrahlen zwischen den Wolken, nach Licht und nach neuer Perspektive für den Tag zu fragen. In diesem Sinne wünsche ich heute allen, dass das Licht des Himmelfahrtstages den Tag heute im Herzen ein wenig hell macht.
Haben Sie einen gesegneten Tag.
Dipl.-Theologin Verona Lasch, Stadtkirchgemeinde Zwickau
zum Osterfest
War’s das?
Drei Jahre waren sie mit ihm unterwegs. Haben erlebt, wie er Menschen half und heilte. Hörten, was er gelehrt und sahen, wie er das gelebt hat. Ihre ganze Hoffnung hatten sie auf ihn gesetzt. Sie, die Freunde von Jesus, waren überzeugt: Er ist der Sohn Gottes, der Messias Israels. Und hofften heimlich, das er die Römer aus dem Land vertreiben wird. Das sein Reich nicht von dieser Welt ist, das hat er ihnen oft gesagt, aber sie hatten es nicht verstanden. Jetzt, am Vorabend des Passa-Festes, an dem das jüdische Volk an die Befreiung aus Ägypten denkt, feiern sie das traditionelle Mahl. Mitten in dieser Feier beginnt Jesus etwas Neues: Er nimmt Brot und Wein und stiftet das Abendmahl, das sie zu allen Zeiten an ihn erinnern soll. Danach verlassen sie die Stadt, wie immer in diesen Tagen. Doch diesmal wird alles anders. Jesus wird verhaftet, verhört, gefoltert und schließlich am Kreuz, dem römischen Galgen, hingerichtet. Voller Angst verstecken sie sich. Am Gründonnerstag und Karfreitag – so werden diese Tage später genannt – wird ihr ganzes Lebensfundament zerstört, stirbt ihre Hoffnung. Das war`s für sie. Mit dieser Truppe lässt sich kein Blumentopf gewinnen und erst recht keine Kirche gründen. Doch am Ostersonntag geschieht etwas Unglaubliches. Einige Frauen aus ihrer Runde wollen den toten Jesus einbalsamieren, doch sein Grab ist leer! Sie verstehen nicht, wie das sein konnte, bis sie ihm begegnen: Gott hat ihn von den Toten auferweckt. Jesus, der Gekreuzigte, lebt ! Unglaublich, aber erfahrbar. In einem Osterlied heißt es: „Nach Tod und Dunkelheit siegte das Licht. Wer jetzt an den Auferstandenen glaubt, fürchtet sich nicht“. Jesus, der auferstandene Herr, ist unserer Mitte. Der Tod hat nicht mehr das letzte Wort. Das Leben kann neu beginnen. Heute genauso wie vor 2000 Jahren.
Ralf Gotter, CVJM Crimmitschau
zum Sonntag Palmarum, 02.04.2023
Mit den Enkelsöhnen Samuel und Daniel repariere ich das Spielgerät im Grundstück. Der Querbalken, an welchem die Schaukeln hängen, war morsch geworden. Beim gemeinsamen Arbeiten spricht mich Daniel an: „Du Opi, da ist ein Loch, da kann man ja durchgucken!“ Tatsächlich, die Dachplane über dem Kletterturm ist eingerissen. Prima, dass der Fünfjährige es wahrgenommen und mich darauf hingewiesen hat! Es braucht Ersatz, ich sollte mich kümmern.
Mich erinnert das Geschehen an das Wort Jesu: werdet wie die Kinder. Probleme, Nöte, Schäden sehen und entspannt selbstverständlich Gott mitteilen. Er ist die richtige Adresse, er wird sich kümmern. Ich brauche ihm nicht sagen, was er wie und wann tun soll – das sei seine Sache. Ich teile Gott ganz einfach mit, was ich sehe. Das ist für mich Beten.
Sooft Kinder und Enkelkinder mit ihren Not-Hinweisen zu mir kamen habe ich es nie erlebt, dass sie mitgeteilt hätte, was ich wie machen soll, damit … Sie wussten: er wird sich kümmern, und ihm wird schon eine gute Idee kommen und vielleicht nicht ganz schnell, vielleicht auch auf ungewöhnliche Weise, aber schließlich wird er doch das Problem entschärfen. Sie haben das Problem mir zur Lösung überlassen.
Wenn wir Gott bitten: mache das doch bitte so und diesen Menschen wieder gesund und bringe jenes aus der Welt und … reden wir ganz unsinnig in seine Angelegenheiten hinein. Das ist schlicht Blödsinn! Was wissen wir denn? Wie oft haben wir schon mit voller Überzeugung falsche Entscheidungen getroffen, wie sich später herausstellte? Gott passiert das nicht.
Fürbitte ist für mich: Hören zu Gott hin und zu den Menschen, aufnehmen, was ihn und sie bewegt oder umtreibt, sehen und verstehen, was aus dem Lot geraten ist, was heillos ist, was Zerstörung anrichtet, was das Leben schwer macht, was Angst verursacht und Hoffnung unterläuft – und Gott darauf aufmerksam machen. Herr, schau dir das an: … Was soll das werden? Was hast du in dieser Angelegenheit vor? Worauf willst du hinaus? Welches ist dein Ziel und wie willst du es erreichen? Und: Herr, gehe du selbst bitte mitten hinein in die notvolle Situation. Steig du bitte ein in das sinkende Schiff! Strecke du deine rettende Hand dem Sinkenden entgegen! „Schaffe Licht in dunkler Nacht, erbarme dich!“ (EG 263,4) Johannes von Kronstadt, ein Starez der russisch-orthodoxen Kirche, wendete sich aufgrund einer soeben gehörten Katastrophennachricht dem Kruzifix an der Wand zu und sprach: „Herr, du siehst!“ Wie sich hernach herausstellte, wendete sich zu diesem Zeitpunkt die Not. Wir dürfen Gott in die Not hineinbeten. Wie gut, dass ich nicht formulieren muss, das liegt mir nicht. Ich kann einfach Wortfetzen stammeln, angefangene Sätze abbrechen, die Grammatik mag auf der Strecke bleiben, ja ich muss letztlich überhaupt kein Wort bemühen, sondern kann einfältig mein Inneres Gott auftun – wie ein Kind. „… Opi da ist ein Loch …“ Der Geist selbst vertritt mich mit unaussprechlichem Seufzen. Das versteht Gott vollkommen. Und er hört. Und er antwortet.
Gunther Remtisch, Kirchenmusikdirektor im Kirchenbezirk Zwickau
zum Sonntag Lätare – dem 19.03.2023
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. (Joh 12, 24)
Sinnloses Opfer?
Hand auf’s Herz: Wenn Sie das Wort „Opfer“ hören: Woran denken Sie spontan? – Vielleicht an Betroffenen der Erdbebenkatastrophe in Syrien und der Türkei. Oder an einen Schüler, der Ausgrenzung erfahren muss. Oder an diejenigen, die den Preis für den Krieg in der Ukraine mit ihrem Hab und Gut, ihrer Gesundheit oder ihrem Leben bezahlen. Sie alle haben gemeinsam, dass ihnen das Heft des Handelns aus der Hand genommen ist: Ihnen geschieht etwas, dem sie hilflos ausgeliefert sind. Keiner wird freiwillig zum Opfer – er wird dazu gemacht. Dazu kommt: Viele dieser Opfer erscheinen vermeidbar; ihr Leiden ist sinnlos.
Mit dem morgigen Sonntag Lätare erreicht die Passionszeit ihre Mitte: In den 7 Wochen von Aschermittwoch bis Ostern bedenken Christen, was es mit dem Leiden und Sterben Jesu auf sich hat. Er, der Sohn Gottes, wird zum Opfer. Genau wie alle anderen Opfer muss er erfahren, dass er dem Bösen ausgeliefert wird. Das tröstet: Denn dem dreieinigen Gott ist menschliches Leid nichts Fremdes, sondern er hat es selber erfahren. Aber anders als die vielen anderen Opfer hatte Jesus eine Wahl. Er leidet, weil er sich entschlossen hat, seinem himmlischen Vater zu gehorchen.
Und noch einen Unterschied entdecke ich: Der Opfertod Jesu ist nicht sinnlos, sondern er bewirkt etwas. Jesus selbst bringt den Vergleich mit einem Weizenkorn: Nur, wenn dieses bereit ist, sich für seinen Auftrag ganz hinzugeben – sich also aufzuopfern – kann es Frucht bringen. Andernfalls bleibt es zwar erhalten, aber verfehlt seine Bestimmung. So ist es auch mit Jesus Christus: Er hat sich dafür entschieden, sein Leben zu opfern, damit die Liebe des Vaters im Himmel erkennbar wird.
Mag sein, dass diese Behauptung zunächst Widerspruch hervorruft. Aber denken Sie an die Gefahren von Schwangerschaft und Geburt, die eine werdende Mutter auf sich nimmt. Denken Sie an den entbehrungsreichen Dienst von Helfern in Katastrophengebieten. Denken Sie an das Leiden von verfolgten Christen, die mit ihrem Leben für ihren Glauben einstehen. Ich lerne daran, dass neues Leben und Rettung oft mit aufopferungsvollem Dienen verbunden ist.
Jesus hat sich für mich geopfert – deshalb darf ich neu leben. Und Sie dürfen das auch!
Stefan Heine
Gemeinschaftspastor
Landeskirchliche Gemeinschaft Mülsengrund
zum Sonntag Reminiszere, 05.03.2023
Was kann uns scheiden von der Liebe Christi?
Römer 8,35
Haben Sie sich diese alte Frage auch schon einmal gestellt?
Für Paulus, der sie an die Christen in Rom schreibt, ist es eher eine rhetorische Frage, auf
die es für ihn nur eine Antwort geben kann: „Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben,
weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder
Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes,
die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“ (Röm 8,38-39)
Welch eine Gewissheit! Ohne Wenn und Aber! Ich bin gewiss: Keine Krankheit, kein Virus,
keine Masken- oder Impfpflicht – nichts reißt mich aus der Liebe Christi. Der Überfall
Russlands auf die Ukraine und dessen Folgen, die auch wir sehr deutlich spüren: auch das
kann mich nicht von Gott trennen. Der Klimawandel mit seinen kaum einschätzbaren Folgen
– auch das nimmt mir nicht die Zuwendung Gottes.
Gemeindegliederrückgang, Strukturveränderungen, Stellenabbau in den Gemeinden – auch
das ändert nichts: Ich bin gewiss, nichts und niemand trennt mich von der Liebe Gottes in
Jesus Christus. Und, und, und.
Müssten wir das nicht als Christen in diese Welt hineintragen, in der sich so vieles
verändert? Und müssten nicht gerade Christen es sein, die in solcher Gewissheit mit
Zuversicht und Vertrauen die Dinge anpacken, die sie beeinflussen können und erfüllt mit
Liebe Liebe weitergeben?
Die Frage des Paulus begleitet uns als Monatsspruch durch den März. Vielleicht rufen Sie
sich diese Frage in den nächsten Tagen immer wieder in Erinnerung, wenn Sie sich Sorgen
machen, wenn Sie sich aufregen, wenn Sie genervt oder enttäuscht sind. Und dann denken
Sie an die Gewissheit des Paulus und packen als von Gott geliebter Mensch die Dinge an, auf die
Sie Einfluss haben. Und wer weiß, vielleicht entdeckt dann ja der ein oder die andere, mit
dem oder mit der Sie zu tun haben, auch selbst ein Stück von Gottes Liebe in sich selbst.
Auf alle Fälle würde dadurch manche Aufgeregtheit, manche Enttäuschung, manche
Verbitterung zumindest weniger schmerzhaft sein und Brücken gebaut werden.
Pfr. Matthias Große, Glauchau, Polizei- und Notfallseelsorger
zum Sonntag Estomihi, 19.02.2023
Starke Sprüche
Manchmal ist es schon seltsam, was heutzutage alles so geglaubt wird. Nur von der Bibel wollen die meisten nichts mehr wissen. Weil sie vielleicht nicht mehr wissen, dass sie doch so etwas wie das geistliche Fundament unseres Kontinents, der Weltbestseller Nr. 1 und das am besten überliefertste Buch der Weltgeschichte ist. So ist es, wenn man sich einseitig informiert. Die Bibel ist eine Bibliothek von 66 einzelnen Büchern, die im Lauf vieler Jahrhunderte als Gottes Wort anerkannt und zur Bibel zusammengefasst wurden. In der Bibel geht es um unsere Beziehung zu Gott und um die großen Fragen des Lebens. Um die Frage, was nach unserem Tod mit uns wird. Um Liebe und Hoffnung, um Schuld und Leid, um das Miteinander in Familie und Gesellschaft. Im ersten Teil, dem Alten Testament, ist zum Beispiel das Buch der Sprüche von Israels König Salomo zu finden. Einige dieser Sprüche wurden zum Sprichwort und bleiben aktuell, manchmal humorvoll und manchmal bitterernst. Ein paar Kostproben: „Mein Sohn, wenn dich die bösen Buben locken, so folge ihnen nicht.“ oder: „Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein“ oder „Besser ein Gericht Kraut mit Liebe als ein gemästeter Ochse mit Hass. Vielleicht passend zu den politischen Auseinandersetzungen: „Hochmut kommt vor dem Fall“ oder für die sozialen Medien: „Wo viele Worte sind, da geht`s ohne Sünde nicht ab“. Für uns persönlich und für unser ganzes Land: „Gerechtigkeit erhöht ein Volk, aber die Sünde ist der Leute Verderben“. Für große Bosse wie für kleine Leute: „Wer dem Geringen Gewalt tut, lästert dessen Schöpfer, aber wer sich des Armen erbarmt, der ehrt Gott“. Das Wort zur Meinungsfreiheit: „Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind“. Vor allem aber: „Verlass dich auf Gott, den Herrn, von ganzem Herzen!“. Das kann man nicht nur glauben, sondern ausprobieren und herausfinden, ob`s stimmt.
Ralf Gotter, CVJM-Vorsitzender Crimmitschau
zum Sonntag Sexagesimae, 12.02.2023
Das „Geistliche Wort“ erscheint heute das letzte Mal. Das kann man bedauern oder begrüßen. Auch wenn Marketingstrategien entscheidend gewesen sein mögen: Die Kirche bietet genug Potential, dass man sich über sie ärgert und Abstand nimmt. Aber selbst, wenn sich die Kirche morgen reformieren würde, würden dann mehr Menschen an Gott glauben? Nicht: „Ist der christliche Glaube zu etwas nütze?“ ist die Frage, sondern: „Können wir ohne die Erfahrung leben, die im Glauben artikuliert wird?“ Die Erfahrung einer Kraft, die nicht von mir ausgeht, sondern mich ergreift und woraus ich verändert hervorgehe. Die Erfahrung eines Ergriffenwerdens von etwas, das jenseits meiner selbst liegt, einer Lockerung oder Befreiung von der Fixierung auf mich selbst, meinen Leistungen, Zwecken und Funktionen. Gegen die Tyrannei des gelingenden Lebens setzen wir auf eine Kraft, die in den Schwachen mächtig ist. Jesus ist nicht der Betriebsseelsorger des Kapitalismus. Im Kern geht es nicht darum, unser altes Ich ein wenig aufzupolieren und moralisch abzurunden, damit wir mit neuen Kräften in die alten Kämpfe gehen; sondern im Ganzen umzubilden, ja letztlich untergehen zu lassen: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“ Wir berufen uns auf Jesus, von dem es heißt, dass er keinen Raum in der Herberge fand, keinen Ort besitzt, wo er sein Haupt hinlegen könne, der aus dieser Welt vertrieben und getötet wurde. Das Christentum ist nicht leicht konsumierbar. Genau darin aber liegt seine Stärke. Was erfüllbar ist, ist banal. Wir sind entsetzt, wenn Kirchen verkauft und in Kneipen umgewandelt werden. Warum eigentlich? Jesus versprach uns keine großen Häuser. Wir sind entsetzt, wenn unsere Finanzen weniger werden. Jesus versprach uns keine Reichtümer. Das Ziel ist doch nicht die volle Kirche, sondern befreite Menschen, die ihr Glück nicht dem Zufall und ihre Freiheit keiner Aktie, keiner Partei, keiner Leistung, sondern Gott selber verdanken. Wenn Kirche Zukunft haben will, sollte sie immer wieder fragen: Was sind das für Dinge, über die ihr auf euerm Lebensweg redet (Lk 24)? Und wir werden Geschichten hören voller Einsamkeit, voller Angst, Ablehnung und Verlassenheit. Lange, lange zuhören, aber dann auch daran erinnern und es (vor-)leben: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“
Pfr. Andreas Friese, Krankenhausseelsorger in Glauchau und Lichtenstein
zum Sonntag Septuagesimae, 05.02.2023
Haben Sie heute schon gelacht? Lachen ist gesund. Es ist ein Zeichen der Lebensfreude. Ich meine nicht das Lachen über andere oder aus Schadenfreude, sondern Lachen miteinander, Lachen als ein Ausdruck von Leichtigkeit und Glück.
Oder haben Sie gerade nichts zu lachen? Leider geht es vielen Menschen so. Probleme bedrücken sie leiblich oder seelisch so sehr, dass dies alles Schöne überschattet. Krankheit und Beziehungsprobleme, Überlastung und Mobbing, Trauer und Einsamkeit können die Ursache sein. Auch Krieg und Gewalt, Ungerechtigkeit und Sorge um geliebte Menschen, der Verlust der Heimat und wirtschaftliche Not können einem das Lachen rauben.
Solche Momente, diese Erfahrung kennt wohl jeder. Beides, Lachen und gerade nicht lachen können, gehört zum Leben. Wie gut tut es, wenn der Schatten erhellt und die Düsternis durchbrochen werden kann. Gesegnet ist, wer lachen kann. Das ist eine Gabe Gottes. Ein Segen für andere ist, wer Traurige zum Lachen bringt. Tragisch ist es, wenn Menschen nicht mehr aus ihrer Traurigkeit herausfinden können.
Auch die Bibel erzählt von solchen Erfahrungen, der Monatsspruch für Februar zum Beispiel. Er lautet: „Sara aber sagte: Gott ließ mich lachen.“ 1. Mose 21,6
Über lange Zeit hatten sie und ihr Mann Abraham vergeblich auf ein Kind gewartet. Obwohl Gott ihnen eine große Nachkommenschaft versprochen hatte, blieb das Kinderglück aus. Sie waren alt geworden. Als Sara nun erneut hörte, sie solle schwanger werden, lachte sie verzweifelt und konnte es nicht recht glauben. Doch nun schenkte Gott ihnen tatsächlich ein Kind. Da endlich kann Sara vor Freude lachen. Die Situation ist gewandelt. Das Leben ist schön. Glück erfüllt ihr Herz. Sie bezeugt: Gott ließ mich lachen.
Diese Erfahrung von Sara lässt mich hoffen, dass Gott auch heute denen helfen kann, die nichts zu lachen haben. Möge er im Februar vielen Menschen glückliches Lachen schenken. Weil das Leben schön ist, weil Situationen, die uns überfordern oder Angst machen, sich zum Guten wandeln, weil Unglück von neuem Glück durchbrochen wird, weil ein Sonnenstrahl das Dunkel vertreibt.
In kleinem Umfang und in unserem Umfeld können wir etwas dafür tun, dass Menschen lachen können. Mit einem freundlichen Lächeln fängt es an. Mit Aufmerksamkeit füreinander, etwas Menschenfreundlichkeit, Rücksicht und Hilfsbereitschaft geht es weiter. Für die vielen Probleme und Nöte, die wir nicht so einfach selbst ändern können, dürfen wir Gott um seine Hilfe bitten, dass alle Menschen lachen können und wie Sara erkennen, dieses Glück schenkt mir Gott.
Pfarrer Andreas Marosi, stellvertretender Superintendent
Stadtkirchgemeinde Zwickau
zum Letzten Sonntag nach Epiphanias, 29. Februar 2023
Aus Ost und West, aus Nord und Süd werden die Menschen kommen und in Gottes neuer Welt zu Tisch sitzen. Lukasvangelium Kp13, V29
Liebe Leserinnen und Leser!
Wenn sich Menschen aus aller Herren Länder mit dem gleichen Zielpunkt auf den Weg machen, dann löst das in unserem Land gegenwärtig gemischte Gefühle aus. Für viele Menschen, die eine neue Heimat suchen, ist Deutschland wie das „gelobte Land“. Aber Deutschland ist nicht der Himmel auf Erden.
Unser Bibelvers dagegen meint tatsächlich eine zukünftige neue Heimat, in der Gott der leibhaftige Gastgeber ist. Ich bin mir sicher, dort wird es nicht „drunter und drüber“ gehen, wie es in unserem Land zum Leidwesen Vieler zu beobachten ist. Dort, wo Gott „das Sagen“ hat, gehen „segensreich gedacht“ und „segensreich gemacht“ tatsächlich Hand in Hand. Und das nicht unbedingte erst in der Ewigkeit; so wie viele Christen die zukünftige Zeit bei Gott zu nennen pflegen.
Bei Gott sind Menschen willkommen, egal woher sie stammen. Das vermittelt diese biblische Aussage. Bei Gott zu Tisch sitzen, vermittelt für mich das Bild einer großen und fröhlichen Tischgemeinschaft. Essen finde ich persönlich auch eine angenehme Angelegenheit. Und mit Menschen unterschiedlicher Herkunft zu essen, hat meiner Erfahrung nach durchaus viel Verbindendes.
Unser Bibelvers wirft also einen Blick auf Geschehnisse, in denen Menschen auf Gottes Einladung positiv reagiert haben. Für diese positive Reaktion gibt es einen Begriff, der heißt „glauben“. Glauben bedeutet nichts anderes, als Gott zu vertrauen. Jemand zu vertrauen fällt dann leichter, wenn man zu diesem „Jemand“ eine Beziehung entwickelt hat.
Ich weiß, dass es für viele Menschen schwierig zu verstehen ist, wie eine Beziehung zu Gott entstehen und Vertrauen wachsen soll, der nicht mit Händen greifbar ist. Das ist tatsächlich nichts Gewöhnliches. Aber es ist möglich, sonst gäbe es keine Christen und keine christlichen Gemeinden.
Sie erinnern sich: Wir feierten kürzlich Weihnachten. Tatsächlich befinden wir uns gerade noch in der Weihnachtszeit. Weihnachten hat seinen Grund darin, dass Gott Mensch geworden ist. Das ist auch nichts Gewöhnliches, hat aber damit zu tun, dass Gott sich uns Menschen zeigen will, um unser Vertrauen zu gewinnen.
Wenn Sie also an einer Beziehung zu Gott interessiert sind, dann empfehle ich Ihnen ein paar interessierte und prüfende Blicke auf Jesus Christus zu werfen.
Oder sie schauen mal wieder in einer christlichen Gemeinde vorbei.
Es lohnt sich auch deshalb, weil im Vertrauen zu Gott die Zukunft nie im Chaos endet.
Thomas Fischer, Gemeinschaftspastor, Glauchau
zum 3. Sonntag nach Epiphanias, 23. Januar 2023
Liebe Leser,
eine ganz alltägliche Situation. Sie haben eine Einladung bekommen. Das kann eine Geburtstagsfeier sein, oder eine Taufe, oder auch nur an einem Wochenende zum Nachbarn in seinen Garten. In dem Moment, wo diese Einladung ausgesprochen wird, geht ein kurzer Gedankenblitz durch ihren Kopf. Es gibt nun drei Möglichkeiten:
Sie freuen sich über die Einladung, nehmen gerne an und zählen voller Vorfreude die Tage und Stunden. Oder die Einladung widerstrebt ihnen und sie sagen sofort ab, ohne jegliche Begründung. Zack, fertig! Oder sie überlegen doch noch eine Weile, sind unschlüssig und suchen dann lange nach einer Ausrede, die hoffentlich allen Anfragen stand hält. Von solchen ganz alltäglichen Situationen erzählt auch die Bibel an vielen Stellen. Die Propheten des Alten Testament rufen das Wort Gottes den Menschen einladend, manchmal auch mahnend zu. Es bleibt den Hörern überlassen zu hören, oder abzulehnen. So viel Freiheit räumt Gott den Menschen ein. Zu den wohl schönsten Einladungen Gottes zählt die, welche die Engel den Hirten mitten in der Nacht auf den Feldern Bethlehems bringen: „Euch ist heute der Heiland geboren!“. Wir haben diese Worte vor wenigen Tagen in den Weihnachtsgottesdiensten gehört. Die Hirten nehmen die Einladung ohne zögern an. Sie eilen in den Stall und erleben dort die Einladung Gottes noch größer und intensiver als den schon umwerfenden Engelchor. Sie sind, zusammen mit den Weisen aus dem Morgenland, die Ersten die sich zu Jesus einladen lassen. Dieser Jesus hat als erwachsener Mann im Auftrag Gottes immer wieder Menschen eingeladen, ist einladend auf sie zugegangen. Manche haben sich darauf eingelassen. Haben sich von ihm anrühren lassen, ganz im Wortsinn und dabei die heilende Kraft Gottes erfahren. In diesen Tagen geht für uns im Kirchenjahr die Weihnachtszeit dem Ende entgegen. Es wird wieder alltäglicher. Und es gibt wohl Mitmenschen, die mit dem vertrauten Weihnachtsschmuck auch die Weihnachtsbotschaft in ihren Herzen mit wegräumen. Das ist schade! Denn seit Menschengedenken lädt Gott uns durch Jesus ein. Es ist eine Einladung ohne Voraussetzung, ohne Gastgeschenk. Auch an uns! Einzige Voraussetzung ist die Annahme ohne wenn und aber. Der Wochenspruch für die kommende Woche, ein Wort von Jesus, bringt das noch einmal gut auf den Punkt (Lukas 13,29): „ Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.“ Was für eine Einladung, mitten hinein in einen sich wieder neu formenden Alltag des Jahres 2023.
Pfarrer Joachim Escher, Langenbernsdorf
zum 2. Sonntag nach Epiphanias, 15. Januar 2023
Geistliches Wort zum 2. Sonntag nach Epiphanias
Müsste Gott nicht …?
Ich sitze im Zug. Mein Gegenüber liest in der Zeitung. Irgendwann legt er sie frustriert zur Seite. Dann unterhalten wir uns über die vielen Negativnachrichten und auch über Gott. Er sagt: Wenn es einen Gott gäbe, müsste er dann nicht eingreifen? Kann Gott, wenn er denn wirklich existieren würde, die Kriege und all das Elend auf dieser Welt zulassen? Müsste er sich nicht irgendwann einmal melden? Müsste er nicht die Täter zur Rechenschaft ziehen?
Ich kann die Gedanken gut verstehen. Wie oft habe ich sie mir selbst gestellt? Doch irgendwann habe ich mir die Frage gestellt: Muss Gott all dies wirklich müssen? Muss Gott, wenn er denn allmächtig ist, alles tun, was er kann? Muss er alles wissen, was er wissen könnte? Muss er tun, was ich von ihm erwarte, nur um in meinen Augen Gott sein zu können?
Es mag seltsam klingen, doch in all den Überlieferungen, in denen Menschen von einer Gottesbegegnung erzählen, lesen wir nichts über solche rein theoretischen Fragen. Da berichten Menschen vielmehr, wie sie gerade in der Not Gott erfahren haben, wie er sich ihnen in ihrer Hoffnungslosigkeit zuwendet, wie er Wege und Auswege eröffnet, wo es keinen Weg mehr zu geben scheint.
Von einer solchen Gottesbegegnung berichtet auch Hagar, als sie aus Verzweiflung in der Wüste umherirrte, weil sie gemobbt wurde. Sie erlebt, wie sich Gott ihr zuwendet, wie er weder sie selbst noch ihre Not übersieht. Am Ende fasst sie ihre Erfahrung mit den folgenden Worten zusammen: „Du bist ein Gott, der mich sieht!“
Wie kann ein Mensch solch eine Aussage machen? Braucht man eine besondere spirituelle Veranlagung, um eine ähnliche Erfahrung zu machen? Folgen wir Hagars Bericht, dann ist die Antwort viel einfacher. Hagar erlebt, wie Gott sie sieht, weil sie sich in ihrer Not von Gott ansprechen lässt.
Pastor Thomas Eichin, Evangelische Freikirche/Baptisten Zwickau
zum 1. Sonntag nach Epiphanias, 08. Januar 2023
Sehr gut!
Super. Perfekt. Besser als … So soll es sein. So soll alles sein. Das Arbeitszeugnis muss hervorragend sein. Die Klassenarbeit soll die beste werden. Das Zeugnis sowieso. Der Erfolg im Sport spornt an. Nur Gold zählt. Und sonst im Leben? Ja, es geht mir gut. Ja, alles Bestens.
Aber – das große ABER – ist immer präsent. Nichts ist gut, schon gar nicht sehr gut. Die Welt liegt in Scherben. Privat läuft es eben nicht perfekt. Die Ehe ist in der Krise. Die Kinder machen was sie wollen. Die Kollegen nerven. Und im Großen sieht es ja auch nicht anders aus: Krieg und Zwietracht. Aufrüstung und Feindschaft. Die Politik kriegt es auch nicht hin.
In dieses unsere Leben hinein erreicht uns für den Januar ein Spruch aus der Bibel, der so manche Frage aufwirft: „Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“ Ein Satz, der in der Geschichte vom Anfang steht. Die Welt entsteht und sie ist sehr gut. Diese paradiesischen Zustände wünschen wir uns. Nach dieser schönen Welt sehnen wir uns. Nicht umsonst entstanden in vielen Kulturen der Welt Zukunftsvisionen, die ein Paradies ausmalen. Eines Tages wird es wieder so sein, wie am Anfang: sehr gut!
Und bis dahin? Wir können uns einrichten in der unperfekten Welt und nichts tun. Was kann ich schon ausrichten? Wir können über alles schimpfen und warten, dass andere alles ändern. Nun gut, so wird es auch nicht besser. Wir können es probieren und versuchen, die Welt lebenswerter zu gestalten. Jede und jeder an seinem Ort. Ein klein bisschen. Wie zum Beispiel die jungen Leute, die am Neujahrstag in der Zwickauer Innenstadt den Silvestermüll von anderen zusammen weg räumten. Wie zum Beispiel die Engagierten, die sich in unserem Land um Andere, um Zugereiste, um Arme und Kranke kümmern. Wie zum Beispiel all jene, die ein offenes Ohr für die Sorgen anderer haben. Die Welt ist nicht „sehr gut“. Wir können sie besser machen. Und dann können wir unter Umständen in abgewandelter Weise sagen: „Wir sehen alles an, was wir gemacht haben, und siehe, es war sehr gut.“ Weil es nicht nur uns genutzt hat.
Thomas Doyé, Bezirkskatechet
zum Tag der Heiligen drei Könige 2023
Wer träumt angesichts von Kriegen, Terror, Hunger und Elend nicht von einer heilen und besseren Welt? Oft stellen wir aber resigniert fest: Ich allein kann kaum etwas bewirken.
Die Sterndeuter (in der Tradition wurden drei Könige daraus) haben nicht über das Elend und die Zustände in der Welt gejammert oder sich frustriert zurückgezogen. Sie vertrauten dem Stern und machten sich auf einen langen und beschwerlichen Weg.
Beispielhaft für solche Menschen, die aufbrechen, sind auch unsere Sternsinger. Sie tragen die frohe Botschaft von Gott, der alle Menschen lieb hat, in die Häuser und Wohnungen. Dabei sammeln sie für Kinder, die in Armut und Elend leben.
Sicher könnte man sagen: Das ist doch alles nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Doch durch die Sternsingeraktion wurden schon unzählige Kinder vor dem Verhungern bewahrt und viele Projekte, die nachhaltig helfen, bessere Lebensverhältnisse zu schaffen, konnten gefördert werden.
Im Kind in der Krippe hat Gott sich auf den Weg gemacht, ist auf die Erde gekommen und selbst Mensch geworden. Er zeigt uns: wir sind nicht ohnmächtige Geschöpfe, sondern können etwas bewegen und verändern. Jesus selbst geht später auf die Menschen zu, gibt Armen neue Hoffnung, heilt Kranke und bewegt Sünder zur Umkehr. So eröffnen sich für sie neue Perspektiven.
Überall, wo wir liebevoll unseren Mitmenschen begegnen, ein tröstendes Wort für die Traurigen, Kranken und Mutlosen haben, wo wir nach unseren Möglichkeiten helfen, dass Not beseitigt und Vorurteile abgebaut werden, da beginnt sich etwas zu ändern in der Welt. Da beginnt das Licht jenes Sternes zu leuchten, der die Sterndeuter nach Betlehem geführt hat.
Jeder von uns kann etwas tun, damit Menschen wieder Hoffnung schöpfen können. Und denken wir daran wie es bei den Sterndeutern war: Wer sich auf den Weg macht und dem Stern folgt, der wird am Ende auch Gott finden.
Ich wünsche Ihnen Gottes Segen für das eben begonnene Jahr 2023!
Dekan Markus Böhme
Der Autor ist leitender Pfarrer der Römisch-katholischen Pfarrei Heilige Familie Zwickau
Silvester 2022 und Neujahr 2023
Als ich vor einem Jahr an dieser Stelle uns und der Welt wünschte, Gottes Geist möge uns treiben bei unserem Tun und Lassen, tat ich das in der Hoffnung, das neue Jahr werde anders verlaufen, als wir es dann erleben mußten. Nun beginnt wieder ein neues Jahr. Es ist das inzwischen vierte Jahr mit der Covid-19-Pandemie. Und es ist schon das zweite Jahr mit dem Krieg, von dem wir vor einem Jahr noch gehofft hatten, er werde nie geführt, und nun nicht wissen, wie er einst genannt und ob er numeriert werden muß – der Krieg, in dem russische Militärs unter Putin in der souveränen Ukraine das Land verwüsten und das Volk terrorisieren … Daß deren Vorgänger unter Stalin 1948 versuchten hatten, die Westsektoren von Berlin auszuhungern, wird heuer 75 Jahre her sein. Damals hat, nach Monaten der Berlin-Blockade, Oberbürgermeister Ernst Reuter am 09.09.1948 in Berlin seine berühmt gewordene Rede gehalten. Deren wichtigste Sätze möchte man – nun bezogen auf die Ukraine – wieder ausrufen: Ihr Völker der Welt, schaut auf dieses Land! Schaut auf dieses Volk und erkennt, daß ihr dieses Land und dieses Volk nicht preisgeben dürft und nicht preisgeben könnt! Es gibt nur eine Möglichkeit für uns alle: Gemeinsam so lange zusammenzustehen, bis dieser Kampf gewonnen, bis dieser Kampf endlich durch den Sieg über die Feinde, durch den Sieg über die Macht der Finsternis besiegelt ist. – Hinzuschauen, nicht sich wegzudrehen, sich den Tatsachen zu stellen, nicht sich zu verweigern, zu tun, was man kann, und nicht nachzulassen: Das sind und bleiben unsere Aufgaben. Auch in diesem Jahr. Es steht unter der biblischen Jahres-Losung „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ (Genesis 16,13) Der Satz ist ein Glaubensbekenntnis. Das kommt aus dem Mund von Hagar, einer jungen Frau, die – fremdbestimmt, schwanger, in einem fremden Land auf der Flucht und am Ende ihrer Kräfte – Gottes Zuwendung erlebt. Nun weiß sie sich von Gott gesehen, angesehen und anerkannt. Das stärkt sie, sich den Herausforderungen ihres Lebens zu stellen. Ich wünsche uns, daß wir – wenn uns schon jene schlimmen Erfahrungen nicht erspart bleiben – diese gute Erfahrung auch (wieder) machen und weitergeben können. In diesem Jahr und darüber hinaus.
Superintendent i. R. Eberhard Dittrich, Zwickau
Weihnachten 2022
Überladen…
Überladen ist es, das Weihnachtsfest. Überladen von gigantischen, medial gut aufbereiteten, Wunschvorstellungen, denen eigentlich niemand gerecht werden kann.
Das Fest der Freude und der Liebe, das Fest des Friedens, das Fest der Familie – wenn wir mal ganz ehrlich zu uns sind, kann das arme Weihnachtsfest alle diese Ansprüche nicht erfüllen. Frieden ist selbst in Europa in weite Ferne gerückt, Liebe ist ein inflationäres Wort irgendwo zwischen Lust, Wollust und einem imaginären Gefühlsrausch.
Unsere Familien leben, wie meine auch, im Zuge der Globalisierung über tausende Kilometer verteilt.
Wie soll das arme Weihnachtsfest dieses ganze Durcheinander denn richten?
Wenn wir von Weihnachten erwarten, ein Fest zu sein, dass alle diese Entwicklungen in eine „gute Ordnung“ bringt, überfordern wir das Fest und wir überfordern uns.
Nicht umsonst gilt das „Fest der Liebe“ statistisch als Hort der größten Konflikte z.B. in den Familien.
Welche Chance hat Weihnachten dann?
In der „Weihnachtsgeschichte“ der Bibel, in der von der Geburt des Kindes Jesus in Bethlehem berichtet wird, steht ein kleiner, vielleicht oft übersehener Satz, den ein Engel, ein Bote Gottes, ein paar total verwirrten Schäfern auf den Feldern vor dem kleinen Dorf Bethlehem in Judäa sagt: „…Euch ist heute der Heiland geboren!“
Ich liebe diesen Begriff „Heiland“, mit dem Martin Luther ein Wort, das man eigentlich auch als Retter oder Helfer übersetzen könnte, bezeichnet.
Heiland: das ist einer, der Menschen, der Beziehungen, der Dinge, der kaputte Sachen „heil“ macht, der, Zerstörtes „in Ordnung“ bringen kann.
Das Baby von Bethlehem kann das natürlich noch nicht.
Aber den erwachsenen Jesus habe ich sehr persönlich als „Heiland“ erlebt. Ich habe gelernt, dass er Schiefes geraderücken, Zerbrochenes zusammenbringen und Krankes heilen kann.
Ich habe gelernt, dass er Probleme nicht außen vorlässt, sondern sie mit mir trägt.
„Euch ist HEUTE der Heiland geboren“ – das gilt Ihnen, das gilt mir. Gott sei Dank!
Pfarrer Jens Buschbeck, Kirchspiel Zwickau-Nord
zum 4. Advent 2022
Was wäre wenn?
Bald feiern wir Weihnachten, Jesu Geburt. Wir feiern, dass Jesus kam, uns Gottes Liebe zu zeigen. Hirten und Weise sind damals zu Jesus gekommen, um diese Liebe hautnah zu erfahren. Das erinnert mich an die Jahreslosung dieses Jahres aus Johannes 6,37 – da sagt Jesus: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“ Diese Aussage hat bei mir eine Reihe von Fragen ausgelöst:
Was ist das für eine wunderbare Verheißung?
Was ist das für ein herrliches Versprechen?
Bin damit auch ICH gemeint?
Obwohl ich so oft…? Echt?
ICH darf auch kommen und werde angenommen?
Wie ist das möglich?
Weil Gott mich bedingungslos liebt?
Womit hab ICH das verdient?
Ausgerechnet ICH?
Gar nicht? Wie? Nur aus Liebe?
Nur, weil ER in mir SEIN Kind sieht?
Nur, weil ER mich mit liebenden Augen ansieht?
Ist das das, was man „Gnade“ und „Barmherzigkeit“ nennt?
Was, das gilt nicht nur für mich, sondern für ALLE Menschen?
Aber doch nicht für Homosexuelle? Oder doch?
Aber doch nicht für straffällig Gewordene? Oder doch?
Aber doch nicht für geldgeile Machtmenschen? Oder doch?
Das gilt auch für den, der an mir schuldig geworden ist?
Und für den, den ich nicht ausstehen kann?
Für alle? Ohne Ausnahme?
Wenn das so ist, wenn wirklich ALLE angenommen sind, die zu Christus kommen, könnte da nicht vieles anders werden?
Könnte da nicht auch MEIN Leben anders werden? Könnte ICH mich da nicht verändern?
Könnte nicht auch ICH anders auf meine Mitmenschen schauen als bisher – versöhnlicher, freundlicher, barmherziger, gütiger?
Wäre es da nicht völlig unangebracht, wenn ich andere Menschen verstoße, ausgrenze, erniedrige oder überheblich auf sie herabschaue?
Wäre es da nicht völlig unangebracht, wenn ich über andere Menschen urteile oder richte?
Wäre es nicht an der Zeit umzudenken und zu versuchen, meine Mitmenschen mit Gottes Augen zu sehen?
Wäre es nicht an der Zeit, die Liebe, die ich empfange, weiterzugeben?
Was wäre denn, wenn es so wäre? Ja, was wäre wenn?
Pastor Lutz Brückner, Kirchberg/Wilkau-Haßlau, Ev.-Meth. Kirche Kirchberg
zum 3. Advent 2022
Gott kommt an, ich breche auf,
unter dieser Überschrift steht das Leben vieler Menschen in den Wochen des Advents.
Fast alle Menschen machen sich auf um Besorgungen, Erledigung und
Vorbereitungen zu treffen. Der Dauerstress beginnt. So ist es nicht verwunderlich das
die Sätze der Menschen oft mit: „Ich muss das noch…!, Hast du schon das…? Keine
Zeit für das…!“ beginnen.
Es ist gerade in dieser Zeit kein Platz für sich selbst. So wird das Wort Advent zum
Synonym für A wie Anstrengung, D wie Dauerstress, V wie Viel zu viel, E wie Eile, N
wie Nervenaufreibend und T wie Termine. Somit geht aber das wesentliche verloren.
Denn Advent sollte für Aufmerksamkeit, Dankbarkeit, Vertrauen, Erwartung,
Nächstenliebe und Träumen stehen.
Aber wie kann das ein jeder von uns schaffen?
Es ist klar, dass wir uns so kurz vor Weihnachten in die Spannung zwischen Ankunft
und Aufbruch, Besinnlichkeit und Bewegtheit begeben müssen. Dabei dürfen wir uns
selbst aber nicht vergessen. So sollten wir uns gerade vor Weihnachten mit der
Bereitschaft loszulassen beschenken und uns selbst Gutscheine der Zeit für uns und
unsere Familien einzulösen, für die Momente um still zu werden, um zu hören auf den
der da kommt. Auf diesem Wege kann sich die Spannung in uns auflösen. Den wie auf
einer Waage gibt, es dann ein Gegengewicht zu all der Hektik und dem Stress,
Momente der Ruhe, der Stille und der Besinnlichkeit halten uns und unser Herz im
Gleichgewicht. Damit wir nicht wie nach einer beschwerlichen Reise über hunderte
von Kilometer abgekämpft und ausgelaugt ankommen. Sondern, dass wir mit
fröhlicher Erwartung das Fest Christi Geburt feiern.
Benjamin Braun
Kath. Pfarrei HeiFaZwickau
Gemeindereferent
zum 2. Advent 2022
Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Herde verirrt sind, so will ich meine Schafe suchen.
Hesekiel 34, 12
Wenn man im Sommer die Augen offenhält, kann man sie von Zeit zu Zeit an der Mulde oder auf den Weiden sehen: Schafe. Die Herden sind klein oder groß und ein Zaun begrenzt ihren Bewegungsradius. Manchmal entdeckt man auch einen Hirten bei der Herde oder ein oder zwei Hütehunde. Meistens sieht man die Schafe grasen: in kleinen Abschnitten arbeiten sie sich an der Grasnarbe entlang. Oder sie liegen friedlich in der Sonne. Es scheint als würden sie durch nichts so schnell aus der Ruhe zu bringen sein. Und trotzdem kommt es von Zeit zu Zeit vor, dass ein Schaf den Kontakt zu den anderen verliert und sich verirrt. Wenn die anderen aus dem Blickfeld geraten, steckt das Schaf in einer brenzligen Situation, aus der es sich nicht einfach allein befreien kann. Nun braucht es jemanden, der auf den Weg zurück hilft.
Der Prophet Hesekiel scheint ähnliches aus seinem Alltag zu kennen. Er nimmt das Bild von den verirrten Schafen und ihrem Hirten auf und gibt damit eine Nachricht Gottes an das Volk Israel weiter. Er vergleicht die Schafe mit den Menschen. Der gute Hirte ist Gott. Wenn Menschen, damals und heute, ihrem Tagwerk nachgehen, kommt es vor, dass sie nicht weiterwissen. Das Leben gerät in Sackgassen und guter Rat ist teuer. Ihnen ist der Kontakt zu Gott abhandengekommen und das führt zu Unsicherheiten. Da ist es gut und tröstlich zu wissen, dass Gott seine Menschen am Herzen liegen. Hesekiel macht darauf aufmerksam, dass Gott sogar einen Schritt weiter geht: er wird aktiv und macht sich auf die Suche nach den Verirrten. Gott macht keine Vorhaltungen und wartet auf gutes Benehmen. Für diese Versprechen bin ich Gott dankbar.
Dagmar Behnken, Gemeindepädagogin Stadtkirchgemeinde Zwickau
zum 1. Advent 2022
„Gott kennen lernen“
Vielleicht fragen sie sich das, wie das gehen kann?
Wenn es einen Gott gibt, ob wir ihn kennen lernen können?
Wie er sich zeigen würde?
Oder wie er sich vorstellen würde ?
Christen glauben, – und wissen es aus der Bibel, dass Gott sich vorgestellt hat. Er ist wie Jesus!
Er ist liebevoll. Selbstlos. Aufopfernd. Trotzdem voller Selbstbewusstsein. Und ganz bei sich selbst. Von einer starken inneren Identität. Zugleich an Menschen interessiert. Ja in sie verliebt. Er kann geben, ohne zurück zu fordern. Und ohne sich zu überfordern. Er hat Liebe ohne Ende. Ja er ist die Quelle der Liebe.
Bei ihm kommt jede innere Energiekrise zu Ende!
Ich befürchte wir brauchen ihn…
Nein, -eigentlich bin ich froh, dass wir ihn haben und dass wir ihn brauchen!
Es fordert einfach ein Stück Demut. Zuzugeben, dass wir genau das brauchen. Dass wir ihn brauchen!
Ich glaube, jeder von uns kann nur das geben, was er selber bekommen hat. Jeder kann nur aus dem schöpfen, was in ihm ist. An Liebe, an Selbstlosigkeit, oder an Einsatz.
Letztendlich wird das aus ihm herauskommen, was in ihm ist.
Es braucht Menschen, die sagen können: „Gott nahe zu sein ist mein Glück“ (so Psalm 73,28).
Da Jesus uns vorgestellt hat, wie Gott ist, können wir zu ihm kommen und ihn so kennen lernen.
Er liebt es, unsere Schuld und Sünde zu vergeben. Er kann das wegräumen, was uns abhält, ihm nahe zu sein!
Ich wünsche ihnen, dass sie Gott kennen lernen. Ganz tief. Dass er ihr Herz berührt mit seiner Liebe und mit seinem Frieden.
Das ist etwas, was kein Mensch geben kann.
Weil es nicht von dieser Welt ist.
Jesus blieb nicht das Kind in der Krippe, dass wir zur Weihnachtszeit feiern. Er braucht auch keine Advents – und Weihnachtszeit um uns zu begegnen. Er hat immer Interesse an uns und an ihnen! Und er möchte, dass sie ihn kennen lernen.
Ich wünsche ihnen Gottes Segen,
Jahn Bayer
Pastor der Elim Gemeinde Glauchau
für den Ewigkeitssonntag, 20. November 2022
Heute ist Ewigkeitssonntag, viele sagen auch Totensonntag, da an diesem Tag der Toten gedacht werden soll.
Was aber ist die Ewigkeit?
Im Jahr 2014 wurde Deutschland Fußball-Weltmeister: Bundestrainer Jogi Löw sagte damals: „Dieses tiefe Glücksgefühl wird für alle Ewigkeit bleiben.“
Wenige Wochen später war beinahe Staatstrauer angesagt, als das Nationalteam gegen einen Außenseiter verlor.
Wo war da die „ewige Freude“? Es war nur eine sehr sehr kurze Ewigkeit.
Auch wir sagen manchmal: „Das dauert ja eine kleine Ewigkeit!“, wenn wir wieder einmal ungeduldig auf etwas warten müssen.
Doch was ist sie denn wirklich – diese Ewigkeit?
Ein Kind fragt seinen Vater: „Wie lange dauert die Ewigkeit?“- Der Vater überlegt lange, dann sagt er: „Stell dir vor: Alle Berge, die es auf der ganzen Welt gibt, würden zu einem riesengroßen Berg zusammengetragen.
Und dann kommt alle tausend Jahre ein kleiner Vogel und wetzt kurz seinen Schnabel an diesem riesigen Berg. Wenn auf diese Weise der ganze Berg verschwunden ist, weil der kleine Vogel ihn komplett ‚abgewetzt’ hat – dann ist eine einzige Sekunde der Ewigkeit vorbei.“
Können wir uns diese Zeitspanne vorstellen? Nicht einmal in Zahlen können wir sie darstellen, da reicht unser begrenztes Wissen nicht aus.
Aber es gibt einen, der kann das, denn er selbst hat sie geschaffen – und ich glaube daran.
Gott, unser himmlischer Vater, unser Schöpfer, Bewahrer und Erhalter, er ist ewig.
In der Bibel, im Psalm 90, wird Gott folgendermaßen beschrieben: „Die Berge waren noch nicht geboren, die ganze Welt lag in den Geburtswehen. Da bist du schon Gott gewesen und bist es von Anfang an bis in alle Zukunft.“
Und wenn wir an ihn glauben, wenn wir ihm vertrauen, wenn wir das Erlösungswerk seines Sohnes für uns in Anspruch nehmen, dann werden auch wir in seiner Ewigkeit einen Platz haben. Dann finden wir die Freude, die wirklich ewig dauern wird.
Ich wünsche Ihnen allen einen gesegneten Ewigkeitssonntag!
Christine Wenig, Laienpredigerin Ev.-Methodistische Kirche Werdau
für den Buß- und Bettag, 16. November 2022
„Als unser Herr und Meister Jesus Christus sagte: ´Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen´, wollte er, dass das ganze Leben der Gläubigen Buße sei.“ (Erste von Luthers 95 Thesen) Ein Angehöriger war nachts bei Schnee im PKW unterwegs. Als auf der Straße keine Spuren mehr sichtbar waren, hatte er den inneren Impuls anzuhalten. Er stieg aus, ging ein Stück. Bald ging es nicht weiter, sondern in die Tiefe. Er kehrte um, bis ein Schild den Weg wies. Er war an ein Tal gekommen, worüber eine Brücke geplant war. Die Absperrung hatte gefehlt oder war verschneit. Luthers These ist eine Brücke vom Reformations- zum Buß- und Bettag. Was meint Buße? 1. Umkehr zu Jesus als Person. In ihm ist Gottes Reich da. 2. Umkehr zur Gnade, die sich in Jesu Leben, Sterben und Auferstehen zeigt. Nein sagen zum Versuch, mich selbst zu erlösen. Ja sagen zum Geschenk der Vergebung und der Kraft, mein Verhalten in seinem Sinne zu ändern. 3. Umkehr zum Glauben als Vertrauen, dass sein Wirken und Versprechen mir gilt. Annehmen des Angebots, bei mir die Führung zu übernehmen. 4. Umkehr zur Schrift, Orientierung an Jesu Wort, vollzogen im Gebet: „Herr, zeige, wo bei mir Umkehr dran ist?“ Nicht: „Heute hat´s der Pfarrer meinem Nachbarn so richtig gegeben!“ David äußert im Psalm 139 seinen Abscheu über die, die Gott missachten, hält dann aber bei sich inne: „Erforsche mich, Gott… sieh, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege.“ Wenn du hörst und von Jesus dein Denken prägen lässt, kann sich heilsam was ändern, im Kleinen wie im Großen. „Das ganze Leben“ umfassende Buße meint mich ganz mit Verstand, Willen und Gefühl. Sie klammert keinen Lebensbereich aus, weder Konsumverhalten, Beziehungen noch Prioritäten. Umkehr ist nötig, immer wieder neu und aktuell, denn sie rettet und erhält Leben. Wie gut, dass Umkehr möglich ist, weil Gottes Güte uns zur Buße leitet (Römer 2,4).
Gottfried Wachsmuth, Pfarrer, Ev.-Luth. Kirchgemeinde Bärenwalde-Hartmannsdorf
für den vorletzten Sonntag des Kirchenjahres, 13. November 2022
„Nimm dein Bett und geh,“ so spricht Jesus zum Gelähmten im Markusevangelium im 2. Kapitel. Eine Wundergeschichte, in der ein Gelähmter von seinen Freunden durch eine Menschenmenge, auf das Dach eines Hauses und direkt durch die Decke zu Jesus gelassen wurde. Nicht alle Anwesenden sind vom Handeln Jesu begeistert. Da sind Gelehrte, die Jesus absprechen, Sünden vergeben zu dürfen. Das sei allein Gottes Recht und Können.Aber Jesus handelt und heilt den Gelähmten durch diesen einen Satz„Nimm dein Bett und geh.“Dass er damit Karfreitag schon ein Stück weit einleitet, ist an dieser Stelle ein kleiner Spoiler.Aber das Wichtige am Wunder sind nicht die Gegner Jesu, es sind die Freunde des Gelähmten und tatsächlich auch der Gelähmte selbst.Sie zeigen uns deutlich, wie einfach es ist „Gemeinschaft der Heiligen“ zu leben.Tragt einander und steht füreinander ein!Lasst euch nicht durch Grenzen einengen, sondern tragt einander direkt zu Jesus.Denn es geschehen auch heute noch Wunder, wenn wir einander tragen.Auf der anderen Seite müssen wir uns auch tragen lassen.Uns einander anvertrauen und zulassen, dass uns geholfen wird.Wie oft scheuen wir uns, unsere Schwächen zu zeigen und geben nicht preis, was uns lähmt.Sei es aus Stolz oder Angst, was andere über uns denken. Es braucht nun einmal das Vertrauen in unsere Brüder und Schwestern, dass sie uns tragen können.Alleine wäre der Gelähmte nicht zu Jesus gekommen!
Dazu braucht es eben diese Gemeinschaft, die trägt. Eine Frage bleibt: wo können wir Tragende und wo können wir Getragene sein. Ich wünsche Ihnen Vertrauen in die Gemeinschaft der Heiligen und den Segen unseres Herrn, der uns alle ein Leib sein lässt.
Jan Schulze, Bezirksjugendwart im Jugendpfarramt Zwickau
für den Martinstag, 11. November 2022
Über das Teilen
Geteiltes Leid- halbes Leid; geteilte Freude- doppelte Freude? So oder ähnlich kennen wir das aus den Sprichwörtern. Am Martinstag steht dieses Thema im Vordergrund: Das Teilen. Es gibt auch noch ein anderes schönes Sprichwort dazu: Liebe ist das einzige, was mehr wird, wenn man es verschenkt. Oder so ähnlich. In vielen Kirchen, an vielen Orten ist das gerade symbolisch erlebbar: Die Geschichte von Martin von Tours, vor 1600 Jahren römischer Hauptmann, Soldat, Haudegen- der vor dem Tor der französischen Stadt Amiens seinen wertvollen Soldatenmantel mit dem Schwert in zwei Hälften teilt. Die eine behält er, die andere verschenkt er an einen Bettler, der so arm ist, dass er nicht mal was Ordentliches zum Anziehen hat. So sieht geteiltes Leid aus, so sieht weitergegeben Liebe aus. Praktisch ausgeübte Nächstenliebe. Diese Geschichte wird in den Kirchen von Jugendlichen nachgespielt, an den Lagerfeuern erzählt. Praktisch erlebbar, wenn die Menschen im Dunkel dieser Zeit ein süßes Brötchen zerbrechen und dem Nachbar, der neben ihnen steht, ein Stück davon abgeben. „Wer zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat. Wenn dich einer nötigt, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh mit ihm zwei. Liebt eure Feinde. Tut Gutes denen, die euch verfluchen“. Martin war Christ. Er versuchte, mit seinem Leben in seinem Alltag dem Vorbild zu folgen, das Jesus von Nazareth gegeben hatte. Ein Leben im radikalen Versuch, die Liebe zu leben. Geht das so krass überhaupt? Man kann es ja mal probieren. Vielleicht ein Schlüssel zu einem veränderten Leben.
Ihr Pfarrer Andreas Virginas, Kirchgemeinde Beiersdorf-Ruppertsgrün
für den Drittletzten Sonntag des Kirchenjahres, 06. November 2022
„… der werfe den ersten Stein …“
Ein aktuelles Geschehen hat in den letzten Tagen bei mir eine Frage herausgefordert: Wie gehen wir mit Menschen um, die durch verbale oder körperliche Gewalt an einem Mitmenschen schuldig geworden sind? Dabei geht es nicht um einen Fehler, sondern um schuldhaftes Verhalten.
Wenn der Täter zur Tat steht, sie nicht schönredet oder verharmlost und zutiefst bereut, gibt es da einen Ausweg aus dieser zwischenmenschlichen Katastrophe? In der Bibel wird uns eine Geschichte erzählt, die mir meine Frage klar beantwortet. Jesus ist wieder einmal im Streitgespräch mit den frommen Gelehrten seiner Zeit. Sie brachten eine Frau zu Jesus, die auf frischer Tat beim Ehebruch „erwischt“ worden war. Nach dem jüdischen Gesetz (5. Mose 22, 24f) wird die Ehebrecherin gesteinigt. Die frommen Eiferer, die bereits genügend Steine bereitgelegt hatten, fragen Jesus: „Was sagst du?“ Sie wollten Jesus mit dieser Frage in eine Falle locken. Jesus durchschaut die falschen Motive der Ankläger. In Gelassenheit entwaffnet er sie mit einem Satz: „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.“ Nach diesen Worten verschwinden die Ankläger „sang- und klanglos“. Jesus eröffnet nun dieser Frau eine neue Chance mit den Worten: „… ich verdamme dich auch nicht: geh hin und sündige hinfort nicht mehr. “Jesus macht deutlich: Schuld bleibt Schuld. Wir dürfen Schuld weder kleinreden, bagatellisieren oder als Charakterschwäche deklarieren. Es gibt aber einen Weg mit Schuld umzugehen. Dieser Weg heißt Vergebung. Vergebung heißt nicht „Schwamm drüber“. Vergebung hebelt auch eine rechtliche Bewertung einer Straftat nicht aus. Sie schafft jedoch die Möglichkeit, dass zwischenmenschliche Beziehungen heilen. Vergebung durchbricht die Spirale „Wie du mir, so ich dir“ und blockiert die zerstörerischen Kräfte in unserer Gesellschaft, die da lauten: Hass, Vergeltung und Rache. Das Angebot von Jesus gilt allen Menschen. Er vergibt auch uns, unser liebloses Richten und Urteilen, unsere haltlosen Vorurteile und unseren Übereifer, wenn es um die Schuld von Mitmenschen geht.
Helmut Trommer, Gemeinschaftspastor i.R. | Landeskirchliche Gemeinschaft Glauchau
Allerheiligen | Allerseelen
Vielleicht kennt der eine oder andere das innere Zwiegespräch mit einem geliebten Menschen, der bereits verstorben ist. Vielen von uns hilft das dabei, ihr Andenken und unsere Beziehung zu ihnen zu bewahren. Diese Bedeutung kommt u.a. dem christlichen Festen Allerheiligen am 1. November und Allerseelen am 2. November zu. Im Mittelpunkt stehen zum einen unsere geliebten Menschen, die von uns gegangen sind und zum anderen unsere Hoffnung, dass sie an einem anderen Ort weiter da sind. Im christlichen Sinn ist das der Glaube an das ewige Leben bei Gott. Dabei spielt ihr Leben und die Bindung, die sie zu uns und wir zu ihnen hatten, eine ganz wichtige Rolle. Umso mehr die Beziehung von Liebe, Hilfsbereitschaft, Nachsicht und Fürsorge geprägt war umso dicker war das Band. Vielleicht sagt die Eine oder der Andere sogar, das dieser Mensch ein Heiliger war. Heilige sind im christlichen Verständnis genau jene die gutes für ganz viele Menschen taten, ohne dass eine spezielle familiäre oder freundschaftliche Bindung exzitierte. Sie taten Gutes an Menschen, weil sie sich durch ihren Glauben zu Gott dazu berufen fühlten. So sind Gemeinsamkeiten zwischen dem klassischen Heiligen und dem geliebten Menschen vorhanden. Gerade wenn wir uns mit Herausforderungen, Problemen oder mit schwierigen Zeiten konfrontiert sehen kann ein inneres Bitten zu dem geliebten Menschen oder ein Gebet zu einem Heiligen uns Kraft geben die Situationen zu bewältigen. Den Festtag Allerheiligen nehmen Christen dann zum Anlass die Erinnerung, das Andenken und den Dank für die Unterstützung der Heiligen auszudrücken. An Allerseelen sind dann die geliebten Menschen und ihr Vermächtnis im Bewusstsein vieler Christen. Obwohl man wohl nicht zwingend Christ sein muss um sich an Gute Menschen und ihre Taten an einem bestimmten Tag zu erinnern und ihr Andenken zu feiern.
Benjamin Braun, Gemeindereferent Heilige Familie Zwickau
Reformationsfest 2022
Vor wenigen Tagen zu Beginn der Herbstferien durfte ich 5 Tage mit fast 50 Jugendlichen unterwegs sein. Die Tage begannen in kleinen Gruppen mit einer „Stillen Zeit“, wo einzelne Bibeltexte im Mittelpunkt der Diskussion standen und die Frage, was Gott durch sie heute in uns bewegen möchte. Es war spannend, wie aktuell und konkret Gottes Wort sein kann, wenn man sich ansprechen lässt. Am Montag feiert die evangelische Kirche den Reformationstag. Reformation heißt übersetzt Erneuerung. Es war damals ein großer kirchlicher Aufbruch, der eng einherging mit der Bindung an Gottes Wort, der Bibel. Als Luther seine Gedanken widerrufen sollte, sagte er auf dem Reichstag zu Worms, das könne er nur, wenn er aus der Bibel heraus widerlegt werde. Deshalb war es ihm ein Anliegen, die Bibel ins Deutsche zu übersetzen. Im Herbst vor 500 Jahren,1522, erschien das von Luther übersetzte Neue Testament. Gottes Wort als Leitplanke – als Richtlinie, das wurde immer wieder von Gläubigen in allen Jahrhunderten als hilfreiche Erfahrung beschrieben. Wir glauben nicht an einen stummen Gott, sondern an einen, der durch sein Wort zu uns spricht. So schreibt ein Beter, dass Gottes Wort ein Licht sein will auf unseren Lebenswegen, dass uns leuchtet, damit wir nicht stolpern (Ps.119,105). Unsere Lebenswege sind nicht immer sonnige Höhenwege, sondern auch manchmal ein Tappen im Nebel, wo es mühsam ist den Weg zu finden. Die Aufbrüche in unserm Leben, in unserer Kirche, in unserem Land geschehen manchmal aus freudigem Anlass, eine Hochzeit oder Geburt – oder, denken wir an 1989 die Wiedervereinigung unseres Landes, aber manchmal sind es auch schmerzliche Situationen, die uns zwingen, uns neu zu orientieren, wie der Tod eines lieben Menschen, die veränderten Gemeindestrukturen oder auch gesellschaftliche Krisen, wie wir sie zurzeit erleben. Aufbruch in solchen Situationen macht auch Angst. Aber gerade da will Gott uns mit seinem Wort aufrichten. Wir müssen nicht allein durchs Ungewisse, sondern haben Gott, der zu uns spricht, an unserer Seite wie ein Licht – eine Leuchte. Ganz im Sinne Luthers steht seit vielen Jahren am Reformationstag Gottes Wort beim Gemeindebibeltag in Glauchau im Mittelpunkt. Wie geht es weiter in meinem Leben, in unserer Gemeinde oder Kirche – in unserem Land, das fragen wir vielleicht sorgenvoll. Es ist eine tröstliche und ermutigende Erinnerung, dass Aufbrüche, Erneuerung oder kurz Reformation, ob privat oder gesellschaftlich besser gelingen, wenn wir uns von Gottes Wort leiten lassen als Licht auf unserem Weg.
Pfarrerin Perdita Suárez, Crimmitschau
zum 19. Sonntag nach Trinitiatis
In diesen herbstlichen Oktobertagen, in denen viele Menschen bang dem kommenden Winter mit seinen niedrigen Temperaturen entgegenblicken, gibt es kaum ein Thema, was mehr Diskussionen hervorruft als die Bezahlbarkeit von Energie. Viele Menschen machen sich Sorgen darüber und sind verunsichert. Mit belehrenden Kampagnen zum Energiesparen wie sie momentan vom Bundeswirtschaftsministerium verbreitet werden, wird man aber wohl kaum das Vertrauen gewinnen können. Politik muss pragmatisch sein und dort ansetzen, wo die Menschen mehr brauchen als nur moralische Ermahnungen und Durchhalteparolen. Dennoch sollte man sich hüten von den Politikern Wunder zu erwarten. Politik – so hat jemand mal formuliert – ist nur die Kunst des Machbaren. Das Vertrauen auf Gott weist darüber hinaus. Der Glaube hat Menschen immer dann getragen, wenn sie selbst keine Antworten mehr hatten. „Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“ schrieb der Dichter Friedrich Hölderlin in einem Gedicht. Es geht eben heute nicht allein um Energiewende, sondern um eine Wende zu Gott, die wir in unserem Land brauchen. Das löst nicht alle Probleme, gibt aber Hoffnung, dass die Zukunft nicht allein in unseren Händen ist: „Gott ist für uns Zuflucht und Schutz in Zeiten der Not.“ (Psalm 46)
Pfarrer Ferry Suárez, Crimmitschau
zum 18. Sonntag nach Trinitatis
Haus in der Zeit
Endlich sind Herbstferien. Kinder und Jugendliche, Lehrer und viele Eltern können aufatmen vom Schulalltag. Auf englisch heißen die Ferien „vacation“ (oder auch holidays). In „vacation“ steckt das lateinische Wort für „frei sein“. Die Ferien sind Freiräume in der Schulzeit. Gott, der Kirche und unserem Grundgesetz sei Dank gibt es solche Freiräume sogar jede Woche, sprich: jeden Sonntag. Dieser geht auf die biblische „Erfindung“ des Shabbat (Ruhetag) im alten Volk Israel zurück. Der jüdische Philosoph Abraham J. Heschel bezeichnet diesen Ruhetag als ein „Haus in der Zeit“. Mich spricht dieses Bild sehr an. „Schönes Wochenende“ wünschen wir uns, wenn wir freitags Feierabend haben, an der Kasse unseren Einkauf bezahlen oder die Nachbarin treffen. Ein schönes Wochenende: vielleicht mit ausgiebigem Frühstück in Familie, zu zweit oder allein, einem Sonntagsausflug oder letzten Tätigkeiten vor Saisonende im Garten, Zusammensein mit Freunden, einem Besuch bei der Oma im Pflegeheim und dem Abend auf der Couch beim „Tatort“. Was wir in unser „Sonntagshaus“ hineinpacken, das entscheiden wir selbst. Entscheidend ist: Das Haus ist da; es steht uns zur Verfügung. Wir müssen nicht jede Woche darum ringen und sind nicht auf den guten Willen von Vorgesetzten oder Politikern angewiesen. Der freie Sonntag für alle (ausgenommen Berufe, die sich z. B. um Gesundheit und Sicherheit sorgen) ist ein Geschenk, das wir nicht leichtfertig auf’s Spiel setzen sollten. Sonntag ist und bleibt nur wirklich Sonntag, wenn er es für alle sein darf. Er feiert übrigens in diesem Jahr seinen 1701. Geburtstag. Im Jahr 321 rief der römische Kaiser Konstantin den Sonntag erstmals als Feiertag aus. Respekt vor solch einem „alten Haus“, in dem wir hoffentlich noch lange und verlässlich Kraft für Neues schöpfen und sich manche von uns Zeit für Gottesdienst nehmen können.
Anne Straßberger, Pfarrerin, Seelsorgerin Polizeidirektion Zwickau
zum 17. Sonntag nach Trinitatis
Glauben – das ist nichts für mich?!
Zwei Spione sollen eine Stadt für einen Angriff auskundschaften. Um die Lage in der Stadt auszuspähen, übernachten sie bei einer Prostituierten. Sie fliegen auf. Doch die Prostituierte versteckt sie und schickt die Verfolger in die verkehrte Richtung. Ihrem Schutz verdanken sie ihr Leben.
Was wie ein Agententhriller klingt, steht in der Bibel (Josua 2). Die zwei Spione sind vom Volk Israel, die Stadt ist Jericho, der Name der Prostituierten ist Rahab. Ihrem Mut wurde damit ein Denkmal gesetzt. Aber war es allein ihr Mut, der sie bewegte? Was hat sie zum Verrat an ihrer eigenen Stadt veranlasst?
Rahab hatte mitbekommen, dass der Gott Israels sein Volk beschützt. Das hatte sie, die Nicht-Israelitin, schwer beeindruckt. Sie ahnt Gottes Größe und bekennt vor den Agenten: „Denn der Herr, euer Gott, hat die Macht im Himmel und auf der Erde“.
Erstaunlich ist es, was bereits so eine Ahnung bewirken kann. Denn die Bibel erzählt auch noch andere Geschichten, in denen Nicht-Israeliten bzw. Nicht-Christen eine Ahnung von Gott zeigen und dies unter Beweis stellen. Diese Ahnung, dass da noch etwas oder jemand Größeres ist, kann Menschen bewegen.
Noch mehr bewegt aber der Glaube. Für die, die an Gott glauben, ist es eine Gewissheit, dass Gott existiert und agiert. Bei Gott spielt es keine Rolle, woher wir kommen oder ob wir christlich aufgewachsen sind. Nur der Glaube ist entscheidend. Denn der Glaube kann Berge versetzen! Jene Berge, die unser Leben verstellen, wie Angst, Sorge, Trauer, Schuld und Not. Also alles, was uns zusetzt oder auch lähmt. Im Vertrauen auf Gott können Grenzen überschritten werden, scheinbar Unmögliches wird möglich.
Und wenn das mit dem Vertrauen nicht geht? Jesus versteht auch das. „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ (Mk 9,24), bittet ein Vater eines kranken Kindes Jesus – und wird erhört.
Ach, Sie wollen wissen, wie die Story mit Rahab ausgegangen ist? Dann lesen Sie Josua 6. Keine Bibel zur Hand? Sie finden das auch gut im Internet!
Monika Schweikart, Prädikantin der Kirchgemeinde Lobsdorf-Niederlungwitz-Reinholdshain
zum Erntedankfest 2022 2022
Von Verlust und Gewinn
Es war einmal ein reicher Bauer, dessen Felder hatten gut getragen. Was soll ich jetzt tun, überlegte er. Ich weiß gar nicht, wo ich das alles unterbringen soll. Ich hab’s, sagte er, ich reiße meine Scheunen ab und baue größere! Dann kann ich das ganze Getreide und alle meine Vorräte dort lagern.
Welch ein Glück! Wer würde da nicht zugreifen, wenn es ihm so in die Hände fällt. Man möchte ja nichts umkommen lassen. Denn da steckt viel Mühe und Fleiß drin. Und diesmal hat einfach alles gepasst.
Gut gemacht, sagte der Mann zu sich selbst. Jetzt bist du auf viele Jahre versorgt. Gönne dir Ruhe, iss und trink nach Herzenslust und genieße das Leben!
Aus Jägern und Sammlern sind Vor-Sorger geworden. Während unsere Vorfahren vielleicht über Jahrtausende hin von der Hand in den Mund lebten, legt der Mensch heute Vorräte an auf verschiedene Weise: in Lagerhallen, in Tiefkühltruhen und auf Bankkonten. So kann man sich sicher fühlen. Oder?
Nein, diese Geschichte geht nicht gut aus. Denn Gott sagte zu dem reichen Bauern: „Du Narr, noch in dieser Nacht werde ich dein Leben von dir zurückfordern! Wem gehört dann dein Besitz?“ (Lukas 12,14-21)
Alles umsonst: all die Arbeit, die Investitionen und die guten Vorsätze. Es kommt ganz anders. Es kommt so, wie es für uns alle kommen wird: Am Ende können wir nichts mitnehmen. Eigentlich wissen wir das. Aber wir leben nicht so. Viele von uns haben sich gut eingerichtet in den letzten dreißig Jahren. Und keiner möchte etwas von seinem kleinen oder großen Wohlstand vermissen. Das ist verständlich. Aber…
Gott, der himmlische Vater, schenkt das Gedeihen und Gelingen. „Alle guten Gaben, alles, was wir haben, kommt, o Gott, von Dir. Dank sei Dir dafür!“ Er lädt ein, ihm und seiner Fürsorge zu vertrauen: Alle eure Sorge werft auf Ihn, denn Er sorgt für euch! (1. Petrus 5,5) Und er wirbt bei uns darum, mit anderen das zu teilen, was uns geschenkt ist. Das Vertrauen in die „himmlische Vorsorge“ kann uns helfen, eigene Sorgen loszulassen, Not zu lindern und innerlich ruhig zu werden, auch in dieser unruhigen Zeit.
Pfarrer Michael Schünke, Versöhnungskirchgemeinde Zwickau-Planitz
zum 15. Sonntag nach Trinitatis, dem 25.06.2022
Gedanken zum Erntedank ohne Erntedank zu erwähnen 😉
Ich lebe in einem 5-Personen-Haushalt. Nicht nur an Tagen, an denen ein Magen-Darm-Virus von einem Kind zum nächsten wandert und unsere Waschmaschine in Dauerschleife läuft, bin ich unseren
Vorfahren dankbar, dass sie mit Erfindergeist und Ausdauer ihre Ideen weiterentwickelt haben und uns damit so manche Erleichterung bringen. Denn was wären wir ohne Waschmaschine, Geschirrspüler, Auto, Kühlschrank, Kaffeemaschine & Co.? Wieviel Zeit wurde uns dadurch geschenkt!
Aber auch bei diversen Lebensmitteln bin ich mehr als dankbar darüber, dass es sie gibt. Wie z.B. Kuchen – wie großartig ist es, dass jemand auf die Idee kam, Eier, Mehl und Zucker zusammen zu rühren und im Ofen zu backen? Wie trostlos wäre unser Leben ohne Kuchen!
Wir haben in den letzten Wochen erfahren müssen, dass nicht alles so wie wir es kennen, selbstverständlich ist – der Angriffskrieg auf die Ukraine dauert nun schon über sieben Monate, die Preise für Lebensmittel steigen rapide an, wir befinden uns in einer beispiellosen Energiekrise und blicken mit Sorge auf den kommenden Herbst und Winter. Zahllose Existenzen sind bedroht und wer weiß, ob es den Lieblingsbäcker nach der Krise noch geben wird. Die aktuelle Zeit zeigt uns wie fragil unser Leben ist und dass wir uns nicht auf Selbstverständlichkeiten verlassen sollten. Dass wir gut
beraten sind, wenn wir unser Leben in die Hand von dem geben, der uns das Leben schenkt. Und der sehr wohl um unsere Ängste weiß. Ich wünsche uns allen, dass wir mit einem ruhigen Herzen in die
Zukunft schauen und uns getragen fühlen von der Gewissheit: „Gott ist für uns Zuflucht und Schutz, in Zeiten der Not schenkt er uns seine Hilfe mehr als genug.“ (Psalm 46, 2 NGÜ)
Sabine Winkler, Evangelisches Forum Chemnitz
zum 14. Sonntag nach Trinitatis, dem 18.09.2022
„Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“
Ein wunderschönes Bibelwort aus Psalm 103 steht über der heute beginnenden Woche. Ein Vers, den ich schon oft und in ganz unterschiedlichen Vertonungen gesungen und musiziert habe. Die Psalmen sind sowieso ein toller Fundort für aufbauende und tröstliche Weisheiten, gerade in der jetzigen Zeit, in welcher man hauptsächlich Jammern, Unzufriedenheit, Sorgen und Zukunftsängste hört. Da klingt doch solch ein Psalmlied ganz anders. Und im Buch der Psalmen gibt es noch ganz viele solche Sätze: z.B. „Ich will jubeln und über deine Gnade mich freuen; denn du hast mein Elend angesehen, du bist mit meiner Not vertraut.“ (Psalm 31,8) oder „HERR, glücklich ist das Volk, das dich mit Jubelrufen feiert! Deine Nähe macht ihr Leben hell. (Psalm 89,16) oder auch „Halleluja – lobt den HERRN! Es ist gut, unserem Gott Loblieder zu singen; ja, es macht Freude, ihn mit unserer Musik zu preisen.“ Palms 147:1 Und der letzte Satz im Buch der Psalmen heißt: „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn! Halleluja!“ (Psalm 150, 6). Einfach schön, oder?
Ob sich Freuen und Loben nun laut oder leise äußert, ist eine Temperamentsfrage. Da sind wir sehr unterschiedlich, aber wenn die Sonne nach grauen Regentagen wieder rauskommt oder wenn man ein schönes Geschenk oder ein Kompliment bekommt, wenn etwas gelungen ist, wenn man eine Prüfung bestanden oder eine andere Herausforderung gemeistert hat – oder die Lieblingsfußballmannschaft gewinnt, dann freut man sich doch. Und gerade beim Fußball, da kann man eindrucksvoll erleben, wie laut auch Deutsche sich freuen und jubeln können. Vor allem Männer, aber auch viele Frauen und Kinder …
Aber es gibt eben doch noch viel mehr Gründe zum Freuen, Loben und Jubeln als nur im Fußball und Sport. „Vergiss nicht, was ER dir Gutes getan hat“ – heißt es im Psalmvers. Wenn ich in einen Gottesdienst gehe, erinnern mich viele Texte und Lieder daran, wofür ich dankbar sein kann, wozu ich geschaffen bin, was Gottes Wunsch für mein Leben ist … Und wenn mir mal wieder nicht nach Jubel zumute ist, dann kann ich mich fragen: Ok, wo hakt es? Was ist los? Kann ich nicht trotzdem loben und Dankbar sein? David, der Verfasser dieses Psalms, fordert sich hier quasi selber auf: „Kopf an Seele, Kopf an Seele: Jetzt Gott loben!“ Warum macht er das? Aus diesem Psalm kommt nicht heraus, wie es ihm gerade ging. Er sagt nicht, dass es ihm furchtbar schlecht ging oder gut. Vielleicht so ein Tag wie oft: „Heute geht‘s mir eher mittelprächtig“. Er hatte ja bekanntermaßen auch ein Leben voller Höhen und Tiefen. Das zu wissen, ist doch eigentlich tröstlich und hilfreich, denn so geht es uns ja auch oft. Eben gerade nicht in Jubelstimmung, vielleicht gerade enttäuscht und frustriert, voll Kummer und Sorgen. Was David hier aber trotzdem macht, ist quasi eine Art „Life-Style-Training“. Er will loben können, er fordert es von sich selbst: Lobe! Vergiss es nicht! Das finde ich gut, ich will ja auch lieber ein Leben voll Lob und Freuen als voll Klagen und Jammern haben. Da sind mir die Psalmen eine echte Schule und ein gutes Werkzeug – nicht nur als Sänger und Musiker!
Guido Schmiedel, Kirchenmusikdirektor aus Glauchau
zum 13. Sonntag nach Trinitatis, dem 11.09.2022
Glaube trägt durch
„Lasst euch durch die Hoffnung zur Freude motivieren, und wenn ihr in Bedrängnis geratet, dann haltet aus! Lasst euren Alltag vom Gebet geprägt sein!“ Dieser Vers aus dem Neuen Testament (Römer 12,12) ist der Lehrtext zur Losung für den heutigen Samstag. Die Geschichte von Daniel, die in der Losung (Daniel 6,11) angesprochen wird, gibt uns ein wunderbares Beispiel, was dieser Vers bedeutet. Daniel wurde als junger Israelit nach Babylon verschleppt und dort zum Berater ausgebildet. Daniel lebte mit Gott und vergaß ihn auch in der Fremde nicht. Sein Leben war davon geprägt und das versteckte er auch nicht.
Die anderen konnten sehen wie er mit Gott lebte und zu ihm betete. Der König schätzte Daniel als Berater sehr und vertraute ihm. Deshalb wollte er ihn zum obersten Berater ernennen. Das missfiel den anderen Beratern natürlich. Neidisch und eifersüchtig beschlossen sie, Daniel muss weg. Nur wie? Soviel sie auch nach einem Anschuldigungsgrund suchten – Daniel übte sein Amt treu und gewissenhaft aus. Einzig sein Glaube an diesen für sie fremden Gott blieb ihnen ein Dorn im Auge. Listig brachten sie den König dazu, ein Gebot zu erlassen, was nur den König allein anzubeten erlaubte. Wer sich nicht daran hielt, sollte als Strafe in die Löwengrube geworfen werden. David aber vertraute auf Gott und betete weiterhin zu ihm. Er wusste, nur Gott allein gebührt die Ehre und Anerkennung, angebetet zu werden. Darauf hatten die Berater nur gewartet. Sein Ende schien unausweichlich, denn dem König blieb nichts anderes übrig als seinem Gesetz Folge zu leisten und Daniel zu bestrafen. Dieser aber setzte seine Hoffnung auf Gott und hielt auch in der Bedrängnis aus. Und Gott beschützte Daniel. Am nächsten Tag wurde Daniel unversehrt aus der Löwengrube geholt. Der König erkannte, wie mächtig dieser Gott war, mit dem Daniel lebte und ließ es allen Völkern verkünden. Und Daniel diente dem König weiterhin als treuer und vertrauensvoller Berater.
Diese feste Hoffnung, dass Gott alle Macht hat und sein Leben in den Händen hielt, hat Daniel frohen Mutes seine Hilfe erwarten lassen. Bedrängt von seinen Feinden hielt er an Gott fest. Er war das Wichtigste in seinem Leben – das hatte er erkannt und dieser Glaube trug ihn durch’s Leben. Das sollten auch die anderen erfahren. Ich wünsche Ihnen diese Erfahrung in Ihrem Leben – in allen Fragen, allem Sorgen um die aktuellen Herausforderungen und Notlagen: Gott sei Ihr Halt und Ihre Hoffnung, bleiben Sie dran an und vor allem bleiben Sie im Gespräch mit Gott!
Thomas Schmidt, Gemeindepädagoge Hohenstein-Ernstthal und Wüstenbrand
zum 12. Sonntag nach Trinitatis, dem 04.09.2022
Du, HERR, sei nicht ferne; meine Stärke, eile mir zu helfen! (Psalm 22,20)
Wie fern ist uns Gott? Was gibt uns Stärke? Woher bekommen wir Hilfe? Wie alltagstauglich ist so ein Bibelvers außer dass es ganz zeitgemäß um Eile geht?
Woher bekommen wir Hilfe? Auf diese Frage finden wir möglicherweise am einfachsten Antwort. Menschen finden Hilfe in der Familie, bei Freunden, beim Arzt, bei Ämtern, beim Verkaufspersonal, in Online-Foren,… Je nachdem, wie groß oder klein und welcher Art die Probleme sind, suchen wir Hilfe. Steht die Kirche auch mit auf der Liste derer, die helfen?
Was gibt uns Stärke? Wir beziehen sie auf vielfältige Weise. Unterwegs in einer Gruppe sind wir stärker als allein: im Stadion, in der Clique, bei einer Demo, in der Familie. Gespräche mit Freunden bestärken uns ebenso wie der Zuspruch, ein Lob oder eine Ermunterung von Mitmenschen. Erfolge machen stark. Manche fühlen sich nach Sport gestärkt, andere nach einsamen Spaziergängen. Gibt Gott Stärke?
Wie fern ist uns Gott? Davon hängt ab, ob er für uns Hilfe und Stärke sein kann. Das lässt sich nicht verordnen wie auf Rezept. Jeder Mensch muss seinen eigenen Zugang finden und es wollen. Und auch die Menschen, die sich als gläubig bezeichnen, erleben Gott unterschiedlich nah – und fern. Während die einen jeden Sonntag in den Gottesdienst gehen, bleiben andere lieber still für sich im Gebet. Manche brauchen feste Gebetszeiten, vielleicht sogar mehrmals täglich. Anderen ist der Glaube im Alltag fern und erst in Ausnahmesituationen wieder gegenwärtig.
Wie nah oder fern entscheiden wir selbst jeden Tag auf’s Neue. Jeder Mensch hat seine Geschichte von Freude und Trauer, Nähe und Ferne, Zeiten des Glaubens und des Zweifelns. Bleibt zu wünschen, dass viele Menschen aus dem obigen Psalmvers Hoffnung und Kraft beziehen.
Historikerin und Gemeindepädagogin. Dr. Bianka Röhr, Kirchspiel Zwickau-Nord
zum 11. Sonntag nach Trinitatis 28.08.2022
Starkes Bevölkerungswachstum, Landflucht, rasante Verstädterung , Verelendung weiter Bevölkerungskreise waren die Begleiterscheinungen der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert. Die bestehenden Systeme waren völlig überlastet. Das führte zur Geburtsstunde der Diakonie. Der Begründer der Diakonie, Johann Hinrich Wichern sagte „Die Liebe muß in der Kirche als die helle Gottesfackel flammen, die kund macht, daß Christus eine Gestalt in seinem Volk gewonnen hat.“ Diakonie beruht auf Jesus. Wer sich auf Jesus beruft, kommt um der Diakonie nicht herum. Das Wort „Diakonie“ bedeutet nichts anderes als „Dienen“.
Es bezeichnet ganz schlicht und einfach das Aufwarten am Tisch, den Tischdienst, das „Servieren“. Das Wort Diakonie hat seinen Siegeszug angetreten, weil Jesus selber sein Leben als Dienst, als diakonisch verstand. „Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele“ heißt es im Matthäusevangelium 20,28
Dienen, wer das Wort hört, denkt vielleicht an Unterordnen und Buckeln. In einer Zeit in der viele herrschen wollen, hat das Wort dienen kaum mehr Platz. Diese Einstellung gab es schon zu Jesu Zeiten.
So ist es bis heute: Menschen werden unterdrückt, es wird ihnen Gewalt angetan aus politischen, wirtschaftlichen und religiösen Gründen. Jesus wusste und weiß um den Zustand dieser Welt. Er sieht die Wirklichkeit und verschließt die Augen nicht davor. Er weiß um das Verhältnis von „oben“ und „unten“. Und er zieht daraus Konsequenzen. „So soll es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht“ Matth. 20,26.
Die traditionelle Herrschaftspyramide stellt er damit auf den Kopf und setzt Zeichen , die bis heute gültig sind. Seine Nachfolger sollen sich unterscheiden durch ihr Verhalten. Jesus mischt sich unter das Volk, er geht zu den Sündern und ganz besonders zu den Randgruppen. Er wendet sich Zöllnern, Prostituierten, Aussätzigen und Blinden zu und bringt Heilung. Sein Umgang mit Samaritern und Heiden schockiert.
Wo er in Dörfer, und Städte ging, da legten sie die Kranken auf den Markt… und alle die ihn berührten wurden gesund.“ Markus 6,56. Jesus ist unten als Flüchtling in Ägypten, schwach, hilfsbedürftig. Jesus ist unten und nicht oben bei der Fußwaschung der Jünger. Diese Vorgänge beschreibt der Verfasser des Philipperbriefes 2,7-8 : „… sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zu Tode am Kreuz.“ Jesus, Gott höchstpersönlich, dient dem Menschen, er adelt und verleiht dem Menschen die Würde. Deshalb verdient der Mensch unsere Diakonie!
Dr. Alexander Rifert, Koordinator Ukrainehilfe Diakonie Westsachsen gGmbH
zum 10. Sonntag nach Trinitatis 21.08.2022
Vom Träumen
Mitten im Dorf stand sie, wild die Haare zerzaust, die Wangen rot und unendlich glücklich.
Endlich konnte sie leben, wie sie es sicher immer erträumt hatte. Unter der Dorflinde standen sie alle; die in ihrem Leben eine Rolle gespielt hatten. Und es waren viele, die gekommen waren. Aus allen Gegenden reisten sie an: einige von weit her, andere nur einen Steinwurf entfernt. Es war ein großes Familien – und Freundestreffen. Alle verstanden sich. Die Menschen unterhielten sich, lachten, scherzten, umarmten sich, manche tanzten sogar. Im Hintergrund standen Tische, die unter der Last der Speisen fast zusammenbrachen. Denn zu einem solchen Fest brachte jeder etwas mit: Gebackenes und Gebratenes, Fruchtiges und Gemüse. Eine unendliche Vielzahl von Köstlichkeiten kam da zusammen. Und sie stand da mitten im Dorf, einen Steinwurf von der Kirche entfernt und begrüßte sie alle. Wie viele Hände sie geschüttelt, wie viele Menschen sie umarmt hatte, sie wusste es nicht mehr. Sie stand inmitten der Menge und strahlte vor Freude und lauter Glück. Auch ein wenig Stolz mischte sich darunter, aber das ist sicher auch verständlich.
Dann läuteten die Glocken, erst zart, dann laut und immer lauter. Das Fest begann. Alle gingen in die Kirche. Bis auf den letzten Platz war sie gefüllt. Alte und junge, kleine und große, fröhliche und traurige Menschen saßen dicht gedrängt beisammen. Und dann kam sie. Jetzt natürlich im Talar, den sie schnell über ihr buntes Sommerkleid gezogen hatte.
Ein Chor hatte sich in kurzer Zeit formiert und die Orgel setzt mit einem gewaltigen Akkord ein. Alle sangen aus vollem Herzen und sie sagte: „Willkommen! Ich bin glücklich, dass ihr alle gekommen seid. Lasst uns das Leben feiern und Gott danken, der so große Dinge an uns tut.“
Pfarrerin Gabriele Sander, Lichtentanne
zum 9. Sonntag nach Trinitatis 14.08.2022
Warum im Namen eines anderen – heiße ich nicht selber auch?
Einen Namen zu tragen ist nichts besonderes. Jeder und jede hat mindestens einen. Kulturell ist es vielleicht unterschiedlich Namen vergeben und Menschen benannt werden. Ich erinnere mich, dass in osteuropäischen Staaten der Vatersname eine Rolle spielt – bei Töchtern auch in weiblicher Form. In den Ländern des Nahen und Mittleren Osten heißt es manchmal: „Er ist der Sohn des…“ – wie bei Karl Mays „Kara Ben Nemsi“: Kara, Sohn des Nemsi. Oder man wird benannt, nach etwas, was man besitzt. Dann ist man „Vater von…“ – so wie bei Abu Dhabi, eigentlich: „Vater der Gazelle“.
Mit dem Namen werden .also neben Eigenschaften („Friedrich, der Weise“) oder Berufen (Müller, Thomas) Zugehörigkeiten ausgedrückt. Ich gehöre zu dieser oder jener. Als Christen werden die bezeichnet, zu jenem Jesus gehören, der auch Christus genannt wird. Ich zähle zu ihm.
Bin ich getauft, gehöre ich zu Christus und bin mit diesem Namen Bürge für das, was dieser Name sagt. Ich nenne mich Christ und bürge für Christus in meinem Tun und Lassen, im Leben und im Sterben. Das kann ich, weil ich zu Christus gehöre, dann allerdings auch mit meinem eigenen Namen.
Auch als Frank, Thomas, Jenny, Elfriede, Cindy oder Peter kann ich für mein Tun und Lassen einstehen. Ich darf diese Welt zum Besseren verändern, darf Menschen helfen ungeachtet ihrer Herkunft oder ihres Aussehens, darf Missstände benennen und gegen Ungerechtigkeit und Willkür protestieren, mich für die Bewahrung der Schöpfung und des Anstandes einsetzen.
Ich will das trotzdem im Namen Christi, im Namen meines Gottes, tun. Das bewahrt mich vor Größenwahn und der Illusion, ich könnte im eigenen Namen auf dieser Welt schon das Paradies errichten oder diese Welt beherrschen. Ich erkenne an, dass es einen größeren Namen gibt als meinen eigenen. So groß, dass er von manchen vor Ehrfurcht gar nicht ausgesprochen wird, sondern nur umschrieben mit „unser Herr“.
Frank Pauli
Pfarrer im Kirchspiel Zwickau Nord
zum 8. Sonntag nach Trinitatis 07.08.2022
Giftgrün eingefärbtes Haar mit ein paar schwarzen Strähnen zwischendrin, am linken
Unterarm ein Tattoo, am Hals ein weiteres, an der Leine ein exotisches Hündchen – so läuft
sie energisch, beinahe im Stechschritt die Straße hinunter. Gesehen will sie werden. Ich
schaue also hin, schließlich soll sie nicht wegen meiner Ignoranz beleidigt sein. Wie alt mag
sie sein? Jugend ade! Der Zenit ihres Lebens ist längst überschritten, die faltige Haut ist nicht
mehr retuschierbar. Jünger will sie wirken, unbedingt attraktiv sein, der Realität sucht sie zu
entfliehen. Mir scheint, sie hadert. Ihre Erscheinung signalisiert Unzufriedenheit. Mit den
vergangenen Jahren, mit sich selbst, mit dem Leben? Zu kurz gekommen? Oder
Entscheidendes verpasst? Energisch einer Fatamorgana nachgejagt? In die Jahre gekommen –
und doch lebenshungrig. Viel gegessen und doch nicht satt geworden. Kennen Sie das? – Und
die Lebensuhr tickt.
Ich denke an einige Gestalten der Bibel, von denen zu lesen ist „ … und starb alt und
lebenssatt.“ Lebenssatt meint damit keinesfalls lebensmüde! Vielmehr haben diese Menschen
wieder und wieder ihren Lebensdurst gelöscht und ihren Lebenshunger gestillt. Das waren
glückliche Leute. Was ist in ihrem Leben anders gelaufen?
Es heißt, sie seien fromm gewesen. Das bedeutet, sie hatten Gott auf der Rechnung ihres
Lebens. Sie sind davon ausgegangen, dass es Gott gibt und haben Kontakt zu ihm
aufgenommen. Sie haben Gott angesprochen, ohne ihn zu sehen – und er hat ihnen
geantwortet. Ein Dialog hat sich entwickelt zwischen Mensch und Gott: hören und reden.
Gottes Leitlinien für das Leben wurden thematisiert, Wert und Unwert, Bleibendes und
Vergängliches. Diese lebendige Verbindung zu Gott hat den Menschen gut getan, das war für
sie „essen vom Brot des Lebens.“ Das hat ihnen den Lebenshunger gestillt. Das war ihr
Nährboden zur Versöhnung mit Gott, mit sich selbst und den Mitmenschen. Daraus ist ihnen
Zufriedenheit, Dankbarkeit, Gelassenheit und Gottvertrauen gewachsen. Ich nenne das
„erfülltes Leben“ – und genau das wünsche ich Ihnen!
Gunther Remtisch, KMD im Kirchenbezirk Zwickau
zum 7. Sonntag nach Trinitatis 31.07.2022
Frisch mit Eindrücken aus Niederschlesien zurück, wo ich deutschsprachige Evangelische Christen besucht habe, leben die Worte der Bibel neu auf: So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. (Epheser 2,19) Was der Apostel Paulus an die Gemeinden in Ephesus schrieb, hat in Polen eine besondere Bedeutung. Durch den Krieg bedingt, wurden viele Menschen aus Ihren Dörfern vertrieben. Sie nahmen nur das Nötigste mit. Zurück blieben, die Häuser, bestellte Felder, das Vieh, mit Heu gefüllte Scheunen, die Vorräte in den Kammern, für den Gottesdienst vorbereitete geschmückte Kirchen und manche Freundschaften. Zurück blieben aber auch einige Familien oder einzelne Menschen die aus unterschiedlichen Gründen es nicht mehr schafften, das Land zu verlassen. Sie wurden zu Fremden im eigenen Land. Manch einen traf es besonders hart. Welche Verletzungen das mit sich brachte und was auszuhalten war, davon erzählten vorwiegend ältere Menschen in den Begegnungen die wir hatten. Sie haben Durststrecken durchgehalten, Krisen erlebt, Vereinsamung ausgehalten. In Lauban, Schweidnitz, Breslau-Zimpel, Belchatow oder Wahlstadt, berichteten sie uns von Heimatverlust und Heimatliebe, von Verletzungen und Enttäuschungen aber auch von der heilenden Kraft stiller Gesten, von tapferen Schritten, von Glaube und Hoffnung und von der Dankbarkeit nicht vergessen worden zu sein. Seit unmittelbar nach dem Ende des II. Weltkriegs unterstützt das Gustav-Adolf Werk, ein Hilfswerk der Evangelischen Kirchen, diese Menschen mit Geldern die der Erhaltung von Kirchen, Pfarrhäuser und der Gemeindearbeit zugutekommen. Das Gustav-Adolf Werk in Sachen suchte Wege für persönliche Begegnung, half mit Gesangbüchern oder deutschsprachigen Bibeln aus und stellte Brieffreundschaften her. Das Gefühl des Fremdseins konnte in dieser Weise etwas entlastet und abgemildert werden. Die schlesischen evangelischen Christen – sowohl die alten als auch die neuen – öffneten sich für eine Zukunft in christlicher Nachbarschaft. Schritt für Schritt wurde vielen bewusst, dass aus dem Unrecht der Vergangenheit nichtneues Unrecht entstehen muss. Heute ist dieses Bewusstsein in dem Willen verankert, dass nur eine gute, auf Wahrheit, gegenseitige Achtung und Nächstenliebe gegründete Nachbarschaft, das europäische Haus stärken und tragen wird. Ich hatte den Eindruck, dass etwas Verloren-Geglaubtes wiedergefunden worden ist. Es ist also völlig plausibel, dass es einen Wandel geben kann, vom Gast zum Mitbürger, vom Fremdling zum Hausgenossen. Dass es dabei auch Freiräume gibt, die Gottes Gnade sichtbar machen, erfüllt mich mit Demut. Wahrscheinlich ist dieses das solideste Mittel um auch in dieser Welt, für heute und für morgen etwas zu gestalten und zu bewegen, das Verständigung möglich macht und Frieden bringt.
Harald Pepel, Superintendent
zum 6. Sonntag nach Trinitatis 24. Juli 2022
Liebe Leserinnen und Leser,
haben sie sich schon einmal in einem Labyrinth befunden? Heute kann man ja landauf, landab diese Form von Wegen mit Richtungsänderungen und Sackgassen besuchen und sich in sie hineinbegeben. Im Unterschied zu einem Irrgarten, wo viele Wege in einer Sackgasse enden, gibt es im Labyrinth nur einen Weg – und dieser eine Weg führt zur Mitte. An ein solches Labyrinth musste ich denken, als ich Worte aus Psalm 16 las: „Du zeigst mir den Weg zum Leben“. Da klingt eine menschliche Sehnsucht an. Sie uns allen mit auf den Weg gegeben: es ist die Sehnsucht nach Leben. Mit „Leben“ ist hier mehr gemeint als das Leben im rein biologischen Sinne, das mit nüchternen Begriffen wie „Stoffwechsel“ oder „Wachstum“ in der Naturwissenschaft beschrieben wird. Es geht in der Bitte des Psalmbeters um das „Mehr an Leben“. Die Bibel erzählt davon. Sie ist ein Buch des Lebens. Sie spricht dann vom wahren Leben oder dem erfüllten Leben.
Das Labyrinth kann als Gleichnis für den Weg zum Leben gesehen werden. Und das nicht nur, weil wir manchmal das Gefühl haben, unser Leben gleiche einem Labyrinth in der Form, dass wir uns ständig verlaufen und immer wieder vor neuen Herausforderungen stehen – und das nicht nur als Einzelne, sondern als ganze Gesellschaft. Nein, es ist noch ein weiterer Gedanke: Der Weg führt zur Mitte, aber der Weg ist lang und hat viele Wendungen. Diese Wegerfahrung im Labyrinth trägt eine Botschaft in sich: kein Leben verläuft auf einer geraden Linie. Zum Leben gehören auch die verschlungenen Pfade, die Kehrtwenden und die Durststrecken. Auf dem Weg zur Mitte gibt es keine Abkürzung. Den ganzen Weg in seiner Nähe und Ferne zur Mitte muss gegangen werden. Nichts auf dem Weg kann man auslassen oder überspringen. Kein Schritt. Keine gute, keine schlechte Erfahrung. Bis auf einmal klar wird – oft ganz überraschend und unverhofft –dass die Mitte vor einem liegt.
Der Beter des 16. Psalms formuliert die Mitte des Labyrinths so: „Mein Gott, du bist mein ganzes Glück. Nichts steht über dir. Du zeigst mir den Weg zum Leben. Viel Freude finde ich in deiner Gegenwart und immerwährendes, tiefes Glück an deiner Seite.“ (Psalm 16). Einen gesegneten Sommer wünsche ich Ihnen und uns allen.
Pastor Christian Posdzich, Ev.-meth. Friedenskirche Zwickau
zum 5. Sonntag nach Trinitatis 17. Juli 2022
Urlaub – Geistliches Wort für den 5. Sonntag nach Trinitatis
Auf den römischen Galeeren gab es immer einen Menschen, der nur eine Aufgabe hatte, er musste den Rhythmus angeben. Die Galeerensklaven mussten so schnell rudern, wie der Trommler das Tempo diktierte. Je schneller er den Rhythmus angegeben hat, desto müder wurden die Ruderer. Unsere heutige Zeit hat auch solche Trommler, die den Menschen das Tempo angeben und die die Menschen jagen. Wir schauen auf unsere Armbanduhr, wir brechen mitten im Satz ab, wir müssen weiterlaufen, weil unsere Uhr es uns so diktiert. In der Mittagszeit schieben wir uns schnell stehend etwas in den Mund, weil wir keine Zeit haben, uns ruhig hinzusetzen. Die Krankenhäuser sind leider voll mit solchen „Sklaven“, die Herz- und Blutdruckprobleme haben. Davor möchte Gott uns bewahren, wenn er uns zu sich ruft, damit wir uns ausruhen können. „Kommt jetzt mit, ihr allein! Wir suchen einen ruhigen Platz, damit ihr euch ausruhen könnt.“ (Markus 6, 31) Bei einem Urlaub denken wir oft nur an unseren Körper. Unser Urlaub besteht aus Ausflügen, aus Strand und aus verschiedenen Attraktionen, weil wir alles gleichzeitig erleben möchten. Manchmal kommen wir müder zurück als wir vorher waren. Aber zu einem richtigen Urlaub gehört nicht nur der Körper, sondern auch der Geist und die Seele dazu. Man braucht Ruhe, in der man einfach die Stille genießen und gut abschalten kann. Für Jesus bedeutete Urlaub, dass sich sein Geist in der Nähe Gottes erfrischen konnte. Bei Gott kann man richtig zur Ruhe kommen. So kann man den Urlaub am besten genießen.
Pastor Dániel Papp
Evangelisch – Freikirchliche Gemeinde (Baptisten)
Werdau-Leubnitz
zum 4. Sonntag nach Trinitatis 10. Juli 2022
Im Regen tanzen
Ein Lehrer überraschte seine Klasse mit einem Test. Er verteilte ein weißes Blatt mit einem kleinen schwarzen Punkt an die Schüler*innen und stellt die vermeintlich einfache Aufgabe, dass sie schildern sollen, was sie auf dem Blatt sehen. Am Ende bekam er von jedem Kind eine ausführliche Beschreibung von dem schwarzen Punkt, von seiner Größe, der Lage auf dem Blatt, etc. Keiner seiner Schüler*innen schrieb über die große weiße Fläche, die den Punkt umgab – bei allen war es das Dunkle, worauf sie sich konzentrierten.
Wie oft geht es uns in unserem Alltag genauso? Wie oft liegt unser Fokus auf dem vermeintlich Schlechten in unserem Leben? Wenn wir von einer Zugfahrt berichten, was werden wir erzählen? Werden wir berichten, dass der Zug zu voll war, es keinen Sitzplatz gab und einer viel zu laut telefonierte? Oder werden wir das Augenmerk darauf richten, dass wir einen Bekannten getroffen haben, den wir meinten aus den Augen verloren zu haben und mit dem wir uns lange unterhielten und dass man vom Zug aus einen tollen Sonnenuntergang beobachten konnte?
Auch beim Blick in die Nachrichten kann man sich dem Eindruck nicht verwehren, dass es anscheinend nur noch Katastrophen auf der Welt gibt – im Moment ist es mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine und den weltweit daraus resultieren Konsequenzen, den Auswirkungen des Klimawandels und der immer noch nicht überstandenen Corona-Pandemie auch wirklich nicht leicht positive Meldungen in den Nachrichten zu platzieren. In vielen Fällen endet die Berichterstattung ohne einen hoffnungsvollen Ausblick oder dem Aufzeigen einer möglichen Lösung. In dem Buch der Sprichwörter heißt es: „Ein fröhliches Herz erhält einen bei guter Gesundheit, aber ein niedergeschlagenes Gemüt zehrt die Kräfte auf.“ (17, 22) (NGÜ) Selten haben wir nur einen schwarzen Punkt in unserem Leben. Es geht hier nicht um ein „think positive!“ um jeden Preis, sondern darum, dass wir den Blickwinkel ändern und uns bewusst machen, dass wir tagtäglich mit tollen Momenten gesegnet sind. Und dass wir dafür dankbar sein dürfen. Ja, auch an Tagen, an denen uns früh der Kaffee umgefallen ist.
Sabine Winkler
Evangelisches Forum Chemnitz
zum 3. Sonntag nach Trinitatis 3. Juli 2022
Adern des Lebens
Vorsichtig klettere ich die Böschung hinab und sehe mir das Bauwerk von unten an. Auf dem Bahnradweg Hessen führt der Weg oft auf alten Bahnstrecken entlang. Einige Brücken sind original erhalten und für die neue Nutzung ertüchtigt. Als Eisenbahnbegeisterter freue ich mich an dem Bauwerk, dem seine ursprüngliche Verwendung noch anzusehen ist. Dann geht es weiter auf dem Radweg durch eine Mittelgebirgslandschaft mit traumhaften Ausblicken. Diese Erfahrungen mit meiner Frau teilen zu können, macht die Freude komplett.
Brücken sind Lebensadern. Über manche fahren tonnenschwere Züge. Ingenieure haben die Kräfte berechnet, Widerlager und Fundamente im Baugrund verankert. Es gibt Brücken, die haben schon Jahrhunderte überdauert. Zugleich sind sie zerbrechlich. Eine Menschengruppe sollte nicht im Gleichschritt darüber marschieren. Das ist wohl nicht nur im Sinne der Brücken eine weise Entscheidung.
Brücken sind Lebensadern. Über Brücken fließt das Leben. Sie verbinden hüben und drüben, Menschen und Länder. Eine Brücke zu bauen, setzt Erfahrung und Kunstfertigkeit voraus. Wer eine Brücke baut, muss auf beiden Seiten den Baugrund erkunden, die Gegebenheiten verstehen.
Zugbrücken-Mentalität schottet ab und damit werden wir das Zusammenleben auf diesem Planeten nicht gestalten können. Brücken als Lebensadern helfen, dass die Wertschöpfung in einer Region zirkulieren kann und nicht nur per LKW stinkend und donnernd im Transit vorbeifährt. So stärken Brücken Gemeinschaft, fördern Beteiligung und Wohlstand vor Ort und sorgen für Verständigung und Frieden.
Gott selbst hat eine Brücke gebaut, als er in seinem Sohn Jesus Christus Mensch wurde. Gott hat die andere Seite, die menschliche, hautnah und verletzlich kennengelernt und damit eine tragfähige, dauerhafte Verbindung geschaffen. Brücken auch von Mensch zu Mensch zu bauen, leitet sich daraus aus meiner Sicht als klarer Auftrag ab.
Kurt Rommel dichtete (1963):
Herr, gib mir Mut zum Brückenbauen,
gib mir den Mut zum ersten Schritt.
Laß mich auf deine Brücken trauen,
und wenn ich gehe, geh du mit.
Ich möchte gerne Brücken bauen,
wo alle tiefe Gräben sehn.
Ich möchte hinter Zäune schauen
Und über hohe Mauern gehen.
(Evangelisches Gesangbuch Bayern und Thüringen, Nr. 646,1+2)
Pfarrer Frank Nötzold, Kirchgemeinde Ernstthal-Wüstenbrand
zum 2. Sonntag nach Trinitatis 26.06.2022
Erfrischung gefällig?
Unser Körper braucht Flüssigkeit. Das weiß jedes Kind. Gerade jetzt in der Sommerzeit und bei den hohen Temperaturen heißt die Devise: viel trinken – sonst drohen Erschöpfung, Schwindel oder Kopfschmerzen.
Als wir letztes Jahr in den Alpen wandern waren, war meine Trinkflasche relativ schnell leer. Ich merkte schon bald, dass ich Durst hatte und dringend wieder etwas zu Trinken brauchte. Nach einer ganzen Weile kamen wir an einem Brunnen vorbei, wie man sie in den Bergen häufig sieht. Ich hatte das Gefühl, noch nie so etwas Wunderbares wie dieses kalte, erfrischende Bergwasser getrunken zu haben. Es war einfach herrlich. Kennen sie das, wenn alles in uns nach einer Erfrischung schreit?
Doch nicht nur unser Körper braucht diese Tankstellen, auch unser Geist und unsere Seele verlangen danach. Nur melden sie sich nicht so eindeutig mit Durst und einer trockenen Kehle. Ich merke es meist dadurch, dass ich angespannt bin, schnell genervt reagiere oder schlecht schlafe.
In diese Situation hinein spricht Jesus im Bibelspruch für diese Woche: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. (Matthäus 11, 28)
Erquicken ist in unserem Sprachgebrauch kaum noch präsent. In einer anderen Bibelübersetzung steht: Ich will euch Ruhe schenken. Ich will euch die Last abnehmen.
Das klingt doch wirklich fabelhaft: Entlastung, Ruhe, Entspannung – einfach mal die Seele baumeln lassen. Gott bietet uns da einige Tankstellen. Er hat uns lieb. Er hört uns zu. Er weiß, was wir brauchen und möchte nur das Beste für uns. Er spricht gute Worte in unser Leben. Er hält uns dazu an, einen Tag in der Woche zur Ruhe zu kommen. Mir tut es gut spazieren zu gehen und dabei mit Gott zu reden. Ich kann ihm alles sagen und merke, dass ich meine Gedanken sortieren kann und meine Sorgen an Gott abgeben kann. Und er stellt mir immer wieder Menschen an die Seite, bei denen ich mich wohlfühle und auftanken kann. Was hilft ihnen dabei zur Ruhe zu kommen?
Unsere Seele braucht Pausen. Gönnen wir ihr doch ab und an eine Erfrischung.
Elena Münch, Jugendwartin im Kirchenbezirk Zwickau
zum Johannistag 24.06.2022
Dies ist das Zeugnis Johannes des Täufers: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen“. (Joh.3,30) So steht es über dem heutigen Johannistag. Ein besonderer Tag auf der Höhe des Jahres, wo alles grünt und blüht und die Tage am längsten sind. Da erinnern wir uns an die Geburt Johannes des Täufers. Ein Mann den jedes Kind kannte und der populär war, wie kein anderer. Eltern kamen bei der Namensuche für ihre Kinder auf ihn zurück. Johannes, Hans oder Johann waren die beliebtesten Namen in der Hitparade der Vornamen. Die Natur wurde mit einbezogen mit Johannisbeeren, Johanniskraut oder Johannisbrot. Sogar bei Stadt- und Dorfgründungen bezog man sich gern auf den Mann vom Jordan, dem Sohn von Elisabeth und Zacharias, der ein halbes Jahr vor Jesus geboren wurde, nach unserem Kalender am 24. Juni. Vielerorts werden Johannisfeuer entzündet. In ihnen soll man das Unglück der ersten Jahreshälfte verbrennen sehen und die Hoffnung für die zweite Hälfte soll auflodern als ein Vorschein auf das große Fest der Weihnachtsfreude. Ein schönes Fest mitten im Sommer genau ein halbes Jahr vor Heilig Abend. Für unsere Vorfahren so wichtig, dass sie dafür den Namen „Sommerweihnachten“ erfanden und sich viele Bräuche entwickelten und mit denen das Leben gefeiert wurde. Deshalb denken wir heute an Johannes den Täufer, der freiwillig auf Wohlstand verzichtete, den Konflikt mit seinen Zeitgenossen suchte und durch seine Verkündigung Jesus, auf den er hingewiesen hat und der viel größer sein wird als er, ins rechte Licht rücken wollte. Denn dessen Geburt werden wir wieder feiern, voller Sehnsucht nach Licht und Wärme, wenn alles dunkel und kalt sein wird. Noch ist es aber nicht soweit und wir haben Sommer. Für viele steht der Urlaub erst noch bevor. So können wir die Zeit nutzen und im Lichte des Johannisfeuers damit beginnen, auch unseren Horizont erweitern. Schauen wir auf den, der kommen wird und uns das Leben bringt. „Nach mir kommt einer, der wichtiger ist als ich“ hat deshalb Johannes über Jesus einst gesagt. Nehmen wir diese Spur auf, wenn wir zusammenkommen und wenn wir der Frage nachgehen, worauf es im Leben eigentlich ankommen soll und was uns wichtig ist und worauf wir unsere Hoffnung und Vertrauen setzen. Deshalb werden heute Abend wieder viele Andachten in unseren Gemeinden gefeiert. Dazu treffen wir uns ganz bewusst auf den Friedhöfen, wo uns das Leben und der Tod vor Augen stehen, als die Spanne in der wir leben. Aber das schönste kommt noch und darauf bewegen uns zu. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen einen gesegneten Johannistag und genießen sie die längsten Tage, bevor dann alles wieder beginnt allmählich abzunehmen, wie es der Tagesspruch sagt.
Andreas Mühler, Prädikant aus Oberwiera
zum 1. Sonntag nach Trinitatis 19.06.2022
Heile Welt
Vor wenigen Jahren fuhr ich mit einigen netten Leuten mit dem Rad an Schwarzer Elster und Spree durch ehemaliges und bestehendes Braunkohleabbaugebiet. Meist ging die Fahrt durch wunderschöne Gegenden, teils renaturiert. Aber wir kamen auch an bestehendem Abbaugebiet vorbei. Und dort sah es nicht mehr so schön aus. Der Wind wehte über wüstes, ausgetrocknetes Land. Bäume waren abgeholzt und man sah die Pumpen, die das Grundwasser aus dem Boden holten. Seen, die geflutet wurden, waren braun, wie auch die beiden Flüsse, an denen wir entlangfuhren. Die Spuren des menschlichen Eingriffs in die Natur waren unübersehbar.
Vieles ist reparierbar, was wir Menschen in unserer Welt so kaputt machen oder verändern. Vieles aber auch nicht. Narben bleiben. Ja, die Natur holt sich vieles zurück. Jahre vergehen – oft bleiben unumkehrbare Folgen spürbar.
Wir Menschen sind auf die natürlichen Lebensgrundlagen angewiesen. „Die Natur kann ohne uns, wir aber nicht ohne sie.“ Vom Geist Gottes erfüllte Menschen leben in dem Wissen, dass uns Luft, Wasser, Boden und alles was wächst und gedeiht, nur anvertraut ist. Und wir wollen verantwortlich damit umgehen.
Wir wollen all die schönen Erlebnisse in der Natur nicht missen. Gerade jetzt am Beginn des Sommers freuen wir uns über blühende Wiesen, klare Seen zum Baden, Wind und Sonne im Haar. In der Urlaubszeit suchen wir geradezu diese heile Welt. Wir wollen auftanken, Krafte sammeln und auch genießen, was uns Mutter Natur kostenfrei zur Verfügung stellt. Und das soll noch lange so bleiben. Seien wir dankbar für all diese Geschenke. Und sicher können Sie mit einstimmen in jenes schöne Lied, das davon spricht:
Geh aus, mein Herz, und suche Freud, in dieser lieben Sommerzeit, an deines Gottes Gaben;
Schau an der schönen Gärten Zier, und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben.
Ich selber kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun erweckt mir alle Sinnen;
ich singe mit, wenn alles singt, und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen.
Thomas Doyé, Dipl. Religionspädagoge, Bezirkskatechet im Kirchenbezirk Zwickau
zu Fronleichnam – Hochfest des Leibes und Blutes Christi 16. Juni 2022
Am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitssonntag feiert die katholische Kirche weltweit das Hochfest des Heiligsten Leibes und Blutes Christi – Fronleichnam. In vielen Ländern der Erde und auch in einigen deutschen Bundesländern ist dieses Hochfest auch gesetzlicher Feiertag. Der Anlass für diese Feier geht auf den Gründonnerstag zurück, also auf den Tag, an dem die Christen das letzte Abendmahl von Jesus Christus mit seinen Jüngern begehen. An diesem Tag wurden zwei Sakramente gestiftet, die nur in der gemeinsamen Verbundenheit existieren: Eucharistie und Priesterweihe. Weil der Gründonnerstag jedoch bereits die Einführung in das Triduum Paschale ist, gibt es an diesem Tag, der bereits von Trauer überschattet ist, keinen Raum, die Dankbarkeit für diese beiden Sakramente freudig und feierlich auszudrücken. Deshalb wird dieses Hochfest später begangen, als ein feierlicher Abschluss einer Reihe der wichtigsten Feste des christlichen Glaubens: Auferstehung des Herrn (Ostern), Christi Himmelfahrt, Pfinsten und Dreifaltigkeitssonntag. Dieses Fest wird meistens mit einer Fronleichnamsprozession gefeiert, was – wie auch schon in den letzten beiden Jahren – auch in diesem Jahr leider pandemiebedingt nicht möglich sein wird. Die Gläubigen begleiten bei dieser Feier Jesus Christus in der eucharistischen Gestalt des Brotes in der Monstranz. Auf diese Weise bezeugen sie ihren Glauben an Gottes Gegenwart und legen ihren Alltag, ihre Anliegen in Gottes Willen hinein. So sind wir den Jüngern von Emmaus gleich und wir rufen wie sie damals zum auferstandenen Herrn Jesus Christus: „Bleibe bei uns!“. Bleibe bei uns: In unserem Leben, in unseren Familien, Partnerschaften, in unseren Erfolgen, Niederlagen und Problemen. Bleibe bei uns, wenn wir um den Frieden bangen! Wir Menschen brauchen eine Begleitung. Wir brauchen jemanden, die für uns immer gegenwärtig da ist, der uns versteht, der uns so annimmt, wie wir sind. Das alles verspricht uns Jesus Christus. Dafür ist er auferstanden und bleibt bei uns in seinem Leib und in seinem Blut. Das feiern wir am Fronleichnamsfest!
P. Piotr Pasko OMI, Priester in der römisch-katholischen Pfarrei Heilige Familie Zwickau
zum Trinitatisfest – 12. Juni 2022
Dem ist nichts heilig…
„Dem ist nichts heilig“ klagt Mary über Pat im Film. Der wütet mal wieder wie ein Berseker und schreckte auch nicht davor zurück, das Übelste zu tun, Menschen und Tiere zu quälen und alles um sich herum zu verwüsten…
Mit der Bezeichnung, etwas „heilig“ zu halten, wird eine Grenze aufgezeigt. Was heilig ist, entzieht sich der menschlichen Verfügbarkeit. Bei aller Machbarkeit und dem, was man tun und lassen kann, schreckt man doch vor gewissen Dingen zurück, um sie zu schützen. Intuitiv oder ganz bewusst akzeptiert man Grenzen.
Und so ist es die Frage an einen jeden Menschen: Was ist dir heilig? Was achtest du so, dass du es unbedingt schützen willst? Wo sagst du „Stopp! Bis hierher und nicht weiter!“ Wo akzeptierst du „höhere“ Werte, um das Leben zu schützen?
Im christlichen Sprachgebrauch heißt „heilig“ „zu Gott gehörend“.
Ein Heiliger ist ein Mensch, der zu Gott gehört. Eine heilige Handlung ist etwas, was mit Gott zu tun hat.
Christen akzeptieren, dass sie nicht das Maß aller Dinge sind, sondern von Gott abhängig sind. Der unbegreiflichen und mit menschlichen Verstand nicht fassbaren Dimension Gottes zollen sie Respekt.
Deshalb geben sie Gott die Ehre. Und obwohl das Irdische und Göttliche klar getrennt ist, mischt sich das Heilige immer wieder in den ganz normalen menschlichen Alltag. Überall dort, wo die Liebe und Andersartigkeit Gottes sichtbar wird, scheint die Heiligkeit Gottes auf.
Am Sonntag feiern Christen das Trinitatisfest. Gott wird als Schöpfer des Lebens, als Sohn, der in Liebe den Weg zur Erfüllung zeigt und als Geist, der lebendig macht, gepriesen. Im Blick auf Gottes Größe erkennt der Gläubige sowohl seine Grenzen als auch die Herausforderung, als Mit-Mensch zu leben.
Ich bin froh und dankbar, dass nicht alles von mir allein abhängt. Weil mir vieles heilig ist, erkenne ich meine Grenzen. Gleichzeitig bewege ich mich in einem Lebensrahmen, der größer ist als aller menschlicher Verstand. So kann ich das Nötige tun und das Unnötige lassen.
Pfarrer Andreas Merkel, Hohndorf
zum Sonntag Exaudi 2022
Die Botschaft hör ich wohl…
In manchen Kalendern haben die Sonntage einen Namen. Der morgige trägt im Kirchenkalender den Namen Exaudi. Alle, die eine Beziehung zu Zwickau haben, können mit Audi etwas anfangen. Audi – aus dem Lateinischen – steht für „Horch“, genauer für „hören“ und Exaudi bedeutet „erhören“
Ein Vers aus dem alten Liederbuch der Bibel, den Psalmen, hat dem Sonntag den Namen gegeben. „Herr höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und antworte mir!“ Einer bittet, dass er erhört oder einfach gehört wird und er wartet auf Antwort. „Hören und gehört werden“ sind nicht nur im Gebet sondern auch im alltäglichen Gespräch wichtig. „Aufeinander-hören“ ist ein geflügeltes Wort. Allgemein bekannt – aber eben alles andere als selbstverständlich! Was macht uns denn das Ver-stehen untereinander oft so schwer? Vieles fällt mir dazu ein. In der Auseinandersetzung braucht jeder erst einmal Zeit, um den anderen Standpunkt nicht nur zu hören, sondern eben zu verstehen. Aber wer hat denn heute noch Zeit und die Nerven sich in den anderen hinein zu versetzten. Vor kurzem las ich, wir müssen, um zu recht zukommen mit den Aufgaben unseres Alltags, in einem Jahr so viele Dinge verarbeiten, wie die Menschen zu Goethes Zeiten in ihrem ganzen Leben. Die Frage: „Was ist wesentlich?“ steht heute bestimmt schärfer als früher. Und das Zeitnehmen zum Gespräch gerade auch zum Streitgespräch gehört bestimmt zu den entscheidenden Dingen.
Wie oft geht es im Streit darum Recht zu bekommen. Sollte aber nicht doch das Bemühen um eine Lösung im Vordergrund stehen? Aber das macht eben ein wenig mehr Mühe als nur seinen Standpunkt zu verteidigen.
Und noch etwas:
Wenn das Gefühl entsteht, mein Gegenüber meint es ehrlich, dann gilt nicht mehr: „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“. Mit der eigene Offenheit im Gespräch in Vorleistung zu gehen, kann es meinem Gesprächs-partner/meiner Gesprächspartnerin leichter machen, auf mich zu zugehen.
Auch in Handel und Wirtschaft erfahrene Menschen wissen, ohne ein gewisses Vertrauen läuft kein Geschäft. Und in der Politik wird Krieg nicht durch noch mehr schwere Waffen beendet, sondern nur mit dem Vertrauen, dass ausgehandelte Verträge eingehalten werden.
Prädikant Michael Laser, Glauchau
zum Himmelfahrtstag 2022
„Schau nach vorn!“, „Lass den Kopf nicht hängen!“, „Augen geradeaus!“, „Nimm das hier in den Blick!“
Es gibt so viele Sprichwörter und Redewendungen mit dem Fokus auf unsere Blickrichtung. Wörtlich und im übertragenen Sinn sind es unsere Augen, die bestimmen, wohin wir gehen oder was uns wichtig ist. Als Jesus sich zu Himmelfahrt (nach seinem Tod und seiner Auferstehung) von seinen Jüngern und Jüngerinnen verabschiedet, entschwindet er dem Blick seiner Freunde. Noch sind sie überrascht und starren in die Wolken, da ermahnt sie die Stimme des Lebens: „Schaut nicht zum Himmel sondern ins Diesseits. Jesus hat euch doch gezeigt, was wichtig ist für ein gutes Miteinander – jetzt ist es an euch, es umzusetzen. Eure Zeit der Ausbildung ist vorbei. Jetzt könnt ihr zeigen, was ihr gelernt habt.“
Viele junge Menschen sind in diesen Tagen gerade dabei, ihre Schule/Ausbildung mit Prüfungen abzuschließen (ich wünsche viel Erfolg) und dann heißt es mit dem bisher Gelernten, das Leben anzupacken, Mut zu finden, loszugehen und zu vertrauen, dass sich Türen öffnen und Wege finden lassen. Für die Jünger und Jüngerinnen wurde nach Himmelfahrt schnell klar: auch wenn Jesus nicht mehr sichtbar ist, gibt er innerlich Kraft für alles, was kommt. Die gesammelten Erfahrungen helfen, auch in unbekannten Situationen eine gute Entscheidung zu treffen. Mit all dem, was sie im Leben schon gemeistert haben, sind sie in der Lage auch in unbekannten und neuen Situationen handlungsfähig zu bleiben. Das gilt auch für uns: jeder neue Tag macht uns reicher an Lebens-erfahrung und ergänzt unsere Möglichkeiten, auf neue Herausforderungen reagieren zu können.
In diesem Sinne wünsche ich allen Schülern und Schülerinnen, dass sie nach den Prüfungen mit einem guten Bauchgefühl neue Wege betreten können und Ihnen und uns die Zuversicht, dass die Erfahrungen, die hinter uns liegen, die Kraft schenken, den Blick nach vorn zu richten und neue Ziele in den Blick nehmen zu können.
Dipl.-Theologin Verona Lasch, Ev.-methodistische Friedenskirche Zwickau
zum Sonntag Rogate, 22.05.2022
Du wirst, was du sagst
Den Mistkerl könnte ich auf den Mond schießen, denke ich zurecht. Und natürlich mache ich meinem Ärger auch mit Worten Luft. Dieses unmögliche Verhalten muss ich doch beim Namen nennen. Als ich dann wieder etwas klar denken konnte, frage ich mich, waren das wirklich die richtigen Worte? Zerstörten sie nicht mehr, als sie nützten? Mir kam eine andere Begebenheit in den Sinn. Ich hatte eine Aufgabe zu erledigen und war mir unsicher, ob alles gut gelaufen war. Dann kam ein Mann auf mich zu. Drückte mir die Hand und bedankte sich ehrlichen Herzens bei mir. Dazu fand er lobende Worte für meine Arbeit. Ich wusste, dass mein Beitrag dadurch nicht besser wurde, doch ich hatte Mut weiterzumachen. Mein Herz war froh.
Zwei Begebenheiten mit unterschiedlicher Wirkung. Einmal Zähneknirschen und Wut, dann eine Ermutigung, die gut tat.
„Segnet einander und flucht nicht.“ Diesen Tipp gibt die Bibel (Römer 12,14). Du bist ein Segen, sagen wir manchmal und meinen, da ist einer, der uns gutes getan hat. Segnen heißt, gutes aussprechen. Ein Segen ist viel mehr als ein paar nette, oberflächliche Worte. Segen geht tiefer, er verändert andere und mich.
Ein Sohn kommt zu seinem alten Vater und bittet ihn um seinen Segen. Er soll Gutes über sein Leben sagen. Der alte Mann tut das auch. Er spricht große Worte über seinem Sohn aus. Er soll Erfolg haben. Ein gutes Leben führen. Seine Familie soll zu ihm aufsehen. Das waren Worte, die sich später bewahrheitet haben. Er wurde zu dem, was sein Vater über ihm aussprach. Diese Begebenheit aus der Bibel vermittelt bis heute die Erkenntnis, die guten Worte, der Segen, der über einem Menschen ausgesprochen wir, verändert die Realität. Segen bringt etwas zum Leben, das noch nicht da ist. Jakob, so hieß der Sohn, wurde von seinem Vater gesegnet. An diesem Segen hielt sich sein Sohn fest. Jakobs Leben sah erst nicht erfolgsversprechend aus. Er war auf der Flucht. Hatte alles verloren. Doch Schritt für Schritt nahm der Segen Gestalt an. Am Ende seines Lebens gehörten zu seiner Großfamilie mehr als 70 Personen.
Gutes sagen? Ist das so einfach? Wie soll ich segnen, wenn es wirklich nichts Gutes zu sagen gibt? Wir selber sind von Gott gesegnet. Gott sagt: „Du bist mein geliebtes Kind.“ Wenn wir uns diesem Segen Gottes öffnen, wird er in unserem Leben seine Wirkung entfalten. Wir brauchen nur noch ein Teil dieses Segens weiterzugeben.
Segen besitzt eine Besonderheit. Er tut mir selbst gut. Segen ist wie eine Saat. Das Wort, das ich weitergesagt habe, kommt zu mir zurück.
Sicher gibt es immer noch Menschen, die ich gerne auf den Mond schießen würde. Doch nach einer kleinen Atempause folgen die Worte: Gott segne dich. Diese Saat wird den anderen verändern und mich auch.
Pfarrer Sören Lange, Meerane
zum Sonntag Kantate, 15.05.2022
Wie geht es Ihnen, wenn Sie in diesen Tagen einen Spaziergang in der Natur machen? Frisches Grün zeigt sich, zarte Blüten sind geöffnet und die Luft ist getränkt mit einem wunderbaren Duft. Das hebt die Stimmung und ein Lied auf den Lippen ist nicht fern. Passend dazu lautet der erste Vers des 98. Psalms, der die Christen ab diesem Sonntag eine Woche lang begleiten wird: Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder!
An verschiedenen Stellen fordert uns die Bibel zum Singen auf. Noch bevor wir mit dem Gesang uns und andere Menschen erfreuen sollen, ist das Lob des Schöpfers der Hauptgrund zum Singen. Gesang ist die Antwort auf das gute Handeln Gottes in uns und in unserer Welt. Unzählige sächsische Bläserchöre werden nun wieder den bekannten Choral „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ anstimmen – quasi den traditionellen christlichen Soundtrack zum Frühling und Frühsommer; ganze 15 Strophen Lebensfreude aus der Feder von Paul Gerhardt.
Doch Gerhardts Loblied auf Gottes Gaben in der Natur von der Biene bis zur Glucke, vom grünen Weizen bis zu den rauschenden Bächen – es blickt doch immer auch auf die Tatsache, dass all dieses Schöne vergänglich ist. Die Welt, wie Gott sie sich einst vorgestellt hatte, heil und schön, existiert jetzt und hier nur in Bruchstücken.
Wenn Menschen Waffen gegeneinander erheben, wenn Wahrheit und Lüge zu einem Tod bringenden Gift vermischt werden, wenn Verwandte voneinander getrennt oder Unschuldige verletzt werden, da erstirbt mir das Lied auf den Lippen. Genau das kannte auch Paul Gerhardt schon. Darum betont er, wie wichtig es ist, in einer lebendigen Beziehung zu Gott zu bleiben: „Mach in mir deinem Geiste Raum, dass ich dir werd ein guter Baum, und lass mich Wurzel treiben.“ Wer an Gott bleibt, wird die vielen Aspekte des Lebens umfassender wahrnehmen und einordnen können. Wer an Gott bleibt, wird sich nicht von Ideologien einfangen lassen, sondern kann sich klarer und wahrhaftiger zu grassierendem Unrecht verhalten. Wer in Gott verwurzelt ist, den reißen die Stürme nicht so schnell weg; der kann die Schönheit der Natur in vollen Zügen genießen und trotz der Brüche dieser Welt hoffnungsvoll in die Ewigkeit bei Gott schauen. In diesem Sinne: Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder! Versuchen Sie’s mal!
Pfarrer Philipp Körner, Lobsdorf-Niederlungwitz-Reinholdshain
zum Sonntag Jubilate, 08.05.2022
Liebe LeserInnen,
wie das Wetter wird an diesem Wochenende? Die Rechenmodelle sind sich nicht einig, wie so oft! Ich lade Sie ein zu einer Fahrradtour; also richtig Luft auf die Reifen, Kette geschmiert. Es fährt sich besser!
Schon geht es los. Wohin? Am besten auf Radwegen, die Sie aus Ihrem Wohnumfeld, weg von lauten Straßen und engen Gassen ins Grüne führt. Schon von weitem sehen Sie den in voller Blüte stehenden Raps. Sein Gelb wird abgelöst von Feldern mit sanft aus der Erde sprießendem Mais oder Korn. Halten Sie an, bleiben Sie stehen, schauen Sie sich um. Überall blüht es! Das frische Grün nach einer langen, grauen Jahreszeit erfrischt nicht nur unsere Augen. Es erfrischt unsere Seele im tiefsten. Alles Grau scheint auf einmal wie weggeblasen. Selbst am Wegesrand blühen für Sie Gräser, Butterblume, Löwenzahn. Manch ein Löwenzahn ist schon zur Pusteblume herangewachsen. Nicht nur für Kinder! Pflücken Sie eine Pusteblume und pusten Sie tolle! Wie kleine Fallschirmspringer trägt der Wind die Samen weit fort.
Wenn Sie weiter fahren hören Sie ganz bestimmt das herrliche Singen von Amsel, Meise, Fink und Star oder einer Wachholderdrossel. Es könnte auch sein, ein Greifvogel wartet geduldig auf sein Frühstück oder Mittagessen. Von einem Teich, den Sie ansteuern, hören Sie von weitem das laute Quaken der Frösche. Es ist nicht zu überhören!
Nicht nur dieses Wochenende lädt Gott, der Schöpfer, Sie in sein Naturwerk ein. Wir dürfen staunen, uns freuen und jubeln. „Jubelt Gott zu, alle Länder!“ können wir im Psalm 66,1 im großen Literaturwerk der Bibel lesen.
Nichts soll uns auf unserer Radtour ablenken. Handys und Tabletts stehen auch Ruhepausen zu. Gottes Schöpfung ist unendlich farbenfroher und schöner, als es uns große und kleine Bildschirme zeigen können.
Wer nicht Radeln möchte oder kann, der Stadtpark, ein Landschaftspark oder ein Wald ganz in Ihrer Nähe laden ebenfalls zum Luftholen für Leib, Seele und Geist ein.
Und sonntags laden Gottesdienste jeden ein. Hier erhalten Sie Luft für Ihre Seele, für Ihr ganzes Leben! Kostenlos! Eine geöffnete Kirche ist auch in Ihrer Nähe. Gott, der Herr, umhülle Sie mit seinem Segen, dem Input für Ihren Alltag!
Albrecht Kalusche
Mitarbeiter im Gemeindedienst
Evangelisch-methodistische Kirche Reinsdorf
zum Sonntag Miserikordias Domini, 01.05.2022
Freiheit und Verantwortung – Geistliches Wort für den Sonntag Miserikordias Domini
Der 1. Mai ist traditionell der Tag der Arbeiterbewegung. Die Gewerkschaft demonstriert. Unternehmerische Freiheit muss mit Verantwortung für die Menschen verbunden sein. Doch das ist nicht selbstverständlich. Die Rechte der Arbeiter müssen erstritten werden. Aber auch die Freiheit und das Recht zu demonstrieren und zu streiken, brauchen Verantwortung für das Ganze.
Die Balance von Freiheit und Verantwortung zu finden, war schon immer eine Herausforderung. In der Bibel betont Paulus in Galater 5,1: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit!“ Der Glauben weiß sich allein der Liebe zu Gott und dem Nächsten verpflichtet. In der Liebe kommen frei und verantwortlich sein zusammen. Martin Luther schrieb 1520 „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ und widmete die deutsche Fassung dem Zwickauer Stadtvogt Hermann Mühlpfordt. Ein Christ ist ein freier Herr und zugleich ein dienstbarer Knecht. Klingt widersprüchlich, aber nur so zusammen ist es richtig und wird es gut.
Das Stichwort Freiheit setzte damals vielerlei Kräfte und Aufbrüche frei. Um die Verantwortung musste dann gerungen werden. Deshalb war Martin Luther vor 500 Jahren vom 30.4. bis 2.5 in Zwickau und hielt vier Predigten. Daran erinnern Stadt und Kirche mit verschiedenen Veranstaltungen und einer Predigtreihe im Dom. Denn das Thema ist noch immer aktuell.
Auch die Rechten wollen am 1. Mai die Freiheit zur Kundgebung und Demonstration in unserer Stadt nutzen. Viele andere wollen zeigen „Es gibt viele Wege, Zwickau noch schöner zu machen.“ Dass all dies in einem friedlichen Miteinander, in Verantwortung und in Wahrung der Freiheit auch des anderen geschieht, dass es also ein fröhlicher Feiertag für alle wird, dafür beten an diesem Tag die Christen der Stadt in allen Gottesdiensten. Der Klang der Glocken wird an dieses Gebet und an die Zusammengehörigkeit von Freiheit und Verantwortung erinnern.
Pfarrer Andreas Marosi, stellvertretender Superintendent und Pfarrer in der Stadtkirchgemeinde Zwickau
zum Sonntag Quasimodogeniti, 24.04.2022
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.
(1. Petrus 1,3)
„hoffen“…das Herkunftswörterbuch des Dudens vermutet, das Wort sei vielleicht mit „hüpfen“ verwandt und bedeute dann: ‚vor Erwartung zappeln’, ‚aufgeregt umherhüpfen’ – so etwa wie Kinder vor dem Geburtstag oder Verliebte vor dem ersten Date.
Hoffnung ist so wichtig für unser menschliches Leben. Manchmal hält sie uns sogar am Leben. Es heißt auch nicht ohne Grund: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wir sind im Grunde ganz schön gut geübt im Hoffen, denn im Laufe unseres ganzen Lebens erfahren wir auch oft genug, dass unsere noch so guten oder schönen Hoffnungen sich dann doch nicht erfüllen. Ehrlicherweise muss man deshalb sagen: Leben heißt manchmal auch, Hoffnungen begraben und wieder neue Hoffnung schöpfen. „Das wird doch eh nichts mehr!“, sagt einer. „Ach, komm, sei doch nicht so pessimistisch!“, sagt der andere. „Ich bin kein Pessimist, ich bin Realist“, erwidert der erste wiederum.
Sollten also alle Realisten lieber gar nichts mehr hoffen? Die Vergangenheit ist egal, denn da gab es zu viele Enttäuschungen. Auch die Zukunft ist nicht wichtig, denn ändern kann ich ja doch nichts. Die Gegenwart scheint mit dieser Einstellung ebenso hoffnungslos.
Anders im Petrusbrief. Dort ist die Hoffnung im Ostergeschehen begründet, also in einem einzigartigen, vergangenen Ereignis. Die Auferstehung Jesu hat aber auch etwas mit der Gegenwart und der Zukunft zu tun. So wie auf ein neugeborenes Kind ein ganzes Leben wartet, so fängt mit der Auferweckung Jesu etwas ganz Neues an. Und das geschieht nicht erst im Himmel, sondern jetzt schon, hier – und zwar immer wieder. Immer wieder werde ich neu geboren dank der Hoffnung, die Ostern mir gibt. Und wenn wieder einer kommt und sagt: „Ach, das wird doch eh nichts.“ Dann antworte ich mit hüpfendem Herzen: „In der Wüste der Garten, in dem Dunkel das Licht, unter, über und mitten im Tod das Leben! Gelobt sei Gott!“ Ihre optimistische Osterrealistin.
Pfarrerin Rowena Jugl, Reinsdorf, Kirchgemeindeverbund Wildenfelser Land
zum Ostersonntag, 17.04.2022
Ostern ist wie Frühling, nur krasser.
Wenn ich im Winter durch meinen Garten gehe, kann ich mir manchmal kaum vorstellen, wie da je wieder Leben sein soll. Tote Zweige. Graue Tristesse. Lebensfeindlicher Frost. Und doch – jedes Jahr – scheint die Sonne wieder wärmer. Grüne Blätter sprießen. Insekten suchen die ersten zarten Blüten. Neues Leben entsteht!
Es scheint ein göttliches Prinzip zu sein, dass auf den Tod das Leben folgt. Genau das feiern wir ja auch an Ostern. Jesus war am Kreuz gestorben. Er war tot. Doch dann schenkt Gott ihm neues, ewiges Leben.
Ostern heißt: Das Leben siegt über den Tod. Und dieser Sieg ist eine Zusage für unser Leben. Wer im Streit lebt, darf darauf vertrauen, dass mit Gottes Hilfe wieder Versöhnung möglich ist. Die zerstörerische Kraft eines Krieges ist mächtig. Doch noch mächtiger ist der Wille zum Frieden. Krankheiten können uns belasten. Doch Gott begrenzt ihren Einfluss. Er schenkt uns Lebenskraft, um ihnen zu trotzen. Und er macht uns auch gesund. Selbst dann wenn unser eigener Tod anklopft, wissen wir: Der Tod ist nicht das letzte. Ein neues, ewiges Leben erwartet uns. Ostern ist wie Frühling. Nur krasser.
Pastor Antonio Israel, Baptisten Frei.Kirche – Zuhause in Glauchau und Meerane
zum Karfreitag, 15.04.2022
Verlassen?
„Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“, schreit Jesus in seiner Todesstunde am Kreuz (Mt 27,46). Corona, der Ukraine-Krieg und manche Katastrophe im eigenen Leben lassen auch uns heute zuweilen verzweifelt und ohnmächtig zurück.
„Wo ist denn euer Gott?“ – Diese Frage wird mir gelegentlich gestellt. Doch letztlich muss ich eingestehen: jedes Wort und jeglicher Deutungsversuch bringt keine Erleichterung. Manche Situationen muss man einfach durchstehen und aushalten, so wie Jesus am Kreuz. An sein Leiden und Sterben denken wir am Karfreitag. Er wird ermordet, weil er unbequem war und einen liebenden und barmherzigen Gott verkündete. Qualvoll stirbt er am Kreuz.
Schließlich legt man seinen Leichnam in ein Felsengrab.
Würde hier die Geschichte enden, wären nicht nur die Botschaft Jesu und sein Tod umsonst gewesen. Auch unser eigenes Leben wäre schrecklich und trostlos, da wir wissen: wir gehen vom ersten Moment an auf den Tod zu.
Doch Christen wissen, dass der Karfreitag eben nicht das Ende ist, sondern dass Ostern folgen wird. Jesus bleibt nicht im Grab, sondern ersteht zum neuen Leben. Beschleunigen konnte er das nicht. Auch für uns ist es immer wieder eine große Herausforderung, die gefühlte Gottverlassenheit auszuhalten.
Wer sich jedoch selbst im abgrundtiefen Leid an diesem Gott festhält, der kann auch die dunklen Stunden und steinigen Wegstrecken aushalten. Und der darf schließlich ebenfalls im eigenen Leben die Erfahrung von Ostern machen.
Ich wünsche uns allen die Kraft, durchzuhalten und das Vertrauen, dass am Ende eben nicht der Tod steht, sondern Gott, und damit das Leben. Wir sind zu keiner Zeit verlassen, denn dieser Gott ist immer da, selbst, wenn wir ihn nicht bemerken.
Ihnen allen einen gesegneten Karfreitag!
Markus Böhme
Der Autor ist Pfarrer der römisch-katholischen Pfarrei Heilige Familie Zwickau und Dekan des Dekantes Zwickau
zum Sonntag Palmarum, 10.04.2022
Palmsonntag
Was der morgige Sonntag mit Wahlversprechen zu tun hat.
Vor Wahlen umwerben Kandidaten uns mit Versprechen, was sie zum Wohl aller erreichen wollen. Klar, dass dabei vor allem auf hohe Zustimmungswerte geachtet wird. Hoffentlich wird nach der Wahl dann auch eingelöst, was versprochen wurde …
Morgen ist Palmsonntag. Er erinnert daran, dass Jesus hohe Zustimmungswerte hatte, als er nach Jerusalem kam. Hunderte bejubelten ihn als lange erwarteten König. Klatschpappen und bedruckte Fähnchen waren noch nicht erfunden. Also wedelte man Jesus mit Palmenzweigen zu. Daher der Sonntagsname „Palmarum“.
Jesus hatte versprochen: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt“ (Joh 11,25). Dabei wollte er nicht zum König gewählt werden. Das ist er sowieso. Nein, er wählte uns, die Menschen! Und versprach jedem, der ihm vertraut, den Schrecken vor dem Tod zu nehmen. Die Furcht vor dem, was geschieht, wenn wir vor unseren Schöpfer gerufen werden.
Jesus hat sein Versprechen wahr gemacht. Kurz nach Palmarum starb er am Kreuz. Die Bibel sagt, dass so alle menschliche Schuld und Versagen vor Gott ein für alle Mal bezahlt wurde. So ist das Tor zum Himmel weit aufgestoßen.
Christus hat sich dafür im wahrsten Sinn aufgeopfert, obwohl seine Zustimmungswerte rasend schnell im Keller waren. Er starb am Karfreitag verspottet und allein – zu unserem Wohl. Damit jeder, der ihm vertraut, weder im Leben noch im Sterben ohne Hoffnung ist.
So war es versprochen, so ist es eingelöst. Das gilt bis heute. Jesus‘ Zusagen sind keine toten Worte. Zu Ostern ist er auferstanden. Er lebt – und bekräftigt durch die Bibel: „Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt“. Welch eine Zusage: Nach dem Tod wartet dank Christus das ewige Leben! Kein Wunder, dass Christen diese gute Botschaft gern hören und feiern.
Pf. Albrecht Hoffmann, ev.-luth. Gemeinde zum Heiligen Kreuz, Crimmitschau
zum Sonntag Judika, 02.04.2022
Der Wochenspruch für die kommende Woche lautet: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele.“ (Mt 20,28). Ich weiß nicht, welches Wort Ihnen als erstes bei diesem Spruch in die Augen springt, bei mir war es das DIENEN. Vielleicht weil es auch gleich zweimal im Satz vorkommt.
Der Menschensohn ist gekommen um zu dienen… Ich muss sofort an eine Szene aus der Christenlehre denken, bestimmt schon fast zehn Jahre her. Damals sollten die Kinder kleine Texte aus der Passionsgeschichte von Jesus pantomimisch darstellen. Und zwei Jungs spielten, wie Jesus seinen Jüngern die Füße wäscht (Joh 13, 1-20) und wie Petrus sich erst weigert und schließlich verlangt, dass er wenn dann doch bitte ganz gewaschen werden möchte. Es war einfach herrlich anzusehen.
Und dann kommt mir noch Papst Franziskus in den Sinn, als er nach seinem Amtsantritt diese symbolische Geste aufgriff und am Gründonnerstag in Rom Gefangen diente, indem er ihnen die Füße wusch. Erst waren es Gefangene, dabei waren auch Frauen, später dann andere hilfsbedürftige Menschen. Eine Geste nur, doch damals war ich ziemlich ergriffen davon.
Es gibt auch Pfarrer, die diese Fußwaschung in ihren Gottesdiensten kurz vor Ostern zelebrieren. Ich habe es noch nicht erlebt, aber ich habe Respekt vor denen, die sich da ran wagen und diese Geste auch für sich als DIENEN auslegen.
Für mich persönlich ist dieses Bild, dieses Handeln Jesu, seinen Jüngern vor dem gemeinsamen (letzten) Abendmahl so zu dienen, dass er die Arbeit des Sklaven übernimmt und ihnen den Staub von den Füßen wäscht, eine der schönsten Erzählungen und symbolisch so wertvoll. ER macht sich klein vor ihnen (seinen Freunden). ER kniet sich in den Staub. ER verbeugt sich vor ihnen. Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene…
Und was erleben wir heute? Jeder will der Größte sein. Jeder denkt nur an sich. Jeder will seine Macht und seine Stellung auskosten. Keiner weicht auch nur einen Millimeter ab. Keiner beugt sich freiwillig. Keiner gibt nach.
Eigentlich bin ich dies alles leid. Gerade wir sind gerufen um zu dienen. Vielleicht nehm ich in diesem Jahr doch mal meine Fußwaschschüssel und ein Handtuch mit in die letzte Stunde mit den Kindern vor Ostern…
Tanja Heinrich
Gemeinde- und Religionspädagogin St.Martins-Kirchgemeinde Oberes Pleißental
Religionspädagogische Fachberatung für den Elementarbereich im Kirchenbezirk Zwickau
zum Sonntag Laetare, 26.03.2022
Das Leben siegt!
Wenn ihr aber hören werdet von Kriegen und Kriegsgeschrei, so fürchtet euch nicht. Denn es muss so geschehen; aber es ist noch nicht das Ende. (Markus 13,7) diesen Satz hatte ein Freund von mir kurz nach Beginn des Ukrainekrieges in seinem Status in den sozialen Netzwerken und er begleitet mich seitdem durch diese beängstigende Zeit. Natürlich bin ich erschrocken, als die Nachrichten von dem Beginn eines Krieges am Rande Europas berichteten. Ereignisse, die weit weg sind, berühren uns nicht so sehr wie Ereignisse, die uns nahe kommen. Einige Tage später habe ich den oben geschriebenen Satz gesehen und ich habe meine Bibel aufgeschlagen und nachgelesen, in welchem Zusammenhang dieser Vers steht. Jesus spricht vom Ende dieser Welt und den Dingen, die davor geschehen werden. Das kann Angst machen, wenn man dies liest. Doch der zweite Teil des Satzes heißt: „… so fürchtet euch nicht. Denn es muss so geschehen, aber es ist noch nicht das Ende.“ Biblische Vorhersagen sind schon oft eingetroffen. Diese Verse bei Markus wurden sicherlich oft als zutreffend bezüglich eines bevorstehenden Weltunterganges gedeutet, z.B. im Mittelalter oder auch zur Zeit des 2. Weltkrieges. Für mich ist wichtig geworden: „… es ist noch nicht das Ende.“ Ich halte es daher mit Martin Luther, der gesagt haben soll: „Und sollte morgen die Welt untergehn, ich pflanzte heute noch ein Bäumchen ein, bezahlte Schulden, da wo sie bestehn und wollt mit Gott und Welt im Reinen sein.“ Der Wochenspruch zum morgigen Sonntag Lätare weist daraufhin, dass das Leben den Tod besiegen wird. Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. (Johannes 12,24) Das Leben wird siegen und wird die Welt verändern. Ich will mich nicht ängstigen lassen von all den schlechten Nachrichten, sondern lieber so handeln, dass ich „mit Gott im Reinen bin“, mir nichts zuschulden kommen lasse. Mich für meine Mitmenschen, für Einheimische und Geflüchtete einzusetzen, indem ich Zeit, Kraft, Rat oder Spenden gebe, lenkt mich von möglichen Ängsten ab und lässt mich wirksam werden, vielleicht so, wie Jesus es tun würde. Machen Sie mit?
Diakonin Constance Heft, Stadtmission Zwickau e.V. und Mitkoordinatorin der Ukraine-Hilfe
zum Sonntag Okuli, 20.03.2022
Gott, zeig dich! oder Wo bleibt Gott?
Seit drei Wochen hat unser Alltag einen Unterton, der uns nicht loslässt. Die russische Armee hat das Nachbarland Ukraine offen überfallen. Die Kämpfe im Osten des Landes seit sieben Jahren hatten wir meist ausgeblendet. Nun sehen wir Bilder, die bisher weit weg schienen. Bei Älteren werden Erinnerung an die eigene Flucht und Vertreibung lebendig. In Dörfern und Städten ist die Hilfsbereitschaft groß. In vielen Kirchen finden Friedensgebete statt. Menschen bringen ihre Ratlosigkeit, Not und Angst gemeinsam vor Gott.
Der morgige Sonntag steht in der evangelischen Kirche unter dem Thema „Meine Augen sehen stets auf den Herrn.“ Das ist ein Zitat aus dem Liederbuch der Bibel, aus Psalm 25, 15. Wo ist Gott in der Aussichtslosigkeit und dem Leid des Krieges zu sehen? Diese Frage ist so alt wie der Glaube an Gott. Sie ist schon millionenfach gestellt und entspricht unserer Sehnsucht nach Frieden und Heilung. Diese Frage stellt sich bei Kriegen und Katastrophen genauso wie bei schwerer Krankheit und dem Verlust lieber Menschen.
In der Zeit vor dem Osterfest erinnert sich die Christenheit an das Leiden von Jesus. Das hat ihn einsam werden lassen. Zum Schluss waren seine Begleiter alle weg. Es hat ihn bis zum Tod am Kreuz gebracht. Könnte das Gottes Hinweis sein, wo er zu sehen, wo er zu finden ist? Mit seinem Leiden ist Jesus denen nahe, die leiden. Deshalb ist es gut, die Augen nicht zu verschließen vor dem Leid anderer Menschen. Auch wenn es manchmal nicht zu ertragen ist, brauchen sie mich und ich brauche sie. Deshalb kann und soll ich hinsehen, wo Menschen ihre Heimat verloren haben und auf der Flucht sind, wo Menschen aus Angst vor Bombenangriffen in Kellern ausharren, wo Kinder im Krieg aufwachsen, wo Männer den Militärdienst im Krieg verweigern. Deshalb kann und soll ich helfen mit meinen Möglichkeiten, meiner Kraft, meinem Geld, meiner Zeit und meinem Gebet.
Dem Leiden Jesu folgte seine Auferstehung. Ostern feiern wir das Fest des Lebens. In dieser Hoffnung steckt die Kraft, auch im Leid Gott zu sehen und sich leidenschaftlich für das Leben und den Frieden einzusetzen.
Diakon Michael Zimmermann, Beauftragter für Friedens- und Versöhnungsarbeit der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens
zum Sonntag Reminiszere
Gibt es Alternativen zum Kriegsdienst?
In der Zeit vor Ostern bedenken wir das Leiden Jesu. Eine Station auf dem Weg ist die Gefangennahme. Es ist eine spannende Geschichte, die uns der Evangelist Matthäus erzählt: Ein enger Mitarbeiter, der Jünger Judas, verrät den Ort, an dem sich Jesus aufhält und führt die Soldaten in den Garten Gethsemane. Mit einem Kuss verrät er Jesus. Ein anderer Mitarbeiter will verhindern, dass Jesus gefangen genommen wird, zückt sein Schwert und haut einem Soldaten das Ohr ab. Kommt es jetzt zum Kampf? Jesus reagiert unerwartet anders. Er hält seinen Jünger zurück und sagt zu ihm: „Stecke dein Schwert ein, denn wer das Schwert ergreift, wird durch das Schwert umkommen.“ Dieser Satz irritiert seine Freude. Sie fliehen aus der Szene in alle Richtungen. Bis zum heutigen Tag beinhaltet der Satz Jesu eine Warnung an alle, die auf Gewalt setzen und zu den Waffen greifen. Das Schwert, die Gewalt, kann dich selber treffen. Und dieser Satz vom Gewaltverzicht hat uns in der DDR-Zeit, als sich in Deutschland zwei Blöcke mit Atomraketen bewaffnet gegenüber standen, angeregt, über Alternativen nachzudenken. Ich habe damals den Wehrdienst verweigert und musste mir den Vorwurf anhören, nichts für die Sicherheit des eigenen Landes zu tun. Gern hätte ich einen zivilen Ersatzdienst geleistet, den gab es aber zu meiner Zeit in der DDR nicht. Als Bausoldat zu arbeiten, war ein Kompromiss. Aber es war ein unübersehbares Zeichen, dass Frieden auf einem anderen Weg gefunden werden muss. In der friedlichen Revolution von 1989 mit Gebeten, Diskussionen, Kerzen und Demonstrationen wurde ein anderer Weg gefunden. Dieses Ereignis hat historische Bedeutung und der russische Präsident Michael Gorbatschow hat dieses Geschehen ermöglicht. Ich frage mich, wie wird es heute jungen Männern in Russland und in der Ukraine gehen, die sich auf die Worte Jesu berufen? Wird es eine Chance geben, einen anderen Weg zu finden? Oder werden sich alle den jeweiligen nationalen Interessen unterordnen müssen?
Was können wir in der gegenwärtigen Situation tun? Über unsere Ängste reden. Kriegsflüchtlinge aufnehmen, ihnen helfen. Spenden für Notleidende. Vor Gott klagen. Beten, dass Kompromisse für einen Frieden gefunden werden. Die Hoffnung nicht aufgeben.
Wolfgang Gruner, Superintendent i.R.
zum Sonntag Invokavit
Es ist Krieg.
Militärfahrzeuge, die mir auf der Autobahn begegnen. Kampfhubschrauber, die auf ihrem Weg an die EU-Außengrenze in Dresden landen, um aufgetankt zu werden. Sanktionen, Isolierung, Waffenlieferungen als Antwort auf den Angriff auf die Ukraine. Dazu die unfassbaren Bilder, die ich jeden Tag im Fernsehen und Internet aus Kiew und anderen Städten sehe. Die sprichwörtlichen „Tore der Hölle“ tun sich auf. Wie kann ein Mensch so ein Leid über Millionen Menschen bringen?
Dabei bin ich ganz anders aufgewachsen. Die letzten Jahre des Kalten Krieges habe ich bewusst erlebt, doch dann kam die friedliche Revolution: eine Befreiung ohne Blutvergießen. Verhandlungen, Verträge, die Vertrauen schafften und Freiheit und Wohlstand brachten. Alles nur Täuschung? Was ist daraus geworden? Innerhalb weniger Tage alles zunichte?
Und meine Überzeugungen? Von der Bergpredigt Jesu bin ich geprägt. „Selig sind die Friedfertigen…“ Einen Dienst an der Waffe habe ich abgelehnt. Auf Gewalt soll nicht mit Gegengewalt geantwortet werden. „Widerstrebt nicht dem Bösen, sondern: Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar.“(Mt 5)
Klingen solche Worte heute nicht geradezu zynisch?
Doch ich will sie nicht aus meinem Leben streichen! Meine Kinder sollen nicht in einer Welt leben, die geprägt ist von Angst und Schrecken! Ich möchte, dass Menschen gewillt sind, Kompromisse zu schließen und wieder Vertrauen wachsen kann, dass es nicht um Sieger und Besiegte geht, sondern um Menschen, die in Freiheit und Frieden miteinander in dieser Welt leben, wo Versöhnung möglich ist und niemand Höllenängste ausstehen muss, wo Gewaltverzicht nicht zum Untergang führt, sondern Aggression beendet und Zukunft eröffnet.
Für Christen steht über dem morgigen Sonntag und der neuen Woche ein Vers aus dem 1. Johannesbrief (Kap. 3 Vers 8): „Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.“
Darauf hoffe ich, dass Gewalt und Gegengewalt, dass Lügen und Belogen werden, bald ein Ende finden, dass sich die „Pforten der Hölle“ wieder schließen – und dass das, was auch in unserem Land an Solidarität, Unterstützung und Hilfe von vielen gegeben wird, dazu etwas beiträgt.
Pfarrer Matthias Große, Glauchau, Polizeiseelsorger in der Polizeidirektion Dresden und Notfallseelsorger in der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens
zum Sonntag Estomihi
Gebet für den Frieden
Vielleicht kennen Sie dieses Bild: Ein Mensch sitzt mit Jesus auf einer Bank und fragt ihn: „Warum lässt Du all die schrecklichen Dinge wie Kriege, Hungersnot, Gier und Hass in unserer Welt zu?“ Und er bekommt die Antwort: „Das wollte ich dich auch schon fragen!“ Es gibt viel Leid in unserer Welt, für das wir keine Erklärung haben. Es gibt aber auch so viel Leid, das durch Menschen verursacht wird. So vieles, das uns einfach nur fassungslos macht. In der nächsten Woche beginnt in der kirchlichen Tradition die Passionszeit, die Zeit, die in besonderer Weise an das Leiden und Sterben von Jesus erinnert. Gott kam in Jesus in unsere Welt, weil wir uns nicht selber aus dem Schlamassel von Schuld und Unfrieden befreien können. Er hat sein Leben am Kreuz als Lösegeld für jeden Menschen gegeben, damit wir Frieden mit Gott und miteinander haben können. Jesus, der gekreuzigte und auferstandene Herr lädt uns ein, dass wir uns ihm anvertrauen. „Der Friede Gottes will in dir beginnen, du brauchst nicht lange, bis du es entdeckst. Was Gott in dich hineinlegt bleibt nicht innen, Friede, der nach außen wächst“ – so heißt es in einem Lied. Doch wie kann das gehen? Unser Herz ist weit, aber unsere Möglichkeiten sind begrenzt, könnte man mit Joachim Gauck sagen. Unbegrenzt möglich ist immer das Gebet. Es ist nicht unsere letzte Möglichkeit, sondern die erste Option. Und so beten wir in diesen Tagen ganz besonders für die Menschen in der Ukraine. Wir beten für die Menschen in den vielen Kriegen, die derzeit anderswo stattfinden und von denen wir aktuell nur wenig erfahren. Wir beten für die Regierungen, die oft genauso ratlos sind wir. Und wir wollen nicht vergessen, Gott danke zu sagen für das Geschenk, dass wir hier schon so lange in Frieden leben.
Ralph Gotter, Vorsitzender des CVJM Crimmitschau
zum 2. Sonntag vor der Passionszeit – Sexagesimae
Der Druck auf die Kirchen
Der Druck auf die Kirchen, in der Krise (er)lösende Antworten zu geben und Hoffnung zu spenden, ist groß. Ich höre Enttäuschung über eine Kirche, die als verlängerter Arm staatlicher Gesundheitspolitik wahrgenommen wird. Ist es angemessen, Impfangebote in Kirchen zu errichten, als gäbe es dafür nicht andere Orte? Ist es Ausdruck von Nächstenliebe, wenn Kirchenvertreter öffentlich kundtun, für Ungeimpfte kein Mitleid zu haben oder diese pauschal als Querdenker verurteilen? Aktuell erlebe ich in meiner Arbeit, dass es einen Raum braucht für die Klage, das Schweigen und das genaue Zuhören. Raum für das Zulassen der Gefühle von Wut und Erschöpfung, Angst und Trauer, Glaube und Zweifel. Kirche wäre dann nicht nur der Raum, in dem ich aus dem Zuspruch Gottes lebe, sondern in dem ich zuerst einmal mit all dem sein darf, was schwer ist. Wo sind die Erfahrungen der Menschen in dieser Pandemie und deren Widersprüche in unseren Gottesdiensten hörbar? Vor allem aber braucht es wieder Nächstenliebe. Besser noch: Feindesliebe. Liebt eure Feinde, so lautet der provozierende Appell, den Jesus in der Bergpredigt an die Menschen richtet. Damit überbietet er das Gebot der Nächstenliebe. Aber was ist eine Nächstenliebe wert, die jene ausklammert, die uns das Leben schwer machen? Wer immer einen Feind braucht – den Mitläufer, den Kritiker, den Geimpften, den Ungeimpften – muss sich fragen lassen, was mit ihm los ist. Statt: Mit denen reden wir nicht, versuchen zu verstehen, warum der Andersdenkende so bedrohlich wirkt und welchen Anteil womöglich ich selbst daran habe. Statt: Ich habe Recht, der andere liegt falsch – zu sagen: Ich liege richtig, aber auch falsch, und der andere hat zum Teil recht, aber auch unrecht. Nicht die erstbeste Antwort für die letztmögliche halten und sich nicht in Ideologien retten, die den eigenen Standpunkt zum einzig erlaubten erklären. Die Impfung etwa als eine medizinische Frage diskutieren und nicht als Ausdruck einer politischen Haltung zum System. Davon ausgehen, dass Menschen sich ändern können. Zu sehen: unsere „Feinde“ sind ja wie wir: fehlerhaft, ängstlich, irrend, gebunden an Interessen und Vorurteile. Warum ist das so schwer: Rücknahme des Gesagten, Korrektur am Gedachten, Widerspruch zu sich selbst – das ist doch das Leben. Feindesliebe kann auch misslingen. Aber Befriedung und Versöhnung sind erst zu erreichen, wenn wir bereit sind, dieses Risiko einzugehen. Der Glaube an den Geist der Nächstenliebe Jesu lässt es mich wenigstens versuchen.
Pfarrer Andreas Friese, Klinikseelsorger in Glauchau und Lichtenstein
Bereit sein.
Die Läufer stehen dicht gedrängt an der Startlinie für den 2000 m Lauf. Es wird gedrängelt und geschoben, um den besten Startplatz zu ergattern. Alle sind zu 100 % aufmerksam und warten auf den Startschuss. Und dann heißt es: „Auf die Plätze! Fertig! Los!“
In der Bibel im 1. Petrusbrief finden wir einen Vers, der von uns als Christen verlangt, so bereit zu sein wie ein Läufer an der Startlinie.
In 1. Petrus 3,15 heißt es: Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist.
Das klingt auf den ersten Blick ganz schön anstrengend. Verlangt Petrus hier von uns, dass wir jedem, der uns über den Weg läuft, ein Gespräch über den Glauben aufdrängen sollen?
Ich denke nicht! Er schreibt, wir sollen bereit sein zur Verantwortung. In dem Begriff steckt das Wort Antwort drin. Das heißt, wir sollen dort Antwort geben, wo Menschen Fragen haben, wo sie offen sind für den Glauben an Jesus.
Um Antworten geben zu können, sollten zwei entscheidende Voraussetzungen erfüllt sein.
Die erste: Unsere Mitmenschen sollten wissen, dass eine Hoffnung in uns ist. Das passiert dann, wenn wir als Nachfolger von Jesus erkennbar leben. Wenn wir unseren Glauben nicht verstecken. Wenn wir bereit sind, auch mal aufzufallen, wenn wir an bestimmten Punkten anders handeln.
Und die zweite: Um Antwort zu geben, müssen wir selber wissen, was für eine Hoffnung in uns ist.
Das heißt, wir sollten auch mit unserem Kopf wissen, was wir glauben, und es formulieren können. Das Symbol des Fisches, das viele Christen an ihren Autos haben, ist zum Beispiel ein ganz kurzes prägnantes Glaubensbekenntnis. Fisch heißt auf griechisch Ichtys und das sind (auf griechisch) die Anfangsbuchstaben des Satzes: Jesus Christus – Gottes Sohn – Retter. Aus diesen fünf Worten lässt sich ableiten, woran wir Christen glauben.
Und ebenso wichtig ist, in unserem Herzen zu wissen, was wir glauben. Das heißt, zu bezeugen, wo wir Jesus in unserem Leben erlebt haben, wo er Ihnen und mir begegnet ist, wo er uns gerettet hat, wo er eine neue Perspektive und eine neue Hoffnung geschenkt hat.
Denn Ihre und meine persönlichen Erlebnisse mit Jesus können Wegweiser für unsere Mitmenschen sein.
Deshalb möchte ich Sie einladen, bereit zu sein, Antwort zu geben und so ein Wegbereiter zu werden.
Sandra Forberger, Prädikantin im Kirchspiel Zwickau-Nord
zum 4. Sonntag vor der Passionszeit
Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen. Epheser 4,26
Zorn ist eine starke menschliche Gemütsregung mit aggressiver Tendenz. Etwas ärgert mich heftig und löst bei mir Wut aus. Das kann zu unkontrollierten Handlungen und Worten führen. Ich fühle mich im Recht und reagiere unangemessen und überzogen. Dabei verletze ich andere. So führt der Zorn schnell zur Sünde. Später dann bereue ich das. Aber was gesagt und getan ist, ist geschehen.
Deshalb ist es ein kluger Rat, auf sich selbst zu achten, erstmal Abstand zu suchen und den Zorn verrauchen zu lassen. Später kann man dann in Ruhe besser darüber reden und besprechen, was mich so geärgert hat.
Mich erinnert der Vers an eine Begegnung. In einem Seelsorgeseminar im Studium machte ich meine ersten Erfahrungen mit Krankenbesuchen. Die Seelsorgerin im Leipziger Diakonissenkrankenhaus schickte mich zu einer älteren Dame, die mit Schenkelhalsbruch im Krankenhaus lag. „Gehen Sie da mal hin. Die wird sich sicher freuen. Und ich denke, da werden auch Sie am Ende beschenkt aus dem Gespräch gehen.“ Und so war es dann auch. Auf einer der alten Saalstationen, in denen Bett neben Bett die ganze Station in einem Saal untergebracht war, kamen wir trotz Nachbarn in Hörweite gut ins Gespräch. Sie erzählte mir, dass sie und ihr Mann sich diesen Vers zum Grundsatz in ihrer Ehe gemacht haben. Natürlich kommt es vor, dass man unterschiedlicher Meinung ist und sich mal streitet. Und auch, dass man sich über den anderen ärgert und zornig wird. Aber noch am selben Tag haben sie das miteinander besprochen und einander vergeben. Sie sind nicht mit Zorn und Groll und auch nicht mit einer unvergebenen Schuld ins Bett gegangen. Die Sonne soll darüber nicht untergehen. Sie haben das Miteinander gesucht und konnten so jeden Abend in Frieden einschlafen. Das hat ihrer Ehe gutgetan. Aus dieser Erfahrung heraus hat sie auch mir dies wärmstens an Herz gelegt. Und ich denke, genau so ist der Bibelvers auch gemeint, als guter Rat, mit dem wir hoffentlich auch selbst im Zusammenleben mit den Menschen um uns herum gute Erfahrungen machen können.
Pfarrer Andreas Marosi, Stadtkirchgemeinde Zwickau und Kirchenbezirk Zwickau
zum letzten Sonntag nach Epiphanias
… über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.
Jesaja 60,2b
Liebe Leserinnen und Leser,
diese Zusage erreichte einst das Volk Israel in einer wenig glücklichen Zeit.
Genaugenommen ist das auch nur die zweite Hälfte eines Satzes. Der erste Teil lautet: Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker, aber …
Zwar sind beide Satzteile sehr poetisch formuliert, aber man ahnt etwas von den Stimmungen dahinter.
Und zumindest der erste Teil erinnert uns an unsere eigene Gegenwart.
Die Erzählungen, Berichte und Erfahrungen im Zusammenhang mit Corona haben auch viel Finsteres und Dunkles, ganz egal von welcher Seite aus man es betrachtet – und das weltweit.
Egal, welche Dunkelheiten und Finsternisse über unserem Leben liegen; es gibt Hoffnung!
Über Israel erschien die Herrlichkeit des HERRN, weil Gott mit den Israeliten in der Vergangenheit einen Vertrag machte, der sie zu seinem Volk werden ließ.
Allerdings wird in unserem Andachtstext ein Volk als Ganzes angesprochen. Das entspricht durchaus dem früher viel intensiveren Gemeinschaftsgedanken.
Heute denken und leben wir individueller.
Aber auch ein Volk besteht aus Einzelpersonen.
Man konnte sich als Einzelner gut hinter den breiten Schultern des Glaubens im Allgemeinen verstecken. Damit war Glaube eher eine kulturelle Notwendigkeit.
Es war aber ebenso gut möglich, Glaube ganz persönlich zu leben und Gott mit dem Herzen zu dienen.
Dann bekamen solche Zusagen, wie in unserem Andachtsvers, auch einen individuellen Charakter.
Glaube war nicht mehr nur Kulturgut, sondern persönliche Beziehung.
Gott bekam ein Gesicht im eigenen Alltag. Seine Herrlichkeit berührte persönlich.
Daran hat sich bis heute nichts geändert. Dann lässt sich der Andachtsvers auch ganz persönlich lesen: Über Dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über Dir.
Die Voraussetzung ist und bleibt, dass Du Gott glaubst, dass es ihm ein Anliegen ist, dass er Dir erscheinen will. So hättest Du ein gutes Licht, welches Dich trittsicher durch dunkle Zeiten begleitet.
Amen.
Thomas Fischer, Gemeinschaftspastor aus Glauchau
zum 3. Sonntag nach Epiphanias
Wer aufmerksam unterwegs ist merkt, dass inzwischen viele der Lichter ausgegangen sind, die uns in der Weihnachtszeit erfreut haben. Es fällt regelrecht ins Auge, dass es am Abend wieder dunkler geworden ist. Und doch ist immer noch Weihnachtszeit, Epiphaniaszeit. Die Zeit, in der die heiligen drei Könige im Mittelpunkt stehen. Dabei ist es egal, ob es nun drei oder mehr waren. Entscheidend ist, dass sie sich aufgemacht haben, um vor Ort zu sehen, was ihnen die Sterne kündeten. Sie haben dabei einen weiten und gefährlichen Weg auf sich genommen. Aus dem Matthäusevangelium wissen wir, dass sie dabei den Umweg über den königlichen Palast des Herodes nahmen. Doch dieser erste scheinbare Mißerfolg hat sie nicht aufgehalten. Nach der Unterweisung durch die Schriftgelehrten haben sie das Kind gefunden. Mit ihren Geschenken haben sie ihrer tiefen Freude Ausdruck verliehen. Zugleich sind diese Geschenke Sinnbild für die unbeschreibliche Bedeutung dieses Kindes, welches doch arm und bescheiden in einem Stall geboren wurde. Auf Gottes Wort im Traum, ziehen die weisen Männer ohne den Zwischenstopp bei Herodes wieder nach Hause. Ich stelle mir immer wieder vor, wie sie bis an das Ende ihres Lebens von ihrer Begegnung, dort in Bethlehem, mit leuchtenden Augen und brennenden Herzen erzählt haben! In diesen Tagen brechen auch wir auf, zurück in den Alltag. Manche sind gar schon mittendrin! Und es bleibt die Frage, was uns von Weihnachten bleibt. Leuchten auch unsere Augen und Herzen noch von der frohen Kunde, dass Gottes Sohn mitten hinein in unser Leben geboren wurde? Oder hat uns der Alltag mit seinen Sorgen und Nöten schon wieder im Griff? Seit Monaten schon ist es ja ein Alltag mit täglich neuen Herausforderungen. Für die einen fast nicht zu bewältigen, für die anderen Stillstand, für viele Mitmenschen auch existenzbedrohend. In diesen ausklingenden Tagen der Weihnachtszeit bleibt die Frage, ob wir so viel Freude mitnehmen konnten, dass diese auch weiter in uns spürbar bleibt. Damit das Licht, welches die Weisen Männer als Stern erkannten auch unseren weiteren Weg erhellt. Das Licht Gottes, welches uns auch leuchtet, wenn alle Lichter dieser Welt nicht weiterhelfen. Das Licht Gottes, welches uns sogar dann leuchtet, wenn unser Lebenslicht einmal ausgehen wird. Vielleicht nehmen Sie sich dieser Tage etwas Zeit, darüber noch einmal nachzudenken. Ich wünsche Ihnen, dass Ihnen dabei das gute Licht Gottes neu scheint.
Pfarrer Joachim Escher, Langenbernsdorf
zum 2. Sonntag nach Epiphanias
Wer glaubt, erlebt Weite.
„Wer glaubt, lebt in einer unendlichen Weite. Er blickt auf zum Himmel – und steht doch fest auf der Erde. Er bewundert die Unermesslichkeit des Kosmos – und bestaunt eine winzige Blume.“ Sagt der Theologieprofessor Gerhard Lohfink.
Wir leben in heftigen Zeiten. Die Herausforderungen sind enorm. Die Belastungen sind groß. Es wäre fahrlässig, realitätsfremd und blind, wollte ich dies als glaubender Mensch herunterzuspielen. Es scheint so, als hätten wir uns als Gesellschaft im Streit der Meinungen und um die Deutung der derzeitigen Lage festgebissen. Wer jedoch eine Sache zu verbissen angeht, darf sich nicht wundern, wenn er über kurz oder lang gequält wirkt und über kurz oder lang in die eine oder andere Sackgasse gerät.
Erfrischend anders ist es da bei Jesus. Denn bei ihm ist etwas von dem Wind der Weite des Glaubens zu spüren. Wo immer er auch ist, tun sich selbst in verfahrensten Situationen hilfreiche und heilsame Lösungen auf. Und da, wo scheinbar nur die eine oder Antwort richtig sein kann, zeigt er wohltuende Alternativen für Menschen, die sich durch ihre Engführungen und Kleinkariertheiten verhaken.
„Wer glaubt, lebt in einer unendlichen Weite.“ Kann man da etwas Besseres tun, als sich tagtäglich an Jesus zu orientieren, der von sich sagt: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“(Johannes 6,37)
Pastor Thomas Eichin, Ev.-Freikirchliche Gemeinde Zwickau-Planitz
zum 1. Sonntag nach Epiphanias
Nun sind wir also im 3. Jahr der Covid-19-Pandemie, in der Welle auf Welle zu folgen scheint – wenigstens, so weit das griechische Alphabet mit seinen 24 Buchstaben reicht: Das O-Micron steht an 15. Stelle, da ist noch einiges drin bis zum O-Mega am Ende … Es hört sich an wie eine neue Zeitrechnung. Es schaut sich an wie eine Spirale. Es fühlt sich an wie ein Strudel: Wenn wir uns treiben lassen, zieht er uns runter, bis wir keine Luft mehr kriegen.
Wenn wir uns treiben lassen … Im Jahreskalender der evangelischen Kirchen steht über dem kommenden 1. Sonntag nach dem Epiphaniasfest dieser Bibel-Spruch aus dem Römer-Brief des Neuen Testamentes: Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Das stimmt. Auch umgekehrt. Gottes Kinder sind also Leute, die sich treiben lassen. Aber ihre Triebkräfte sind nicht ihre augenblickliche Lust oder Unlust, nicht das Gerede von Lobbyisten, nicht das Geschwafel von Influencerinnen, nicht das Geraune von Verschwörungsphantasten, nicht die asozialen Hetze in den angeblich sozialen Medien und nicht irgendwelche Strömungen, die gerade den meisten Wirbel machen. Gottes Kinder lassen sich treiben von der Kraft, die uns hilft zum Leben.
Lassen wir uns also treiben von Gottes Geist: Er ist nicht der Geist der Furcht, sondern der Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Und er hat heute auch Namen, die so gar nicht in der Bibel stehen: Vernunft, Einfühlsamkeit, Offenheit, Buntheit, Vielseitigkeit, Zusammenhalt, Solidarität … Es ist der Geist, der alle treibt, die dem Leben dienen. Der Geist, der alles voranbringt, was dem Leben dient. Von diesem Geist sollten wir uns antreiben und anleiten lassen, wozu auch immer wir heraus-gefordert sein mögen – in dieser Pandemie und in all dem, was uns dieses nun schon nicht mehr ganz so neue Jahr bringen wird: nämlich keine neue Zeitrechnung, keinen alles verschlingenden Strudel, aber Leben mit allem, was dazu gehört. Wie zum Beispiel auch die Auseinandersetzung mit jenen „Spaziergängern“, die lautstark für sich in Anspruch nehmen, „das Volk“ zu sein … Und wir dürfen mit Gottes Geistes-gegenwart auch dann rechnen, wenn wir die Schwibbögen wieder abgeräumt haben werden – um dann erneut eine Kerze ins Fenster zu stellen, die still und doch klar signalisiert, wes Geistes Kind dahinter steht. Also: Auf ein Neues!
Superintendent i.R. Eberhard Dittrich
zum Tag der Heiligen Drei Könige
Segenswunsch
„Menschenjunges, dies ist dein Planet. Hier ist dein Bestimmungsort, kleines Paket.
Freundliches Bündel, willkommen herein. Möge das Leben hier gut zu dir sein“
Mit diesen Zeilen von Reinhard May habe ich meinen Freunden zur Geburt ihres Kindes gratuliert, verbunden mit vielen guten Wünschen, wie Freude mit dem Kind und Gesundheit für die ganze Familie.
Mit der Absicht, einem neugeborenen König, zur Geburt zu gratulieren, machten sich Sterndeuter auf einen weiten Weg, denn sie hatten einen Stern aufgehen sehen, welchem sie gefolgt waren. Jedoch fanden sie das Kind und seine Eltern nicht in einem königlichen Palast, sondern in einem Stall in Bethlehem. Die Sterndeuter, aus denen später die „Heiligen Dreikönige“ wurden, hatten in ihrem Gepäck typische Kostbarkeiten aus ihrer Heimat: Gold; Weihrauch, Baumharz, das wunderbaren Duft verbreitet und Myrrhe, ein wohlriechendes Salböl. Sie übergaben der jungen Familie ihre Geschenke, verbunden mit vielen guten Glück- und Segenswünschen.
Segen bedeutet jemanden etwas Gutes wünschen. Am Dreikönigstag bringen Kinder und Jugendliche gute Wünsche für das neue Jahr zu den Menschen in Stadt und Land. Mit einem Segensspruch „20*C+M+B+22“ – „Christus mansionem benedicat“ – „Christus segne dieses Haus“ werden normalerweise die Häuser beschriftet, in diesen Tagen werden Segenstüten, wegen Corona, verteilt. Damit Frieden, Zufriedenheit, Gesundheit und Glück in allen Häuser und Einrichtungen in diesem Jahr Einzug finden kann.
So wie die Sternsinger in diesen Tagen wünsche auch ich Ihnen alles Gute und Gottes Segen.
Bernadette Sonnemann, Gemeindereferentin, Röm. – Kath. Pfarrei Heilige Familie, Zwickau
zu Neujahr 2022
„Zu Jesus kommen… “
Die Einladung steht. Es ist eine besondere Einladung. Die Einladung eines VIP´s. Einer sehr wichtigen Persönlichkeit. Es ist die Einladung von Jesus:„Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“. Dieser Vers ist die Jahreslosung, die über dem Jahr 2022 stehen soll. Einem Jahr, das wie ein unbeschriebenes Blatt vor uns liegt, und in das wir hineinsteigen dürfen.
Man kann sich Jesus anschauen und sehr distanziert über ihn nachdenken. Aber nur wer zu ihm kommt, wird ihm begegnen und ihn kennenlernen. Dies ist eine Einladung.
Es geht darum, unsere Bestimmung zu finden und anzukommen. Frieden zu finden. Und eine Berufung wozu wir da sind.
Dies ist eine Einladung.
Und es geht darum, Schuld und Sünde zu entsorgen und los zu werden. Das, was nach den Aussagen Gottes zwischen uns steht, und uns davon abhalten kann, den guten Plan Gottes mit unserem Leben kennen zu lernen. Dies ist eine Einladung.
Es ist die Einladung der wichtigsten Person im Universum. Er, der behauptet „das Leben“ zu sein. Nicht nur es zu haben.
…Vielleicht lohnt es sich der Einladung nachzugehen…
Ich will ihren Blick auch darauf lenken, wer noch alles eingeladen ist…
Es sind die politisch Korrekten und die Unkorrekten. Es sind die Geimpften und die Ungeimpften. Es mögen die sein, die auf der anderen Seite stehen, und denen man vielleicht mit Unbehagen begegnet.
Ich glaube, dass, wenn Gott uns ruft, alle Menschen gleich sind. Alle sind gemeint und angesprochen, angesichts der Einladung.
Alle sind seine geliebten Geschöpfe.
Wenn dies irgendeine Bedeutung hat, dann wollen wir uns nicht auseinander treiben lassen. Und dann sollten wir uns nicht polarisieren lassen.
Wir sind es, die mit dem Zwiespalt in unserer Gesellschaft zu leben haben.
Eine gute Nachricht: Wir haben es mit einem Gott zu tun, der so unglaublich gut ist. Durch Jesus hat er seine Liebe gezeigt und er möchte mit uns in Beziehung kommen.
Reden sie mit ihm. Schütten sie ihm ihr Herz aus und antworten sie ihm auf sein Angebot der Vergebung und der Berührung, die er uns geben möchte.
Und vielleicht gehen sie einmal wieder in den Gottesdienst.
…Es ist eine Einladung.
Ich wünsche ihnen dabei Gottes Segen,
Jahn Bayer, Pastor der Elim-Gemeinde Glauchau
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zum Altjahresabend 2021
„Seid barmherzig…“
Mitgefühl ist jedes Jahr wichtig
„Seid barmherzig, wie auch Euer Vater im Himmel barmherzig ist“ (Lukas 6,36)
Diese Jahreslosung, eine Art „Glaubens-Motto“, ist ein ganzes Jahr mit mir mitgegangen, genau wie mit vielen anderen Christen überall auf der Welt. Ab morgen gibt es ein neues Motto. Aber das alte möchte ich am liebsten gar nicht abgeben. Obwohl es mich gepiesackt hat. Unsere Zeiten sind und waren stürmisch, der Ton ist rau, die Angst und der Zorn groß. Menschen verstecken ihre Herzen, verlieren die Geduld, ich auch. Aber gerade deswegen war es so gut, an die Barmherzigkeit erinnert zu werden: Das alte Wort Erbarmen meint Mitleid. Aber kein „Du Armer, wird schon wieder…“, sondern ein ehrliches Einfühlen, Mit-Fühlen, Mit-Leiden. Es ist mir nicht immer gelungen. Aber ich mir sehr sicher, es muss sein. Ich weiß auch für 2022 nicht, ob es mir immer gelingt, ob es mir überhaupt richtig gelingt. Aber es geht ja auch nicht darum, was ich kann. Mein Vater im Himmel ist barmherzig. Er ist spendabel mit Herzensgüte, offenen Ohren, klaren Worten und Liebe. Bei ihm will ich mich reichlich bedienen, wenn mein Herz und mein Verstand anfangen, auf stur zu stellen. Wo ich unbeweglich werde, ist bei Gott noch lange nichts verloren. Mit dem Gedanken gehe ich gut aus dem alten ins neue Jahr.
Pastorin Kathrin Posdzich, ev.-meth. Kirche Werdau/Langenbernsdorf/Braunichswalde
zum Christfest 2021
Fürchtet euch nicht!
„Fürchtet euch nicht!“ So tönten die Engel auf den Feldern vor Bethlehem. Vielleicht hätten sie ganz anders gesungen, wenn sie einen Blick ins Jahr 2021 hätten werfen können? Wenn sie gewusst hätten, dass eine Pandemie uns lähmt, Waldbrände wüten, Wassermassen alles verschlingen, Erdbeben und Stürme unsägliche Zerstörung anrichten, Flüchtende im Niemandsland festsitzen, Menschen und Tiere verhungern und verdursten, Terror und Kriege die Welt überziehen und wir Menschen in ständiger Angst um die Zukunft leben. Ist es da nicht ziemlich naiv, wenn man zu Weihnachten hört: Fürchtet euch nicht?
Wenn das naiv ist, dann ist es das nicht erst heute, sondern schon damals auf den Feldern um Bethlehem. Von Friede, Sicherheit und Wohlstand war auch damals keine Spur. Trotzdem diese Botschaft: „Fürchtet euch nicht!“ Dieser Satz zieht sich durch die ganze Weihnachtsgeschichte: Besonders die Hirten hören ihn und laufen los. Ohne Furcht. Und nach ihrem Besuch im Stall erzählen sie allen davon.
Angst lähmt, Freude aber bringt in Bewegung. Die Hirten werden zu Engeln, zu „Botschaftern“ gegen die Angst (angelos – griechisch: Bote, Abgesandter), indem sie allen erzählten, was sie gesehen und erlebt hatten.
„Es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen!“ schreibt Paulus. Das ist der Grund, weshalb wir uns nicht fürchten müssen – Christ, der Retter ist da! Gottes Sohn, das Licht der Welt, hat das Licht der Welt erblickt, und wird diese Welt mit Gott versöhnen. Dazu geht er zu den Menschen, erzählt ihnen vom Reich Gottes, spricht ihnen Vergebung zu, schenkt neues Leben, macht heil. In diesem kleinen Kind in der Krippe ist der zur Welt gekommen, der uns Hoffnung gibt, der uns die Liebe Gottes zu uns Menschen zeigt, der uns am Ende erlösen wird.
Wie genial wäre das, wenn alle Menschen, die in diesen Tagen die Weihnachtsbotschaft hören, zu Engeln würden, zu Botschaftern gegen die Angst. Wir haben das gerade mehr als nötig!
Pastor Lutz Brückner, Ev.-Meth. Kirche Kirchberg/Wilkau-Haßlau
zum 4. Advent 2021
Rühmet seinen heiligen Namen; es freue sich das Herz derer, die den HERRN suchen! (Psalm 105, 3)
Ist Ihnen schonmal aufgefallen, dass auch manchmal das einfache Suchen erfreuen kann? Der Autor des Psalmwortes weist jedenfalls darauf hin. Es geht hier um eine inwendige Freude, die das Herz eines Menschen anrührt und dankbar sein lässt. Menschen, die von Freude erfüllt sind, tragen diese hin und wieder sogar unbewußt weiter; sie lächeln andere Menschen an. Und das erzeugt oftmals eine kurze Antwort in Form eines Lächelns oder eines freundlichen Grußes. Der Beter des Psalmes bindet diese innere Herzensfreude an das Rühmen Gottes. Das „Loben nach oben zieht“ ist eine einfach, altbekannte Erkenntnis. Sie lenkt die Gedanken in die richtige Richtung, weg vom eigenen Grübeln hin zu dem, der uns trägt. Auch durch diese besondere Zeit bis hin zum nahen Weihnachtsfest. Probieren Sie es doch einfach aus: loben und suchen Sie Gott und finden Sie dabei eine innere, stärkende Freude.
Herzliche Grüße
Dagmar Behnken
Gemeindepädagogin Stadtkirchgemeinde Zwickau
zum 3. Advent 2021
„In der Wüste bereitet dem Herrn den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott!“ (Jes 40,3) Mit diesem Spruch aus dem Buch Jesaja, der das Volk Israel in seiner Erwartung des kommenden Messias gestärkt hat, über die Katastrophe der Eroberung hinaus zu sehen, gehen wir an diesem Sonntag in die dritte Adventswoche. Mit der Erwähnung von Wüste und Steppe mag er mit unserer Lebenswirklichkeit heute nichts zu tun zu haben. Doch das täuscht. Momentan erleben wir ähnliche zermürbende Wege in dieser Corona-Zeit, die zwischen Hoffnung und Enttäuschung ständig wechseln. Sie gleichen der Bewältigung einer schwierigen Strecke ohne Kenntnis, wann sie denn nun endlich vorbei ist. Vielen Menschen ist dabei die Luft ausgegangen, sie können nicht mehr. Verunsicherung, wohin sich alles entwickelt wird und die ständige Ungewissheit, was in der kommenden Weihnachtszeit an Maßnahmen gilt, lässt wenig Vorfreude aufkommen. Hinzu kommt der Streit der Verantwortlichen, bei denen oft jeder dem anderen Kompetenz abspricht und die ständigen sehr emotionalen Diskussionen mit anderen im Arbeits- und Privatleben.
Es ist nicht nur ein Riß durch die Gesellschaft, der besorgt macht, sondern viele Risse, die durch Freundeskreise und sogar Familien gehen. All dies ist mehr als nur eine schwierige Wanderung durch Steppe und Wüste, denn wir merken, wie an dem Umgang mit dieser Bedrohung durch das Virus viele andere Fragen aufbrechen, was unsere Zusammenleben ausmachen sollte.
Jesaja ruft damals in einer Situation, in der für Juda durch die kriegerische Eroberung der Babylonier alles zu Ende sein schien, zur Hoffnung auf, dass der kommende Messias einen Neuanfang schenken wird. Der Blick auf die Erlösung gab Trost und Kraft, dass Gott sein Volk aus der Verbannung wieder in die Heimat zurückführen wird. Für viele Menschen heute ist der notwendige Rückzug ins Private und die Beschränkungen auch eine Art Exil. Vieles ist an Gemeinschaft mit anderen nicht möglich, obwohl wir es doch alle so sehr bräuchten. Die Sehnsucht, endlich aus der Situation herauszukommen und zurückzukehren haben wir alle. Der Streit aber und die Verhärtung der Fronten bringt uns auf diesem Weg nicht weiter. Der Blick auf Gott, der in der Geburt Jesu, sich in diese Welt gegeben hat, hilft uns, einander neu anzunehmen und zu verstehen. Sein Licht leuchtet uns allen und weist uns die Richtung einander mit Liebe zu begegnen und Hoffnung in dieser schwierigen Zeit zu geben. Nur so werden wir wirklich Weihnachten feiern können.
Pfarrer Ferry Suárez, Crimmitschau
zum 2. Advent 2021
Die Botschaft des Evangeliums, das am 2. Advent in unserer katholischen Kirche verkündet wird, beginnt mit den Worten: „Es war im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius; Pontius Pilatus war Statthalter von Judäa, Herodes Tetrach von Galiläa – und in Weiterem folgen noch andere geschichtlichen Angaben – am Ende deren zu lesen ist: „Da erging in der Wüste das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias“. Infolge dessen zog er am Jordan und rief: „Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen.“
Weil ich mich gerne mit der Weltgeschichte befasse, bin ich froh darüber, dass die Botschaft des Evangeliums sehr oft in dem ganz konkreten geschichtlichen Kontext dargestellt wird. So wird das beschriebene Geschehen in einen zeitlichen Rahmen gezeigt und bekommt dadurch einen engen Zusammenhang mit der Weltgeschichte. Man möchte damit sagen: Hier haben wir mit den konkreten und nachprüfbaren Ereignissen zu tun, die keine Märchenerzählungen sind. Wenn es aber um jene oben erwähnte Umstände des Auftretens des Johannes geht, will damit der Evangelist Lukas deutlich machen, dass das nun beginnende öffentliche Auftreten des Propheten von herausragender Bedeutung ist.
Seine Tauftätigkeit im Jordan ist viel mehr als nur ein kultisches Reinigungsbad, das damals in vielen Formen von frommen Juden praktiziert wurde, sondern sie ist die erste Stufe der Vorbereitung auf das Heil, das nun Gott den bereitwilligen Menschen schenken will. Bei seiner Predigt und Anweisung zu Buße handelt Johannes nicht in seinem eigenen Namen, sondern er reiht sich ein in die Schar der Propheten. Als Rufer in der Wüste verkündet er den kommenden Christus, der allen Menschen Heil und Erlösung bringen will. Aus dieser Perspektive her ist besser zu verstehen sein dringlicher Ruf: „Bereitet den Weg des Herrn! Ebnet ihm die Straßen.“ Dieser Ruf steht sozusagen programmatisch über den 2. Advent und lädt uns ein alles wegzuräumen, was daran hindert, dass Jesus zu uns kommen kann.
P. Wladyslaw Poddebniak OMI
Priester in der römisch-katholischen Pfarrei Heilige Familie Zwickau
zum 1. Advent 2021
Kennen Sie, liebe Leser, noch Wolfgang Borchert? Der Hamburger Wolfgang Borchert (1921-1947), kam physisch und psychisch schwer angeschlagen aus dem 2. Weltkrieg nach Hause. Nach heutigem Verständnis würden wir sagen: er hatte eine Posttraumatische Belastungsstörung PTBS. Seine schlimmen Kriegserlebnisse hat er schriftstellerisch verarbeitet. Mein Lieblingstext ist „Die Hundeblume“. Hier beschreibt er, der selbst im nationalsozialistischen Gefängnis saß, den tristen Gefängnisalltag eines Insassen, dessen einzige Freude und Lebensinhalt eine ‚Hundeblume‘, ein gemeiner Löwenzahn, ist. Die Hundeblume hat es mit viel Kraft geschafft, auf einem unwirtlichen Gefängnishof zum Leben zu erwachen. Woher bekommen wir die Kraft für unseren Alltag? Wie meistern wir die hektische Zeit? Wie werden wir allen Anforderungen gerecht? Wie finden wir den richtigen Weg durch die Pandemie? Was können wir tun, um der Spaltung in unserer Gesellschaft entgegen zu wirken?
Der Prophet Jesaja nimmt eine Wurzel, die „Wurzel Jesse“, als Bild für etwas Neues: „Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isai und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen.“ (Jesaja 10,1) Jesaja kündigt den Gottessohn an. Jesus, aus dem Hause Davids. Einem königlichen Haus.
Im alten Adventslied Freu´dich Erd und Sternenzelt (Melodie und Text: Leitmeritz 1844, nach einem böhmischen Weihnachtslied aus dem 15. Jahrhundert) singen wir in der 2. Strophe: „… sprießt aus Jesses Zweig empor“ Genau in dieser Zeit leben wir. Immer wieder im Advent wird uns der menschgewordene Gottessohn angekündigt. Jesus als Messias, als Retter, als Tröster. Jesus ist mitten unter uns. Sie finden ihn in der freundlichen Geste des Nachbarn, im Lachen eines Kindes, beim Hören von Bachs Weihnachtsoratorium, am Bett eines Kranken, im Rathaus, im Stau auf der Autobahn, im Pflegeheim, im hektischen Kaufhausgedränge, in der Einsamkeit der Quarantäne, an der Supermarktkasse, im Kreissaal, im Büro, im Theater, auf dem Weihnachtsmarkt, in Schule und Kita, in den Kirchen, auf Marktplätzen, am Fließband, bei der Hausarbeit, auf dem Sportplatz, im entferntesten Winkel der Welt, bei Krippenspielproben und beim Plätzchenbacken, wenn Sie traurig und wenn Sie fröhlich sind. ER ist da für uns.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen eine besonders gesegnete und schöne Adventszeit.
Conny Oehler, Superintendentur Zwickau (Öffentlichkeitsarbeit)
zum Ewigkeitssonntag, 21. November 2021
Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen und seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten Lk 12,35.36
Ob wir einen Menschen froh und aktiv erwarten, hängt von unserer Beziehung mit ihm ab. Geht es um den unbeliebten Chef, stören seine Abwesenheit und die Verzögerung der Rückkehr keineswegs.
Lieben wir den Abwesenden, ersehnen wir seine Ankunft. Wie das Kind auf den Papa und die Ehefrau auf ihren Mann warten und es kaum erwarten können, dass er endlich von der Dienstreise zurück- kommt. Ihr Warten ist nicht Pflicht, sondern Bedürfnis. So oft wie möglich, kommunizieren sie mit ihm, per Telefon oder Chat, bis er endlich zu Hause ist. Gerade wenn der Tag der Heimkehr nicht feststeht.
Dem Knecht, der seinen Herrn erwartet, gilt Jesu Lob. Der Wochen-spruch nutzt Bilder aus Arbeitswelt und Alltag. Lange Gewänder behinderten damals die Arbeit. Deshalb zog man sie hoch und befestigte sie mit einem Gürtel. Öllampen gaben dauernd Licht, wenn man den Docht pflegte und ständig Öl nachfüllte.
Der Herr im Gleichnis ist Jesus selbst. Er möchte, dass wir vorbereitet sind, wenn er unerwartet kommt, und bereit, wenn er ruft.
Zwar vergleicht er Warten und Bereitschaft mit Aspekten der Arbeit, doch ist die Verbindung zum Herrn im Kern kein Dienst-, sondern ein Liebesverhältnis. Das zeigt der große Zusammenhang. Wer ihn nicht liebt und erwartet, stellt die Beziehung in Frage. Jesus wünscht sich bleibenden Kontakt und ständiges Gespräch.
Was sonst, als in der Zwischenzeit als Geliebte und Beauftragte mit ihm kommunizieren, Menschen lieben, helfen, zu ihm einladen, für Versöhnung wirken, auf diese Weise dienen und sein Reich fördern, um bereit zu sein, wenn er heute ruft und bald wiederkommt? Unglaublich, wie er mit uns umgehen wird: Er selbst gibt sich hin und dient seinen Dienern, die ihn erwartet haben. Wer zu Jesus gehört, darf alles von der Zukunft erwarten.
Gottfried Wachsmuth, Pfarrer, Ev.-Luth. Kirchgemeinde Bärenwalde- Hartmannsdorf
zum Buß- und Bettag 2021
Wegweiser sind wichtig. Wie oft hat sich schon einer verfahren, weil er den Wegweiser in die richtige Richtung übersehen hatte! Ich muss wissen, wohin ich will und dann darauf achten, dass ich auf meiner Fahrt die Schilder nicht übersehe, die mir die richtige Richtung zeigen.
Was auf Reisen mit dem Auto gilt, ist im Leben nicht anders. Auch hier bin ich auf meiner Reise, ich muss wissen, wohin ich will und darauf achten, dass ich die Richtung halte und die Signale sehe.
Gott hat uns für unsere Reise durch Leben und Glauben seine Wegweiser aufgestellt, die mir die Richtung zeigen. Zwei solche Wegweiser stehen im Bibelwort für diesen Monat: „Gott richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf das Warten auf Christus. (2Thess 3,5)“ Also: Sich von Gott einstellen lassen in Richtung “ Liebe“ und „Warten auf Christus“.
Wertvoll, wer sich dazu hingibt! Es ist nicht meine Aktion, nicht meine Kraft: Nein, Gott selbst will uns beschenken. Aber wir müssen es ihn auch tun lassen. Ihn an mir handeln lassen heißt: Ich lasse zu, dass etwas anders wird. Neu wird. So eine Herzenseinstellung bedeutet natürlich, dass ich nach vorn schauen muss und nicht zurück. Wer will schon mit seinem Auto ein Leben lang im Rückwärtsgang fahren?
Öffne Dich Gott. Lass Dein Herz von IHM berühren und Dich neu ausrichten auf: „Liebe“ und „Warten auf Christus“.
Pfr. Andreas Virginas, Beiersdorf-Ruppertsgrün
zum Vorletzten Sonntag des Kirchenjahres, 14. November 2021
Religionsfreiheit – ein hohes Gut!
Am 26.10.21 berichtete das Politmagazin „frontal“ über antisemitische
Entwicklungen in Deutschland. Islamisten hetzen offen bei Demonstrationen und im Internet gegen Juden und den jüdischen Glauben. Da werden Juden bei
einer Mahnwache in Hamburg von Islamisten bedrängt, bespuckt und beschimpft.
Im Bericht heißt es: „Der Antisemitismus wird in Deutschland weithin ignoriert
und verharmlost, obwohl die antisemitischen Straftaten in Deutschland ein
Höchststand erreicht haben.“ Sind das bedauerliche Einzelfälle? Leider nicht.
Weltweit sind derartige Entwicklungen zu beobachten. So wird z.B.in bestimmten
Teilen von Indien die muslimische Minderheit bedrängt und offen schikaniert.
Die weltweiten Nachrichten über diskriminierte, verfolgte und getötete Menschen,
die zu religiösen Minderheiten gehören, machen uns betroffen und oft sprachlos. Die massiven Verletzungen der Religionsfreiheit, d.h. die freie Religionsausübung und die freie Wahl der Religionszugehörigkeit werden in fast allen Teilen der Welt verletzt. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt unter Regimen, die das Recht auf freie Religionsausübung missachten.
Dabei sind die Christen, die am stärksten verfolgte Religionsgruppe der Welt.
Ein besonders drastisches Beispiel ist Nordkorea. Nur wenig von dem, was Christen
dort erleiden müssen, dringt an die Öffentlichkeit. Doch das, was Geflüchtete berichten, ist bestürzend. Bis zu 70.000 Christen sind in den Straf- und Arbeitslagern des Landes interniert, wo Folter und harte Zwangsarbeit an der Tagesordnung sind.
Wir genießen die Religionsfreiheit in unserem Land und sind dankbar, dass wir
in Freiheit leben und arbeiten können. Wir können unseren Glauben öffentlich
bezeugen, Gottesdienste besuchen, Bibeln kaufen, Kirchen bauen und vieles mehr.
Gerade deshalb haben wir eine große Verantwortung für Menschen, die wegen
ihrer Religionszugehörigkeit verfolgt, diskriminiert und mit dem Tod bedroht werden.
Wir sind zur Solidarität mit den weltweit verfolgten Christen herausgefordert.
Im Neuen Testament heißt es dazu: „Denkt an die Gefangenen, als ob ihr selbst mit
ihnen im Gefängnis wärt! Denkt an die Misshandelten, als ob ihr die Misshandlungen
am eigenen Leib spüren würdet!“ In den Sprüchen wird das ergänzt: „Öffne deinen
Mund für die Stummen. Spricht für alle, die sich nicht selbst helfen können.“
Der Einsatz gegen die Unterdrückung der Religionsfreiheit ist der Christenheit schon
„in die Wiege“ gelegt worden. Kernstück unseres Auftrages ist das Gebet.
Deshalb ruft die Evangelische Allianz am 2. Sonntag im November zu einem
weltweiten Gebetstag für verfolgte Christen auf. Alle Christen und Gemeinden sind
zur Fürbitte und zu konkreten Hilfs- und Unterstützungsaktionen für verfolgte Christen herausgefordert. Wir dürfen uns nicht beruhigt zurücklehnen, wenn weltweit Menschen wegen ihres Glaubens verfolgt und diskriminiert werden.
Helmut Trommer, Gemeinschaftspastor a.D.
Glauchau
zum Drittletzten Sonntag des Kirchenjahres, 7. November 2021
Am Sonntag beginnt die diesjährige Friedensdekade. Zehn Tage bis zum Buß- und Bettag, die dem besonderen Gebet um Frieden gewidmet sind. Das Motto der diesjährigen Friedensdekade lautet: „Reichweite Frieden“. Gleich am Anfang – Dienstag, dem 09. November erinnern wir an die antisemitische Reichspogromnacht 1938. Es brennen jüdische Geschäfte und Synagogen. Wer mit Überlebenden des Holocaust spricht, spürt hautnah wie groß die Reichweite von Terror und Krieg ist – auch heute noch 70 Jahre später bei den Betroffenen, ihren Kindern und Enkeln. Darum ist das Erinnern, das Innehalten, das Trauern so wichtig an diesem Tag. Nachdenkens wert ist aber auch die Frage: Wie weit reicht der Frieden? Manchmal möchte man resignieren, wenn mitten in der schönsten Stimmung ein Streit ausbricht und binnen Minuten alles zerstört. Ich liebe die Worte des Kanzelsegens am Ende der Predigt, wo es heißt, dass Gottes Friede, welcher weiter reicht (höher ist) als unsere Vernunft unsere Herzen behüten soll. Reichweite Frieden? Wann und wo ist Gottes Reich in „Reichweite“? Im Vaterunser beten wir „Dein Reich komme“. Das sind Worte der Sehnsucht nach dem Reich Gottes, wie Christus es verkündigt hat: ein Leben in Frieden und Gerechtigkeit, in Gemeinschaft mit Gott und untereinander, in der alle ihren Platz haben und in der alle satt werden – ein Reich, in dem die Tränen getrocknet werden- die Schwerter zu Pflugscharen geschmiedet werden – die Stimmen von Hass und Gewalt verstummt sind. So sicher es ist, dass wir diesem Reich entgegen gehen, so gewiss ist es zugleich, dass es bereits jetzt auch schon aufkeimt. So sicher es ist, dass es letztlich Gott ist, der dieses Reich errichtet, so gewiss ist es, dass er uns Menschen auffordert in diesem Sinne zu handeln. So sagt Jesus zu uns: „Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ (Matth. 5,9) In einem Gebet heißt es: Herr, schenke unserer Welt Friede und Gerechtigkeit – und fange bei mir an. Ich glaube, dass es richtig ist, bevor man sich aufmacht mit großen Schritten die Welt zu ändern, das eigene Leben zu betrachten. Immer wieder geraten wir in unserem Leben in Unfrieden mit unseren Lieben, mit uns selbst, mit der Welt. Diese Tage der Friedensdekade sind eine Chance zu fragen: Mit was liege ich im Unfrieden? Wo ist der Frieden gefährdet in unserer Welt, aber auch in unserem Leben? Was liegt in meiner Reichweite, dass ich friedensstiftend handeln kann? Und vor allem Gott zu bitten, uns zu helfen, dass wir nicht stehen bleiben im Unfrieden, sondern den Mut zu haben, den Blick zu heben und Wege heraus zu suchen.
Pfarrerin Perdita Suarez, Crimmitschau
zu Allerheiligen, 1. November 2021
Heilige
Betend, den verzückten Blick gen Himmel gewandt oder eine großartige Tat vollbringend – so werden Heilige oft in der Kunst dargestellt.
Doch wer sich mit Heiligen wirklich beschäftigt, merkt schnell: Das sind Menschen, die mit beiden Beinen auf dem Boden stehen. Sie reden nicht fromm und salbungsvoll daher, sondern handeln, wo ihr Einsatz gefragt ist. Und zwar so, dass sie Gott nie aus den Augen verlieren.
Auch die großen Heiligen in der Geschichte hatten ihre Fehler und Schwächen. Sie wussten um ihre Grenzen, ohne sich jedoch damit abzufinden und blieben dadurch stets offen für Größeres und damit für Gott. Durch ihr Handeln haben viele Heilige das Leben ihrer jeweiligen Zeitgenossen heller und freundlicher gemacht.
Sie zeigen uns, wie geglücktes Leben, unabhängig von Besitz und äußerem Glück, gelingen kann.
Die katholische Kirche feiert heute das Fest Allerheiligen. Und die Botschaft dieses Festes lautet: Jeder Mensch, egal wie seine Lebensgeschichte auch sein mag, ist zur Heiligkeit berufen.
Das meint in erster Linie, auf Gott zu vertrauen und in diesem Vertrauen sein Leben zu gestalten. Heiligkeit hat mit gelungenem Menschsein zu tun, mit der Entfaltung der eigenen Gaben und Fähigkeiten, mit denen Gott uns ausgestattet hat.
Natürlich werden auch wir manchmal an Grenzen oder auf Widerstände stoßen. Dennoch dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott unser Leben trotz unerreichter Ziele, trotz mancher Unvollkommenheit und brüchiger Liebe, ja auch trotz unseres manchmal schwachen Glaubens, heil machen kann.
Der erste Johannesbrief formuliert es sehr treffend: „Jeder, der seine Hoffnung auf Gott setzt, heiligt sich, so wie er heilig ist“ (1 Joh 3).
Deshalb ist ‚Allerheiligen’ nicht nur ein Festtag der Heiligen im Himmel, sondern unser aller Festtag.
Pfarrer Markus Böhme
Römisch-katholischen Pfarrei Heilige Familie Zwickau und Dekan des Dekanates Zwickau.
Zum 21. Sonntag nach Trinitatis, 24.Oktober 2021
Im Nachhinein erweist sich manchmal ein Unglück sogar als Glück. [Anekdote aus China.]
Ein Bauer hatte sehr mageres Land zu beackern, nur einen Sohn, der ihm half, und nur ein Pferd zum Pflügen. Eines Tages lief ihm das Pferd davon. Alle Nachbarn kamen und bedauerten den Bauern ob seines Unglückes. Der Bauer blieb ruhig und sagte: „Woher wisst ihr; dass es Unglück ist?“
In der nächsten Woche kam das Pferd zurück und brachte zehn Wildpferde mit. Die Nachbarn kamen wieder und gratulierten ihm zu seinem Glück. Wieder blieb der Bauer ruhig und sagte: „Woher wisst ihr, dass es Glück ist?“
Eine Woche später ritt sein Sohn auf einem der wilden Pferde und brach sich ein Bein. Nun hatte der Bauer keinen Sohn mehr, der ihm helfen konnte. Die Nachbarn kamen und bedauerten sein Unglück. Wieder blieb er ruhig und sagte: „Woher wisst ihr, dass es Unglück ist?“
In der folgenden Woche brach ein Krieg aus, und Soldaten kamen ins Tal, um junge Männer mitzunehmen, mit Ausnahme des Bauernsohnes, der nicht mit musste, weil er sich ein Bein gebrochen hatte.
Immer wieder erleben wir die erstaunliche Umkehrung unserer Absicht im Blick auf ihre Folgen. Wir wollten das Beste, aber das garantierte kein gutes Ergebnis. Kinder haben davon eine Ahnung. Denn oft tritt das Problem im Verhältnis zwischen Eltern und Kindern auf. Dann fällt oft der Satz: Ich wollte doch nur das Beste für dich! Aber wissen wir wirklich, was das Beste ist. Denn wir können die Folgen oft nicht vorhersehen.
Gott allein weiß, was für uns und andere das Beste ist, was uns wirklich glücklich macht. Gott kann das „Minus“ bei uns durchkreuzen und dann wird daraus ein „Plus“. Dazu gehört ein besonders Durchhaltevermögen, das uns der Glaube schenken kann. Darum halte ich mich an den neuen Wochenspruch: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ Römer 12,21
Guten Mut und ein gesegnetes Wochenende wünscht Ihnen
Pfarrer i.R. Wolfgang Strobel, Glauchau
zum 20. Sonntag nach Trinitatis, 17. Oktober 2021
Die nächste Wahl kommt bestimmt
Zunächst dürfen wir uns freuen, dass wir nicht mehr genötigt werden, nur die eine gewünschte Partei zu wählen. Nun haben wir viele Wahlmöglichkeiten, aber keine hat ja die absolute Wahrheit.
Mängel, Vorbehalte und Fehler finden wir bei allen. Ich möchte raten, die Partei mit den wenigsten Fehlern zu wählen. Ein Übel wäre beispielsweise, wenn eine Partei rassistische und antisemitische Äußerungen tätigt, wenn sie die Legalisierung der Abtreibung vertritt, wenn Sexualität ohne Liebe normal wird, wenn die soziale Marktwirtschaft durch Sucht nach Profit Verzerrung erfährt, und wenn statt Respekt und Grenzen zu vermitteln antiautoritäre Erziehung proklamiert wird. Einfach ist es nicht, die Partei mit dem kleinsten Übel zu finden, aber sie dann auch zu wählen.
Wie sollten dankbar sein für alle Politiker, die sich in Verantwortung für das Wohl unseres Landes mühen und Zurückhaltung üben mit leichtfertiger Kritik und Verunglimpfung.
Ich danke Gott, dass ich in einem demokratischen Deutschland leben darf.
Pfr. i.R. Roland Seibt, Lichtenstein
zum 19. Sonntag nach Trinitatis, 10. Oktober 2021
Heb die Kastanie auf!
Alltagsschätze
Herbstzeit, Kastanienzeit. Jetzt liegen sie wieder überall, die kleinen glänzen-braunen Dinger. Ich steh an der Ampel und da liegt eine vor mir. Wie in Kindertagen zieht sie mich an. Nee ich bin doch erwachsen, ich heb die jetzt nicht auf. Oder doch? Bevor die Ampel auf Grün springt bücke ich mich schnell und nehm sie mit. Augenblicklich stellt sich ein wunderbares Gefühl aus der Kindheit ein: Ich habe einen Schatz gefunden! Wann finde ich als Erwachsene noch Schätze?
Zuhause lege ich die Kastanie vor den Flurspiegel und mir fällt ein Satz aus der Bibel ein: „Wo dein Schatz ist, das ist auch dein Herz!“ Mein Herz bringt mich also auf die Spur zu meinem Schatz. Das sind die Menschen, die ich liebe und die Dinge, die mir gut tun. Aber weder die Dinge noch die Menschen bleiben ewig. In der Bibel steht dazu an derselben Stelle der Rat: „Häuft keine Schätze auf Erden an, […] häuft vielmehr Schätze im Himmel an.“ Das ist nicht nur der Hinweis, das Haus nicht bis oben mit Kastanien zu füllen, sondern meint auch: Es tut gut, wenn ich im Leben etwas habe, an das ich mein Herz unbedingt hängen kann. Etwas, das mich nicht enttäuscht, nicht allein lässt, nicht vergeht. Für mich ist das Gott, von dem ich glaube, dass er mich geschaffen hat und mich liebt, obwohl und weil ich bin wie ich bin. Was für ein Schatz.
Pastorin Kathrin Posdzich, ev.-meth. Kirche Werdau/Langenbernsdorf/Braunichswalde
zum Erntedankfest, 3. Oktober 2021
Alles aus einer Hand
Liebe Leserinnen und Leser!
An diesem Sonntag wird in vielen Orten und Kirchen das Erntedankfest gefeiert. Ja, es ist ein Fest, die geschmückten Altäre zu sehen und das, was auf Plätzen und Märkten aufgebaut ist. Es ist ein Fest für die Sinne. Es setzt voraus, dass die Augen und die Nase, die Ohren und die Hände etwas davon spüren, wie beschenkt wir sind. Das Erntedankfest kann uns „entführen“ aus dem, was uns Mühe macht und manchmal klagen lässt. Es stellt uns hinein in einen großen Rahmen und erinnert uns, dass es einen Geber aller guten Gaben gibt. Das Leben hat einen Ursprung und damit einen Sinn. Das Leben hat viele Farben und Formen und damit einen großen Reichtum. Das Leben ist vielfältig, und damit bietet es immer wieder neue Chancen und Möglichkeiten! Nach dem Dunkel kommt Licht.
Das Leben trägt die Handschrift dessen, der es geschaffen hat. An dem, was wächst und gedeiht, kann man etwas erkennen vom Wesen seines Schöpfers. Jesus Christus hat damals eine Einladung ausgesprochen, die bis heute gilt – für alle Menschen: Wir dürfen diesem Schöpfer vertrauen und in einer ganz engen Beziehung mit ihm leben; wir dürfen „Vater“ zu ihm sagen. Das fällt nicht immer leicht. Aber vielleicht ist gerade das Erntedankfest ein Anlass dazu, weil es uns etwas von der Liebe und Fürsorge des himmlischen Vaters zeigt.
Wenn in die Kirchen Obst und Gemüse, Getreide und Blumen getragen und liebevoll aufgebaut werden, dann kommt da auch ein besonderer Geruch mit hinein: ein Geruch nach Garten, Feld und Erde. Ich liebe diesen Geruch. Er macht uns deutlich, dass der Glaube „geerdet“ ist. Der Herr des Universums hat sich selbst geerdet, als Er in seinem Sohn Jesus Christus auf die Welt kam. Er ist über diese Erde gegangen und hat vom Himmel erzählt. Und er gebrauchte Bilder, in denen es um das Wachsen geht. Der christliche Glaube ist ein Leben mit Gott – hier und heute. Und er öffnet uns zugleich die Augen für die Herrlichkeit des Himmels, von der wir hier schon etwas ahnen können.
Pfr. Michael Schünke, Versöhnungskirchgemeinde Zwickau-Planitz
zum 17. Sonntag nach Trinitatis, 26. September 2021
Geistliches Wort zum 17. Sonntag nach Trinitatis
Gott sei Dank – jetzt erst recht!
Haben sie in den vergangenen Monaten auch so gestutzt wie ich, als nach vielen Jahren erstmals wieder in den Supermärkten Regale zu sehen waren, die nicht überquollen, sondern teilweise leer waren und auf Nachschub warteten ? Dass man ab und zu manche Artikel nicht (gleich) kaufen konnte, die ansonsten eigentlich immer vorrätig waren und die aufgrund von Lieferengpässen plötzlich einige Zeit fehlten? Manche Leute waren darüber sehr unzufrieden und teilweise echt verärgert . Ich habe über manche Äußerungen den Kopf geschüttelt und mich dann daran erinnert, wie vor der politischen Wende die Regale in unseren „Kaufhallen“ ausgesehen haben – und dass wir selbst damals auch nicht annähernd wussten, was eigentlich Hunger oder Entbehrung ist . Ich muss ehrlich gestehen, dass ich recht gerne einkaufen gehe und jedes Mal voller Dankbarkeit bin, dass wir in einem solch reichen Land leben und keinerlei existentielle Nöte zu leiden haben! Natürlich weiß ich auch, dass unser Überfluss oft einen hohen Preis hat: die Natur und auch die Menschen in der 3.Welt leiden teilweise dafür, dass es uns so gut geht. Und trotzdem will ich Gott dankbar sein! Die letzten Monate haben uns vielleicht alle wieder einmal mehr zum tieferen Nachdenken darüber gebracht, was im Leben zählt und was wirklich für uns wichtig ist. Und hoffentlich aber auch die Erkenntnis reifen lassen, dass wir trotz allem viel Grund dazu haben, dankbar zu sein. Sicher, die Coronapandemie hat manche Sorgen und Nöte unter uns hervorgebracht und etliche Menschen leiden nach wie vor darunter: entweder im direkten Zusammenhang mit der Erkrankung – oder an den wirtschaftlichen und sozialen Begleiterscheinungen von Corona. Und doch finden sich auch in der jetzigen Zeit viele gute Gründe, um dankbar durchs Leben zu gehen – gerade in unserem Land : wenn man keinen Hunger leiden muss, wenn es eine gute flächendeckende medizinische Versorgung gibt, wenn wir Menschen um uns herum haben, mit denen wir unseren Alltag teilen können – dankbar sein können für unsere Familie, unsere Arbeitsstelle, unsere Freunde, vielleicht auch für unsere Nachbarschaft, unseren Verein oder unsere Kirchgemeinde u.s.w. In diesen Tagen werden wieder überall in den Kirchen ERNTEDANKFESTE gefeiert. Dort geht es natürlich in erster Linie um die Dankbarkeit für die Ernte und die Nahrungsmittel . Aber es geht auch um offene Augen für all die anderen Dinge, die wir so selbstverständlich aus Gottes Hand nehmen. Und es geht darum, dass aus dieser Dankbarkeit heraus auch das TEILEN und ANTEILNEHMEN erwächst. Lassen sie sich dazu einladen. Jetzt erst recht – Gott sei Dank !
KMD Guido Schmiedel, Glauchau
zum Weltkindertag am 20. September 2021
4 Dinge, die die Bibel über Kindererziehung sagt (Ein Beitrag zum Int. Kindertag am 20.09.21)
In der Bibel kommen Kinder ungefähr 600 mal vor. Wir lesen über sie in Berichten, in Gleichnissen und auch in den Psalmen. Sie bekommen aber nur selten eine Hauptrolle. Aber Jesus stellte die Kinder in den Mittelpunkt, als er über sein Reich lehrte. Wenn seine Jünger zum Reich Gottes gehören wollten, sollten sie von den Kindern lernen. Kinder haben viele Bedürfnisse und damit sie sich gesund entwickeln, ist es nicht egal, was für eine Atmosphäre zu Hause in der Familie herrscht. Gott will den Eltern helfen. Deshalb gibt er in seinem Wort Wegweisung in Bezug auf die Kindererziehung, damit die Kleinen eine schöne Kindheit haben und glücklich aufwachsen können. Es ist unmöglich, in einem kurzen Artikel über alles zu schreiben, was die Bibel dazu sagt, deshalb stehen hier jetzt nur 4 biblische Tipps zur Kindererziehung. 1. Das Kind ist nicht das Privateigentum der Eltern, sondern es ist ein Geschenk Gottes. Die ganze Erziehung ändert sich, wenn man seine Kinder aus einer anderen Perspektive sieht, dass man für sie dankbar ist und dass man sich dessen bewußt ist, dass sie Gott gehören. Der Psalmist formuliert es mit den Worten: „Auch Kinder sind ein Geschenk des HERRN; wer sie empfängt, wird damit reich belohnt.“ Ps. 127.3 2. Nicht einmal die beste Pädagogik oder das gute Beispiel der eigenen Eltern können die göttliche Weisheit in der Erziehung ersetzen. Deshalb rät uns die Bibel: „Verlass dich nicht auf deinen eigenen Verstand, sondern vertraue voll und ganz dem HERRN! Denke bei jedem Schritt an ihn; er zeigt dir den richtigen Weg und krönt dein Handeln mit Erfolg.“ Spr.3,5-6 3. Zu einer liebevollen Erziehung gehört auch die Ermutigung. Deshalb ist es besser, wenn wir solche Sätze meiden wie: „du schaffst das nicht, du bist tollpatschig, du machst alles kaputt, deine Schwester ist besser als du…“ Wenn wir unsere Kinder lieben, gehört es dazu, dass wir sie annehmen wie sie sind, auch wenn ihnen etwas nicht sofort gelingt. Die Liebe ist geduldig. Gottes Wort empfiehlt uns hier:„Ihr Väter, behandelt eure Kinder nicht zu streng, damit sie nicht ängstlich und mutlos werden.“ Kol.3, 21 4. Gib deinem Kind Freiraum! Einige Eltern haben ständig Angst davor, dass mit ihrem Kind etwas Schlimmes geschieht. Deshalb darf das Kind mit keinem Hund spielen, da ein Hund schon mal jemanden gebissen hat. Es darf nicht schwimmen gehen, da schon mal jemand ertrunken ist. Es darf nie allein über die Straße gehen, da schon mal jemand von einem Auto überfahren wurde. Es ist richtig, wenn wir die Aufmerksamkeit der Kinder auch auf die Gefahren lenken, damit sie lernen vorsichtig zu sein. Sie brauchen aber auch Erfahrungen und Selbstständigkeit, je nachdem, wie alt sie sind. Das Vertrauen auf Gott kann hier den immer ängstlichen Eltern helfen: „Darum wird dir nichts Böses zustoßen, kein Unglück wird dein Haus erreichen. Denn Gott wird dir seine Engel schicken, um dich zu beschützen, wohin du auch gehst.“ Ps 91.10-11
Pastor Dániel Papp Ev. – Freikirchliche Gemeinde (Baptisten) Karl-Marx-Straße 2, Werdau-Leubnitz
zum 16. Sonntag nach Trinitatis
Segen
„Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.“ Dieser Vers aus dem Alten Testament ist nicht nur die Losung, also das in Herrnhut ausgeloste Bibelwort für den heutigen Samstag, sondern Teil des ältesten biblischen Segens, der bis heute verwendet wird. Oft gehen Sie am Sonntag mit dieser Segenszusage aus dem Gottesdienst:
„Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.“ (4. Mose 6,24-26)
Segen – was genau ist das eigentlich? Mit seinem Segen sagt Gott „Ja“ zu uns Menschen. Er sagt uns zu: „Ich habe dich lieb und bin immer für dich da. Ich habe das Beste für dich. Alles Gute und Vollkommene kommt von mir.“ Segen kommt allein von Gott. Aber wir dürfen anderen Gottes Segen zusprechen. Mit einem Segensspruch oder einem Bibelvers. Beim Segnen können wir dem anderen die Hände auf den Kopf legen oder ein Kreuzeszeichen auf die Stirn oder in die Handfläche machen und so ganz bewusst zusagen, dass Gott da ist, Gutes bereithält, Stärkung gibt.
Jesus segnete die Menschen, die zu ihm kamen. Er wollte das Beste für sie, nämlich dass sie eine Beziehung zu Gott haben.
Aus dieser Quelle dürfen wir schöpfen. Wollen Sie das nicht auch – für sich selbst und für andere Menschen? Worte des Segens bewirken etwas Positives, das Sie nicht selbst machen können. Aber sie dürfen erwarten, dass Gott wirkt. Deshalb kann jeder andere segnen. Segnen Sie doch ihre Kinder, wenn sie früh aus dem Haus gehen oder am Abend vor dem Schlafen. Segnen Sie Menschen, die Ihnen nahe stehen in Zeiten von Krankheit oder anderen Nöten. Segnen Sie Ihren Ehepartner. Segnen Sie im Stillen Menschen, denen sie im Laufe des Tages begegnen und Sie den Eindruck haben, dass der andere Gottes Segen braucht.
Vielleicht werden Sie selbst durch eine Begegnung mit jemandem gesegnet und so ermutigt. Oder Sie lassen sich einen Segensvers per Smartphone o.a. zusprechen. Probieren Sie es aus auf der Website www.segen.jetzt. Sie dürfen in jedem Fall wissen – Gott sagt „Ja“ zu Ihnen und möchte Sie mit seinem Segen beschenken.
Thomas Schmidt, Gemeindepädagoge in Ernstthal, Wüstenbrand und Oberlungwitz
zum 15. Sonntag nach Trinitatis
Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch. (1Petr 5,7)
Es gibt diese Geschichte von dem Ertrinkenden, der sich bei einer Überschwemmung auf das Dach seines Hauses rettet. Hilfe lehnt er ab er. Ein Boot, ein Rettungsboot und einen Hubschrauber schickt er nacheinander weg, damit sie anderen helfen können – ihn selbst würde Gott schon retten. Aber: er ertrinkt. Als der Mann im Himmel Gott gegenüber tritt, beschwert er sich dementsprechend. Gott wundert sich nur: „Dreimal habe ich dir Hilfe geschickt. Worauf hast du gewartet?“.
Die Geschichte steht vermeintlich im Gegensatz zum oben genannten Wochenspruch für die kommende Woche. Dabei unterstreicht sie nur, wie dieser gerade falsch verstanden werden kann. Natürlich können wir unsere Sorgen bei Gott abladen, er sorgt für uns. Nur müssen wir auch die Hilfe erkennen und annehmen können, die Gott uns schickt. Das sei jedem Menschen zugestanden, keiner von uns ist perfekt, wir alle sind aufeinander – und auf Hilfe – angewiesen.
Außerdem handeln wir unverantwortlich, wenn wir tatenlos warten und alles geschehen lassen. Das betrifft unseren Alltag im Kleinen wie das „große Ganze“. Wir stehen mit unseren Gaben und Fähigkeiten, die Gott uns gegeben hat, in der Pflicht, diese auch einzusetzen: im Umgang mit unseren Mitmenschen, beruflich wie privat. Gegenüber der Natur und damit auch unseren nachkommenden Generationen haben wir den Auftrag, die Schöpfung zu bewahren. Sogar mit uns selbst sollen wir in diesem Sinne achtsam umgehen – zu wertvoll ist das uns geschenkte Leben.
Aber: alles hat seine Grenzen. Wir können im Vertrauen auf Gott und in Dankbarkeit für seine Schöpfung viel erreichen. Aber die Welt werden wir nicht retten und wir werden immer wieder an Grenzen stoßen und vor neuen Problemen stehen. Dabei ist es doch tröstlich zu wissen, dass wir in aller Erschöpfung unsere Sorgen abladen können und wir auf Hilfe hoffen dürfen. Anders als der Ertrinkende aus der Geschichte müssen wir sie auch annehmen.
Dr. Bianca Röhr, Gemeindepädagogin und Historikerin
zum 14. Sonntag nach Trinitatis
Beten ohne Ende? Wie soll das gehen?, das würde ich gerne Paulus fragen. Ich muss zur Arbeit, meine Kinder warten auf mich. Meine Freunde wollen mit mir Zeit verbringen. Mein Körper verlangt nach Essen und sehnt sich nach Schlaf. Wie soll ich da ohne Unterlass beten?
Eine Aufforderung, die schnell zur Überforderung wird.
Ich lese den Text immer wieder und immer wieder und es fällt mir auf, dass dieser Satz zwischen zwei anderen Imperativen eingebettet ist:“ Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen;“
Allezeit fröhlich sein, geht das? Ja das geht! Man kann fröhlich aufstehen, fröhlich sein Tageswerk erledigen und fröhlich Zeit mit Familie und Freunden verbringen. Das bedeutet keineswegs ständig zu lachen. Es ist eine Herzenshaltung und die Gewissheit, dass Gott mich auch in schweren Zeiten begleitet und trägt.
Dankbar sein in allen Dingen? Auch das geht! Man kann dankbar für die Ruhe der Nacht sein.
Man kann zur Arbeit gehen und für die Arbeit dankbar sein. Man kann für all das dankbar sein,was im Laufe des Tages erledigt wurde. Man kann dankbar sein für Familie und Freunde, die einem das Leben schön machen. Es ist eine Herzenshaltung und die Gewissheit, dass alles Gute von Gott kommt. Aber auch die Gewissheit, dass bei Problemen Gott mich trägt, tröstet und Kraft gibt.
Wenn Fröhlichkeit und Dankbarkeit Herzenshaltungen sind so bedeutet auch die Aufforderung zum Beten in erster Linie nicht eine Tätigkeit sondern eine Herzenshaltung.
Es bedeutet dass Gott mir nahe ist und ich jederzeit mit ihm reden kann. Ob traurig oder fröhlich.
In seinem Kommentar zum Galaterbrief meint Martin Luther, dass der Christ Gottes mächtig sei, dass der Christ in seinem Gebet Gott in die Wirksamkeit rufen kann.
Jeder Christ hat in seinem allgemeinen Priestertum die Kraft, Gott und das Heil für die Welt zur Wirksamkeit zu bringen. Die Kraft des Gebetes hängt davon ab, ob wir Gott etwas zutrauen, ob wir mit der Lebendigkeit Gottes rechnen. Gott wirkt!- das ist die Grundaussage der ganzen Bibel. Mit Luther gesprochen:“ Gott ist kein Gähnemaul.“ Oder wie Hegel es in der Einleitung zu seiner Rechtsphilosophie sagt: Gott ist kein „jenseitiges Gespenst“. Gott ist mit seiner Wirksamkeit da!
Werner Leich, von 1978 bis 1992 Landesbischof in Thüringen, erinnerte sich zu den Friedensgebeten im Herbst 1989: „Die Friedensgebete, die den Demonstrationen vorausgingen, vermittelten eine geheimnisvolle Kraft. Ich wollte wir könnten etwas davon für unsere Gemeinden gewinnen.“
Luther hat Recht, wenn er meint, dass an der Kraft des Gebets auch das Heil der Welt hängt.
Je weniger Menschen beten desto mehr hängt es an den wenigen Beterrn.
Reinhold Schneider schrieb 1936 ein wunderbares Gedicht: „Allein den Betern“
Allein den Betern kann es noch gelingen
Das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten
Und diese Welt den richtenden Gewalten
Durch ein geheiligt Leben abzuringen.
Denn Täter werden nie den Himmel zwingen:
Was sie vereinen, wird sich wieder spalten,
Was sie erneuern, über Nacht veralten,
Und was sie stiften, Not und Unheil bringen.
Jetzt ist die Zeit, da sich das Heil verbirgt,
Und Menschenhochmut auf dem Markte feiert,
Indes im Dom die Beter sich verhüllen,
Bis Gott aus unsern Opfern Segen wirkt
Und in den Tiefen, die kein Aug´ entschleiert,
Die trocknen Brunnen sich mit Leben füllen.
„…betet ohne Unterlass,“ – eine Herzenshaltung die mit der Lebendigkeit Gottes rechnet, das wünsche ich uns.
Dr. Alexander Rifert, Gemeindepädagoge aus Glauchau
zum 13. Sonntag nach Trinitatis
„Mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“
So fragten wohl viele Christen in der jüngsten Vergangenheit. Selbst in den schlechtesten Zeiten sind kirchliche Feste nie ausgefallen. Selbst in den schwersten Zeiten des vorigen Jahrhunderts wurden Choräle gesungen; von den Gottesdienstbesuchern und Kirchenchören. Strengere Maßnahmen zogen auch in den Kirchen ein. Nun wurden die Regeln in den kirchlichen Veranstaltungen wieder gelockert. Wie lange wohl? Die momentanen Situationen auf der Erde lassen die lang ersehnten Freiheiten wohl wieder kippen! Was sagte Jesus am Kreuz zu dem einen Verurteilten? „Heute wirst du mit mir im Paradies sein!“, denn der rief aus: „Gott sei mir Sünder gnädig!“ Ein Trost für alle Lieben, die wir während der Epidemie zurücklassen mussten. „Auf das wir klug werden“, heißt es immer bei den Abkündigungen eines Trauerfalls. Das soll nun keine negativen Gedanken hervorbringen; das soll uns bewusst machen, wie sehr wir anfällig sind und Gottes Zusage nötig haben. Aber der andere Gekreuzigte, der ihn verspottet hatte, wurde von Jesus ermahnt. Zu welche Gruppe wollen wir uns zählen? Das haben wir in der Hand! Schon vor 2000 Jahren wusste Jesus Christus um die eigene und die Angst anderer Mitmenschen.
Wir können oftmals keine Antwort geben. Und das nicht nur während der Zeit der Corona-Krise. Die Veränderungen im Klimawandel, die Umweltkatastrophen, die Ereignisse in Afghanistan – hat uns unser Gott doch verlassen? Auch wir Christen stehen dieser Frage oftmals gegenüber. Das soll uns auch sagen, wie eine gegenseitige Rücksichtnahme gelebt werden muss – auch für die Menschen, die meinen, alle Maßnahmen infrage zu stellen. Die Menschen sind gleichgültig geworden. Nach der ersten Welle der Hilfsbereitschaft steht jetzt das persönliche Wohl im Vordergrund. „Erst ich…“ (aber das war wohl schon immer so). Die Abstandsregeln bei Veranstaltungen sind nur äußerlich. Wir müssen lernen, wieder aufeinander zuzugehen, als eine Herde unter einem Hirten.
Ich möchte einmal allen Mitarbeitern danken, die im vergangenen Jahr so vielfältig für das kirchliche Leben in unseren Gemeinden aktiv waren oder im „stillen Kämmerlein“ um Gottes Beistand gebeten haben.
Kantor Ehrhard Junge, Kirchgemeinde Mülsen
zum 12. Sonntag nach Trinitatis
Seid dankbar in allen Dingen!
Der Fotograf Karsten Thormaehlen, der seit Jahren Hundertjährige porträtiert, zieht das Resümee, dass die meisten Hundertjährigen mit Dankbarkeit auf ihr Leben zurückblicken. Auch wenn Dankbarkeit nicht das Kriterium für ihr langes Leben ist, scheint es ihr Leben doch erleichtert zu haben.
Und wie ist das bei Ihnen? Empfinden Sie Dankbarkeit?
Oft wird uns erst bewusst, was wir haben, wenn es uns weggenommen wird: Die Lieblingstasche, die im Zug vergessen wurde, die Katze, die verschwunden ist, oder ein kürzlich verstorbener Partner.
Wie kann ich da Dankbarkeit empfinden?
Ja, Dankbarkeit: Dass Sie Ihre Lieblingstasche bekommen und sich an ihr gefreut haben. Dass Sie mit Ihrer Katze geschmust und sie verwöhnt haben. Dass Sie mit Ihrem Partner so viel schöne Zeit verbracht und vieles zusammen erlebt haben.
Eben einfach Dankbarkeit, dass Sie „gehabt haben“!
Wenn wir mit dieser positiven Lebenseinstellung an manchen Verlust herangehen, tauchen in diesem Rückblick viele Erinnerungen auf, Erlebnisse kommen wieder zu Tage. Der Schmerz und die Trauer bleiben zwar, aber ein positives Gefühl mischt sich bei. Wir werden uns bewusst, dass nichts auf dieser Welt selbstverständlich ist. Diese Dankbarkeit ist in unsere Vergangenheit gerichtet, prägt aber unsere Gegenwart und Zukunft. Wir gehen sorgsamer mit unseren Beziehungen um, lernen den Wert von unseren „Besitztümern“ schätzen, genießen gemeinsame Erlebnisse bewusster.
Wir Christen können Gott danken: Für das, was wir haben, und für das, was wir „gehabt haben“. Mit dieser bejahenden Perspektive können wir auch der Zukunft hoffnungsvoller entgegentreten. Der Apostel Paulus fordert in seinem Brief an die Gemeinde in Thessalonich: „Seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch.“ (1. Thess 5,18). Gott will, dass wir bewusst leben und fragen, wem wir etwas zu verdanken haben. Denn das meiste, was uns wichtig ist, haben wir uns nicht selbst zu verdanken. Danken wir Gott dafür!
Monika Schweikart, Prädikantin der Kirchgemeinde Lobsdorf-Niederlungwitz-Reinholdshain
Zum 11. Sonntag nach Trinitatis
Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben; schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben.
So beginnt das wohl bekannteste Sommerlied aus unserer Tradition. Es stammt von Paul Gerhardt und
umfasst 15 Strophen. Ein paar davon sind inzwischen auch in den Volksliederbüchern zu finden. Es ist zum einen eine Erinnerung an die Schönheit des Hier und Jetzt, womit gleichzeitig auch die Aufgabe benannt ist, dieses Hier und Jetzt zu gestalten und nicht zu zerstören. Und gleichzeitig ist es ein Ausblick auf die Zukunft. Was gibt es nicht alles zu entdecken in diesem Sommer? Vogelgesang, blühende Gärten, eine wunderbare Natur umgibt uns – ob nun daheim in der sächsischen Heimat, am Meer, in den Bergen.
Paul Gerhardts Lied kann dabei helfen, die Schönheit des Sommers ganz bewusst zu entdecken: Den Vogelgesang, die Weite der Felder und Wälder, die blühenden Gärten und sogar das Summen der Insekten, die flirrende Sommerhitze. Mit seinen Worten würdigt er ihre Einzigartigkeit und Schönheit.
Für ihn sind das Gottes Gaben, Geschenke an uns. Obwohl er das im 17. Jahrhundert geschrieben hat. Daran wird deutlich, dass Christen immer schon der Erhaltung und Bewahrung der Schöpfung verpflichtet waren, denn das ist Gottes Auftrag schon auf den ersten Seiten der Bibel. Dass wir alle daran erinnert werden, ist immer wieder notwendig.
Für Paul Gerhardt steckt noch mehr darin: All diese Sommereindrücke haben eine Botschaft für die Menschen: Sie erzählen uns von der Liebe Gottes. Seine Liebe ist bunt und vielfältig, sie zeigt sich im lauten Vogelgesang, aber auch in der Stille der weiten Wiesen und Wälder, sie lässt sich spüren in der Wärme der Sonnenstrahlen und in den belebenden Regentropfen.
Schließlich stellt Paul Gerhardt die Frage: Wenn Gott es hier schon so außerordentlich gut mit uns meint, was dürfen wir dann wohl erwarten, wenn wir einmal bei IHM, unserem himmlischen Vater, sind?
Verheißungsvoll, verlockend, voller Hoffnung ist die Perspektive auf unsere Zukunft in einer Gemeinschaft mit Gott, in der kein Leid, kein Schmerz und Geschrei mehr sein wird und unsere
Tränen von IHM, unserem Herrn, persönlich abgewischt werden.
Ein Sommer voller Verheißung für einen jeden von uns! Wir dürfen gespannt sein, was Gott mit uns vorhat. Genießen Sie den Sommer, lassen Sie sich Gottes Gaben beschenken an Leib, Geist und Seele. Gewinnen Sie neu eine Perspektive für das eigene Leben. Gott segne Sie!
Pastor Christian Posdzich, Ev.-Methodistische Friedenskirche Zwickau
Zum 10. Sonntag nach Trinitatis – Israelsonntag
Auf dem Weg vom Dom…
Auf dem Weg vom Dom zur Katharinenkirche in Zwickau laufe ich gerne den Alten Steinweg entlang. Am Jerusalemer Platz biege ich rechts ein und schon ist die Katharinenkirche in Sicht. Lange Zeit schien mir dieser Weg der Kürzere zu sein. Wahrscheinlich wählte ich deshalb die Strecke. Menschen gehen bekanntlich den kürzeren Weg zum Ziel. Heute hat meine Entscheidung eine andere Bewandtnis. Ich entdeckte die Stolpersteine. Zufällig, bei einem flüchtigen Blick nach unten, leuchteten sie mit ihrem messingartigen Glanz auf. Namen und Jahreszahlen sind darauf zu finden, jeweils einer auf einem Stein. Sie sind eine Erinnerung wider das Vergessen, wie Elie Wiesel der jüdische Schriftsteller und Überlebender des Holocaust, das in einem Roman zum Ausdruck gebracht hat. Die Stolpersteine erinnern an Zwickauer Bürger, Juden, die in unserer Stadt zuhause waren, aber von den Nationalsozialisten enteignet, gefangen genommen, deportiert und vernichtet wurden. Wie viele Schicksale sich noch unbekannterweise mit dem dunklen Kapitel deutscher Geschichte verbinden ist nicht überall abschließend erforscht. Im nördlichen Siebenbürgen zum Beispiel, in der Stadt Sathmar, wo ich gerade bin, ist mir das auch vor Augen. An einer Häuserfront aus Klinker entdeckte ich etliche Namen. Auf den ersten Blick geschätzt, etwa 200 Menschen. In einer Stadtchronik wird erklärt, dass das jüdische Ghetto dort eingerichtet war und dass die Menschen nur kurz vor dem Abtransport, von ihrer bevorstehenden Deportation erfuhren. Mit Bleistift oder einem harten Gegenstand schrieben sie ihre Namen auf den Klinker oder ritzten ihn ein. Erinnerung wider das Vergessen – damals ein verzweifeltes Handeln in einer Situation äußerster Not. Was es für unsere Städte und für Europa bedeutet hätte, wenn die vertriebenen und deportierten Juden diesen tiefen Einschnitt nicht erlebt hätten, bewegt mich sehr. Ich spüre, ob in Zwickau, Sathmar, Krakau, Breslau, Budapest, Warschau, Czernowitz, Lasi, überall fehlt etwas das leider nicht mehr aufzuholen ist. Es sind die vermissten Menschen mit ihren Lebensgeschichten, ihren besonderen Charakteren und ihrer Kultur, die Vielfalt der Religionen und Berufe, die unterbliebenen Begegnungen und vieles mehr. Auch sie hätten einen guten Beitrag leisten können, wenn es um den Umgang mit Ängsten, Ressentiments und weltoffene Einstellungen geht. Morgen am Israelsonntag werden evangelische Christen in Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen daran erinnern, dass auch die Kirche bei der Verfolgung und Ermordung der Juden durch die Nationalsozialisten, ihrer eigenen Schuld gedenkt. Im Mittelpunkt steht die Wurzel der gemeinsamen Glaubensgeschichte, die zum gegenseitigen Handeln und Annehmen verpflichtet. Die Erinnerung an das Geschehene wird so auch zur Erinnerung an die Zukunft und zur Anmahnung des noch Ausstehenden. Nicht leicht und vielleicht auch nicht eindeutig ist dabei die Frage zu beantworten, wer dabei die Hauptrolle übernimmt. Sie ist aber auch nicht die Wichtigste. Wichtiger ist, die Kraft der Verheißung zu spüren, mit der Gott zu den Völkern spricht. Nach seinem Willen sollen Menschen in Frieden miteinander wohnen, aufeinander zugehen, der Stadt bestes suchen und für sie beten. Immer und zu jeder Zeit bleibt diese Erinnerung ein guter Weg für ein tieferes gegenseitiges Verstehen von Christen und Juden und für alle die den Dialog wünschen.
Harald Pepel, Superintendent
zum 9. Sonntag nach Trinitatis
„Zu treuen Händen übergeben…“, das klingt nach einer vertrauensvollen Beziehung und verantwortlichem Handeln. Wer etwas in treue Hände übergibt, erwartet die Rückgabe in gleichem oder besserem Zustand. Wer etwas in treue Hände nimmt, verspricht sorgsamen Umgang und das Beste aus anvertrautem Gut zu machen oder den anvertrauten Personen die besten Entwicklungsmöglichkeiten zu geben.
Christen beziehen dies auf Gott und die Welt. Der Herrgott gibt den Menschen diese Welt zu treuen Händen, sie zu hegen und zu pflegen, sie zu bewahren für die eigene Lebenszeit und sie weiterzugeben an die nächsten Generationen. Ich glaube, dass wir nach dem Leben hier vor Gott in gewisser Weise Rechenschaft ablegen werden über unser Tun und Lassen in dieser Welt. Wird da gelten: „Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern“ (Lk. 12,48)?
Ich denke nicht erst dann, sondern das gilt schon jetzt. Jeder und jedem ist eine Menge anvertraut: familiäre, partnerschaftliche, freundschaftliche Beziehungen, berufliche Verpflichtungen, sonstige Verantwortlichkeiten im Kleinen und Großen – für kürzere oder längere, manchmal dauerhafte Zeit. Das alles klingt nach großer Last, viel Pflicht und wenig Kür. Gott sei Dank ist mit seinem Leben niemand allein gelassen. Gemeinsam Lasten tragen und Freude mehren – Prinzip Hoffnung und Verantwortung also. Schluss mit lustig aber wird sein, wenn Absicht oder Ignoranz das Handeln leiten und zu Bösem führen – Gott bewahre dann und jetzt vor Heulen und Zähneklappern!
Zu treuen Händen heißt, Gottes Vertrauen und sein Zutrauen ist groß und wird immer wieder erneuert. Er sieht unsere Begrenztheit. Wenn uns aus Versehen etwas schief geht oder wir keine Kraft mehr haben oder uns die Fröhlichkeit verlässt, will er uns erquicken – also barmherzig sein. Das dürfen wir auch für andere: Begrenztheiten wahrnehmen, barmherzig sein, vergeben, vertrauen wagen, treu sein, Zukunft bewahren.
Pfarrer Frank Pauli, Kirchspiel Zwickau-Nord (Moritz, Luther, Johannis und Christophorus in Zwickau, Maria-zur-Weiden Crossen und Mosel)
zum 8. Sonntag nach Trinitatis
Echte Liebe – Nur die Taten zählen
Manfred Siebald singt in einem seiner Lieder: “ Wie soll ich, Liebste, dir bloß meine Liebe beschreiben?
Auch dieser Brief wird – fürchte ich- nur kalt und farblos bleiben. Ach, könnt ich dich nur einmal aus einem brennenden Haus befreien; aus tosender Lava dich reißen, wenn ringsum auch 100 Vulkane speien; dein schwankendes Schifflein aus brodelnder Brandung an’s rettende Ufer führen und im rasenden Fluge aus schwindelnder Höhe den Fallschirm dir rasch reparieren!… Ich muss jetzt leider schließen, Liebste, denn es ruft die Pflicht. Bis Samstag dann im Park, vorausgesetzt, es regnet nicht“.
Die Aufzählung und der Briefschluss machen deutlich, dass diese Liebeserklärung blanke Heuchelei ist, keine echte Liebe ,sondern nur eine Karrikatur von ihr. Es sind große leere Wort, die Eindruck machen sollen. Viele Liebesbekundungen unter uns Menschen sind von ähnlicher Qualität. Sie bestehen nicht die Nagelprobe der oft harten Wirklichkeit. Deshalb zerbrechen Ehen, Familien, Freundschaften und andere gute Beziehungen unter uns. Echte und wahre Liebe zeigt sich dort, wo ich das, was ich habe und bin, gern mit anderen teile ohne zu berechnen. Deshalb sagt der Apostel Johannes im Lehrtextwort der Herrnhuter Losung für diesen Sonntag:
„Lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit“ (1.Joh.3,18).
Die Opfer der schlimmen Flutkatastrophe dieser Tage in einigen Teilen unseres Landes und darüber hinaus lediglich bedauern und Sympathie mit ihnen bekunden, hilft ihnen nicht. Doch wer auf eines der von den Medien bekanntgegebenen zuverlässigen Spendenkonten für diese in Not geratenen Menschen einen angemessenen Betrag überweist oder vor Ort Nachbarschaftshilfe leistet, dessen Anteilnahme ist glaubwürdig. Und wer außerdem als Christ betet für diese Menschen, die alles verloren haben, vielleicht sogar Angehörige, dass sie ihre Niedergeschlagenheit überwinden können und wieder neuen Lebensmut schöpfen, der tut ebenfalls etwas Sinnvolles, denn: Das Gebet zu Gott ersetzt zwar keine Tat, ist aber selbst eine Tat, die durch keine andere ersetzt werden kann.
Zeigen wir also unseren Mitmenschen die Liebe zu ihnen nicht nur durch anteilnehmende Worte, sondern auch durch Taten der Nächstenliebe!
Pfr. i. R. Reinhold Nürnberger, Leubnitz
zum 7. Sonntag nach Trinitatis
Eine unheimliche Hilfe
Wenn sie den Kopf schräg legen und mich beobachten, sind sie mir etwas unheimlich. Manche Raben gelten als Aasfresser und klauen sollen sie angeblich auch. In biblischen Erzählungen kommen Raben ganz gut weg. Der Prophet Elia hatte Ahab und Isebel, dem Königspaar, mit deutlichen Worten ins Gewissen geredet. Deswegen gibt Gott dem Elia diesen Auftrag: „Geh weg von hier und wende dich nach Osten und verbirg dich am Bach Krit, der zum Jordan fließt. Und du sollst aus dem Bach trinken, und ich habe den Raben geboten, dass sie dich dort versorgen sollen.“ (1. Könige 17,3+4) Elia soll für einige Zeit von der Bildfläche verschwinden, während Gott auf wundersame Weise für ihn sorgt. Ein Bach stillt seinen Durst. Morgens und abends wird er von Raben mit Nahrung versorgt. Manchmal kommt Hilfe eben ganz unerwartet.
Gründe für einen Rückzug brechen oft in unser Leben herein. Menschen müssen Zeit auf einer Intensivstation oder in einem Krankenzimmer zubringen. Sich aus dem Alltag für einige Tage zurückzuziehen, kann helfen, sich zu besinnen und Klarheit für eine Entscheidung zu gewinnen. Auch im Urlaub suchen Menschen den Rückzug, wollen das Gewohnte verlassen, neu ihre Quelle finden.
Menschen können einander zu „Raben“ werden. Wo wären wir ohne Pflegerinnen und Pfleger? Wie würde es uns gehen, wenn uns nicht jemand liebevoll und fürsorglich bewirtete?
Wenn ich die Kargheit einer Lebenssituation erfahre, wenn ich im Urlaub ein Kontrastprogramm zum Alltag suche, merke ich, dass ich nicht aus mir heraus lebe. Mein Leben führe ich nicht aus einem Vorrat heraus. Ich lebe im Augenblick und immer „von der Hand in den Mund“. Im Vaterunser heißt es darum: „Unser tägliches Brot gib uns heute.“ Der Fürsorge, Rettung und Hilfe bleibe ich bedürftig – mein Leben lang. Ich bin tagtäglich angewiesen auf „Raben“ und kann selbst zu einem solchen werden. Gott will für mich sorgen, was für ein Glück.
Pfarrer Frank Nötzold, Ernstthal-Wüstenbrand
zum 6. Sonntag nach Trinitatis
„Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!“ Dieser Vers aus dem Buch des Propheten Jesaja im 43. Kapitel Vers 1 wird uns für die morgen beginnende neue Woche zugesagt. Er erinnert uns an den Beginn unseres eigenen Christseins, welches in der Taufe und den damit geschlossenen Bund zwischen Gott und uns Menschen, begonnen wurde. Zugleich ist es ein mutmachendes hoffnungsvolles Wort. Es richtet sich an alle, die Grund haben sich zu fürchten vor den vielfältigen Dingen, die täglich von vielen Seiten auf uns einströmen und will alle Lebensängste von uns nehmen. Denn Gott ruft uns bis heute, er lädt uns ein zu ihm zu kommen und spricht uns sogar mit Namen an. D.h. wir sind ihm persönlich bekannt, es ist Zeichen des Besonderen und Einmaligen, was hinter jedem und jeder einzelnen von uns steht. Wir werden von ihm Ernst genommen und er redet uns persönlich an. Ebenso verspricht er uns Rettung, Heilung und Erlösung für unser Leben. Der Grund dazu wird bereits in der Taufe gelegt, wo wir Anteil bekommen am Leben von Jesus Christus, dem Sohn Gottes, was uns durch sein Leiden, Sterben und Auferstehen geschenkt wird und wir einbezogen werden in Gottes erlösendes Handeln. Wir verbinden uns mit ihm und er mit uns und gehören zu ihm und werden zu seinen Kinder und stehen unter seinem Schutz und Segen. Gottes Ruf erklingt deshalb bis heute und will alle erreichen, weil wir ihm wichtig und wertvoll sind, durch unsere Einmaligkeit und Vielfältigkeit der Gaben und Begabungen, die jeder in sich trägt. Darum ist sein Ruf auch an alle persönlich gerichtet. Lassen Sie sich einladen hinzuhören, wo Gottes Ruf auch heute in unser Leben eingehen möchte und ihm folgen, denn Gott hält vieles für jeden persönlich und für unser alles Leben bereit und will uns damit reich beschenken und unsere Einmaligkeit in Anspruch nehmen. Dieser Ruf kann uns verändern und verwandeln. Dieser Ruf macht uns zu Menschen, deren Leben ein Ziel und einen Sinn bekommt. Übrigens mein Name Andreas bedeutet „ der Tapfere“. Welche Einmaligkeit kann Gott von Ihnen in Anspruch nehmen? Schauen Sie einfach einmal nach der Bedeutung Ihres Namens. Ihnen allen eine gesegnete und behütete neue Woche.
Andreas Mühler
Prädikant der Kirchgemeinde Oberwiera-Schönberg
zum 5. Sonntag nach Trinitatis
Glauben gewinnt
Gespannt verfolgen in diesen Tagen viele die Europameisterschaft im Fußball. Wer wird den Titel gewinnen? Nur eine Mannschaft kann am Ende ganz oben stehen. Und schon der Zweite geht als Verlierer vom Feld. Die sportliche Leistung und ein bisschen Glück entscheiden darüber, wer der Sieger sein wird. Darin liegen Spannung und Reiz eines solchen Turniers. Und nach vier Jahren gibt es die nächste Chance.
Ganz anders ist das in unserem Verhältnis zu Gott. Hier soll es möglichst viele Gewinner geben. Die Entscheidung fällt nicht im Kampf. Entscheidend sind nicht Leistung und Glück. Allein der Glauben gewinnt. Und der ist nicht mein Verdienst. Er ist eine Gabe Gottes, eine Gnade, die mir geschenkt wird. Und das heißt für mich, ich kann Gott dankbar sein, wenn ich glauben kann und dadurch in einem engen Verhältnis zu Gott stehe. Und ich kann mich freuen, wenn noch viele andere auch zu den Gewinnern gehören und mit Gott als himmlischem Vater leben. Daran erinnert uns der Wochenspruch. Aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es. Epheser 2,8.
Anders als im Sport gibt es nicht immer wieder ein neues Spiel. Jeder hat nur ein Leben. Die Chance, durch Glauben zu gewinnen, gibt es nicht nur alle vier Jahre, sondern jeden Tag meines Lebens neu. Wenn Glauben ein Geschenk Gottes ist, besteht unsere Chance darin, offen dafür zu sein, beschenkt zu werden. Es steigert meine Gewinnaussicht erheblich, wenn ich den Kontakt zu Gott suche.
Also nehmen wir doch einfach mal an, es gibt IHN. Sagen wir IHM, was uns bewegt. Hören wir, was ER uns zu sagen hat. Feiern wir die Gemeinschaft mit IHM. Leben wir so, wie wir es vor IHM verantworten können. Und suchen wir den Austausch mit anderen über unsere Erfahrungen. Wenn Sie das tun, werden Sie entdecken, wie der Same des Glaubens in Ihnen Wurzeln schlägt und langsam wächst.
Ich finde das viel spannender und reizvoller als Fußball. Denn es ist nicht nur ein Spiel. Es ist das Leben, Ihr Leben.
Pfarrer Andreas Marosi, Stadtkirchgemeinde Zwickau und Kirchenbezirk Zwickau
zum 4. Sonntag nach Trinitatis
Rudi hat endlich wieder Arbeit. Nachdem durch Corona die Produktion seines Betriebes ein dreiviertel Jahr stillgelegen hat, brummt jetzt wieder die Auftragslage. Die Coronazeit hat er mit dem Kurzarbeitergeld gut überstanden. Der Lastenausgleich hat funktioniert. Rudi hat gut Lachen. Er ist gut durch die Krise gekommen.
Von Lastenausgleich ist momentan viel zu hören und zu lesen. Strukturschwache Regionen erwarten Hilfe. Ärmere Bundesländer bekommen von den Geberländern Ausgleichszahlungen. In der EU helfen stärkere Länder den Schwächeren. Das alles hat seinen Grund in dem Bewusstsein, dass keiner für sich allein lebt. Im Blick auf das Gemeinwohl ist ein Lastenausgleich nicht nur wünschenswert, sondern zwingend nötig. Denn wo aus egoistischen Motiven die Schwachen abgehängt werden, kippt das ganze Sozialgefüge.
Im Wochenspruch für die neue Woche wird dieser Lastenausgleich als Weg zu einem gelingenden Leben beschrieben. „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“ heißt es da in einem Brief, den der Apostel Paulus den Christen ans Herz legt.
Spätestens, wenn ich selbst Nutznießer dieses Lastenausgleiches bin, kann ich diese Worte verstehen. Ich möchte nicht gern in meiner Not allein gelassen werden. Als Geber sehe ich das aber manchmal anders. Da habe ich Angst, dass mir etwas weggenommen wird. Dabei ist diese Angst gänzlich unbegründet. Denn durch Teilen wird kein Mensch ärmer. Schon ein altes Sprichwort sagt: „Geteilte Freude ist doppelte Freude und geteiltes Leid ist halbes Leid“.
Und so möchte ich nicht als Egoist durchs Leben gehen, sondern auf meinen Mitmenschen achten. Mit ihm nicht nur die Freude und das Glück, sondern auch die Sorge und die Not teilen. Denn der Segen, der auf dem Lasten-Teilen liegt, trägt einmal mich und dann den anderen. So werden wir beide unseres Lebens froh.
Pfarrer Andreas Merkel, Hohndorf
zum Johannistag
Gedanken zum Johannistag 24.6.2021
In der Bibel steht der Satz von Johannes dem Täufer: “Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.” (Joh 3,30). Johannes war eine bedeutende biblische Gestalt. Denn er sollte im damaligen Israel auf Jesus als den kommenden Messias hinweisen. Er tat dies mit Bravour. Allein schon seine Lebensweise fand große Beachtung bei den Menschen. Er lebte in der Wüste, trug ein Gewand aus Kamelhaar mit einem ledernen Gürtel um seine Hüften, ernährte sich von Heuschrecken und wildem Honig. Seine Botschaft war schlicht und klar: “Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg.” Die Menschen aus Jerusalem, aus ganz Judäa und aus der Jordangegend strömten zu ihm und ließen sich von ihm taufen, um ein geläutertes Leben zu beginnen. Johannes war also nicht nur populär, sondern auch ein sehr erfolgreicher Prediger. Was macht Erfolg mit einem Menschen? Erfolg macht zufrieden und auch ein bisschen stolz, zu Recht.
Je länger der Erfolg aber anhält, desto stärker wächst die Versuchung, sich als der größte Mensch zu fühlen. Wer dieser Versuchung nachgibt, hebt ab und wird unausstehlich. Johannes widersteht dieser Versuchung und sagt über Jesus: “Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.” Diese Erkenntnis ist Johannes sicher nicht leicht gefallen. Denn wenn ein Mensch aus der ersten Reihe in die zweite oder dritte Reihe zurücktreten muss, ist das nie einfach. Wenn z.B. die Kinder erwachsen werden und ihr Leben selbstbestimmt leben wollen, kommt es oft vor, dass die Eltern sich ständig in das Leben ihrer Kinder einmischen, als wären diese noch unmündig. Viele unnötige Konflikte entstehen dadurch, dass Menschen sich nicht zurücknehmen können. Sich zurücknehmen können setzt voraus, dass ich mich als Mensch nicht von der Leistung her definiere und mich von Gott geliebt weiß, von Anfang an und über mein Ende hinaus.
Pfr. i.R. Traugott Lucke, Bernsdorf
zum 3. Sonntag nach Trinitatis
Kostbar
In manchen Ländern Afrikas legen Frauen 20 km am Tag zurück, um Wasser zu holen – zu Fuß. Und das mehrmals in der Woche. Diese enorme Leistung der Frauen ist bewundernswert. Und es macht mich nachdenklich, wenn ich sehe, wie einfach ich es habe. Ein paar Schritte sind es zum nächsten Wasserhahn. Aufgedreht und schon fließt das kühle, saubere Nass zum Kaffee aufbrühen, Duschen, Baden oder Kochen.
Was würde ich tun, wenn heute kein Wasser aus der Leitung käme? Was würde mir fehlen, wenn Wasser nur eingeschränkt zu haben wäre?
Wasser ist bisher in unseren Regionen im „Über-fluss“ vorhanden. Ich übersehe den Wert dieses wichtigen Lebensmittels. Die Vereinten Nationen haben 2010 den Zugang zu sauberem Trinkwasser zum Menschenrecht erklärt. Wasser ist etwas sehr Kostbares. Mensch und Natur brauchen es zum Überleben. Es ist ein Grundbaustein des Lebens. Das Wasser der Meere sorgt für die Vielfalt und den Reichtum der dortigen Tiere. Es ist ein gigantischer Wärmespeicher und sorgt mit seinen riesigen Strömungen für unser Klima. Das Wasser der Flüsse und Stauseen versorgt mich täglich mit diesem kostbaren Gut bis in meine Wohnung. Ich bin dankbar, dass ich keine 20 km zu laufen brauche, um an Trinkwasser zu kommen.
Bereits vor 800 Jahren ohne den Luxus der heutigen Wasserleitungen hatte der Heilige Franz von Assisi dieses Wunder des Wassers gespürt. Er hat in seinem Sonnengesang dankbar von der „Schwester Wasser“ gesungen: Als „erfrischender und köstlicher Quell“ lobt die Schwester in ihrer Bewegung den Schöpfer. Wasser ist ein Geschenk der Natur. Als Christ glaube ich mit Franz von Assisi, dass diese Natur ihren guten Ursprung in Gott hat.
Ich möchte mich immer wieder einmal an das kostbare Gut des Wassers erinnern und bewusst mit diesem überaus wertvollen Lebensmittel umgehen.
Pfarrer Armin Luhmer, Alt-katholische Gemeinde Werdau
zum 2. Sonntag nach Trinitatis
Gute Reden
Der Apostel Paulus gab schon in der antiken Welt den Rat, so zu reden das die Menschen dadurch aufgebaut werden, aber auch die Mahnung an die Menschen gehört dazu. Aber wer lässt sich schon gern ermahnen? Doch dass der Finger in die Wunde gelegt wird und die Schwächen aufgezeigt werden, muss der Zuhörer aushalten. Eine gute Rede erkenne ich daran, dass ich sie verstehe, dass sie auf mich wirkt, und dass sie zur gegenwärtigen Situation etwas zu sagen hat. Ich darf vom Prediger auf der Kanzel erwarten, der von Pfingsten her noch vom Heiligen Geist erfüllt ist, dass ich etwas von der Kraft mitnehmen kann für die nächste Woche und Erkenntnis bekomme über so manchen Fehler auch nachzudenken. Doch ich hoffe auch für so manchen Redner auf den politischen Bühnen in der nächsten Zeit, dass er verständlich mit Weitblick etwas zur gegenwärtigen Situation sagen kann. Prophetisch reden wird oft als Voraussage von Ereignissen verstanden, am besten mit genauem Datum. Doch im eigentlichen Sinne ist eine prophetische Rede eine Rede mit Vollmacht, die die Situation erkennt und in der gesagt wird was kommen wird, wenn wir nicht mit Verantwortung handeln und zwar jetzt. Wir müssen alles im globalen Zusammenhang sehen und uns auch der Auswirkungen aller gut gemeinten Vorschläge bewusst machen. Ich erinnere mich einer Rede von Angela Merkel kurz vor der deutschen Präsidentschaft in der Europäischen Union. Sie wollte diese Zeit nutzen, um eine konzentrierte Europa-Afrika Zusammenarbeit voranzubringen. Leider kam die Pandemie dazwischen und das Thema ist von der Tagesordnung. Ich hoffe auf Wiederaufnahme des Themas als wirklicher Schritt zur Lösung der Flüchtlingsfrage. Der UN – Generalsekretär bat vor Monaten in seiner Rede im Bundestag um bezahlbaren Impfstoff für alle Menschen in der Welt. In dieser Woche scheint nun doch – zwar nach langer Zeit – etwas in Bewegung gekommen zu sein und die Finanzierung wird möglich. Predigten, aber auch Reden können und sollen etwas bewegen und uns bewegen, denn der Geist weht wo er will.
Michael Laser, Prädikant aus Glauchau
zum 1. Sonntag nach Trinitatis
Morgen ist kein besonderer Sonntag, zumindest, wenn sie in das Kirchenjahr schauen. Mit Weihnachten, Ostern und Pfingsten sind alle großen christlichen Feste vorbei und erst im Herbst steht mit dem Erntedankfest wieder ein besonderer Sonntag im Kalender. Wenn sie nun anfangen zu recherchieren, was eigentlich am 6. Juni alles in der Welt passiert ist, dann werden sie sicher in den einschlägigen Verzeichnissen eine Menge wichtiger Daten finden – und ganz viele davon spiegeln politische Ereignisse wieder: Verbrennung des Reformators Jan Hus, Eingreifen von 13.000 Soldaten der schwedischen Truppen in den 30jährigen Krieg, Blanko-Bündnisverpflichtungen im Vorfeld des 1. Weltkrieges, die Unabhängigkeitserklärung Malawis und viele andere Momente mehr, die davon zeugen, wie fragil und friedlos unsere Welt ist. Auch in den letzten Tagen und Wochen wird uns das immer wieder in den Nachrichten vorgeführt: Gegenseitiger Beschuss zwischen Jüd:innen und Palästinenser:innen, Verhaftungen von unliebsamen Journalist:innen, niedergeschlagene Aufstände und Diktatoren, die ihr anvertrautes Volk unterdrücken und vieles mehr. Und in diesem Moment meldet sich ganz leise doch der Sonntag zu Wort, denn seine Worte sprechen von der Sehnsucht des Friedens: „Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Und „Die zum Frieden raten, haben Freude“. … Mitten in die Nachrichten von Hass und Krieg senden diese Worte einen Lichtblick. Sie sagen: Die Tage von Zerstörung und Unterdrückung sind nicht das Einzige, was sich in unserer Welt ausbreitet. Es gibt Menschen, die sich einsetzen für Versöhnung und Frieden. Ihnen Mut zu machen ist jetzt der richtige Moment. Ihre Stimmen verdienen unsere Aufmerksamkeit. Und wir können selbst zum Frieden beitragen, denn morgen ist außerdem der internationale Tag des Kusses – auch das ist ein Zeichen des Friedens. Und? Wem schicken Sie denn in Gedanken einen (Hand-)Kuss?
Verona Lasch, Diplom-Theologin und Religionspädagogin, Ev.-methodistische Friedenskirche Zwickau
zum Trinitatisfest 2021
Wie viele Seiten hat Gott?
Weihnachten und Ostern sind bekannte Feste. Wer aber kennt Trinitatis? Was hat es mit diesem Fest auf sich? Schon der Name klingt irgendwie schwierig: Trinitatis. Dabei heißt es letztlich nichts weiter als Dreifaltigkeit oder Dreieinigkeit. Die 3 kommt auf jeden Fall im Namen vor. Dieser kurze Name versucht etwas auszudrücken, das schwierig zu beschreiben ist. Dieser Name erinnert daran, dass es Gott gibt, und zwar, Gott den Vater, Gott den Sohn und Gott den Heiligen Geist. Natürlich könnte jetzt schnell jemand fragen, glauben Christen an drei Götter? Nein, das machen sie nicht. Sie glauben an einen Gott. Vielleicht hilft ein Bild, diese Schwierigkeit zu verstehen. Was ist H2O? Wasser natürlich. Aber auch Eis und Dampf. Obwohl der chemische Stoff gleichbleibt, erscheint uns Wasser doch auf unterschiedliche Weise. Dieses Bild trifft nicht ganz ins Schwarze, aber es hilft, um unseren Blick zu weiten. Gott hat viele Seiten. Gott ist viel größer als wir denken. Er ist letztlich unbegreiflich. Und weil Gott möchte, dass wir etwas von ihm verstehen, zeigt er sich auf unterschiedliche Weise.
Im Alten Testament gibt es sogar die Ahnung, wer Gott sieht, muss sterben. Gott ist einfach größer und heiliger als wir es uns vorstellen können. Doch Gott will sich zeigen. Gott will, dass wir ihn wahrnehmen, ihn anerkennen und ihm vertrauen. Aus diesem Grund wird Gott für uns sichtbar.
Einmal als Gott, der Vater, der Schöpfer aller Dinge. Der Ursprung von allem. Der sprach und es geschah.
Dann zeigt sich Gott in Jesus Christus. Sozusagen die menschliche Seite Gottes. Jesus Christus wurde geboren, lebte und erzählte von Gott. Immer wieder lud er Menschen ein, an Gott zu glauben. Jesus Christus, ein Gott, der sich es sein Leben kosten ließ, um uns Vergebung und Heil zu schenken. Jesus Christus, ein Gott, der ist durch seine Auferstehung zeigt, es gibt mehr als wir sehen können. Es gibt mehr als die Grenzen, die der Tod uns setzt. Es gibt Leben über Raum und Zeit hinaus.
Gott, Jesus Christus, Gottes Sohn, der richtig Mensch wurde und Gottes Nähe verkörpert und uns eindrücklich zeigt, dass Gott uns liebt.
Dazu kommt Gott, der Heilige Geist. Gott, der Menschen zum Glauben bringt. Der uns Gottes Kraft schenkt und uns im Inneren verändert.
Gott, zeigt sich auf dreifache Weise. Dass alles, damit wir ihn wahrnehmen, ihm vertrauen und ihm glauben.
Mag Trinitatis auch ein unbekanntes Fest sein, aber es ist eine Einladung, mehr von diesem unbegreiflichen Gott zu entdecken. Das braucht Zeit. Diese Zeit gibt es. Viele Sonntage tragen ab jetzt den Namen Trinitatis. In diesem Jahr gibt es 21 Sonntage nach Trinitatis. Zeit um ein paar Seiten dieses unfassbaren Gottes zu entdecken.
Pfarrer Sören Lange, Oberwiera-Schönberg mit den Gemeindeteilen Niederwiera, Pfaffroda, Tettau und Neukirchen
zum Pfingstfest 2021
Pfingsten 2021
Ein menschenfreundlicher Geist, der das Leben liebt
Wir erleben unruhige Zeiten. Zahlreiche ideologisch aufgeladene Debatten werden geführt. Ein falsches Wort und man wird von den „Gegnern“ verteufelt. Pegida, Querdenker, AfD und andere stehen auf der einen Seite. Die sogenannte Woke-Bewegung (für Genderstern, gegen Rassismus usw.) und Klimaschutzaktivisten stehen auf der anderen Seite. Dazwischen befindet sich die vermutliche Mehrheit derer, die in den Debatten keine Extremposition einnehmen und über manches den Kopf schütteln.
Um sich in unübersichtlichen Streitfragen zu orientieren, pflegen Christen von Anfang an die sogenannte „geistliche Unterscheidung“. Sie kann uns auch in unseren Zeiten bei manchen Debatten helfen.
Den einen Geist beschreibt Goethes „Faust“ in den berühmten Worten des Mephisto: „Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht; drum besser wär’s, dass nichts entstünde. So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz das Böse nennt, mein eigentliches Element.“
Der Geist des Pfingstfestes ist das Gegenteil: Er kennt durchaus scharfe Kritik, aber er streut kein Gift, sondern bringt gute Frucht. Er zerstört nicht, sondern er baut auf; er schlägt keine Wunden, sondern heilt; er murrt nicht, sondern freut sich; er ist nicht zynisch, sondern tröstlich; er trennt nicht, sondern führt zusammen; er ist nicht unversöhnlich, sondern er vergibt; er wagt Vertrauen; er liebt das Leben. Er ist kein Menschenfeind, sondern ein Menschenfreund.
Einerseits tut uns allen in den Kontroversen mehr Sachlichkeit gut, ohne den anderen moralisierend in eine „böse“ Ecke zu stellen. Andererseits kann es bei manchen Inhalten und Haltungen hilfreich sein, sich zu fragen, welcher Geist sich da bemerkbar macht: ist es ein harter, unbarmherziger Geist, der stets verneint oder ist es ein menschenfreundlicher Geist, der das Leben liebt. Der Geist Gottes ist ein freier, großzügiger Geist, der „weht, wo er will“. Er kann gerade dort zu finden sein, wo man ihn nicht vermutet.
Pfarrerin Claudia Knepper, Langenhessen-Niederalbertsdorf
zum Sonntag Exaudi, 16. Mai 2021
Bagger, Kipplaster, Betonmischer – für unseren Jüngsten gibt es nichts Spannenderes als Baustellenfahrzeuge. Besonders begeistern ihn die riesigen Kräne. Wo ich schon beim Hinsehen den Schwindel in mir aufsteigen spüre, deutet er mit seinen kleinen Fingern in die Luft und ruft: „Da hoch will ich!“ Wer keine Höhenangst hat, teilt diesen Kinderwunsch vielleicht. Für mich wäre das jedenfalls nichts. Trotzdem bewundere ich die Technik des Krans. Seine Kraft und seine Wirkweise: Mittels Hubarbeit befördert er die Baumaterialien vom Boden auf höhere Stellen. Auch in der Bibel begegnet uns dieser Vorgang. Natürlich nicht mittels eines Krans. Wenn in der Bibel von „erhöhen“ und „erhöht werden“ geredet wird, heißt das „jemanden zu Macht, Ehre und Ansehen bringen“, „ihn zum Herrscher einsetzen“. So, wie Jesus Christus, der durch seinen Tod und seine Auferweckung durch Gott von ihm zum HERRN über die Welt eingesetzt wurde. Jesus spricht von dieser Erhöhung sogar noch zu seinen Lebzeiten zu seinen Jüngern: „Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.“ (Johannes 12,32) Jesus redet hier von seinem Schicksal, das ihn das Leben kostete, nämlich von seinem Tod am Kreuz. Indem Jesus am Kreuzesstamm erhöht wird, eröffnet er uns den Himmel. Wir können wie Kinder auf Jesus blicken, begeistert von seiner Kraft sein und uns ohne Höhenangst auf ihn einlassen. Vielleicht kennen Sie Bilder oder Skulpturen von Jesus mit ausgestreckten Armen? Eine Liebesgebärde ist das, genauso wie am Kreuz. Jesus öffnet die Arme, um alle Menschen einzuladen, zu ihm zu kommen. Es ist schon ein Wunder, welche Kräfte ein Kran freisetzen kann. Vielleicht ist Gott selbst auch wie so ein Kran, der über all dem steht, was uns in der Welt auch an Unangenehmen und Baufälligem beschäftigt. Er hält alles fest und von ihm geht diese unergründbare Kraft auf unser Leben aus, die uns befreien will durch Jesus Christus, von allem, was uns beschwert.
Pfarrerin Rowena Jugl, Reinsdorf
zu Christi Himmelfahrt, 13. Mai 2021
Kein Gott im Himmel?
Vor 60 Jahren war Juri Gagarin der erste Mensch im Weltraum. „Ich habe im Himmel keinen Gott gesehen.“ soll Gagarin berichtet haben. Also kein Gott zwischen den Wolken da oben? Nein. Wenn Christen vom „Himmel“ sprechen, meinen sie etwas anderes. Himmel ist da, wo Gott ist. Da wo Gott ist, da ist es wunderschön. Da ist es himmlisch. Der „Himmel“ ist ein Bild. Dafür, dass Gott nah ist. Heute ist der Feiertag „Christ Himmelfahrt“. Jesus Christus ist vor 2000 Jahren in den Himmel gefahren. Jesus ist dabei nicht durch die Wolken gedüst, wie Gagarin. Jesus fährt nicht räumlich 100 Kilometer nach oben. Sondern Himmelfahrt heißt: Jesus begegnet Gott. Er ist Gott ganz nah. Auch nach Jesu Himmelfahrt machen Menschen immer wieder die Erfahrung, dass Gott ihnen begegnet. In alltäglichen Begegnungen, in der Stille, in den Höhen und Tiefen des Lebens. Gott ist nicht weit weg, irgendwo über den Wolken. Gott ist hier. Und er ist darauf aus, auch Ihnen zu begegnen. Ich wünsche Ihnen himmlische Momente. Wunderschöne Erfahrungen, dass Gott auch Ihnen ganz nah ist. Denn der Himmel steht auch Ihnen offen.
Pastor Antonio Israel, Ev.-Baptistische Gemeinde Glauchau
zum Sonntag Rogate
Rogate 2021
Beten – gerade auch für „die da oben“
Das Jahr 2021 ist für die politischen Parteien ein besonders wichtiges. Kanzlerkandidatinnen und -kandidaten werden aufgestellt, Programme beschlossen und beworben. Die Wahlwerbungsmaschinerie wird bald auf vollen Touren arbeiten. Im September dann die Bundestagswahl, in der wir mitentscheiden, wer die Verantwortung im Land für die nächsten vier Jahre übernehmen soll.
Als Christ kann ich glücklicherweise mehr tun, als mich über „die da oben“ zu ärgern und zu schimpfen. Ich kann auch mehr tun, als mich zu informieren, eine Meinung zu bilden und am Wahltag ein paar Kreuzchen zu machen: Ich kann beten! Morgen stehen die Gottesdienste unter dem großen Thema „Gebet“. Dieser Sonntag trägt den Namen „Rogate“, zu Deutsch: „Betet!“
Beten ist das Reden mit Gott. Wie Kinder mit ihren Eltern reden, so dürfen Kinder Gottes zum himmlischen Vater kommen und ihm alles sagen, was sie auf dem Herzen tragen: Ihre Freude, ihren Kummer, ihre Bitten … alles bringen sie in ihren Gebeten vor seine Ohren.
In dem Zusammenhang erinnert verschiedene Bibelverse daran, dass ein Gebet nie selbstsüchtig sein soll. Wer betet, soll auch seine Mitmenschen im Blick haben. Dabei sind Familie, Nachbarn und Freunde gemeint, aber ausdrücklich auch die, die in unseren Dörfern, Städten und Land Verantwortung tragen (1Tim 2,1f). Für sie wird darum in jedem Gottesdienst gebetet – z.B. um Weisheit bei Entscheidungen, Ehrlichkeit, Kraft und Bereitschaft zum Frieden.
Gut, dass ich im Blick auf „die da oben“ nicht hilflos ausgeliefert bin. Ich will denen ja gern vertrauen, die in politische Ämter gewählt wurden und werden. Und doch wird man da auch manchmal enttäuscht. Wie gut, dass ich ohne Vorbehalt auf Gott vertrauen kann – dem „da oben“. Die Geschicke unserer Familien, unserer Orte und unseres Landes liegen letztlich in seinen guten Händen. Er kann und will unsere Gebete treu erhören – so, dass es für uns und unsere Mitmenschen zum Guten dient. So kann ich also durch Händefalten mithelfen, Dinge zum Guten zu verändern. Auch wenn ich nicht immer gleich etwas davon merke, wie Gott Gebet erhört – ich darf der Zusage vertrauen: „Bittet, so werdet ihr nehmen!“ (Joh 16,24).
Autor: Pf. Albrecht Hoffmann (ev.-luth. Gemeinde zum Heiligen Kreuz, Crimmitschau)
zum Sonntag Kantate
Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.
Dem Singen ist der Sonntag Kantate gewidmet. Was ist das, das Singen?
Stell dir vor, du hast einen Luftballon. Ständig wird er mit neuer Luft gefüllt. Das geht aber nicht ewig. Irgendwann platzt er.
Du sorgst also dafür, dass die Luft raus kann.
Ja, es staut sich in uns allerhand an in diesen Monaten. Täglich kommt Neues hinzu. Wann platzen wir? Beim Luftballon ist dann die Entsorgung fällig. Und bei uns?
Mach den Mund auf beim Singen – ach nein, unter der FFP2-Maske? Wie das? Es fehlt uns, das gemeinsame Singen: und wir gehen gebeugter als sonst.
Das Bibelwort – ein Auftrag:
Sicher unter Beachtung der AHA-Regeln, aber wichtig: Miteinander immer wieder das Ventil zu nutzen, damit der Ballon nicht platzt. Es gibt keine Entschuldigung, wenn wir Christen nicht präsent sind: Dass Glückliche von ihrer Erfüllung schwärmen können; dass Traurige ein offenes Ohr finden, dem sie klagen können. Dass du weißt, du kannst kommen, die Tür ist offen!
Wir singen – und Trübsal blasen ist keine geistliche Musik. Ein neues Lied zu finden bedeutet, einen Raum zu schaffen, in dem Menschen loswerden können, was nicht mehr zu ertragen ist.
Wir Evangelischen werden oft Protestanten genannt: Ja, wir protestieren gegen das, was uns das Leben nehmen will: Und wie bei einem guten Protest, wir sind aufgerufen, mit Phantasie hübsche Räume zu finden, in denen wir einander Menschen sein können – bei diesen leisen, erstaunten, vertrauten Tönen sind Wasserwerfer fehl am Platz; kein rücksichtsloses lärmendes Schreien, aber ein trotz FFP2 sichtbares Lächeln der Augen.
In einer „Regierungsnotbremse“ wird Hygiene zum Gesetz gemacht. Aber offene Freundlichkeit lässt sich nicht anordnen. Handlungen kannst du verbieten, aber nicht die Gesinnung. Und dort wird gefragt werden: „Warum seid ihr so?“ – „Weil Gott uns ein neues Leben verheißen hat, eins, wo du dich wundern wirst.“ – „Und, wie macht ihr das?“ – „Ja, fällt dir da gar nichts ein?!“
Pfarrer i.R. Matthias Hecker, zuletzt Kirchberg, jetzt Luckau
zum Sonntag Jubilate
Sonntag Jubilate – jubeln sie!
Es scheint nicht zu passen…!?
Kinder können das: voller Freude rumtoben, vor Glück jauchzen und schreien. Sie kriegen sich kaum ein! Und wir, wann haben wir das letzte Mal gejauchzt oder gejubelt? Ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Aber vielleicht sie?! Als Sportfan, wenn ihr Club gewonnen hat, wenn es so richtig gut läuft! Vielleicht als Lotto-Spieler, der endlich gewonnen hat!? Und vielleicht als einer, der den Mauerfall miterlebt hat? Oder als „frische“ Mama oder Papa!?
… oder vielleicht jemand, der schlimme Zeiten überlebt hat? Vielleicht war das dann eher ein „erhebender Augenblick“, ein sprachloses Staunen, eine unaussprechlich tiefe Dankbarkeit?
Der Sonntag Jubilate lässt einen unbekannten Psalmdichter zu Wort kommen und will einladen:
„Jauchzet Gott, alle Lande! Lobsinget zur Ehre seines Namens; rühmet ihn herrlich!“ (Psalm 66)
So ist ihnen vielleicht (schon lange) nicht zumute? Ich verstehe das gut. Wenn in dem Psalm
weiter gedichtet wird: „Kommt her und sehet an die Werke Gottes“, dann höre ich hier manchen sagen: Sieh dir an, was Gott zulässt!? Dann sehe ich leere Herzen, versteinerte Gesichter, kraftlose Hände! Wenn sie sich so fühlen, dann passt der Psalm scheinbar nicht. Aber lesen sie ihn mit mir weiter: Gott, du hast uns geprüft … du hast uns ins Gefängnis kommen lassen, du hast uns Lasten zugemutet, du hast uns niedertrampeln lassen … wir sind durch Feuer und Wasser gegangen …
Passt das eher? Das ist noch der gleiche Psalm zum Sonntag Jubilate!
Hier berichtet er, dass Gott ihm geholfen hat. Aus so tiefer Not hat er sich an IHN gewandt: Kommt her, höret zu alle, die ihr Gott fürchtet; ich will erzählen, was er an mir getan hat. Zu ihm rief ich mit meinem Munde … Gott hat mich erhört und bemerkte mein Flehen. Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.
Ich wünsche uns allen, dass wir – vielleicht bald wieder – froh werden, weil Gott wirklich hilft. Unsere Gebete kommen bei Gott an! Das soll alle Lande, jeder Mensch hören. Er hilft Tiefen durchzustehen, gibt Kraft zum Ertragen, um sogar daran zu reifen. Gott ist da, Jesus lebt, wir sind nicht allein!
… und vielleicht passt dann Jubilate neu in unser Leben?! Alles Land bete dich an und lobsinge dir, lobsinge deinem Namen, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern.
Gott, ich will DIR Danke sagen! Laut oder leise, staunend oder sprachlos, jubelnd oder jauchzend?!
Gemeinschaftspastor Bernd Günther, Bereich Crimmitschau-Werdau
zum Sonntag Miserikordias Domini
Ostern – auch heute
Ostern? Das ist doch schon längst wieder Geschichte! So denken viele Zeitgenossen. Zwei Wochen nach dem Osterfest ist die Osterstimmung – so in diesem Jahr eine solche überhaupt aufkommen konnte – bereits verflogen. Ostern ist für die meisten abgehakt.
Christen feiern allerdings 50 Tage lang Ostern, und zwar bis Pfingsten. Aber auch danach machen wir nicht einfach einen Haken daran. Denn Ostern hat mit uns ganz persönlich zu tun. Jesus ist ja nicht für sich selbst gestorben und von den Toten auferstanden. Seinen Tod am Kreuz nahm er aus Liebe zu uns Menschen in Kauf, um die ganze Menschheit mit Gott zu versöhnen. Durch seine Auferstehung wird deutlich: Nicht mehr der Tod hat das letzte Wort, sondern Gott und damit das Leben.
Die Jünger Jesu, haben nach Ostern eine ganze Weile gebraucht, um zu realisieren, dass das wirklich wahr ist. Dann aber hat die Freude über die Auferstehung ihr Leben geprägt. Denn seither gibt es eine begründete Hoffnung auf Zukunft.
Unzählige Menschen haben seit damals die Osterbotschaft zum Fundament ihres Lebens gemacht. Freilich bleiben auch gläubige Christen nicht von Problemen, Leid, Krankheiten und dem Tod verschont. Wer jedoch den Ausblick hat, den der christliche Glaube anbietet, kann etwas gelassener damit umgehen und so auch schwierige Wegstrecken meistern. Glaube will nicht vertrösten. Er schenkt wirklichen Trost und neue Kraft. Das erzählen mir gerade jetzt in der Corona-Pandemie viele Gemeindemitglieder. Manche haben den Glauben auch neu für sich entdeckt. Wo bislang geglaubte Sicherheiten zusammenbrechen, kann der christliche Glaube, der seine Mitte in der Erfahrung von Ostern hat, neue Horizonte öffnen.
Sich von diesem Glauben leiten und herausfordern zu lassen, heißt als österlicher Mensch zu leben. Und das endet freilich nicht nach den Osterfeiertagen.
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Osterzeit!
Markus Böhme
Der Autor ist Pfarrer der Römisch-katholischen Pfarrei Heilige Familie Zwickau und Dekan des Dekanats Zwickau
zum Sonntag Quasimodogeniti
Wie die neugeborenen Kinder
Wie haben Sie das Osterwochenende verbracht? Vermutlich waren die meisten zu Hause. Kurzurlaub, Feiern, Besuche, große Festgottesdienste – all das war nicht möglich. Vielleicht haben Sie ja aber wenigstens mit Kindern oder Enkeln Ostereier suchen können.
Für meine Familie und mich ist das in jedem Jahr wieder ein schöner Spaß. Irgendwie werde ich dabei an meine eigene Kindheit erinnert. Damals waren meine Eltern die Osterhasen, die für uns Kinder Kleinigkeiten im Garten versteckt haben.
Trotz zunehmenden Alters werde ich da zwischen Gartenlaube, Bäumen und Sträuchern für einen kurzen Moment wieder zum Kind, das im Garten bunte Eier und andere Aufmerksamkeiten sucht und weiß: Da hat es jemand gut mir gemeint und irgendwo etwas Nettes für mich versteckt. Wie schön!
An dieses Kindsein erinnert uns der kommenden Sonntag. Er trägt den lateinischen Namen: Quasimodogeniti, zu Deutsch: „Wie die neugeborenen Kinder.“ Als unsere Vorfahren den Sonntagen im Kirchenjahr Namen und Bedeutungen zugeschrieben haben, da war es ihnen wichtig, diesen ersten Sonntag nach Ostern mit der Unbeschwertheit im Leben eines kleinen Kindes in Verbindung zu bringen, das Liebe und Fürsorge erfährt. So kann es befreit und mutig den Weg hinein ins Leben gehen und wird gestärkt für Zeiten, in denen es selbst sorgen, gestalten oder manchmal auch nur aushalten muss.
Wie gut ist es, auch dann zu wissen: Da ist jemand, der es gut mit mir meint, den auch Gewalt, Verleumdung und Ungerechtigkeit nicht aufhalten konnten, sondern der all das am Ostermorgen überwunden hat. Ihn kann ich schon heute in meinem Leben und Alltag entdecken – auch wenn ich dafür manchmal ganz schön suchen muss. Das gibt mir Kraft, schon heute immer wieder aufzustehen und Schritte auf meinem Lebensweg zu gehen. Dabei hoffe ich wie ein neugeborenes Kind: Dieser Weg wird auch einmal zum Leben führen. Voller Vertrauen, geliebt und umsorgt, weil da jemand ist, der es gut mir meint. Gott sei Dank!
Pfarrer Matthias Große aus Glauchau, Polizeiseelsorger für die Polizeidirektion Dresden und Beauftragter für Notfallseelsorge in der Ev.-luth. Landeskirche Sachsens
zum Osterfest 2021
Osterspaziergang
Für viele Leute gehört ein Spaziergang zum Osterfest dazu, gerade auch jetzt. „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden belebenden Blick…“, so hat es schon Goethe seinen Dr. Faust sagen lassen. Ostern – das warfür ihn der Frühling, die erwachende Natur. Und so ist es doch: Nach dem Winter atmen wir auf und erfreuen uns an dem, was zu blühen beginnt. Die Bibel berichtet von einem ganz anderen Osterspaziergang. Zwei Männer, „die auch zu dem Jesus von Nazareth gehörten“, liefen bergab von Jerusalem in das Dorf Emmaus. Sie wollten nur noch weg, weil es mit ihrer Hoffnung bergab ging. Der Tod von Jesus am Kreuz hatte ihr Lebensfundament zerstört, ihre Angst war groß. Auch wenn ein paar Frauen aus ihrem Freundeskreis sagten, Jesus würde leben, sie wussten es besser. Tot ist tot. Ihr Gespräch kreiste nur um dieses Geschehen. Plötzlich lief ein Mann neben ihnen. Das war damals nicht ungewöhnlich. Er hörte ihnen zu und ergriff nach einer Weile das Wort: „Ihr habt nichts verstanden. Der Tod am Kreuz musste sein, weil einer die Schuld aller Menschen auf sich nehmen musste. Doch der Gekreuzigte blieb nicht im Grab“. Dann, beim Abendessen, erkennen sie ihn richtig: Dieser Wanderer war niemand anderes als Jesus. Er lebt, er ist nicht mehr tot! Im selben Augenblick verschwand er. Die Männer sagten sich: Brannte nicht unser Herz, als er mit uns sprach? Ihre Trauer wich einer großen Freude. Sofort liefen sie zurück und sagtendiese gute Nachricht weiter. Leid und Tod sind noch nicht ausder Welt. Pandemien und Krisen setzen uns noch heftig zu. Aber sie alle haben nicht mehr das letzte Wort. Es gibt einen, der ist stärker und schenkt Hoffnung, heute und für alle Ewigkeit: Jesus, der Herr, ist auferstanden!
Ralf Gotter, CVJM Crimmitschau
zum Karfreitag, 02.04.2021
Karfreitag 2021
Die alten Texte der Passion wecken aktuelle Bilder: eine letzte Mahlzeit in großer Runde, die Fußwaschung, weinende Frauen, der gemarterte Jesus und sein Verlassenheitsschrei am Kreuz, sein Erstickungstod, die hastige Beisetzung, seine Jünger in häuslicher Isolation. Wir haben inzwischen alle eine Ahnung davon, was Angst, Einsamkeit und Verluste ohne Abschied bedeuten. Dreimal brach Jesus unter der Last des Kreuzes zusammen, ähnlich den vielen Menschen, die keine Kraft mehr haben, die Lasten der Pandemie noch länger zu tragen. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Eine erschütterndere Gleichzeitigkeit von Gottesnähe und Gottesferne als der Schrei Jesu am Kreuz ist kaum vorstellbar. Gott wird geglaubt, der doch offenkundig nicht da ist und nichts tut. In diesem Jahr scheint mir zum Tod Jesu vor allem eines wichtig: Das verwundbare Kind in der Krippe ist der verwundete Gott am Karfreitag. Jesus kam als verwundbarer Mensch zu uns – wie wir selbst; er hat Schmerzen und Ohnmacht erlebt – wie wir selbst; er hatte Angst – wie wir selbst; er ist den Schlägen und dem Tod nicht ausgewichen – wie wir selber; er ist am Kreuz gestorben mit einem verzweifelten Schrei. Durch eben diese verwundbare Menschlichkeit ist er uns nah. Gott kennt unsere Angst und unser Leid, weil er in Jesus Christus selbst gelitten hat. Er kennt auch den Tod, weil er selbst gestorben ist, hinabgestiegen in das Reich des Todes. So kann der Kreuzestod Jesu für uns zumindest dies bedeuten: Dass Gott uns die Gewissheit schenkt, mit unserer Angst und unserem Leid nicht allein zu sein. Aber kann dass ein Trost sein? Reden wir in unseren Kirchen oft nicht zu schnell von Ostern, erreichen dabei aber die Menschen nicht, die keine Auferstehung erfahren? Man kann an den Karfreitagen dieser Welt verzweifeln und den Glauben verlieren. Aber wenn ich Gott verneine, weil unsere Welt so finster ist, wird sie dadurch heller? Oder wird diese Finsternis dann nicht zum Letzten und Endgültigen dieser Welt erklärt, die somit eben keinen Sinn hat? Woran glaube ich? Dass unsere durchkreuzten Hoffnungen für immer unerfüllt bleiben und unsere Todesschreie unerhört? Oder daran, dass bei Gott nichts und niemand endgültig verloren ist? Wir werden auch am Ostersonntag mit der Pandemie konfrontiert sein. Wir werden nicht am Osterfeuer zusammenstehen, kein Osterfrühstück in großer Runde feiern. Wir wissen nicht, wie lange diese Krise noch geht. Wir wissen nicht, wann endlich Ostern wird. Und vielleicht passt statt Osterjubel eher die Beklommenheit der Frauen auf dem Weg zum Grab, die nicht ahnen, dass es leer ist. Aber weil Jesus unseren Kreuzweg mitgeht, kann uns selbst unser Leid als eine Spur der Anwesenheit Gottes in unserem, in meinem Leben erfahrbar werden.
Pfr. Andreas Friese, Klinikseelsorger in Glauchau und Lichtenstein
zum Palmsonntag, 28.03.2021
Karwoche
Heute beginnt die Karwoche. Die Woche in der wir den Leidensweg von Jesus nachzeichnen. Die Woche, die in die tiefste Tiefe führt und am Karfreitag ihren bedrückenden Höhepunkt findet.
Am Palmsonntag zieht Jesus in Jerusalem ein. Die Menschen säumen die Straße, jubeln, schwenken Palmzweige und rufen: „Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!“
Große Erwartungen hängen in der Luft: Wird Jesus sich zum König krönen lassen? Wird er die Römer endlich aus dem Land werfen?
Aber es wird alles ganz anders als erwartet.
Jesus wird verraten und in einer Nacht-und-Nebel-Aktion verhaftet. Und dieselben Menschen, die ihm beim Einzug in Jerusalem zujubelten, rufen wenige Tage später am Prätorium: „Kreuzige ihn! Kreuzige ihn!“ Die aufgehetzte Menge erreicht, dass Pilatus wider besseren Wissens Jesu‘ Hinrichtung anordnet. Damit überdauert Pilatus als einziger Mensch neben Maria namentlich in unserem Glaubensbekenntnis.
Das, was in der Karwoche passiert, ist kein Unfall der Weltgeschichte. Als Jesus am Kreuz stirbt, besiegt er unsere größten Feinde: Sünde, Tod und Teufel. Der Sohn Gottes bahnt für uns – seine Lieblingsgeschöpfe – den Weg zum Vater und in die Ewigkeit.
Der Wochenspruch für diese Woche erinnert uns daran: „Der Menschensohn muss erhöht werden, auf dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.“ (Joh 3,14b.15)
Gott möchte mit uns die Ewigkeit verbringen und er bezahlt den höchsten Preis dafür: das Blut seines geliebten Sohnes.
Dieser Weg war für Jesus kein Spaziergang. Er hat Jesus alles gekostet. Jesus nimmt Kreuz und Tod auf sich – aus Liebe zu Ihnen und zu mir. Vor seiner Verhaftung rang Jesus bis tief in die Nacht hinein mit seinem Vater im Gebet. Am Ende stellte er seinen Willen unter den Willen des Vaters. Gott schickte sogar einen Engel um ihn für den Weg zu stärken.
Ich möchte Sie einladen, sich in der kommenden Woche Zeit zu nehmen und die biblischen Berichte z.B. in Markus 14 und 15 nachzulesen und so den Ereignissen von Palmsonntag bis Karfreitag Schritt für Schritt zu folgen.
Sandra Forberger, Prädikantin im Kirchspiel Zwickau-Nord
zum Sonntag Judika, 21.03.2021
Geistliches Wort für den Sonntag Judika
Butler sind ja in unseren Breitengraden nicht gerade üblich. Aber mich faszinieren diese Menschen, die sich so ganz zurück nehmen, immer höflich sind und genau wissen, was sie wann wie zu tun haben. Butler sind Diener in einer Führungsfunktion. Sie sind nicht einer einzelnen Person zugeordnet, sondern sind für einen ganzen Hausstand inklusive der Gäste zuständig. Ein Butler verwaltet traditionell das Esszimmer, den Weinkeller und die Speisekammer. Jetzt ist Jesus natürlich kein Butler, aber er sagt etwas über das Dienen. Matthäus hat es in seinem Evangelium aufgeschrieben: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen. Im Gegenteil: Er ist gekommen, um anderen zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele Menschen.“ (Matthäus 20,28) Gott dient uns Menschen. Er wird nicht all unsere Wünsche erfüllen, aber er will für die wesentlichen Bereiche in meinem Leben verantwortlich sein – Esszimmer, Weinkeller und Speisekammer. Im Esszimmer findet der Alltag statt. Das was mich am Tag beschäftigt, hier kann ich mich darüber austauschen. Mit dem Weinkeller verbinde ich großartige Feste und ausgelassene Freude, egal ob nun mit vielen Leuten oder einer erlesenen Schar an Vertrauten. Gottes besonderer Bereich ist aber die Speisekammer. Er schöpft aus der Fülle – Hoffnung, Gnade, Barmherzigkeit, Liebe und der unbedingten Gewissheit, dass er für mich ist. Darauf vertraue ich besonders mit Blick auf die Karwoche und auf Ostern, dass Jesus Christus gestorben und auferstanden ist, damit wir gut leben können. Vielleicht schlägt ja doch das Herz eines Butlers in seiner Brust?
Pfarrerin Sabrina Frank, Kirchgemeinde Mülsen
zum Sonntag Lätare, 14.03.2021
Das Weizenkorn muss in die Erde fallen und sterben, sonst bleibt es allein. Aber wenn es stirbt, bringt es viel Frucht. Johannesevangelium Kp. 12, V24
Liebe Leserinnen und Leser,
in diesem Vers steckt zweimal das Wort „Sterben“ drin.
Insbesondere im Zusammenhang mit Corona ist uns das Sterben wieder viel „näher“ gekommen. Vielleicht möchten Sie davon eigentlich gar nichts mehr hören.
Allerdings ist uns dadurch auch wieder bewusster geworden, dass das Leben immer tödlich endet.
Und damit stellt sich auch die Frage wofür wir eigentlich leben?
Für die Kinder? Für die Familie? Für den Genuss vieler Freiheiten und Möglichkeiten? Für die Verpflichtungen?
Aber was ist, wenn die Kinder aus dem Haus sind, sich die Familie aufgelöst hat, Freiheiten und Möglichkeiten schwinden und man von seinen Verpflichtungen entbunden ist?
War dann alles umsonst? Vieles daran ist vergänglich. Und was bleibt dann noch, wenn das, was Sinn gegeben hat, nicht mehr ist?
Sie haben sich investiert und manches davon hat Frucht getragen. Doch alles in allem bleibt es eine Erinnerung an die Vergangenheit.
Unser obiger Wochenvers ist ein Bild für das Ostergeschehen. Jesus Christus stirbt Karfreitag und Ostersonntag kommt er den Tod überwindend zurück.
Seine Auferstehung bringt eine „Frucht“ für mich mit. Er kann mich, wenn ich mich vertrauend an ihm wende, in diese Auferstehung mit hineinnehmen.
Damit bietet er mir ein Leben an, welches mich mit Gott versöhnt, aber auch das Irdische mit dem Ewigen verbindet.
Das eigene Sterben verliert seine Endgültigkeit und seinen Schrecken, weil es nun nur noch eine Tür in die Welt Gottes und seine sichtbare Gegenwart ist.
Außerdem bekommt die Frage nach dem Ziel meines Leben eine ganz neue Dimension. Die Lebensinhalte Familie, Kinder, Verpflichtungen, genießen können usw. bleiben wichtig und richtig, werden aber getragen von der österlichen Auferstehungskraft. So bleibt bei vielen – hoffentlich dankbaren – Rückblicken immer ein hoffnungsvoller Blick nach vorn – was auch immer kommen mag!
Noch einmal: All das ist ein Angebot, das mit dem Vertrauen in Jesus Christus verbunden ist.
Ob Sie das wollen, entscheiden Sie selbst.
Wollen Sie?
Thomas Fischer, Gemeinschaftspastor aus Glauchau
zum Sonntag Okuli, 07.03.2021
Ein Wort von Jesus begleitet uns durch die nächsten Tage, Luk.9,62:
Wer seine Hand an den Pflug legt und schaut zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.
In unserer Zeit ist das ein Bild aus vergangenen Tagen. Pferde ziehen den Pflug, dahinter läuft der Bauer. Mit geübter Hand hält er den Pflug in der richtigen Höhe und sorgt zugleich dafür, dass die Pferde die Spur halten. Ich sehe in meiner Erinnerung wie Furche um Furche entsteht. Ich sehe die schweren, von der Arbeit geformten Hände des Bauern. Das Kontrastprogramm ist die neueste Technik.
Da zieht der Traktor nicht nur mehrere Furchen gleichzeitig, sondern er wird auch mit modernster Technik gesteuert. Über Satelliten erfährt der Traktorist auf wenige Zentimeter genau seine Position. Wenn er aus der Spur gerät, so wird es ihm gemeldet. Das ist faszinierend, fast ein wenig Hexerei, wenn man sich die technischen Dinge nicht so direkt vorstellen kann. Schwere Arbeit ist es aber immer noch. Ich freue mich mit dem Bauern über solche Arbeitserleichterungen, aber: Im Zusammenhang mit dem Wort von Jesus geht mir ein anderer Gedanke nach.
Wenn der Bauer früher das Feld pflügte, dann war er im direkten Kontakt zu seinen Tieren und zur Erde seines Feldes. Kennen Sie den Geruch eines frisch gepflügten Feldes? Vermischt mit dem Geruch der Zugtiere, denn für die ist es auch anstrengende Arbeit! In meinen Erinnerungen ist das der Geruch von Kraft, von Wachstum, von Hoffnung auf eine gute Ernte. Je nachdem wie Gott das Wetter und Gedeihen schenkt. Der Bauer schaut nach vorn, das muss er beim Pflügen, um die Furchen gerade und gleichmäßig zu ziehen. Er schaut zugleich nach vorn, weil er bei der schweren Arbeit auch die Hoffnung auf gute Ernte in sich trägt. Ohne diese Hoffnung wäre seine Arbeit umsonst, egal ob mit Pferd und Handpflug, oder GPS gesteuert. Sind nicht auch wir zu jeder Zeit Menschen, die auf dem Feld ihres Lebens ackern? Es gibt verschiedene Lebenszeiten, die sich mit der Arbeit in der Landwirtschaft vergleichen lassen. Und alles was wir tun, dass tun wir doch auch im Vertrauen, dass es Sinn ergibt. Zurzeit steht diese Frage wohl für viele von uns in ganz besonderer Weise. Manchmal gelingt es uns eine oder mehrere Furchen gut zu ziehen. Ein anderes Mal gelingt es uns weniger. Oft ist die Versuchung groß dann nach hinten zu schauen, das Mißlingen immer und immer wieder auszuwerten.
Das Wort von Jesus lädt uns ein nach vorn zuschauen. Und wo wir uns gerade nicht sicher sind, ob die Spur stimmt, unser Augenmerk auf IHN zu richten. Damit wir unser Ziel, das Reich Gottes, nicht aus den Augen verlieren.
Pfarrer Joachim Escher, Langenbernsdorf
zum Sonntag Reminiszere, 28.02.2021
Krankheit hat Macht!
Mein Kollege hält einen Vortrag. Er ist Professor. Doch das zeichnet ihn nicht vorrangig als Fachmann aus. Die Zuhörer fesselt vielmehr, dass er als Betroffener spricht. Hinter dem an Speiseröhrenkrebserkrankten liegen intensive Krankheitserfahrungen: OP, Chemotherapie, Abbruch, Bestrahlung … Was mag er durchgemacht haben?
Er erzählt, wie einem die Krankheit den Boden unter den Füßen wegziehen kann und wie diese ungefragt über Tagesabläufe – ja über das gesamte Leben – bestimmt. Langfristige Planungen sind nicht mehr möglich. Und selbst mit der Kraft, um den Alltag zu meistern, ist es oft nicht weit her.
Krankheit hat Macht! „Diese Macht der Krankheit habe ich mit Wucht und Schmerz erlebt und erlebe sie auch weiterhin so. Sie löst bei mir Trauer aus, Enttäuschung, Wut – und immer wieder Tränen.“ sagt mein Kollege. Doch dann fährt er fort: „Durch Menschen und durch meinen Glauben habe ich aber auch diese andere Erfahrung machen können: Die Krankheit hat aus mir einen veränderten Menschen gemacht – mit Achtung auf das jetzt Wichtige. Mit Respekt vor eigenen Grenzen und denen anderer. Ich erlebe Konzentration statt Ausweitung. Die Grenzen lassen meine Lebenserfahrung in die Tiefe gehen. Mein Leben wird buchstäblich gefüllt. Diese Macht der Krankheit löst bei mir Staunen aus, Freude und – ja, auch neuen Humor.“
Die Worte klingen noch lange in mir nach. Mit etwas Abstand eröffnen sie mir u.a. auch eine neue Sicht auf Corona. Könnte auch diese ungebetene „Macht“, die uns so herausfordert und „schädigt“, zu einer Neubewertung des Lebens führen? Könnte sie gar Staunen auslösen, wie es mein Kollege erlebt hat und wie es der dichtende König David beschreibt?
„Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde. Auch wenn es durch dunkle Täler geht, fürchte ich kein Unglück, denn du, HERR, bist bei mir.“ (aus Psalm 23)
Pastor Thomas Eichin, Ev.-Freikirchliche Gemeinde Zwickau-Planitz
zum Sonntag Invokavit, 21.02.2021
Wieder einmal stehen Kerzen in manchen Fenstern – diesmal nicht initiiert von den Kirchen, sondern vom Bundespräsidenten der Republik. Das Zeichen steht wiederum für die gebotene „Mitmenschlichkeit“ – diesmal nicht mit den nach wie vor viel zu vielen Flüchtlingen, sondern mit den vielen Opfern der Covid-19-Pandemie: Deren zweite Welle ist stärker über uns gekommen als die erste vor nunmehr einem Jahr. Und eine dritte ist nicht auszuschließen. Zumindest nicht, solange die Menschen mehrheitlich so weitermachen wie bisher … Und was denken wir? Was können wir tun? Wie werden wir uns verhalten?
Solche Fragen stellen sich viele. Besonders diejenigen, die Verantwortung tragen für das Wohl oder Wehe der Menschen nicht nur in unserem Land. In Krankenhäusern und Pflegeheimen wird übermenschliches geleistet. In Regierungen und Verwaltungen oft auch. In der Wirtschaft, in Forschung und Lehre, in der Volksbildung, in Kunst und Kultur – überall stehen Menschen vor bisher nicht gekannten Herausforderungen, auf die sie mit vielen guten Ideen und neuen Entwicklungen reagieren. Wir sollten froh sein, im globalen Kampf gegen das Virus und seine Folgen die Fortschritte miterleben zu können. Wir haben allen Grund zu der Hoffnung, daß dieser Kampf gewinnbar ist. Und wir haben allen Grund zur Dankbarkeit, in diesen Zeiten in einem Land leben zu dürfen, wo solche Hoffnung begründet ist.
So gehen wir in die Passionszeit hinein. Manche mit Kerzen in den Fenstern. Und viele mit Fragen im Hinterkopf, mehr aber noch mit der Hoffnung im Herzen, die gründet in jener Erfahrung, die der Psalm für den kommenden Sonntag Invocavit besingt: Der Herr ist deine Zuversicht, der Höchste ist deine Zuflucht. Denn er hat seinen Engeln befohlen, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen. (Ps 91,9.11)
Superintendent i.R. Eberhard Dittrich, Zwickau
zum Aschermittwoch, 17. Februar 2021
(Un)Endlichkeit
„Nichts ist unendlich, so sieh das doch ein“, sang die Gruppe Karussell in einem ihrer Lieder. Das ist auch der Gedanke des heutigen Aschermittwochs. Jedes Jahr am Beginn der Fastenzeit werden wir daran erinnert, dass wir sterblich sind. In der Katholischen Kirche ist es üblich, sich an diesem Tag mit Asche bezeichnen zu lassen. „Bedenke, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst!“ heißt es da.
Allerdings geht es hierbei nicht darum, uns die Freude am Leben zu vermiesen oder mit bitterernster Miene durch die Gegend zu laufen. Vielmehr sind wir eingeladen, innezuhalten und zu überlegen, was unser Leben im Wesentlichen ausmacht, was ihm Weite und vor allem Tiefe verleiht. Denn alles Materielle, was wir besitzen, wird dann, wenn wir auf dieser Erde den letzten Atemzug getan haben, keine Rolle mehr spielen.
Wer um seine Sterblichkeit weiß, wird mit Sicherheit andere Prioritäten setzen als jene, die nur an sich und an das Hier und Jetzt denken.
Am Aschermittwoch beginnen wir einen Weg, der im Osterfest mündet. Zu Ostern schließlich feiern wir, dass es einen gibt, nämlich Jesus Christus, der uns eine ewige Zukunft schenken möchte.
Der Aschermittwoch will uns helfen, unser Leben vom Ende her zu betrachten. Dahinter steht die Einladung: Lebe dein Leben, das unendlich reich und schön ist, mit offenen Augen und Herzen und vor allem mit Liebe gegenüber Gott, deinen Mitmenschen und dir selbst! Denn wer das tut, der kann am letzten Tag – wann immer dieser auch sein wird – sagen: Es war ein gutes und vor allem sinnerfülltes Leben.
Bereits am Aschermittwoch werden wir auf unser Ziel verwiesen. Und dieses liegt für alle, die Gott ihr Vertrauen schenken, in seiner Ewigkeit. Ja, dieser Gott führt uns aus der Endlichkeit dieser Welt in die Unendlichkeit seines himmlischen Reiches. Vorstellen kann ich mir das nicht, wohl aber daran glauben und mich bereits heute darauf freuen.
Markus Böhme
Der Autor ist Pfarrer der Römisch-katholischen Pfarrei Heilige Familie Zwickau und Dekan des Dekanates Zwickau.
zum Sonntag Estomihi
„Was vermissen wir am meisten ?“
Was würden ich tun, wenn die Pandemie auf einmal vorbei wäre, und alle Beschränkungen plötzlich ein Ende hätten ?
Diese Frage hat sich bestimmt manch einer gestellt in den letzten Wochen und Monaten.
Und die Antwort auf diese Frage zeigt uns auch, was uns im Leben wirklich wichtig ist, und was wir im Moment an meisten vermissen…
Treffen mit Freunden oder der Familie ? In Urlaub gehen ? Einfach mal wieder das Leben unbeschwert genießen ? Etwas Kulturelles genießen oder einen Gottesdienst mit vielen anderen besuchen und dabei von Herzen singen und Gott loben ?
Was vermissen wir am meisten ? Man könnte auch fragen: Was macht unser Leben wirklich lebenswert ?
Was brauchen wir am meisten, wenn es darum geht, dass es unserem Leben Sinn gibt ?
Jesus sagte einmal einen Satz, der sehr bemerkenswert ist:
›Der Mensch lebt nicht nur von Brot; er lebt von jedem Wort, das Gott spricht.‹
Seit Monaten vermissen viele Menschen schmerzlich die Normalität ihres bisherigen Lebens. Und jeder, der die Augen offenhält, der weiß, dass wir Menschen auf Gemeinschaft mit Anderen angewiesen sind.
Es reicht eben nicht, einfach nur gesund zu bleiben, – biologisch am Leben zu sein. Wir leben von dem Miteinander und den Beziehungen, die für uns so wichtig sind. So hat uns Gott gemacht und geschaffen. Wenn wir uns nur auf den Rat von Virologen verlassen, bleiben wir vielleicht am Leben, -aber wieviel Leben bleibt noch in uns?
Aber der Satz von Jesu weißt uns auf etwas hin, was noch wichtiger ist, als diese Gemeinschaft und Beziehungen untereinander: Es ist die Beziehung zu Gott und das Hören auf ihn!
Jesus wusste und weiß, dass wir diese Botschaft von Gott brauchen, um innerlich gesund und heil zu sein, -so wie Gott es sich gedacht hat. Wir müssen von der Liebe Gottes zu uns erfahren. Wir brauchen seine Annahme und seine Ordnungen für ein gelingendes Leben. Wir brauchen seine Lebensenergie und sein Liebe, die uns dazu befähigt etwas geben zu können.
Diese Beziehung zu Gott und der Kontakt zu ihm ist jederzeit und überall möglich, – auch in der Pandemie oder in Krisenzeiten.
Wir haben es mit einem sooo guten Gott zu tun. Durch Jesus hat er seine Liebe gezeigt und er möchte mit uns in Beziehung kommen.
Reden sie mit ihm. Schütten sie ihm ihr Herz aus und antworten sie ihm auf sein Angebot der Vergebung und der Berührung, die er uns geben möchte.
Ich wünsche ihnen dabei Gottes Segen,
Jahn Bayer
Pastor der Elimgemeinde Glauchau
zum Sonntag Sexagesimä
Liebe Leser,
kennen Sie das? Sie sitzen über einer wichtigen Arbeit am Schreibtisch, „friemeln“ gerade irgendetwas oder versuchen, das fertig zu bekommen, was Sie sich schon seit Monaten vorgenommen haben.
Da klingelt das Telefon, da stürzt jemand ins Arbeitszimmer oder die Werkstatt, da will jemand etwas ganz anderes von Ihnen. Ich bin in solchen Momenten erst einmal bedient und es fällt mir dann schwer, zuzuhören, was der andere gerade von mir will. Ja, für ihn ist das sicher superwichtig! Aber auch für mich? Ich mache dann oft „zu“ und grummele innerlich vor mich hin. Ungeduldig warte ich, was der Andere zu sagen hat, höre aber oft nur halb zu. Doch das ist gefährlich und manchmal erschrecke ich, dass ich so „dichtgemacht“ habe, weil die Sache des anderen wirklich wichtig ist, weil er meine Hilfe braucht oder einfach nur jemanden sucht, mit dem er das teilen kann, was ihm auf der Seele brennt.
Was für meine Mitmenschen gilt, das gilt auch für Gott. Ich habe schon oft erlebt, dass er mit mir „reden“ will, wenn ich eine Predigt anhöre, Bibel lese, wenn mich ein anderer Christ anspricht, wenn mir plötzlich Dinge in den Kopf schießen, die sicher von Gott kommen. Auch hier stehe ich in der Gefahr, das zu ignorieren, auszusitzen, zu verschieben oder gar abzulehnen.
Der Bibelvers, der uns in den morgigen Sonntag und die kommende Woche hinein begleiten möchte, warnt davor.
„Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht.“ (Hebräer 3, 15 EU)
Wenn Gott uns anspricht ist das nicht nur ein Privileg für uns Menschen, denn der Herr des Universums, nennt uns seine Kinder – es ist auch „tagaktuell“! HEUTE!
Ich wünsche Ihnen, dass Gott Sie auf vielfältige Weise (neu) zu ihnen spricht und dass Sie das auch hören und zulassen können, selbst wenn es in einem scheinbar unmöglichen Moment passiert. Probieren Sie es aus und versetzen sich in „Hörbereitschaft“ für Gottes Stimme in Ihrem Leben.
Pfarrer Jens Buschbeck, Kirchspiel Zwickau-Nord
Liebe Leser,
kennen Sie das? Sie sitzen über einer wichtigen Arbeit am Schreibtisch, „friemeln“ gerade irgendetwas oder versuchen, das fertig zu bekommen, was Sie sich schon seit Monaten vorgenommen haben.
Da klingelt das Telefon, da stürzt jemand ins Arbeitszimmer oder die Werkstatt, da will jemand etwas ganz anderes von Ihnen. Ich bin in solchen Momenten erst einmal bedient und es fällt mir dann schwer, zuzuhören, was der andere gerade von mir will. Ja, für ihn ist das sicher superwichtig! Aber auch für mich? Ich mache dann oft „zu“ und grummele innerlich vor mich hin. Ungeduldig warte ich, was der Andere zu sagen hat, höre aber oft nur halb zu. Doch das ist gefährlich und manchmal erschrecke ich, dass ich so „dichtgemacht“ habe, weil die Sache des anderen wirklich wichtig ist, weil er meine Hilfe braucht oder einfach nur jemanden sucht, mit dem er das teilen kann, was ihm auf der Seele brennt.
Was für meine Mitmenschen gilt, das gilt auch für Gott. Ich habe schon oft erlebt, dass er mit mir „reden“ will, wenn ich eine Predigt anhöre, Bibel lese, wenn mich ein anderer Christ anspricht, wenn mir plötzlich Dinge in den Kopf schießen, die sicher von Gott kommen. Auch hier stehe ich in der Gefahr, das zu ignorieren, auszusitzen, zu verschieben oder gar abzulehnen.
Der Bibelvers, der uns in den morgigen Sonntag und die kommende Woche hinein begleiten möchte, warnt davor.
„Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht.“ (Hebräer 3, 15 EU)
Wenn Gott uns anspricht ist das nicht nur ein Privileg für uns Menschen, denn der Herr des Universums, nennt uns seine Kinder – es ist auch „tagaktuell“! HEUTE!
Ich wünsche Ihnen, dass Gott Sie auf vielfältige Weise (neu) zu ihnen spricht und dass Sie das auch hören und zulassen können, selbst wenn es in einem scheinbar unmöglichen Moment passiert. Probieren Sie es aus und versetzen sich in „Hörbereitschaft“ für Gottes Stimme in Ihrem Leben.
Pfarrer Jens Buschbeck, Kirchspiel Zwickau-Nord
zum Letzten Sonntag nach Epiphanias
Licht der Welt
Morgen, am letzten Sonntag im Weihnachtskreis, blicken wir nochmal zurück auf Weihnachten, das uns den beschert hat, der das Licht der Welt ist.
Gleichzeitig blicken wir zurück auf ein Jahr Pandemie, die es für viele hat dunkel werden lassen.
Dabei fiel mir eine Szene ein, die schon Jahre zurückliegt:
Ich hatte in Zwickau zum Stadtfestgottesdienst auf dem Hauptmarkt gepredigt. Es ging um Jesus, um seine Auferstehung und die Hoffnung, die damit verbunden ist. Danach saß ich noch auf einer Bank und genoss die Musik, die von der Bühne schallte. Ein Mann setzte sich zu mir und fragte: Glaubst Du die Märchen, die Du da erzählt hast, eigentlich selbst? Ich bejahte. Wir sprachen darüber, was Jesus für mich bedeutet, dass ich ihn erlebt habe u.a. in der Zeit meiner Krankheit. Dass ER gerade da das Licht am Ende des Tunnels für mich war.
Ja, wir sehnen uns nach diesem Licht, danach, dass dieses Scheiß-Virus endlich verschwindet und wir wieder normal leben können. Es kann doch nicht immer so weitergehen mit der Angst vor Ansteckung oder zu sterben. Es kann doch nicht immer so weitergehen mit Einschränkungen, Distanz halten, Einsamkeit, wirtschaftlichen Ängsten.
Im 2.Petrusbrief steht:
Wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt, als wir euch kundgetan haben die Kraft und das Kommen unsres Herrn Jesus Christus. Ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht …
Ja, wir sehnen das Ende des Tunnels herbei. Die sinkenden Infektionszahlen lassen uns ein Licht erkennen. Wir hoffen, dass es das Ende des Tunnels ist. Wissen es aber nicht. Aber wir glauben an den, der das Licht ist. Das ist für uns kein Märchen. Wir glauben an den, der gekommen ist, um uns in der größten Dunkelheit Hoffnung und Kraft zu geben. Wir glauben an den, der uns Geduld und Stärke gibt und größer ist, als alles, was uns bedrückt. Lasst uns zuversichtlich sein und auf den blicken, der gekommen ist und einst wiederkommen wird. Lasst uns zuversichtlich sein, selbst wenn es keinen Grund dafür gibt. Denn der Morgen naht, die aufgehende Sonne. Das Licht am Ende des Tunnels ist keine Illusion, sondern unsere in Christus begründete reelle Hoffnung. Lasst diese Hoffnung und nicht die Dunkelheiten Euer Leben bestimmen!
Pastor Lutz Brückner, Ev.-meth. Kirche Kirchberg
zum 3. Sonntag nach Epiphanias
Alle an einem Tisch
Bei einem Fest gemeinsam am Tisch sitzen, das ist ein Erlebnis, das fast alle schon bei Hochzeiten, Geburtstagen oder Empfängen gemacht haben. Diese Erfahrung wird aus dem Mund Jesu zu einer Zukunftshoffnung. „Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tische sitzen werden im Reich Gottes.“ Dieser Satz ist der biblische Spruch für die kommende Woche. Er zeigt eine Vision des Friedens: Alle an einem Tisch. Jesus selber hatte Tischgemeinschaft mit extrem unterschiedlichen Leuten. Das brachte ihm den Vorwurf ein: „Dieser Mensch ist ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Sünder und Zöllner.“ Verschiedene Charaktere, unterschiedliche Hautfarben und Sprachen, Fremde, Ausländer aus allen Himmelsrichtungen, alle sitzen an einem Tisch. Kann das gut gehen? In den Augen Jesu schon. Es gleicht einem Wunder.
Derzeit müssen wir, Corona bedingt, leider allein am Tisch sitzen. Kirchgemeinden laden zum Osterfrühstück, zum Kirchenkaffee, zum Mittagessen ein. Bequem und einfach scheint es zu sein, mit Gleichgesinnten, nur mit den eigenen Freunden an einem Tisch zu sitzen. Jesus weitet den Blick und unseren engen Horizont in alle Richtungen, nach Osten und Westen, nach Süden und Norden. Wer es schon erlebt hat, z.B. mit Tschechen, Holländern, Italienern oder Finnländern an einem Tisch zu sitzen und über Fragen unseres Lebens und Glaubens zu diskutieren, weiß, welcher Gewinn in solchen Begegnungen liegt. „Runde Tische“ waren beim Übergang von der DDR zur BRD ein Instrument, um unterschiedliche Interessen auszugleichen und Wege in die Zukunft zu finden. Tischgemeinschaft unterschiedlicher Menschen ist eine kleine Geste, aber ein großes Hoffnungszeichen für die Zukunft der Welt.
Superintendent i. R. Wolfgang Gruner, Hohndorf
zum 2. Sonntag nach Epiphanias
Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Röm 8,14
Das Leben scheint manchmal wie ein Besuch im Jobcenter. Lange, nichtssagende Gänge. Man sucht sich von Schalter zu Schalter und fragt sich beständig, ob man hier richtig ist. Immer weiter geht es, man hangelt sich von Station zu Station. Irgendwo in dem ganzen undurchsichtigen Getriebe tauchen Stühle auf, wo ich zwischen vielen anderen warten muss. Wird es was geben? Habe ich eine echte Chance oder lande ich irgendwo, wo ich nie hinwollte? Gerade in so einer chaotischen Zeit, wie der jetzigen, ist das doch nie ganz klar. Mit den Arbeitsplätzen nicht. Und schon gar nicht mit dem Leben!
Lande ich bei der Zeitarbeitsfirma der Angst, immer von einer Sorge in die nächste gestürzt und bin nur wert, was ich wieder einbringe? Werde ich dort ausgequetscht, bis ich nichts mehr geben kann. Oder treibt es mich zu einem Billiglohnanbieter des Müssens, bei dem ich mich selber abrackere bis ich nicht mehr weiß, warum ich das alles eigentlich tue? Und nicht darüber nachdenken kann, weil ich dann das Pensum nicht schaffe? Mit etwas Glück wird es das Callcenter der Selbstdarstellung. Immer im Mittelpunkt stehen und von einem Erlebnis zum nächsten springen, aber im Grunde ist es nur eine Computerstimme die mich lenkt, ohne Lebenskraft und ohne Selbst.
Was treibt mich an im Leben? Will ich mich wirklich von Angst und Sorge oder von dem ewigen Müssen und Sollen und meinem Wunsch nach Selbstinszenierung leiten lassen? Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder! Kein Zeitarbeit, sondern Kindschaft wartet bei Gott auf mich. Er ist keiner, dem ich erst beweisen muss, was ich zu leisten vermag; keiner bei dem ich nur wert bin, was ich wieder einbringe. Sondern einer der mich annimmt, wie ich komme: als erfolgreicher Unternehmer genauso wie als Unvermittelbarer.
Ihre Dominique Meichsner, Vikarin der Kirchgemeinde Glauchau
zum 1. Sonntag nach Epiphanias
Seid nicht bekümmert, denn die Freude am HERRN ist eure Stärke.
„Die beste Depression der Welt“ heißt ein Buch einer Poetryslamerin, das meine Aufmerksamkeit erregte.
Ein Leben voller Sorgen und Ängste hat niemand gern. Es macht antriebslos und traurig. Aber manchmal fühlt sich das Leben eben so an und kommt mit objektiv nachvollziehbaren Gründen ausgebremst daher. Hin und wieder kann man die Probleme und Ursachen ganz einfach aus der Welt schaffen. Aber was ist wenn die eigene Machbarkeit nicht ausreicht? Was wird dann zur Quelle meiner persönlichen Stärke?
Der obige Vers ist eingebettet in ein Gemeinschaftsgeschehen: Nehemia und Esra haben das Volk Israel um sich versammelt und lesen ihnen nun in aller Ausführlichkeit das Gesetz Gottes vor und geben hilfreiche Erklärungen dazu ab. Das Volk hörte zu und antwortete auf die Lesungen mit Lobgesängen und Gebeten. Trotzdem bleibt ein mulmiges Gefühl. Das Gesetz hatte ihnen wie ein Spiegel vor Augen geführt, dass sie fehlbar waren. Da hilft auch nicht unbedingt ein ablenkender Gesang – jedenfalls dann nicht wenn man in den Alltag zurückkehrt. Esra und Nehemia legen nach. Aber nicht indem sie das Volk durch geschickte Hinweise und Taten weiter erniedrigen. Vielmehr laden sie ein das Leben ganz praktisch zu genießen: gutes und reichliches Essen zu sich zu nehmen, dass man teilen kann. Nicht ständig und ausführlich vor allen anderen die eigenen Probleme und Schwächen austeilen, sondern lieber etwas mehr schweigen. Und das alles nicht als Verdrängung sondern als Stärkung. Die Stärke steckt nicht im eigenen Gut-Sein. Sie kommt allein von Gott. Und das ist Grund zur Freude. Es gibt Tage und Zeiten, die sind ausersehen für Gott. Und Gott ist der Ursprung und Erhalter allen Lebens. Schauen wir also im Glauben getragen auf ihn und nehmen unsere Angst als Hinweisschild zu dem, der stärker ist als alles was ängstlich und traurig macht.
Dagmar Behnken, Gemeindepädagogin Stadtkirchgemeinde Zwickau
zum Neujahrstag
Ein komisches, seltsames – ein ganz anderes Jahr liegt hinter uns. Für manch einen reichen diese Beschreibungen vielleicht aus. Für andere würden negativere Beschreibungen für das Jahr 2020 sicher besser zutreffen, für manche vielleicht auch bessere. Jetzt beginnen wir ein neues Jahr. Wir wissen nicht was in diesem Jahr auf uns wartet, ob Geplantes so stattfinden kann und was unvorhergesehen auf uns zukommt. Über jedem Jahr steht ein Bibelvers, die Jahreslosung. Die Jahreslosung für das Jahr 2021 lautet: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ (Lukas 6,36). Barmherzigkeit ist mehr als nur ein Begriff, den wir mit Gott in Verbindung bringen. Barmherzigkeit meint praktische Nächstenliebe, versuchen Gottes Herz zu verstehen, mit seinen Augen zu sehen und die uneigennützige Umsetzung dieser Dinge. Wir Menschen neigen dazu zuerst an uns selbst zu denken, aber in der Jahreslosung fordert Jesus auf, dass wir auf die anderen sehen sollen, ihnen Hilfe und Unterstützung anbieten sollen, ohne von ihnen eine Gegenleistung zu erwarten. Wir sollen versuchen, so zu handeln wie Gott es machen würde, die Menschen so sehen wie er sie sieht. Da frage ich mich: „Geht das? Und wie mache ich das?“. Ich glaube bei Menschen, die wir selbst lieben, oder zumindest sympathisch finden, fällt uns das ziemlich leicht. Aber was ist mit den Menschen, die uns oder anderen Verletzungen zugefügt haben? Was ist mit den Menschen, die man nicht leiden kann oder sogar hasst? Wie kann man diese Menschen mit Gottes Augen sehen? Könnte ich diesen Menschen uneigennützig helfen, wenn sie in Not wären? Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht. Ich habe auf viele meiner Fragen selbst keine Antwort. Ich vertraue darauf, dass Gott meinen Weg leiten wird, vielleicht gerade im Umgang mit den Menschen, denen ich am liebsten nie wieder begegnen würde. Ich vertraue darauf, dass Gott in diesem neuen Jahr bei mir und bei Ihnen ist und unseren Weg leiten wird und möglicherweise zu einem helleren Jahr machen wird, als es das Letzte war. Ich wünsche Ihnen diese Zuversicht und das Vertrauen auf Gott, der sie in diesem neuen Jahr begleiten wird.
Gemeindepädagogin Linda Bauch, Meerane
zum Heiligen Abend
Weihnachts-Kaleidoskop
Vor wenigen Tagen drückt mir meine jüngste Tochter ein Kaleidoskop in die Hand. Ich schaute hindurch und vor meinem Auge strahlte es plötzlich in den buntesten Farben. Sprühendes Rot und leuchtendes Gelb. Eine kurze Drehung genügt und daraus wird dunkles Grün mit einigen blauen Farbsprenkeln. Ich drehe zurück, doch schon leuchten ganz andere Farben und Formen auf.
Ist Weihnachten dieses Jahr nicht wie ein Blick durch das Kaleidoskop? Wir sehnen uns nach dem Rot, der Farbe für das Fest der Liebe, und nach Gold, nach Herrlichkeit, nach Majestät, nach Schein und überbietender Fülle. Dann ein kleiner Schlenker der Welt – und alles fällt klirrend auseinander. Wir drehen und wir wenden, aber das Bild vor unserem Auge wird nicht wieder so rein, so perfekt, wie es gewesen und herbeigesehnt ist. Wir haben es in der Hand und sind doch nicht einmal in der Lage, Glassplittern zu befehlen.
Wenn wir ehrlich sind, war auch in den Jahren davor nicht alles golden: misslungene Klöße, verschmähte Geschenke, Familienstreit. Der eine saß arbeitslos, die andere trauernd unter dem Weihnachtsbaum. Schwarze Sprenkel wie seine Hoffnungslosigkeit. Blaue Sprenkel wie ihre Tränen.
Die Original-Weihnachtsgeschichte zeigt wenig Gold und Purpur. Eher Braun, wie der Stall, der kaum genug war, um Zuhause zu heißen und doch das einzige bisschen Schutz für Maria und ihr Kind. Blau wie der einsame Nachthimmel über den Hirten, bevor ihn die Engel und ihre Botschaft mit Licht fluteten. Grau, wie die beschwerlichen Wege, auf denen die Weisen seit Wochen unterwegs waren, ohne Gewissheit, was vor ihnen liegt, und einem immer länger werdendem Rückweg.
Die Botschaft von Weihnachten ist nicht: Siehe, ich mache alles purpurn und golden. Sondern sie ist: Gott ist da! In allen Farben, die dein Leben bereithält. In braun und blau und grau und bunt. Darum: fürchte dich nicht! Für dich ist heute der Heiland geboren!
Was sehen Sie in Ihrem Weihnachts-Kaleidoskop?
„Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“
Ihre Dominique Meichsner, Vikarin der Kirchgemeinde Glauchau
zum 4. Advent
Wochenspruch: Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe! Phil 4,4.5b
Freut Euch! – Also, wenn ich das meinen Nachbarn zurufe, werden die mir wohl den Vogel zeigen!
Wenn es gerade KEINEN Grund gibt, sich zu freuen dann ist das JETZT!
Meine Frau und ich feiern „coronabedingt“ das erste Weihnachten seit 28 Jahren, ohne dass eines unserer Kinder dabei sein kann, geschweige denn unser kleiner Enkel!
Ich bin nicht so der „Shoppingtyp“, aber die Einzelhändler und Gastronomen aus unseren Gemeinden, sind mir schon sehr nahe und die haben gerade wenig Grund zu Freude. Meine Freunde, die in Arztpraxen, Seniorenheimen und bei Pflegediensten schuften, haben auch kaum Grund zur Freude und wenn ich an unsere Weihnachtsgottesdienste denke, treibt es mir die Tränen in die Augen…
Und dann das – Paulus, ein Wanderprediger, der mehr erreicht hat als alle anderen nach ihm, schreibt diesen Satz an seine „Lieblingsgemeinde“ in Philippi, der ersten christlichen Gemeinde auf europäischem Boden. Freut Euch gefälligst!!
Naja, vielleicht sollte ich mal genau hinschauen, was der Paulus meint: „Freuet Euch in dem Herrn!“, schreibt er und so komisch das auch klingt, er meint: Schaut auf Jesus!
Weihnachten ist eben nicht (nur) das Fest der Familie (die ich unendlich liebe), der Geschenke (auf die ich mich freue!) sondern im Wesentlichen der Geburtstag von Jesus. Dieses Baby hat die Welt verändert, wie kein anderer Mensch – eine ganze Zeitrechnung ist nach ihm benannt!
Er will und muss auch nicht zwingend von uns „besucht“ werden – er kommt zu uns! In unsere Häuser und vielleicht auch in unsere Herzen als der, der die Brücke zwischen dieser Welt mit allen ihren Problemen und der neuen Welt Gottes baut, in die er uns einlädt. Haben Sie auch Lust über diese Brücke zu gehen? – Dann können wir uns wirklich gemeinsam freuen!
Pfarrer Jens Buschbeck, Ev.-Luth. Kirchspiel Zwickau Nord
zum 3. Advent
Bereitet dem HERRN den Weg, denn siehe, der HERR kommt gewaltig
Jesaja 40 aus Vers 3 und 10 – Lutherbibel
Liebe Leserinnen und Leser,
können sie sich noch an die Zeiten erinnern, als Sie mit ihren Freunden Schlitten fahren waren?
Ich erinnere mich, wie wir an einem belebten Rodelhang immer wieder gerufen haben: „Bahn frei, Bahn frei!“
Damit war angezeigt, dass wieder ein Schlitten kommt und niemand im Weg herumstehen soll.
So ähnlich meint es der obige Ausspruch auch. Einen Weg bereiten bedeutet hier auch „die Bahn frei machen“. Es muss aus dem Weg geräumt werden, was die Durchreise des HERRN behindert.
Mit HERR ist hier Gott gemeint. Großbuchstaben werden hier verwendet, weil im Grundtext dafür der biblische Selbstname Gottes steht. Also, wie in meinem Fall nicht „Herr Fischer“, sondern der „FISCHER“.
Wenn Sie sich einmal kurz auf diesen Gedanken einlassen dass GOTT zu Ihnen kommen möchte. Was müsste dann bei Ihnen alles aus dem Weg, bzw. aufgeräumt werden? Aufräumen heißt dann nicht, einfach alles Unpässliche in die Kammer schmeißen, sondern tatsächlich Ordnung schaffen.
Denn wenn Gott Sie besuchen würde, würde er auch wissen, was Sie nur „unter den Teppich gekehrt haben“.
Dieses geordnete Aus-Dem-Weg-Räumen ist Advent. Weihnachten kommt GOTT in Jesus Christus zu uns Menschen um zu bleiben, nicht nur mal kurz auf Besuch.
Sein Weihnachtgeschenk ist himmlischer Frieden, weil er bleibt. So bescheinigt er meinem Leben: Es ist alles an seinem Platz, das Leben ist aufgeräumt. Der Sperrmüll und der Messikram an Unansehnlichkeiten, den ich zusammengetragen habe, wird von Jesus wie von einer Müllabfuhr abgeholt und endgültig aus der Welt geschafft.
Nun blitzt es fast so, wie in den himmlischen Gemächern Gottes.
Es lässt sich befreit leben.
Wenn das nicht gewaltig ist?!
Zumindest für diejenigen, in deren Leben wieder eine himmlische Frische eingezogen ist.
Also dann, nutzen Sie den restlichen Advent, um mit Gott ins „Reine“ zu kommen, dass Weihnachten werden und bleiben kann.
Thomas Fischer, Gemeinschaftspastor aus Glauchau
zum 2. Advent Tag des heiligen Nikolaus
„Lasst uns froh und munter sein und uns recht von Herzen freun, lustig, lustig, traleralera! Bald ist Nikolausabend da, bald ist Nikolausabend da“, so beginnt ein Kinderlied.
Am 6. Dezember denken wir an den heiligen Nikolaus, einen Freund der Kinder. Der Legende nach lebte er in der Stadt Myra, in der heutigen Türkei. Damals herrschte eine große Hungersnot. Niemand hatte mehr Geld, um damit Brot oder Lebensmittel zu kaufen. Eines Tages legte im Hafen von Myra ein Schiff an. Es war auf dem Weg nach Rom und voll mit Getreide beladen. Auf Anfrage zum Erwerb der wertvollen Ladung, verlangte der Kapitän Kinder oder Gold für das Getreide. Die Not war groß, Gold war nicht mehr vorhanden. Sollten sie verhungern oder doch die eigenen Kinder in die Sklaverei verkaufen? Da half Bischof Nikolaus aus der Not. Er gab dem Kapitän den ganzen Kirchenschatz. Der war damit zufrieden und verteilte reichlich Getreide. Der Bischof rettete die Stadt vor der Hungersnot und die Kinder vor dem Sklavendasein. Seitdem verehrt die Kirche den heiligen Nikolaus als Beschützer und Freund der Kinder.
Es werden noch andere Geschichten über Nikolaus erzählt:
In Myra wohnte ein reicher Kaufmann. Er wollte viel, am besten alles, besitzen. Die Menschen in der Stadt meinten, er hätte ein Herz aus Stein. Um seine Reichtümer und Schätze zu beschützen, baute der Kaufmann eine Mauer um sein Haus. Er dachte, niemand könne ihm jetzt etwas wegnehmen. Er war nun zwar der reichste Mann der Stadt, gleichzeitig aber auch der einsamste Mensch in Myra. Alle machten einen großen Bogen um ihn. Eines Tages ging Nikolaus zu dem Kaufmann und klopfte an seine Tür. Der Kaufmann ließ ihn widerwillig in sein Haus. „Ich will mit Dir nur etwas reden und Zeit verbringen“ sagte Nikolaus. “ Du bist ein armer und einsamer Mensch“. Nikolaus blieb sehr lange bei dem reichen Kaufmann hörte ihm zu und erzählte ihm über Jesus. Bevor er ging, umarmte er ihn. Der Kaufmann begann mit seinem Geld, Bettler, Kinder und Witwen zu unterstützen. Zuerst fiel ihm das schwer, doch von Tag zu Tag wurde sein Herz immer fröhlicher. Sein Herz wurde verändert. Es war nicht mehr aus Stein. Er hatte ein lebendiges Herz.
Bischof Nikolaus konnte so handeln und zum Beispiel der christlichen Nächstenliebe werden, weil auch sein Herz von Jesus berührt und verändert wurde. Er wusste, dass Jesus ihn liebt.Wir sind in der Advents- und Weihnachtszeit. Mögen doch nicht nur die Kerzen in unseren Stuben brennen. Lassen wir auch unsere Herzen von der Liebe Jesu entzünden. Bergen wir uns in Gottes Liebe und warten auf seine Gegenwart. Statt: … first , lassen wir doch Jesus first in unserem Leben sein und so dazu beitragen, dass unsere Umgebung und das Antlitz dieser Welt freundlicher und liebenswerter wird.
Alexander Rifert, Gemeindepädagoge, Glauchau
zum 1. Advent
Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer. (Sach 9,9b)
So lautet der Wochenspruch für die kommende Woche. Der Text aus dem Buch des Propheten Sacharja stammt aus hellenistischer Zeit, spätestens dem 3. Jh. vor Christus. Er könnte von heute sein und bei uns, die wir ihn lesen, schwingt ein seufzendes ‚Endlich!‘ mit. Wir sehnen uns nach Gerechtigkeit und Hilfe, einem Universalrezept gegen ein Virus, dass unser Leben auf den Kopf gestellt hat und dessen Namen wir nicht mehr hören können.
Wir sind innerlich angespannt, genervt, leicht reizbar angesichts der Ungewissheit und der Planungsunsicherheit. Glücklich, wer Familie hat und nicht in einem Singlehaushalt lebt. Traurig, wer Angehörige im Pflegeheim hat, die nicht besucht werden dürfen. Gut, wer arbeiten kann und sein Gehalt bekommt. Schwierig, wen die Zwangspause in Existenzängste bringt. Wir sind es gewohnt, alles im Griff zu haben, unser Leben zu steuern. Und nun haben wir nicht in der Hand, wie lange der derzeitige Zustand andauern wird…
Und dennoch: wir haben ein Zuhause in Sicherheit, wissen uns medizinisch versorgt, wenn es notwendig ist, haben genug zu essen und wer es braucht, kann sich sogar Vorräte halten. Es gibt Länder, in denen Menschen durch den Verlust des Arbeitsplatzes oder eine medizinische Behandlung in Verschuldung und Armut geraten. In Kriegsgebieten stellt sich für viele Menschen die Frage nach Vorratshaltung nicht, da geht es darum, die Familie in Sicherheit zu bringen und zu überleben.
Es ist alles eine Frage der Perspektive. Vielleicht lässt uns der Blick auf die, denen es schlechter geht, geduldiger und demütiger werden. Denn das ist das Einzige, was uns gerade abverlangt wird: Geduld, Besonnenheit und Rücksichtnahme. Jammern und meckern hilft uns jetzt gar nicht. Advent ist eine Zeit der Vorbereitung und des Wartens – auf die Geburt des Christkindes. Der Ausblick auf die Heilige Nacht ist uns sicher – auch wenn wir sie dieses Jahr anders begehen als sonst.
Dr. Bianka Röhr, Historikerin und Gemeindepädagogin im Ev.-Luth. Kirchspiel Zwickau Nord
zum Ewigkeitssonntag
Totensonntag / Ewigkeitssonntag – wenn es heißt, Abschied zu nehmen
Es war vor ungefähr vier Wochen. Ich bin mit dem Auto unterwegs Richtung Dresden. Zwischen Siebenlehn und Dreieck Nossen plötzlich Stau. Nichts geht mehr. Nicht vor, nicht zurück. Kurze Zeit später die Durchsage im Radio: Autobahn gesperrt. Schwerer Unfall. Nach gut 1h im Stau bewegt sich langsam wieder etwas. Irgendwann die Unfallstelle: Ein Transporter ist auf einen LKW aufgefahren. Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, Sichtschutz. Das Internet verrät: Ein Fahrer hat den Unfall nicht überlebt.
Plötzlich ist der Tod, den ich sooft verdränge, ganz nah. Ich erschrecke. Wenn nun ich? Und doch gerät der Unfall schnell wieder in Vergessenheit.
Morgen ist Totensonntag. Viele Menschen besuchen in diesen Tagen die Gräber der Menschen, von denen sie in der Vergangenheit Abschied nehmen mussten. Erinnerungen werden wach, Erinnerungen an Erlebnisse mit ihnen. Und dann spüren sie wieder mehr als sonst, wo er oder sie fehlt. Plötzlich und unerwartet. So lese ich es oft in Zeitung.
Wir Christen sagen zu diesem Sonntag auch Ewigkeitssonntag. Wir vertrauen darauf, dass diejenigen, die uns im Glauben vorangegangen sind, nun geborgen sind Gottes Ewigkeit. Nicht Grab, Urne, Baum oder Meer sind der Zielpunkt meines Lebens. Vielmehr ist mir Ruhe und Frieden in Gottes Ewigkeit verheißen.
Darauf setze ich mein Vertrauen und versuche, mein Leben so zu gestalten, dass ich diesen Blick über diese Welt hinaus behalte – auch wenn es manchmal schwer fällt. Doch das befreit mich und macht meine Leben leichter.
Und dann bete ich die alten Worte aus einem Gebet des Volkes Israel: „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ (Psalm 90,12)
Ich muss die Vergänglichkeit meines Lebens nicht verdrängen oder so tun, als würde mein Leben niemals vergehen. Ich kann mich dieser Wahrheit meines Lebens stellen und habe dennoch eine Zukunft vor Augen. Das befreit mich, meinen Lebensweg klug zu gehen.
Und dann bin ich wieder mit meinem Auto unterwegs oder stehe am Grab eines lieben Menschen. Ich spüre: Ich bin gehalten und geführt – schon heute, wo ich auch dem Tod begegne, und in Ewigkeit.
Pfarrer Matthias Große, Glauchau
zum Buß- und Bettag
Das sollst du mir büßen!
„Das sollst du mir büßen“ ruft der kleine Klaus seinem Bruder zu, der ihm die LEGO-Burg zerstört hat. Der rennt schnell weg und hofft, dass sich Klaus bald wieder beruhigt. Dabei weiß er ganz genau, dass er seinen Bruder sehr geärgert hat…
Der Ruf nach Buße wird immer dann laut, wenn Unrecht geschieht. Der Betrogene oder Geschädigte fordert Rache oder Wiedergutmachung.
Klaus wurde absichtlich geärgert. Manchmal geschieht das aber auch aus Unachtsamkeit oder Gedankenlosigkeit. In beiden Fällen ist aber die Erkenntnis und Einsicht: „Ich habe etwas falsch gemacht“ nicht leicht. Die Fehler der Anderen sieht man meist viel schneller als die Eigenen. Für echte Reue braucht man Mut und Selbstbewusstsein.
Am Mittwoch ist Bußtag. Als einziges Bundesland begehen wir in Sachsen diesen Tag als Feiertag. Diese bewusste Unterbrechung des Alltages gibt uns die Möglichkeit, unser eigenes Leben zu reflektieren. Denn wir sind für unser Tun und Lassen verantwortlich: vor Gott und unserer Umwelt. Wir müssen nachdenken, an welchen Stellen wir bewusst oder unbewusst andere verletzt, geschädigt oder betrogen haben. Das erfordert Mühe und Eigenverantwortlichkeit und tut manchmal weh. Denn viele Ungerechtigkeiten und Verzerrungen bestimmen unseren Alltag. Da ist Selbsterkenntnis und der Wille zur Umkehr nötig.
In der Bibel lesen wir: „Gerechtigkeit erhöht ein Volk, aber die Sünde ist der Leute verderben.“ Wenn in einem Volk Fairness und Gerechtigkeit erstrebenswerte Ziele sind, wird das für alle positive Früchte tragen. Wenn aber Egoismus und Dummdreistigkeit siegen, werden sich chaotische Zustände breitmachen.
Ich möchte den Bußtag nutzen, um mein Leben zu überdenken. Denn ich habe nicht nur LEGO-Burgen, sondern auch viel Wichtigeres zerstört.
Ich muss einsehen, dass ich vieles falsch gemacht habe. Aber mit Gottes Hilfe kann ich mein Leben ändern. Und das ist für mich selbst und meine Umwelt ein Segen.
Pfarrer Andreas Merkel, Hohndorf und Rödlitz-Heinrichsort
zum Vorletzten Sonntag des Kirchenjahres
„Gott trägt keinen Mundschutz“
Den Satz habe ich vor einiger Wochen bei einer Veranstaltung gehört. Ein Freund betete und machte diese Feststellung…“Danke Herr, dass du keinen Mundschutz trägst…“
Er wollte weiterbeten, – kam aber nicht mehr dazu, weil alle Anwesenden so laut anfangen mussten zu lachen, dass es nicht mehr ging…
Auch wenn uns diese Vorstellung belustigt und amüsiert hat, dann ist sie doch genauso einleuchtend. Gott ist nicht distanziert. Er ist nicht diesen Dingen unterworfen. Sondern er will und kann uns nahe sein, und wir dürfen seine Nähe spüren und erfahren.
Wenn wir uns an ihn wenden, hört er uns. Er will gerne Beziehung zu uns haben. Wollen auch wir das ?
Wir Menschen können auf Dauer nicht in Distanz leben. Wir brauchen Kontakte und wir brauchen tiefe und ehrliche Beziehungen. Da sitzen wir alle im selben Boot. Dazu sind wir geschaffen. Auch wenn wir uns schon an soziale Distanz im öffentlichen Leben gewöhnt haben, so brauchen wir die Nähe im persönlichen Bereich. Und doch sind menschliche Beziehung oft so wenig verlässlich und so krisenanfällig…
Gott ist der einzig verlässliche, der nicht unseren Krisen unter-worfen ist. Er hat keine Krankheiten, er hat keine „Unpässlich-keiten“ und er trägt auch keinen Mundschutz J
Leider ist durch die Entscheidung des Menschen ganz am Anfang das Leid und Elend, und auch die Krankheit in die Welt gekommen. Der Mensch entschied sich für die Unabhängigkeit, und für ein Leben ohne Gott, seinen Schöpfer. Sozusagen für eine „soziale Distanz nach oben“…
So berichtet uns die Bibel auf den ersten Seiten (1. Mose 1,26-2,24). Und dies hat den Teufel bevollmächtigt, all das in die Welt zu befördern und zu verstärken, was uns noch heute so zu schaffen macht. Den Unfrieden, das Leid und die Katastrophen. Und auch die Krankheiten. Die Schöpfung und gute Ordnung in der Welt war nicht mehr perfekt.
Aber Gott will nicht die Distanz. Er sucht unsere Nähe. Er hat sie über die Jahrhunderte immer wieder gesucht. Und er kam selber auf diese Welt, – durch Jesus. Er zeigte, wie Gott ist und er schuf einen Weg aus der Distanz heraus. Wieder in die Nähe Gottes zu kommen. Jesus trug die Strafe für unseren Aufstand gegen Gott und für unsere Gottlosigkeit. Er hat am Kreuz darüber gesiegt. Vergebung steht für uns bereit. Und damit auch der Weg in die Nähe Gottes.
Seien sie mutig und wenden sie sich an ihn.
Reden sie mit Gott. Er wartet auf sie.
Ich wünsche ihnen dabei Gottes Segen,
Jahn Bayer
Evangelische Christengemeinschaft Elim Glauchau
zum Drittletzten Sonntag des Kirchenjahres
Wahl
Die Tage der vergangenen Woche forderten eine besondere Aufmerksamkeit. Am Samstag, Reformationstag, stellte sich eine neue Pfarrerin für die Stadtkirchgemeinde vor. Am Sonntag feierte ich Kirchweihgottesdienst in Bockwa, am Montag trat die neue Corona-Schutzverordnung in Kraft. Kurz gesagt, am Wochenende war noch ziemlich alles „normal“, am Montag bereits alles anders. Aber nicht nur mir ging es so, sondern auch vielen Mitmenschen. Am Wochenende waren noch einige unterwegs. Es war Betrieb in der Stadt, auf den Straßen und in den Gaststätten. Am Montag wurde es ziemlich still. Die Gaststätten wurden geschlossen. Und während ich noch am Vermitteln und am Klären war, was die Schutzverordnung für die Kirchgemeinden bedeutet, versorgte mich das Smartphone mit Push-Nachrichten zur Präsidentenwahl in den USA und mit Meldungen welche die Sinnhaftigkeit der neuen Verordnung interpretierten. Einmütigkeit gab es nicht. Nicht in den Berichten aus den USA, nicht in den Berichten im Umgang mit der neuen Schutzverordnung. Die Welt stellte sich dar wie sie ist: bunt und in machen Entwicklungen gegenläufig. Sie ist auf der Suche nach dem was notwendig ist und durchträgt und auf dem Weg mit dem, was sich entwickelt und trotzdem nicht abschließend geklärt werden kann. Am Abend dann plötzlich eine weitere Meldung: Attentat in Wien. Stadt im Ausnahmezustand. Was soll ich tun? Ich spüre, wie mich das alles aufwühlt. Warum können Amerikaner nicht endlich vernünftig sein und Präsidenten wählen, die diesen Namen verdienen? Warum gibt es Terror und Gewalt? Warum leugnen manche dass es Corona gibt wo doch Menschen daran sterben. Die Stimme einer jungen Amerikanerin klingt ermutigend nach: So erziehen wir doch unsere Kinder nicht! Liebe, Wahrheit, Frieden, Achtung der Menschenwürde und Gerechtigkeit, das wollen wir ihnen mitgeben. „Amerika ist eine starke Demokratie“ erklärte der Bundesaußenminister Heiko Maaß am Mittwoch. Die Institutionen des Landes und der Rechtsstaat hätten schon „mehrfach unter Beweis gestellt, dass sie auch in schwierigen Situationen funktionieren und kritische Fragen im Sinne demokratischer Prinzipien klären können. Wir müssen nun Geduld haben.“ Ich wünsche, dass er Recht behält und höre in mich hinein. Worte des Apostels Paulus fallen mir dabei ein. Sie sind der Wochenspruch und haben mich in den vergangenen Wochentagen in manchen Entscheidungen und Beratungen begleitet: Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. (Römerbrief 12,21) Das ermutigt mich Gutes anzunehmen und das Gute weiterzudenken. Dass es Menschen gibt, die auch in der Krise für Grundwerte streiten und auf andere Acht haben gibt mir Kraft. Dass es Menschen gibt, die andere schützen und sogar ihr Leben für sie einsetzen, macht mich demütig. Und dass es Gott gibt, von dessen Liebe und Wort ich für den Alltag lernen kann, macht mich zuversichtlich.
Das Böse, das uns so einschüchtert und manchmal so unüberwindbar scheint, wartet – so sagen es die Mystiker – eigentlich darauf erlöst zu werden. Es wartet darauf, mutig durchschaut, entwaffnet und umarmt zu werden. Vielleicht hilft uns dieser Gedanke durch die kommenden Tage denn eine Wahl haben wir immer.
Superintendent Harald Pepel, Kirchenbezirk Zwickau
zum Reformationsfest 2020
Am Reformationstag wird an Luthers Thesenanschlag 1517 in Wittenberg erinnert, an seinen Protest gegen die Praxis, man könne das Heil mit Geld erwerben, an seine Erkenntnis, dass Gottes Gnade den Menschen erlöst und nicht seine Leistung. Gnade, dieses zentrale Wort für Luther, ist uns heute eher fremd. Aber das Gefühl des Nicht-gewollt-Seins, des Nicht-Genügens und das daraus resultierende ständige Streben nach Anerkennung kennen viele. Einerseits stehen wir unter dem permanenten Zwang zur Selbstoptimierung, denn der Grad an Unverwechselbarkeit und der Marktwert sind immer noch steigerbar. Andererseits kann, ja soll der Einzelne den Ansprüchen gar nicht genügen. Denn nur die Diskrepanz von Erreichtem und Verlangtem bringt die entscheidende Motivation zur steten Selbstverbesserung hervor. Die Überforderung ist gewollt, erzeugt sie doch jene fortwährende Anspannung, die den Einzelnen niemals zur Ruhe kommen lässt. Siegeszwang und Konkurrenzkampf, Schönheitskult und Diätstress, Handysucht und Beachtungswahn – so sind alle ständig mit sich und ihren Leistungen beschäftigt, um ihre innere Not nicht spüren zu müssen: Bin ich willkommen, akzeptiert und geliebt, gehöre ich dazu, so, wie ich bin, allein deshalb, weil es mich gibt? Wann reicht „es“ denn endlich mal? Was in der Regel heißt: Wann reiche ich denn endlich? „Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin.“ (1 Kor 15). Mag sein, dass dieses Wort für viele von uns zu fern klingt. Ein jeder Mensch aber lebt von einer Akzeptanz, einem Wohlwollen, einer Bestätigung, die unbedingt ihm gelten muss, die er sich nicht erst erkämpft, erarbeitet, erleistet, abquält. Der Gott des Marktes „erlöst“ nur jene, die sich seiner als würdig erweisen und (sich) ihm opfern. „Jeder ist seines Glückes Schmied“ heißt ja umgekehrt: „Jeder ist an seinem Versagen selber schuld“. Wenn ich morgen zu alt, zu langsam oder krank bin, kann mir die Gnade entzogen werden. Vertraue ich den gnadenlosen Leistungsimperativen, bleibe ich auf Selbstoptimierung, Arbeit und Konsum fixiert und werde nie zur Ruhe kommen.
Wo und durch wen erfahre ich Gnade in einer gnadenlosen Welt? Der Glaube daran, von Gott vorbehaltlos angenommen zu sein, ermöglicht es, aus dem Reizklima des Rechthabenmüssens und der Selbstaufrüstung auszusteigen, sich den eigenen Schatten zu stellen und sich doch nicht darauf festgelegt zu wissen.
Pfarrer Andreas Friese, Krankenhausseelsorger Rudolf-Virchow-Klinikum Glauchau und DRK-Krankenhaus Lichtenstein
zum 20. Sonntag nach Trinitatis
Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. Mi 6,8
Wenn du die Welt retten willst, musst du nur …
Wünschen Sie sich manchmal auch ein Handbuch für das Leben? „100 Schritte für die perfekte Work-Life-Balance“ oder „99 Punkte zum Familienglück“ oder „In 100 Tagen zur Selbstoptimierung“? Ich fürchte, wir haben manchmal einen ganz schönen Anspruch, wie unser perfektes Leben auszusehen hat. Und ich habe ihn auch. In meiner Wunschvorstellung sitze ich abends nach der – mich vollkommen erfüllenden – Arbeit mit einem Cocktail in der Hand hinter unserem wunderschönen Haus und unsere wunderbaren Kinder springen singend und lachend und wie aus dem Ei gepellt durch den gepflegten Garten, während mir eine kreative Idee nach der nächsten kommt. Doch wie ein böser Feind schleicht sich der Anspruch der anderen von hinten an: Mach mal noch dieses und jenes! Nichts mit Cocktail und Entspannung! Sei mehr wie Mutter Theresa oder Superman oder am besten beides! Geh mal schnell die Welt retten! Es kostet einige Anstrengung diese Vorstellung wieder beiseite zu schieben. Doch stellen Sie sich vor, jetzt kommt auch noch Gott daher, spaziert einfach in meinen Gartentraum und spricht zu mir wie im Michabuch beschrieben: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“Nichts als das! Als wenn das die leichteste Aufgabe der Welt wäre: Gottes Wort halten, Liebe austeilen, in Demut bei Gott sein. Jeder dieser drei Punkte ist für sich schon eine Riesenaufgabe. Doch als ich in meinem Tagtraum gerade seufzend den Cocktail neben mir abstellen will, sagt Gott noch was: „Ich habe dich schon frei gemacht. Von allen Erwartungen. Wie du die drei Punkte schaffen kannst, das zeig ich dir. Aber jetzt reich mir doch erstmal einen Cocktail rüber!“ Und setzt sich neben mich.
Ihre Dominique Meichsner, Vikarin der Kirchgemeinde Glauchau
zum 19. Sonntag nach Trinitatis
Was macht eigentlich Gott?
„Mama, was macht eigentlich Gott?“: fragte kürzlich eine Tochter ihre Mutter. Die Mutter war etwas hilflos und wusste auch nicht so recht, was sie darauf sagen sollte. Lässt sich diese Frage überhaupt beantworten?
Bei Jesus Christus lässt sich leicht erkennen, was er tat. Jesus erzählt den Menschen etwas von Gott. Gott ist da, er liebt sie. Er sucht ihr Vertrauen und lädt alle Menschen ein, Gottes Welt zu entdecken. Er sprach sogar von einem großen Fest, dass Gott ausrichtet und bei dem es sich lohnt dabei zu sein, denn dieses Fest geht sozusagen bis in alle Ewigkeit. Was macht Jesus noch? Er tat noch etwas sehr Ungewöhnliches. Er heilte viele kranke Menschen. Gerade deshalb versammelten sich oft Menschenmassen um ihn, damit sie persönlich diese Heilung erfahren. Für Jesus schien das sehr wichtig zu sein. Er zeigt damit, Gott will dein Heil und das bedeutet weit mehr als nur einfach gesund sein. Er will dein Heil an deinem Körper, deiner Seele und deinem Geist. Damals war da richtig viel los. Die Menschen hörten auf das, was Jesus zu sagen hatte und richtig viele Menschen wurden durch ihn gesund. Heute können wir davon zu mindestens in der Bibel nachlesen. Dort stehen noch mehr Geschichten, die verraten, was Gott tut. So zum Beispiel wird ganz am Ende der Bibel erzählt, dass Gott einmal alles neu macht und es nicht einmal mehr Tränen, Leid und Tod gibt.
Und auch lange vor Jesus wussten schon einige, was Gott so macht. Und deshalb beten sie zu ihm und sagen: Heile du mich Herr, so werde ich Heil; hilfst du mir, so ist mir geholfen; denn du bist mein Ruhm. Hier kennt einer Gott und er weiß, am liebsten macht Gott alles heil.
Wenn mir also wieder jemand begegnet, der fragt: Was macht endlich Gott? Dann kann ich sagen, Gott wartet auf deine Bitte und dann hilft er dir und dies sogar überraschender, als du es erwartet hast.
Pfarrer Sören Lange
Oberwiera-Schönberg
zum 18. Sonntag nach Trinitatis
Denkt an das Gebot, das Gott uns gegeben hat: Wer Gott liebt, ist verpflichtet, auch die Geschwister zu lieben.
1.Johannes 4,21 – Neue Genfer Übersetzung
Liebe Leserinnen und Leser,
Liebe und Verpflichtung sind Begriffe, die heute immer seltener in einem Zusammenhang gesehen werden.Unter Liebe verortet man heute eher Sex und das Gefühlige. Beides hat natürlich auch unter der Überschrift „Liebe“ seinen Platz.
Aber zu aller erst ist Liebe die Entscheidung, einem Menschen bejahend und wohlwollend zu begegnen. Sympathie hilft dabei, ist aber nicht zwingende Voraussetzung.
Eine Verpflichtung bindet mich an etwas; sie legt mich auf etwas fest. Pflicht scheint Freiheit einzuschränken. Das ist nichts, was in unseren Tagen hoch im Kurs steht.
Ist dieser mahnende Bibelvers also nichts für unser „Heute“? Ein Satz aus dem Gestern für das Gestern?
Diese Aussage spricht ja diejenigen an, die Gott lieben. Gott zu lieben ist eine von mir getroffene Entscheidung. Warum ich ich so entschieden habe, hat viel mit der Entdeckung zu tun, dass Gott sehr viel in mich investiert hat.
Als ich das erkannt habe, hat mich das ganz und gar nicht kalt gelassen.
Investition in einen Menschen um dessen willen ist Ausdruck von Liebe.
Dieses Lieben Gottes hat in mir Liebe geweckt.
Nun habe nicht nur ich angefangen, Gott bejahend zu begegnen und ihn ernst zu nehmen, sondern auch viele andere Menschen.
So entsteht Familie Gottes – die christliche Gemeinde. Weil Christen den selben himmlischen Papa haben, werden sie Geschwister.
Familie zu haben ist meistens großartig. Aber manchmal nervt es auch. Da knallen Türen, man redet nicht miteinander, brüllt sich an, stänkert rum, hintergeht sich. Ich vermute Sie wissen wie das sein kann … .
Wenn sich Geschwister streiten, müssen die Eltern manchmal ein Machtwort sprechen und die Lage klären.
Gott macht das ganz ähnlich. Er verweist auf die Familienbeziehung, deren Zentrum er selbst ist.
Alle haben eine Liebesbeziehung zu Gott und Gott liebt jeden Einzelnen dieser Familie.
Liebe ich z.B meine Frau, dann werde ich nicht gering schätzen und verächtlich machen, was ihr liebenswert und wichtig ist. Wer Gott liebt, wird darum auch den seltsameren Mitchristen bejahend begegnen.
Nun erzählt uns die Bibel auch, dass für Gott alle Menschen liebenswert sind … . Spätestens hier merke ich, wie sehr ich Gottes Hilfe und Zuwendung brauche, wenn es wohlwollend unter uns zugehen soll.
Thomas Fischer, Gemeinschaftspastor aus Glauchau
zum 17. Sonntag nach Trinitatis
„Wer nicht genießt, ist ungenießbar“
Mit dieser Liedzeile aus dem Jahr 1978 gibt Konstantin Wecker der Sinnlichkeit und Körperlichkeit Ausdruck. Menschen sind Wesen aus Leib, Seele und Geist. „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen.“ Diese Weisheit bleibt nicht im Notwendigen der Nahrungsaufnahme stecken. „Das Auge isst mit.“ – Schmecket und sehet. Gutes Essen und Trinken ist Inbegriff der Kultur, steht in Verbindung mit den Pflanz-Kulturen in Gärten und auf Äckern, aber auch mit dem Kultus, dem Gottesdienst.
„Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist. Wohl dem, der auf ihn trauet!“ (Psalm 34,9) Die Freundlichkeit und Güte lässt sich schmecken, ich kann sie mir auf der Zunge zergehen lassen. Erntedank wird in diesen Tagen in christlichen Gemeinden gefeiert. Es ist nicht nur Fleiß und Mühe nötig, um eine Ernte oder Früchte des Erfolgs einzufahren. Unser Leben bleibt unverfügbar. Wir haben es nicht in der Hand. Das alte Gebet Israels setzt den Genuss guter Gaben in Beziehung zu Gott. Ohne den Segen Gottes würden Anstrengungen verpuffen. Verlässt sich ein Mensch auf Gott, dann bleibt er mit dem Ewigen und Lebendigen verbunden.
Seit 30 Jahren ist unser Volk wiedervereinigt. Glücksgefühle sind verblasst. Schwere Einschnitte haben die Einen bitter gemacht, andere drohen durch materielle Sattheit träge zu werden. Wer dankt, denkt an das, was war und was ist. Genuss und gelingendes Leben lassen sich schmecken und sehen. Der Geschmack des Bitteren und der Not gibt den Auftrag, Lebensmöglichkeiten solidarisch zu teilen und sich kultiviert mitzuteilen. Unsere mit der Friedlichen Revolution gewonnene Freiheit ist ein hohes, aber unbequemes Gut. Freiheit lässt sich nicht in komfortabler Sicherheit besitzen, sondern muss Tag für Tag errungen werden. Die Freundlichkeit Gottes und der Menschen werden wir schmecken, wenn wir unser Miteinander gemeinsam gestalten und Verächtern unserer freiheitlichen Demokratie keinen Raum geben!
Pfarrer Frank Nötzold, Kirchgemeinde Ernstthal-Wüstenbrand
zum 16. Sonntag nach Trinitatis
Herausforderung Manche Situationen fordern uns gewaltig heraus. Im Beruf, in der Familie oder beim ehrenamtlichen Engagement müssen wir uns gelegentlich solchen Herausforderungen stellen. Wer sich nicht davor drückt, der kann daran auch wachsen. An diesem Sonntag stehen katholische Christen in der Region vor einer gewaltigen Herausforderung: aus den drei Zwickauer Gemeinden, den Gemeinden in Kirchberg, Werdau, Crimmitschau, Glauchau, Meerane, Waldenburg und Hohenstein-Ernstthal wird eine neue Pfarrei gegründet. Diese ist flächenmäßig fast so groß wie die Stadt Berlin und hat knapp 8.000 Katholiken. Unter dem Namen „Heilige Familie“ soll diese neue Pfarrei mit zehn Gemeinden in die Zukunft gehen. Skepsis und Ablehnung sind einige Reaktionen darauf. Doch auch hier gilt: Wer sich dieser Herausforderung stellt, kann das Ganze auch als Chance begreifen. Denn es geht ja schließlich nicht darum, nur die eigenen katholischen Gemeinden zu „bedienen“. Vielmehr sollen wir Kirche für alle Menschen sein, weil Gott einen jeden von uns lieb hat und retten, d.h. eine Zukunft schenken möchte. Die Frohe Botschaft weiterzusagen kann uns keine große „Zentralpfarrei“ abnehmen, das müssen wir vor Ort tun, dort wo uns Gott hingestellt hat. Und das ist nicht nur eine Aufgabe von Katholiken, sondern aller Christen. Wer den Auftrag Jesu, allen Menschen durch Wort und überzeugendes Beispiel die frohmachende Botschaft zu verkünden, wirklich ernst nimmt, den können selbst solche großen Veränderungen, wie wir sie derzeit in unserer Kirche mitmachen, nicht erschüttern. Der darf sich vielmehr auf seine Zusage verlassen: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt!“ (Mt 28,20). Mit dieser Zusicherung können wir uns getrost dieser neuen Herausforderung stellen. Und wir werden mit Sicherheit daran wachsen.
Markus Böhme, Pfarrer der römisch-katholischen Pfarrei Heilige Familie
Zwickau und Dekan des Dekanates Zwickau
zum 15. Sonntag nach Trinitatis
Notrufnummer
Wenn ein Unfall geschieht, weiß jeder sofort, wo Hilfe zu holen ist.
Da gibt es die Notrufnummern 110 bzw. 112. Eine Tag und Nacht besetzte Notrufzentrale alarmiert in Windeseile professionelle Helfer. Rettungsdienste, Feuerwehren oder die Polizei kommen dann sofort – in der Not ist man nicht allein.
Seit dem 20. September 1973 gibt es in der alten Bundesrepublik diese einheitlichen Nummern – in der DDR bereits seit 1958. Hintergrund der Einführung waren jeweils tragische Unfälle, in der Rettungskräfte zu spät zum Unfallort kamen… Alle, die einmal die Notrufnummer in Anspruch nehmen mussten, sind sich einig, wie gut es ist, dass wir im Unglück nicht allein gelassen werden, und dass wir professionelle Hilfe in Anspruch nehmen können.
Von einer Notrufnummer anderer Art spricht der Wochenspruch für die kommende Woche. Da lesen wir in der Bibel, im 1. Petrusbrief:
„Alle eure Sorge werft auf Gott, denn er sorgt für euch.“
Gott ist der Ansprechpartner und die Notrufnummer für unsere persönlichen Sorgen. Er hilft uns bei unseren Problemen und wird uns entlasten. Unsere Sorgen und Ängste können wir ihm abgeben. Seine Fürsorge wird uns kräftigen und stärken. Wie beim Anruf der 110 oder 112 flugs ein professioneller Helfer kommt, so wird Gott in unserer seelischen Not nahe sein und professionelle Hilfe leisten. Dennoch wird nicht alles schlagartig gut werden. Auch die zum Unfall gerufenen Rettungskräfte können nur helfen und heilen. So wird auch Gott nicht alle unsere Sorgen und Nöte lösen – aber uns zur Lösung helfen.
Ich bin dankbar, dass ich mit meinen Sorgen und Nöten nicht allein bin. Ohne Gottes Fürsorge kann und möchte ich nicht leben. Das Abwerfen meiner Sorgen entlastet mich und verhilft mir zum aufrechten Gang. So kann ich unbeschwert leben, weil ich das Niederdrückende abgegeben habe.
Übrigens: der Notruf zu Gott steht allen ohne Einschränkung offen!
Anruf genügt.
Pfarrer Andreas Merkel, Hohndorf
zum 14. Sonntag nach Trinitatis
Lobe den Herrn, meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.
Psalm 103, 2
Der Psalm 103 gehört für mich zu den schönsten dieser alten biblischen Lieder. Und mir fallen gleich etliche schöne Vertonungen dieses Psalms ein, die mir geholfen haben, den uralten Text zu verinnerlichen und dann nicht mehr zu vergessen. Da steht es also schwarz auf weiß: wir sollen Gott loben. Das heißt, ihm und uns selbst dankbar zu sagen, was er alles für uns Gutes tut und bereits getan hat. Ja was denn eigentlich? Im Psalmtext steht es: Sünde vergeben, Gebrechen heilen, vom Verderben erlösen, fröhlich machen – so sehr, dass man sich wieder jung fühlt wie ein Adler!! Das sind echt starke Bilder. Und dann steht da auch: Gerechtigkeit schaffen, Geduld schenken … Klingt auch gut. Habe ich das alles schon erlebt? Ich kann mich vielleicht im Augenblick gerade nicht daran erinnern. Aber je länger ich nachdenke, desto mehr fällt mir wieder ein, „was er mir Gutes getan hat“. Aber leider vergesse ich das oft und bin dann eben nicht in der richtigen Stimmung zum Loben und Danken. Viel eher zum Sorgen machen, zum Verzagen, zur Unzufriedenheit und oft auch zur Undankbarkeit. „Vergiss es nicht, was er dir Gutes getan hat“ – sagt mir der Psalm. Naja, ich versuche es. Ich nehme es mir immer wieder vor. Zum Glück gibt es da einige Hilfsmittel, die mir das Loben Gottes erleichtern, die es mir richtig schmackhaft machen können: das Singen und Musizieren beispielsweise. Da kann ich auf Worte, Dichtungen und Kompositionen zurückgreifen, die andere genau für diesen Zweck niedergeschrieben haben – um den Herrn damit zu loben. Und wenn ich das dann praktiziere, passiert es meist, dass ich es wieder spüre und mich daran erinnere: ja, er hat mir schon so viel Gutes getan. Er tut es immer noch. Solches Gotteslob kann sehr prägend und erhebend sein, es kann eine richtige Gotteserfahrung werden. „Loben zieht nach oben“ sagt ein altes Sprichwort. Eine ganz einfache Sache, aber sehr wirksam und voller Energie und voll gutem, heiligem Geist. Ich wünsche es uns, auch und besonders an solchen Tagen, die trübe aussehen und eher zum Vergessen taugen als zum dankbaren Erinnern: Vergiss es nicht, was er dir Gutes getan hat – und lobe den Herrn!!
Guido Schmiedel, Kirchenmusikdirektor,
Kirchplatz 3, 08371 Glauchau
zum 13. Sonntag nach Trinitatis
Was passt?
Wer wünscht sich das nicht? Ein erfülltes Leben? Ausgewogen. Mit Spaß, Spannung und Aktion. Zugleich wohltemperiert. Nicht zu warm und auch nicht zu kalt. Wäre das nicht super? Ein Leben, das rundum passt?
Was passt?
Mal steht die Luft. Mal zieht es. Mal scheint die Sonne zu grell. Mal regnet´s aus Kübeln. Mal reden Leute zu laut. Mal reden sie zu leise. Mal schalten Ampeln zu schnell. Mal schalten sie zu langsam. Und nun auch noch schon eine gefühlte Ewigkeit lang die alles verändernde „Corona“. Wie schön und einfach waren doch die Zeiten und Tagesabläufe davor. Da war die Welt fast noch in Ordnung. Jeder konnte und durfte dem anderen nahekommen. Ohne Mund- und Nasenbedeckung. Ohne Abstandsregeln. Mit Knoblauchfahne und ohne.
Was passt?
Im Laufe des Lebens gehen wir durch Höhen und Tiefen. Mal geht es bergauf. Mal geht es bergab.
Wie sieht ein erfülltes Leben aus? Wie gestaltet man ein Leben, das rundum passt? Im Gespräch antwortet mir jemand: „Für mich ist das Leben ein Geschenk. Wenn ich das Leben als Geschenk begreife, bin ich gesund, auch wenn ich krank bin.“ Wow, denke ich. „Das ist eine beeindruckende Haltung.“ Im Nachgang dieses Gesprächs entdecke ich, dass diese Haltung schon bereits vor über 2700 Jahren als Empfehlung in der Bibel beschrieben wird.
Am guten Tage sei guter Dinge, und am bösen Tage, da erwäge: auch diesen hat Gott ebenso wie jenen gemacht … (Prediger 7,14)
Pastor Thomas Eichin, Baptistengemeinde Zwickau-Planitz
zum 12. Sonntag nach Trinitatis
Neuanfang
Umzug. Neue Arbeit. Neue Beziehung. Schulbeginn. Es gibt Momente im Leben, in denen etwas Neues beginnt und sich viel verändert. Manchmal geschieht das freiwillig, oft aber haben wir darauf keinen Einfluss.
„Was soll ich tun? Wenn ich so seh´, ich kann den Wind nicht ändern, nur die Segel drehn. Tausend Fragen schlagen Rad. Ich will kein neues Leben, nur einen neuen Tag. Was tut gut? Was tut weh? Ein Gefühl braucht keine Armee. Vor, zurück, zur Seite, ran. Herzlich willkommen Neuanfang!“ So singt Clueso in seinem Lied „Neuanfang“ über den Mut, den es für einen Neustart braucht.
Neuanfänge gehören zum Leben, fallen uns aber selten leicht. Warum? Weil jeder Neuanfang auch einen Bruch markiert. Vertrautes endet. Ungewisses beginnt. Es gibt kein Zurück mehr, aber der erste Schritt in die Zukunft ist schwer.
Geschichten über Neuanfänge finden wir in der Bibel zuhauf. Über Abraham, Paulus und viele andere erzählt sie, wie die ihr altes Leben hinter sich ließen und neu angefangen haben. Eine Geschichte erzählt vom Zöllner Zachäus, der auf Kosten anderer reich geworden war. Als er hörte, dass Jesus in die Stadt kommt, war er neugierig. Als etwas klein geratener Mann klettert er auf einen Baum, um Jesus überhaupt sehen zu können. Als der aber dort vorbei kam, blieb er stehen und lud sich bei Zachäus ein. Diese Begegnung änderte für ihn alles. Er versuchte, gut zu machen, wo er die Leute betrogen hatte, und folgte Jesus nach. Sein Leben begann neu.
Das fordert Mut, sich einzugestehen, dass man Fehler gemacht hat, Mut, sein bisheriges Leben zurückzulassen, neu zu beginnen und in eine ungewisse Zukunft zu gehen. Zachäus konnte das, weil er jemanden hatte, der ihn begleitete und dem er vertrauen konnte – Jesus. Das wünsche ich allen, die in diesen Tagen einen Neuanfang wagen oder wagen müssen: Dass Sie den Mut aufbringen, ohne Angst neu zu beginnen, und dabei entdecken, dass Sie nicht allein sind, sondern Jesus als Begleiter haben. Alles Gute für Ihren Neuanfang!
Pastor Lutz Brückner, Evangelisch-methodistische Kirche Kirchberg/Wilkau-Haßlau
zum 11. Sonntag nach Trinitatis
Ich bin am Ende, aber Gott ist am Anfang
Ich kann mich noch gut an die Zeit unseres Examens erinnern. Wir hatten in jeweils fünf Disziplinen je zwei Prüfungen. Natürlich lernten wir wie die Verrückten, saßen in der Bibliothek oder zuhause über unsere Bücher gebeugt, fragten uns gegenseitig ab und versuchten nicht in Panik zu verfallen. Wir haben unsere Chancen ausgemalt, welche Prüfungen für uns machbar sein könnten, welche schwer und welche kritisch. Wir haben alte Examensfragen durchgearbeitet und die Jahrgänge vor uns entsprechend beneidet oder bedauert. Doch die Tage der Prüfungen kamen unaufhaltsam näher und plötzlich waren sie da. Von uns allen gefürchtet. Von manchem auch ersehnt. Gleich die erste hatte es in sich: „Altes Testament!“ Haben Sie das schon mal gelesen? Es ist ziemlich lang und darüber kann man auch ziemlich viele schwierige Fragen stellen. Doch wir hatten ja gelernt. Und wussten nun zumindest, was wir nicht wussten. Der Professor galt als streng und unberechenbar, der in den Seminaren und den Prüfungen immer wieder Studierende durchfallen lässt. Meine Nerven waren am Ende. Ich saß weinend zuhause. Wenn es überhaupt eine Chance auf Hilfe gab, dann nur bei Gott, im Beten. Gott, bis hierher hast du mich gebracht, dann kannst du mich auch da durchbringen. Sie ahnen es schon: Bestanden! Sehr gut! Am Ende und bis heute unbegreiflich meine beste Note im Examen. Und die Prüfung mit den ungewöhnlichsten Fragen, fast als hätte der Professor gewusst, worauf ich eine Antwort habe. Als würde Gott uns sagen: Wenn du auf dich selbst vertraust, dann lasse ich dich machen, mit allen deinen Fähigkeiten und deiner Begrenztheit. Aber wenn du mir vertraust, dann bin da und dann könnte leicht auch ein Wunder geschehen.
»Den Überheblichen stellt sich Gott entgegen, aber den Demütigen schenkt er seine Gnade.« 1.Petrus 5,5b (Basisbibel)
Ihre Dominique Meichsner, Vikarin der Kirchgemeinde Glauchau
zum 10. Sonntag nach Trinitatis
Geistliches Wort zum 10. Sonntag nach Trinitatis
Glück gehabt
Was benötigt ein Volk, damit es ihm gut geht und es glücklich ist? Ist es eine gut funktionierende Demokratie, eine prosperierende Wirtschaft, weise Politiker, Bildung für alle, ein effektives Gesundheitswesen? Dieses und sicher noch einiges mehr gehört dazu. Faszinierend ist es, dass uns in unserem Land vieles davon einfach zur Verfügung steht. Reicht das, um glücklich zu sein?
In einem alten Gebet gibt es einen genialen Tipp, um glücklich zu werden.
„Glücklich zu nennen ist das Volk, dessen Gott der Herr ist.“ (Psalm 33,12)
Warum das jetzt? Warum kommt Gott noch ins Spiel. Das ist heute für unsere Ohren ungewöhnlich. Gott erscheint sehr selten an unserem Horizont.
Ich glaube, es lohnt sich unbedingt, dieser Frage nach Gott einen Moment nachzugehen. Übertragen sagt dieser Satz nichts anderes, als das insbesondere die Menschen glücklich sind, denen Gott etwas bedeutet. Warum?
Auch schon damals wird dieser eine Spitzensatz in dem alten Gebet weiter erklärt. Zum einen sagt dieser Mensch, Gott hat diese Welt geschaffen. Das heißt also, nichts ist einfach zufällig entstanden, sondern Gott hat jeden Menschen gewollt und alles erschaffen. Darüber hinaus heißt es in diesem Gebet, die Menschen denken sich viel und planen, aber letztlich entfaltet sich der Plan Gottes. Und darüber hinaus kennt Gott die Gefühle, Gedanken und Sehnsüchte eines jeden Menschen.
Gott ist demnach mit dieser Welt absolut verwoben. Er ist der Schöpfer, er lenkt am Ende die Geschicke dieser Welt und er kennt uns ganz persönlich.
Aus dieser Perspektive ist es naheliegend, diesen Gott nicht zu ignorieren. Denn er hat den Raum geschaffen, in dem sich unser Leben entfalten kann. Er begegnet denen, die ihn suchen auf sehr persönliche Weise. Das wird in diesem Gebet benannt. Gott bewahrt in schwierigen Zeiten und rettet sogar vor dem Tod. Das heißt also, Gott hat uns nicht nur in diese Welt gestellt, sondern er ist da, wenn wir ihn suchen und ihn brauchen.
Natürlich muss sich niemand auf solche Gedanken einlassen. Trotzdem ist es ein erstaunliches Phänomen, dass Menschen immer wieder anfangen, Gott zu vertrauen und dann auch erleben, Gott hilft mir. Darüber kann ich mich glücklich schätzen. Am Ende dieses alten Gebetes, wird es sehr persönlich. Menschen drücken ihre Erfahrungen und ihre Freude über Gott aus: „Denn an ihm freuen wir uns von ganzem Herzen, und wir vertrauen auf seinen heiligen Namen.“ Diesen Menschen konnte Gott ein tiefes, inneres Glück schenken. Und ich glaube das dies bis heute Gottes Leidenschaft ist. Er stärt und ermutigt alle, die ihn suchen.
Pfarrer Sören Lange
Oberwiera-Schönberg
„Ich habe dich schon gekannt, ehe ich dich im Mutterleib bildete, und ehe du geboren wurdest, habe ich dich erwählt … .“ | Jeremia 1,5
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
haben Sie sich schon einmal durchschaut gefühlt? Das ist kein schönes Gefühl. Nun sind Gefühle bisweilen trügerisch und spiegeln nicht unbedingt die Realität wieder. Aber allein der Verdacht „aufgeflogen zu sein“ ist beängstigend.
In unserem Bibelvers bestätigt Gott: „Du bist für mich ein offenes Buch. Vor mir gibt es keine Geheimnisse. Schon bevor Du gezeugt wurdest, wusste ich alles über Dich.“
Vor Gott lässt sich tatsächlich nichts verbergen. Was wäre das auch für ein Gott, wenn man ihn „hinter‘s Licht“ führen könnte. Das Gelungene und Misslungene meines Lebens, die gute und die böse Absicht – nichts davon ist ihm verborgen.
Dieses Wissen um Gottes Durchblick kann sehr ernüchternd sein.
Und doch stellt sich die Frage: Wenn Gott das alles weiß, warum erwählt er mich dann? Was sieht er in mir, dass er sagt: Genau Dich will ich!
Ich weiß nicht wie sie ihren schulischen Sportunterricht erlebt haben. Ich gehörte bei so einigen Sportarten nicht zu denen, die zuerst in die Mannschaft gewählt worden, eher zu denen, die man dann halt auch noch nehmen muss.
Hier sagt Gott: „Trotz oder weil ich Dich so gut kennen, will ich Dich in meiner Mannschaft. Und nein, Du bist nicht das notwendige Übel – die Kröte, die man eben schlucken muss.“
Gott will mich, weil ich es ihm wert bin!
Ich glaube das macht das komische Gefühl, dass Gott mich durch und durch kennt, locker wieder wett.
Ich bin von Gott gewollt – das ist eine gute Nachricht!
Amen.
Thomas Fischer, Gemeinschaftspastor, Glauchau
zum 8. Sonntag nach Trinitatis
Wort zum 8. Sonntag nach Trinitatis
Wahrheit oder Pflicht – höre ich plötzlich und sehe in die Augen von fünf bildhübschen Prinzessinnen die sich einen Platz an unserem Tisch erobert haben. Wir sind auf dem Geburtstag eines Freundes. Im Hof sind die Tische liebevoll geschmückt. Die Kinder haben Platz und erkunden das Gelände. Die Erwachsenen haben Zeit ins Gespräch zu kommen. Die Kinderaugen schauen mich erwartungsvoll an. Wofür soll ich mich entscheiden? Nehme ich Pflicht, muss ich womöglich noch etwas tun, was mich blamieren könnte. Wähle ich Wahrheit, wird das sicherlich laut ausposaunt. Also wähle ich das kleinere Übel: Wahrheit. Prompt kommt die Frage: Hast Du schon mal was Verbotenes getan? Ach Gott! Damit habe ich nicht gerechnet. Es rattert in meinem Kopf. Was soll ich antworten? Dass ich mal beim Krippenspiel geschwänzt habe, dass ich mal den Blasebalg an der Kirchenorgel kaputtgekriegt habe, oder soll ich erzählen, wie es war, als Nachbars Fenster in die Brüche ging? In Sekundenschnelle fallen mir noch andere „Wahrheiten“ ein. Die Kinderaugen warten und ich antworte. Nachbars Fensterscheibe hat die Situation gerettet. Die Mädchen kichern und rufen „Wow, das hast Du getan?“ Schon sind sie weg und befragen den nächsten Gast.
Lebt als Kinder des Lichts – heißt es im Wochenspruch für die kommende Woche. Die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. Der Satz wird dem Apostel Paulus zugeschrieben. Er ist an Christen in Ephesus gerichtet, damals eine antike Stadt in der heutigen Türkei. Kinder des Lichts sind die Getauften, Christinnen und Christen, die eine Wahl getroffen haben, nämlich wie Christus zu leben. An ihrer Gemeinschaft soll sichtbar werden, dass das Dunkel seine Schrecken verloren hat, auch die tiefste Angst des Lebens, denn das Licht hat einen Namen: Christus. Wer auf seinen Namen getauft wird, macht die Erfahrung der Befreiung und der Heilung. Er tritt aus der Dunkelheit ins Licht. Die Taufe war also kein Ausstieg aus der Wirklichkeit der Welt, sondern ein Einstieg in die Aufgabe, das Licht und die Liebe Jesu in den Alltag hineinzutragen; selbst Licht und Liebe zu sein, damit die Welt sich verändert. Die Werke der Finsternis gehörten damit auch ins Licht. Keine Vertuschung, keine Geheimniskrämerei, kein Schönreden, sondern Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit sollten fortan das Lebend er Christen prägen. Selbstverständlich hat das auch heute noch seine Bedeutung denn mit diesen Werten ist die Kirche geboren. Sie ist Gottesvolk und Leib Christi geblieben und lebt vom Segen den sie von Gott erbittet. Die Kirche ist gesandt, die Frucht des Lichts zu erhalten. Sie soll Gemeinschaft von Menschen sein, die Christus bekennen und aus der Hoffnung heraus leben. Dass die Liebe Gottes stärker ist als der Tod und die Dunkelheit überwunden ist durch das Licht, ist frohe Botschaft mit der christliche Gemeinden leben. Das ermutigt zu kleinen Schritten, die viel bewegen können. Bis heute berühren mich die Worte des Paulus. In einem Satz bringen sie die Erfahrung zum Ausdruck, dass Glaube nichts ist, was man kompliziert ausdrücken muss sondern etwas bleiben wird, das man Zuverlässig und authentisch leben kann – jeder für sich und Viele in einer Gemeinde. Die Höhen und die Tiefen miteingeschlossen.
Harald Pepel, Superintendent
zum 7. Sonntag nach Trinitatis
Denkmalstürmer
Seit einiger Zeit werden Denkmäler bekannter Persönlichkeiten beschmiert oder abgerissen, weil jene Menschen neben ihren Verdiensten Positionen vertreten haben, die heute abgelehnt werden. Aus gleichem Grund werden auch Straßen und Plätze umbenannt bzw. wird leidenschaftlich gefordert, sie umzubenennen. Diese moralische Reinigungswut verdrängt erstens, dass in jeder geschichtliche Epoche ein Zeitgeist als normierende Normalität der herrschenden Machtverhältnisse verbreitet wird, der immer plausibel daher kommt und dem sich die allermeisten Menschen anpassen, sei es, dass sie nicht nachdenken oder nicht unangenehm auffallen wollen, sei es wegen des beruflichen Erfolgs und wegen der Aussicht auf materielle Vorteile. Diese Denkmalstürmer, die über verstorbene Menschen, die sich vom Zeitgeist haben leiten lassen, den Stab brechen, gehen dabei überhaupt kein persönliches Risiko ein und erhalten obendrein noch Beifall von Anhängern des jetzigen Zeitgeistes. Ganz anders verhält es mit Menschen, die dem Zeitgeist zu Lebzeiten widerstanden haben. Sie wurden sehr oft von der Gesellschaft ausgegrenzt, manche bezahlten ihr Nicht-Angepasstsein sogar mit ihrem Leben. Einer von diesen wenigen Menschen war der Schriftsteller Hans Paasche, der als Offizier der deutschen Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika (heute Tansania) das brutale Vorgehen gegen den Aufstand von 1905/06 erlebt hat und dies scharf kritisierte. Und das zu einem Zeitpunkt, als fast alle Deutschen dem Zeitgeist des Kolonialismus huldigten! Durch seine Erfahrungen im 1. Weltkrieg wurde er zudem Pazifist. Diese seine Abweichungen vom damaligen Zeitgeist kosteten ihm das Leben. Er wurde vor 100 Jahren am 21.Mai 1920 von Soldaten der Reichswehr vom Infanterieregiment 4/1.Btl. vor den Augen seiner Frau und seiner Kinder auf seinem Gut Waldfrieden in der Neumark (jetzt Polen) erschossen.
Natürlich gibt es Unterschiede, selbstverständlich muss man auch differenzieren. Für Politiker wie Stalin und Hitler darf es keine Denkmäler und Straßennamen geben. Aber man muss sich mit ihnen
auseinander setzen und danach fragen, wie jemand als Herrscher zum Verbrecher wird. Doch Persönlichkeiten vergangener Zeiten mit großen Verdiensten jetzt an den Pranger zu stellen, weil man ihnen aus heutiger Sicht Kolonialismus oder Rassismus vorwerfen kann, ist eine billige Moral.
Für mich ist übrigens die heutige Verachtung und Verächtlichmachung der Mutterschaft bzw. des Mutter-Seins genauso schlimm wie Rassismus. Und was diese Denkmalstürmer zweitens völlig aus acht lassen, sind die eigenen dunklen Seiten. Jeder Mensch ist anfällig, Böses zu tun, und die übergroße Mehrheit der Menschen passt sich, wie bereits gesagt, unreflektiert oder ängstlich oder aus Karrieregründen dem Zeitgeist an. Darum gilt: Nur wer ohne Sünde ist, darf aus moralischen Gründen Denkmäler einreißen oder Straßen umbenennen. Was mich jedoch immer wieder total beeindruckt, ist die Bibel, wie sie mit ihren Helden umgeht. Der König David z.B. hatte sich viele
Verdienste um das Volk Israel erworben und besass eine überdurchschnittliche Klugheit. Er war auch der Erste, der in einem asymmetrischen Kampf den hochgerüsteten Riesen Goliath mit einer
schlichten Steinschleuder besiegt hat. Und noch heute singen Juden und Christen Davids Lieder! Gleichzeitig verschweigt die Bibel nicht dessen dunkle Seite: seine Probleme mit dem sechsten Gebot “Du sollst nicht ehebrechen” und dass er viel Blut vergossen hat. Die Bibel ist für mich darum Vorbild, wie wir Menschen beurteilen sollen: Die guten Seiten und die Verdienste eines Menschen sollen wir neidlos würdigen, ohne die dunkle Seite zu verdrängen, wissend, dass auch wir selber dunkle Seiten haben.
Pfr. i.R. Traugott Lucke, Bernsdorf
Zum 6. Sonntag nach Trinitatis
Beim Namen gerufen
Drehen Sie sich um, wenn hinter Ihnen gerufen wird: „He, Du da?“. Nein, da kann doch jede(r) gemeint sein. Ich bin doch kein „Du-da“!
Aber wenn da mein Name zu hören ist: „Karlheinz“ oder „Herr Wohlgemuth“, da weiß ich mich doch angesprochen oder gerufen. Denn da muss jemand sein, der mich kennt; bei meinem Namen kennt. Gut, dass wir alle unsere Namen haben. Der Name ist nicht nur ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal, er sagt etwas aus über unsere Familienzugehörigkeit; jeder Name hat eine besondere Bedeutung. In der Regel geben Eltern ihren Kindern einen Namen. Eine solche Namensgebung will sagen: Kind, du gehörst zu uns!
Nun heißt es dazu im biblischen Spruch der kommenden Woche: „So spricht der Herr, der dich geschaffen hat: Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!“
Welch eine Freude! Auch Gott kennt mich bei meinem Namen. Ich bin ihm kein Unbekannter, ganz im Gegenteil, ich gehöre zu ihm, gehöre hinein in die Familie der Kinder Gottes. Denn nicht nur dieser biblische Spruch , sondern das Thema des ganzen Sonntags erinnert mich an die Bedeutung und die Folgen meiner Taufe. Bei der Taufe spielt mein Name ja auch eine wichtige Rolle, denn er wird dabei mit dem Namen des dreieinigen Gottes in Verbindung gebracht in der Formel: „Karlheinz Wohlgemuth, ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ An dieser Stelle kann jede(r) Getaufte seinen eigenen Namen einsetzen, sich vergewissern: Gott hat mich bei meinem Namen gerufen, ich bin sein Kind. Ich habe den allmächtigen Gott an meiner Seite. Das will mir die Furcht, die Angst im Leben nehmen. Ich bin ja nicht allein. Der, der mich kennt, der mich bei meinem Namen gerufen hat, geht mit. Und ich vertraue darauf, dass Gott meinen Namen ins Buch des Lebens geschrieben hat, da bleibt am Ende für mich mehr, als nur mein Name auf einem Grabstein.
Pfarrer Karlheinz Wohlgemuth, Ev.-Luth. St.-Martins-Kirchgemeinde Oberes Pleißental
Zum 5. Sonntag nach Trinitatis
Komm!
Warum? Wohin?
Um sich auf den Weg zu machen, braucht es oft einen Grund. Einen, der es schafft, sich loszureißen. Das kann entweder etwas sehr Schönes sein, aber auch eine unerträgliche Situation, die ein Verweilen nicht mehr möglich macht.
Loszugehen, sich auf den Weg zu machen, kann bedeuten, in den Urlaub zu fahren und den Alltag für einen Augenblick hinter sich zu lassen. So, wie es viele von Ihnen sicher in den kommenden Wochen tun werden. Da braucht es auch kein Warum? Da heißt es eher Wann?
Es kann aber auch bedeuten, ganz neue Wege zu gehen. Und das ist oft weniger leicht.
Sich neu auf den Weg machen heißt nicht nur, Abschied zu nehmen von vertrauten Dingen und lieben Menschen, sondern manchmal auch von festen Meinungen und alten Gewohnheiten.
Wer sich auf den Weg macht, hat ein Ziel vor Augen. Oft genug ist es ein Wagnis, aufzubrechen und manchmal auch ganz schön schwer, sich nicht aufhalten zu lassen.
Wer unterwegs ist, muss damit rechnen, einsam zu sein, müde zu sein, unsicher zu sein. Es braucht auf dem Weg Weggefährten, die stärken, wo der Mut fehlt, die motivieren, wo es steinig wird.
Wer unterwegs ist muss aber auch lernen, anderen Weggefährte zu sein. Der oder die darf den Blick nicht immer nur nach oben richten, denn sonst besteht die Gefahr zu übersehen, was vor den Füßen liegt.
Aber nur wer unterwegs ist, kann sich führen lassen. Kann spüren, wie sich neue Begegnungen anfühlen, wie andere Perspektiven aussehen und vielleicht ganz Neues entsteht.
Einer, der ruft, ist Jesus Christus. Und er sagt:
„Kommt und seht!“ Kommt und hört! Kommt und geht! Mit mir, miteinander. Folgt mir nach in eurem Denken und Fühlen und Handeln. Ob im Urlaub oder wo auch immer. Wer Jesus folgt, entdeckt immer tiefer, wo Gott in unsrer Welt wohnt. Wer Jesus folgt, braucht sich vor neuen Wegen, Menschen und Perspektiven nicht zu fürchten. Nachfolge ist spannend. So und so.
Pastorin Christine Meyer-Seifert, Evanglisch-methodistische Gemeinden Zwickau und Planitz
Zum 4. Sonntag nach Trinitatis
von Pfr. Michael Schünke, Ev.-Luth. Versöhnungskirchgemeinde Planitz
Jeder muss sein Päckchen tragen
„Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat“, so weiß es schon die Bibel (Matthäus 6,34). Ja, jeder hat sein Päckchen zu tragen. Da braucht man nicht lange drüber zu reden; das ist so. Aber nun macht die Botschaft der Bibel an dieser Stelle nicht Halt. Es gibt eine höchst erstaunliche Weiterführung dieser Aussage! Als Jesus Christus seinen Jüngern und Schülern eines Tages offenbart, wie sein irdischer Lebensweg zu Ende gehen wird (dass er leiden wird und sterben muss und am dritten Tage auferstehen wird), da sagt er: „Will mir jemand nachfolgen, dann verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.“ (Matthäus 16,24) Das Tragen der eigenen Lebenslast – wie immer sie aussehen mag und welche Ursachen sie hat! – eröffnet dennoch eine Perspektive: Jesus Christus nachfolgen. Wer sein Päckchen zu tragen hat (und wer hat das nicht), kann in seinem Leben einen Sinn finden, indem er es einem anderen überlässt und sich von Ihm führen lässt. Und dieser Jemand ist nicht irgendjemand, sondern Jesus Christus, der die Last aller Sünde dieser Welt getragen hat – hinauf an das Holz des Kreuzes! Wer sein Päckchen zu tragen hat (und wer hat das nicht) kann einem Lastenträger folgen, der weiß, wie sich das anfühlt. Denn Jesus hat eine viel größere Last getragen: die Sünde der Welt! Und das zu unserer Ent-lastung. Wer sein Päckchen zu tragen hat (und wer hat das nicht), von dessen Schultern soll eine Last genommen sein: die eigene Schuld, das eigene Versagen. Das hat ein anderer auf sich genommen und trägt es bis heute: Jesus Christus.
„Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ (Galater 6,2) So wird es in vielen Kirchen an diesem Sonntag verkündet. Das klingt in diesen Zeiten wie eine Zumutung. Aber wir wissen doch, was es heißt, Lasten zu tragen. Deshalb können wir Verständnis haben für andere, die ihr Päckchen zu tragen haben wie wir. Und wir können hier und da sogar Lasten abnehmen und Linderung geben: miteinander teilen und füreinander beten!
Zum 3. Sonntag nach Trinitatis
Geistliches Wort für den 27.06.2020
An einem kalten Januartag vor vielen Jahren war ich mit meiner Klasse auf einem Schulausflug. Auf dem Rückweg hatte ich extra einen „Mutti-Zettel“ bekommen, der mir erlaubte, einen anderen Zug als der Rest der Klasse zu nehmen. Geplant war, dass meine Mutter mich am Endbahnhof in Empfang nahm und wir gemeinsam zu Freunden fahren. Wie gesagt, das WAR der Plan. Leider war der Zug so voll, dass meine Mutter und ich uns gegenseitig nicht finden und nicht sehen konnten. Da ich wusste, wo sie parken und vorher einkaufen wollte, stellte ich mich ans Auto und wartete. Ich bewegte mich nicht weg. Ich blieb dort stehen. Nur dreimal machte ich mich kurz auf die Suche nach meiner Mutter. Wie sich später herausstellte, waren es genau diese drei Male, als meine Mutter auf der Suche nach mir am Auto war. Nach drei sehr kalten Stunden hatten wir uns gefunden und ich fiel voller Freude in die Arme meiner Mutter. Ich kann mir bis heute nicht ausmalen, welche Ängste sie ausgestanden haben musste. Ich war nur froh, endlich wieder bei ihr zu sein.
Dieser Sonntag und auch die kommende Woche stehen ganz unter dem Motto der offenen Arme. So wie meine Mutter mich nach einer langen Suche in die Arme geschlossen hat, so ist auch Gott. Er will nicht, dass wir verloren gehen oder einsam in der Kälte stehen bleiben. „Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ (Lukas 19,10) Gott gibt keinen verloren, sondern er schickt seinen Sohn zu uns, damit er all die verlorenen, bibbernden, ängstlichen, hoffnungslosen Menschen findet. Keinen gibt er auf, sondern er steht mit offenen Armen bereit. Und am Ende wird ein großes Fest gefeiert – mit warmer Suppe und jeder Menge Lachen.
Pfarrerin Sabrina Frank, Ev.-Luth. Kirchgemeinde Mülsen
Zum Johannistag
„Gott trägt keinen Mundschutz“
Den Satz habe ich kürzlich bei einer Veranstaltung gehört. Ein Freund betete und machte diese Feststellung…“Danke Herr, dass du keinen Mundschutz trägst…“ Er wollte weiterbeten, – kam aber nicht mehr dazu, weil alle Anwesenden so laut anfangen mussten zu lachen, dass es nicht mehr ging…
Auch wenn uns diese Vorstellung belustigt und amüsiert hat, dann ist sie doch genauso einleuchtend. Gott ist nicht distanziert. Er ist nicht diesen Dingen unterworfen. Sondern er will und kann uns nahe sein, und wir dürfen seine Nähe spüren und erfahren. Wenn wir uns an ihn wenden, hört er uns. Er will gerne Beziehung zu uns haben. Wollen auch wir das? Wie gut, dass wir uns in unserem Land wieder treffen dürfen, -im erweiterten Familienkreis, mit Freunden, und auch zu der ein oder anderen Veranstaltungen. Manchmal eben mit Einschränkungen… Vielleicht haben wir die Beziehungen, in den wir leben, ganz neu schätzen gelernt. Und vielleicht auch die Beziehungen, die wir bisher vernachlässigt haben. Aber wir haben auch gemerkt, dass der Kontakt zu anderen Menschen manchmal nicht möglich ist, und dass er nicht das einzige Fundament in unserem Leben sein kann. All das ist krisenanfällig. Gott ist der einzig verlässliche, der nicht unseren Krisen unter-worfen ist. Er hat keine Krankheiten, er hat keine „Unpässlich-keiten“ und er trägt auch keinen Mundschutz J
Leider ist durch die Entscheidung des Menschen ganz am Anfang das Leid und Elend, und auch die Krankheit in die Welt gekommen. Der Mensch entschied sich für die Unabhängigkeit, und für ein Leben ohne Gott, seinen Schöpfer. Sozusagen für eine „soziale Distanz nach oben“… So berichte uns die Bibel auf den ersten Seiten (1. Mose 1,26-2,24). Und dies hat den Teufel bevollmächtigt, all das in die Welt zu befördern und zu verstärken, was uns noch heute so zu schaffen macht. Den Unfrieden, das Leid und die Katastrophen. Und auch die Krankheiten. Die Schöpfung und gute Ordnung in der Welt war nicht mehr perfekt. Aber Gott will nicht die Distanz. Er sucht unsere Nähe. Er hat sie über die Jahrhunderte immer wieder gesucht. Und er kam selber auf diese Welt, – durch Jesus. Er zeigte, wie Gott ist und er schuf einen Weg aus der Distanz heraus. Wieder in die Nähe Gottes zu kommen. Jesus trug die Strafe für unseren Aufstand gegen Gott und für unsere Gottlosigkeit. Er hat am Kreuz darüber gesiegt. Vergebung steht für uns bereit. Und damit auch der Weg in die Nähe Gottes.
Seien sie mutig und wenden sie sich an ihn. mReden sie mit Gott. Er wartet auf sie.
Ich wünsche ihnen dabei Gottes Segen, Jahn Bayer, Pastor Elimgemeinde Glauchau
zum 2. Sonntag nach Trinitatis
Sommer
Ich liebe den Sommer. Und deshalb freue ich mich auf den heutigen Sommeranfang. Denn jetzt sind die Tage am längsten, Sonnenschein und Wärme erfreuen uns (meistens jedenfalls), Ferien, Urlaub und Ausflüge in die Natur – in Gottes wunderbare Schöpfung – sind für viele in den nächsten Wochen angesagt.
Im Sommer schalten wir oft einen Gang zurück. Das Leben scheint etwas langsamer zu gehen. Im Urlaub, beim Besuch des Freibades, im Garten oder auf der Terrasse nehmen wir uns eine Auszeit und tun dann das, wozu uns im ganz normalen Alltag oft nur wenig oder keine Zeit bleibt. Das ist auch gut, denn man kann schließlich nicht rund um die Uhr nur arbeiten und den vielen Alltagsverpflichtungen nachkommen.
Wer ständig ruhelos auf den Beinen ist, wer sich nicht zumindest kleine Augenblicke der Ruhe und Entspannung gönnt, der schadet auf Dauer seiner Gesundheit.
Gott möchte, dass es uns Menschen gut geht, dass wir gesund bleiben an Leib und Seele.
Vielleicht nutzen wir die Sommerzeit als eine Gelegenheit, wieder etwas bewusster auf uns selbst zu achten. Das tut nicht nur gut, sondern gibt neue Kraft für anstehende Aufgaben.
Der amerikanische Schriftsteller John Steinbeck (1902-1968) hat es einmal so ausgedrückt: „Die Kunst des Ausruhens ist ein Teil der Kunst des Arbeitens.“
Wahrscheinlich müssen viele von uns diese Kunst immer wieder üben, manche vielleicht sogar neu lernen. Je besser uns dies gelingt, umso mehr werden wir spüren, dass wir ruhiger, gelassener und ausgeglichener sind. Das wird natürlich auch unseren Mitmenschen nicht verborgen bleiben, im besten Falle sogar auf sie abfärben.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen gesegneten Sommeranfang und eine frohe und erholsame Sommerzeit!
Der Autor ist Dekan Markus Böhme, Pfarrer der Zwickauer katholischen Pfarreien Heilige Familie, St. Franziskus, St. Johann Nepomuk, der Pfarrei Maria Königin des Friedens in Kirchberg und Dekan des Dekanates Zwickau
zum 1. Sonntag nach Trinitatis
In den letzten Wochen waren keine Gottesdienste möglich. Eine harte Zeit für manche Christen, für manche waren andere Einschränkungen härter. Ein wenig erinnert die Situation an die Anfänge des Christentums. Gottesdienste in heutiger Form gab es nicht, es waren noch nicht einmal Kirchen errichtet. Der Glaube wurde innerhalb der Familie, maximal in Hauskreisen praktiziert.
Der Glaube eines Menschen betrifft sein tiefes Inneres, jede*r muss für sich selbst die Entscheidung treffen. Die überlieferten Berichte der Menschen, die Jesus nachfolgten sowie die Schriften des Alten Testaments prägten damals den Glauben der Menschen.
Heute haben wir die gesamte Bibel in den verschiedensten Übersetzungen und noch vielfältigere Auslegungen. Auch im digitalen Raum hat die Kirche nachgerüstet und möchte über Instagram, YouTube etc. möglichst allumfassend und überall präsent sein und alle Menschen ansprechen und begeistern.
Was fehlt: die Stille. Vielleicht haben wir als Kirche zu schnell reagiert und herkömmliche Angebote durch multimediale ersetzt. Vielleicht hätten wir gleich im März aufrufen sollen, eventuell freigewordene Zeit zu nutzen: zur inneren Einkehr, zum gemeinsamen Gebet in der Familie, zum selbstständigen unangeleiteten Lesen der Bibel, zur eigenen Glaubensfindung.
Was bedeuten beispielsweise Tod und Auferstehung von Jesus Christus für unser eigenes Leben? Wie strapazierfähig ist unser Bild von Gott als der, der hinter allen erklärbaren und nicht zu erklärenden Geschehnissen dieser Welt steht? Was bewirkt der Heilige Geist in uns?
Das Zusammenwirken von Vater, Sohn und Heiligem Geist feiern wir am morgigen Sonntag Trinitatis – dem Tag der Heiligen Dreifaltigkeit. Im Gottesdienst vor Ort oder in stiller Einkehr für sich. Paulus segnete einst die Gemeinde in Korinth: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ (2Kor 13,13) – der Spruch begleitet uns durch die kommende Woche.
Dr. Bianka Röhr, Historikerin und Gemeindepädagogin im Ev.-Luth. Kirchspiel Zwickau Nord
zum Sonntag Trinitatis
In den letzten Wochen waren keine Gottesdienste möglich. Eine harte Zeit für manche Christen, für manche waren andere Einschränkungen härter. Ein wenig erinnert die Situation an die Anfänge des Christentums. Gottesdienste in heutiger Form gab es nicht, es waren noch nicht einmal Kirchen errichtet. Der Glaube wurde innerhalb der Familie, maximal in Hauskreisen praktiziert.
Der Glaube eines Menschen betrifft sein tiefes Inneres, jede*r muss für sich selbst die Entscheidung treffen. Die überlieferten Berichte der Menschen, die Jesus nachfolgten sowie die Schriften des Alten Testaments prägten damals den Glauben der Menschen.
Heute haben wir die gesamte Bibel in den verschiedensten Übersetzungen und noch vielfältigere Auslegungen. Auch im digitalen Raum hat die Kirche nachgerüstet und möchte über Instagram, YouTube etc. möglichst allumfassend und überall präsent sein und alle Menschen ansprechen und begeistern.
Was fehlt: die Stille. Vielleicht haben wir als Kirche zu schnell reagiert und herkömmliche Angebote durch multimediale ersetzt. Vielleicht hätten wir gleich im März aufrufen sollen, eventuell freigewordene Zeit zu nutzen: zur inneren Einkehr, zum gemeinsamen Gebet in der Familie, zum selbstständigen unangeleiteten Lesen der Bibel, zur eigenen Glaubensfindung.
Was bedeuten beispielsweise Tod und Auferstehung von Jesus Christus für unser eigenes Leben? Wie strapazierfähig ist unser Bild von Gott als der, der hinter allen erklärbaren und nicht zu erklärenden Geschehnissen dieser Welt steht? Was bewirkt der Heilige Geist in uns?
Das Zusammenwirken von Vater, Sohn und Heiligem Geist feiern wir am morgigen Sonntag Trinitatis – dem Tag der Heiligen Dreifaltigkeit. Im Gottesdienst vor Ort oder in stiller Einkehr für sich. Paulus segnete einst die Gemeinde in Korinth: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ (2Kor 13,13) – der Spruch begleitet uns durch die kommende Woche.
Dr. Bianka Röhr, Historikerin und Gemeindepädagogin im Ev.-Luth. Kirchspiel Zwickau Nord
zum Pfingstsonntag
Uns geht’s gut!
In Indien und Bangladesch wütet ein Zyklon. In Afrika veranstalten Heuschrecken das große Fressen. Dazu die Herausforderungen durch Covid 19. Und was bewegt uns? Wir ringen nicht nur um gute Lösungen. Wir klagen, polarisieren, grenzen ab, schimpfen und beschimpfen… Es scheint so, als könnten wir uns das als Gesellschaft gut leisten.
Geht es uns zu gut?
Machen wirklich die auferlegten Einschränkungen unglücklich? Liegt es tatsächlich am abgesagten Urlaub, dass wir stöhnen und ächzen? Könnte es sein, dass der Grund unseres Unglücksempfindens viel tiefer liegt? Dass wir erst durch den „Verlust von Freiheiten“ entdecken, dass viele der ersehnten „Glücksbringer“ ihre Versprechen nicht halten? Dass gerade sie von dem ablenken, was wirklich zählt? Nämlich tiefe Beziehungen zu Mitmenschen und zu Gott.
Von den ersten Christen heißt es: „Die vielen Menschen, die zum Glauben an Jesus gefunden hatten, waren ein Herz und eine Seele. Niemand von ihnen betrachtete etwas von seinem Besitz als persönliches Eigentum; alles, was sie besaßen, gehörte ihnen gemeinsam.“ (Apostelgeschichte 4,32)
Wie sind Menschen, die sich kurz zuvor noch völlig fremd waren, auf solche Ideen gekommen? Gier frisst bekanntlich Hirn auf. Was hat diese Menschen verändert? Was hat sie zu mehr Hirn und solch einer Art Leben bewegt? Der Historiker Lukas sagt: „Das war der Geist Gottes“ (Apostelgeschichte 2+4). Die Initialzündung dafür kam zu Pfingsten. Da haben die Menschen erstmalig im großen Stil das Kommen des Geistes erlebt.
Uns geht’s gut!
Denn Gottes Geist will uns heute wie damals begleiten und leiten. Er will und kann uns helfen, aufeinander zu hören, um gute Lösungen für eine gelingende Zukunft weltweit zu finden. Seit Pfingsten ist Gott bereit, uns den Geist zu senden. Lassen wir uns von Gottes Geist inspirieren. Gottes Angebot steht.
Pastor Thomas Eichin, Baptistengemeinde Zwickau-Planitz
zum Sonntag Exaudi
Heute vor einer Woche gab es gleich zwei(!) Gesangswettbewerbe, sogenannte ESC`s parallel im Fernsehen.
Singen um die Wette! Gerade wir Männer lieben Wettbewerbe. Sich mit anderen messen, gewinnen – mag ich auch! Ok, um die Wette singen eher nicht, aber ein Kochduell würde ich mir durchaus zutrauen.
Wettkämpfe, zeigen, was man kann, besser als andere zu sein, ja wir wollen gewinnen – auch den Kampf gegen ein tückisches Virus.
Stolz lesen wir in der Zeitung, dass es Deutschland „am besten“ geschafft hat, das Coronavirus einzudämmen.
Harte Arbeit, die „deutsche Kämpfernatur“ und natürlich die „deutschen Tugenden“ haben uns mal wieder zu Europas Musterschüler gemacht.
Wie ist das bei Jesus?
Er sagt einmal: „Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen. (Johannes 12, 32)
„Ich will ALLE zu mir ziehen…“, sagt Jesus. Alle! Die, die was geleistet haben, die, die nichts können, Gewinner und Loser, Fleißige und Faule, Deutsche und Migranten, Systemrelevant oder nicht… ALLE!
Jeder ist bei ihm willkommen, Jesus sehnt sich nach Gemeinschaft mit Dir und mir, ohne, dass wir vor ihm etwas leisten müssen.
„Das sagte er aber, um anzuzeigen, welchen Todes er sterben würde.“ So lautet der nächste Vers nach unserem Wochenspruch. Jesus kündigt seinen Tod am Kreuz an, einen Tod, der uns ewiges Leben schenken.
Dahin, in seine Vollkommenheit will Jesus uns ziehen, die auf Liebe und nicht auf Leistung basiert.
Bei Jesus gewinnt keiner den ersten Preis, keine Million für tapfer beantwortete Glaubensfragen. Bei Jesus geht es um das Kreuz, sein Kreuz – und meins.
Menschen, die sich zu Jesus hinziehen lassen, stehen in denselben Herausforderungen wie Jesus selbst. Sie werden abgelehnt, sie werden missverstanden und manchmal müssen sie harte Einschnitte in ihrem Leben verdauen.
Was sie in diesen Herausforderungen eint? Jesus ist da. Er zieht uns zu sich. Er ist Tröster, Heiland und Freund. Er hängt am Kreuz. Das ist etwas, das er mir abnimmt.
Gott sei Dank!
Pfarrer Jens Buschbeck, Kirchspiel Zwickau-Nord
zur Himmelfahrt
Himmelfahrt oder Weltflucht? Beides liegt oft nah beisammen – nicht nur am Feiertag in dieser Woche. Der wird ohnehin ganz anders als in den vergangenen Jahren. Ob das gut ist oder schlecht, hängt von den individuell gemachten Erfahrungen ab.
„Hier ist der Himmel auf Erden.“ Diesen Ausspruch habe ich in letzter Zeit schmerzlich vermisst. Er ist Ausdruck einer Erfahrung, die das Einfache und Gewöhnliche übersteigt – im positivsten Sinne. Hier ist Ruhe, Schönheit, Erhabenheit, Gesundheit, etc. Hier ist mehr als nur das Blaue, das einem so mancher versucht vom Himmel herab zu lügen. Ich sehne mich nach solchen Orten und Momenten. Als Jesus 40 Tage nach Ostern seine Freunde verlässt, schauen sie ihm in den Himmel nach. Sie ersehnen sein Wiederkommen – vielleicht bis heute. Sie ersehnen ein Wiedersehen – ganz bestimmt auch heute.
Aus diesem Sehnen wird ein Handeln. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn man damals, heute oder morgen mit Hände-in-den-Schoß-Legen weiterkäme. Es würde sich auch nicht ziemen, nur in den Erinnerungen an Gewesenes zu leben. Nun heißt es, für andere und mich in dieser Welt einen Platz zu suchen oder, noch besser, einen Platz zu gestalten, wo sich gut sagen lässt: Hier ist der Himmel auf Erden.
Aber Achtung: Wenn mein Sehnen zur Sucht wird, dann wird daraus ganz schnell nicht nur Sehnsucht, sondern eben auch Weltflucht. Ich meine das Im-Ewiggestrigen-Bleiben oder das Utopische versuchen oder das Dystopische hinter allem vermuten oder schlicht auch die Realität zu verdrängen und zu verleugnen.
Den Unterschied zwischen Weltflucht und Himmelfahrt macht die Haltung, die ich habe. Als Christ ist es der gute und heilige Geist Gottes, der meine Haltung zu Themen und bei großen und kleinen Lebensentscheidungen bestimmen soll. Das tut er nicht erst am Pfingstfest, sondern immer dann, wenn ich ernstlich um diesen Geist der Liebe und des Friedens bitte und mich so verhalte, dass er nicht nur in mir sein könnte, sondern andere ihn mir auch abspüren könnten.
Pfarrer Frank Pauli, Ev.-Luth. Kirchspiel Zwickau Nord
zum Sonntag Rogate
Ein riesiges Meerungeheuer. Es tauchte aus der Tiefe herauf und verschlang ihn. Er hatte zuvor nicht gehört. Rannte weg vor Gott und seiner Aufgabe. Er machte sich lieber aus dem Staub, stieg auf ein bemanntes Schiff und segelte weit weg von Gott – so dachte er. Doch da begann ein furchtbarer Sturm auf der hohen See. Die Seeleute fanden heraus, wer verantwortlich war für das Unheil und warfen ihn über Bord. Es ist die Geschichte von Jona und dem Walfisch. Sie zeigt uns, wie wir Menschen sind. Vor Verantwortung und Aufgaben, die wir nicht haben wollen, laufen wir oft genug lieber davon. Doch irgendwann holt uns alles ein. Spätestens wenn wir selbst mit im „Unglücks-Boot“ sitzen. So erging es uns in den vergangenen Wochen und Monaten. Wurde uns doch bewusster als zuvor, wie zerbrechlich auch unsere vermeintlich heile Welt in Deutschland sein kann. Davor können wir nicht weglaufen oder die Augen verschließen, ob es sich um Corona oder andere globale Probleme handelt, denen wir mit Verantwortung begegnen müssen. Jona überlebte seine Katastrophe, indem Gott für ihn ein „Rettungs-U-Boot“ schickte, den Walfisch. Die Bibel berichtet, wie Jona in der Einsamkeit, im Bauch des Fisches, das Beten lernt. Ursprünglich bedeutet Beten: Gott anrufen! In Psalm 66,20 heißt es: „Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.“ Was für eine unglaubliche Zusage ist das! Gott hört zu, wenn ich mich ihm anvertraue und es spielt keine Rolle, was ich ihm erzähle: alle Schwere, was mich belastet, meine Sorgen, mein „Wenn“ und mein „Aber“, meine Freude über Schönes, selbst Tränen dürfen sprechen und ein leises Summen darf zum Lob für Gott werden. In Notzeiten erinnern sich Menschen vermutlich mehr an Gott als sonst. Ich wünsche Ihnen, dass Sie in der Not Gott um sich spüren und dass Sie danach nicht vergessen, wer für Sie da war. Jona erinnerte sich, wer ihn rettete: nachdem der Walfisch ihn wieder an Land spuckte, erfüllte er Gottes Auftrag.
Rowena Jugl ist Pfarrerin in der Ev.-Luth. St.-Jakobus-Kirchgemeinde Reinsdorf
zum Sonntag Kantate
Ganz neue Töne
Singt dem HERRN ein neues Lied; denn er tut Wunder (Psalm 98,1)
Ein neues Lied soll gesungen werden. Ein Lied für Gott, von den Wundern, die er tut, die erlebbar sind in alltäglichen Erfahrungen: Wenn Kranke gesund werden oder Linderung spüren, steckt dahinter mehr als ärztliche Kunst. Wo Menschen im Frieden sterben und Trauernde Trost finden, erleben sie jenen Halt, der auch durch dunkle Stunden trägt. Dass Menschen wieder zueinander finden, sich die Hand zur Versöhnung reichen, versteht sich nicht von selbst. Und wer nach Zeiten voller Zweifel wieder Licht am Ende des Tunnels erblickt, Hoffnung schöpft und Vertrauen wagt, erlebt das Wunder des Glaubens ganz neu. Gottes Wunder begegnen in nahezu allem, was nicht selbstverständlich ist und weisen so auf das eigentliche und größte Wunder hin: Gottes unbeirrbare Treue und Liebe zu uns Menschen. Und weil dieses Wunder in Jesus als Mensch zur Welt kommt, erleben wir Gottes Zuwendung oft auf ganz menschliche Weise. Öfter mal innehalten, Zeit nehmen zum Nachdenken; das hilft uns, sie in unserem Leben zu entdecken. Singt dem HERRN ein neues Lied; denn er tut Wunder. Singen tut der Seele gut. Lieder erzählen Erfahrungen mit Gott, sprechen Menschen auf einer anderen, emotionalen Ebene an. Der morgige Sonntag Cantate beinhaltet für mich noch mehr: Die Grundmelodie des Lebens klingt anders, wenn ich entdecke, dass Gottes Liebe und Treue über allem steht. Dass ich gute Zeiten nicht mir selbst verdanke noch in schweren Tagen allein bin. Dass aller Menschen Zukunft in Gottes Hand liegt und keiner nur für sich selber lebt. Trotz Krise, oder gerade deshalb, sind jetzt auch neue Töne zu hören, die Hoffnung machen: Von Fürsorge und Teilen, von Rücksicht und Miteinander. Auch das ist ein Wunder. Gelobt sei Gott!
Horst Kleiszmantatis ist Pfarrer im Ehrenamt in der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens und Leiter der Ökumenischen TelefonSeelsorge in der Stadtmission Zwickau
zum Sonntag Jubilate
Monatsspruch Mai: Dient einander als gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes, jeder mit der Gabe, die er empfangen hat! 1.Petr 4,10 (E)
Dieser Spruch begleitet mich schon viele Jahre. Er ist der Leitvers der Eisenacher Brüder- und Schwesternschaft Johannes Falk, der ich angehöre. Uns verbindet der Dienst am Mitmenschen auf der Grundlage der Frohen Botschaft von der Liebe Gottes zu allen Menschen, in der Nachfolge Jesu Christi. Was verbinde ich mit diesem Leitspruch? Diakone/Diakoninnen und Mitarbeitende in diakonischen Einrichtungen leisten Dienst am Nächsten, sie wenden sich den Mitmenschen zu. Die einen pflegen Kranke, andere hören den Verzweifelten zu. Der Nächste begleitet den Sprachlosen und Unwissenden aufs Amt und wieder andere geben Gottes Wort verständlich weiter. Mancher übernimmt organisatorische Aufgaben und Mancher unterstützt Orientierungslose. Wieder andere geben Fremden Heimat und manche nutzen die Gabe zu beten. All das ist Gottesdienst. Bei der Vielfalt der „Dienenden“ in Diakonie denke ich an das Bild eines Mosaiks – ein buntes, wundervolles Kunstwerk, das im Lichte (Gottes) glänzt. Jedes noch so kleine Steinchen ist für das Ganze notwendig, das gilt auch für die Mitarbeiter in Diakonie. Egal ob Pflegekraft, Reinigungskraft, Ehrenamtlicher oder Sozialarbeiter – egal ob Christ oder Kirchenferner – alle sind mit ihren Begabungen Mitgestalter an einer friedvollen und solidarischen Gesellschaft. Und für uns Christen gilt es, dass wir dies zur Ehre Jesu tun. Ohne Neid und Vergleichen. Sicherlich – wir können nicht die ganze Welt retten, aber wir können an dem Platz an dem uns Gott gestellt hat, wirken mit unseren Möglichkeiten, die wir haben – und wenn es nur ein paar Zeilen der Aufmunterung sind. Es braucht oft keine großen Gesten. Wenn wir der Liebe Gottes in unserem Herzen nachspüren, dann wird uns diese Liebe öffnen für unsere Mitmenschen. Ein kleines Lächeln, eine kleine Hilfestellung kann dann zum Segen werden, nicht nur für den anderen, sondern auch für uns. Jede Gabe ist wertvoll – bitte teilen!
Gabriele Floßmann, Diakonin und Vorstandsvorsitzende des Diakonie Stadtmission Zwickau e. V.
zum Sonntag Miserikordias Domini
Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben. Johannes 10,11a.27-28a
Als Kinder stellten wir uns die Frage: Wärst du ein Tier, welches würdest du gerne sein? Das Schaf war nicht mein Favorit. Auch bei Geschwistern und Mitschülern waren Pferd und Löwe beliebter. Alle wollten stark und kein schwaches, dummes Schaf sein. Wenn Jesus seine Leute als seine Schafe bezeichnet, meint er, dass sie abhängig und auf seine Hilfe angewiesen sind. Die jetzige Lage zeigt, was Abhängigkeit und Kontrollverlust bedeuten. Zwar können wir versuchen, dem Corona-Virus durch Regelbefolgung auszuweichen, es aber nicht meiden oder vertreiben. Es ist unsichtbar und kann jeden infizieren. Das macht bescheiden und weckt Sehnsucht, geborgen und sicher zu sein.
Dass Jesus auch uns ruft, mit ihm unterwegs zu sein, kann diese Sehnsucht stillen. Es ist klug, unsere Abhängigkeit und seine Hilfe zu akzeptieren, in seiner zu Nähe bleiben. Er weiß, wo unser Herz satt wird. Bei ihm sind wir geborgen. Selbst wenn Krankheit und Leid uns treffen, können wir wissen: Unter Einsatz seines Lebens gab er uns ewiges Leben.
Er kennt dich und spricht dir zu: Du kannst meine Stimme aus der Stimmenvielfalt herauszuhören. Er redet durch Worte der Bibel, Gedanken, Menschen, Bilder, Umstände oder anders. Jedenfalls traut er uns zu, ihm zu folgen – hin zu Menschen und an Orte, zu denen er führt, tröstende Worte zu sprechen, die wir von ihm gehört, Taten zu tun, die wir bei ihm mit dem Herzen gesehen haben – im Evangelium und Wahrnehmen seines Geistes. Er nimmt die Angst, was zu verpassen. Er ist ja da, gibt jetzt schon reichlich, vermittelt Halt, wo äußere Sicherheiten wegbrechen, und hält unendliche Fülle bereit.
Geht es dir auch wie mir, dass du sagen kannst: Ich will Schaf von Jesus sein; zu diesem guten Hirten will ich gehören?
Gottfried Wachsmuth, Pfarrer, Ev.-Luth. Kirchgemeinde Hartmannsdorf
zum Sonntag Quasimodogeniti
„Er gibt dem Müden Kraft und Stärke dem Unvermögenden.“ Jesaja 40, 29
Du musst halt richtig beten, werde ich belehrt, wo ich Zweifel äußere.
Ich bin müde – ja, steh ich überhaupt richtig im Glauben. Was darf man von mir als Christen erwarten?
„Getröstet“, so schreibt eine Witwe in die Traueranzeige und meint, als Christ müsse man das doch sein.
Skeptisch hör ich die täglichen Nachrichten. Wieso bin ich nicht zuversichtlich? Das sollte doch wohl unser Markenzeichen sein!
Geduldig, freundlich, liebevoll, ausgeglichen, voller Verständnis… Ich bin das Ohr für die, die etwas sagen wollen; bin der Mund derer, die sich schämen, selbst zu reden; bin Hand für die, die ihre Hand nicht erheben, hab die Füße auf dem Weg zu denen, die warten; hab ein Herz voller Mitleid, das dich auf Wunsch bedauert, bin immer auf Abruf bereit…
Ein Bild eines perfekten Christen – ein Bild, das uns maßlos überfordert!
Gern sag ich: als Christ muss ich nicht jedem Recht geben.
Als Christ muss ich nicht immer für alle da sein.
Als Christ muss ich nicht tun, was du zu tun zu bequem bist.
Sie sind doch Pfarrer, besuchen sie meine Tante. „Ja,“ antworte ich, „gern. Mit ihnen gemeinsam.“ „Wieso ich, ich zahle doch Kirchensteuern.“ Sprich: da hab ich einen, der tun muss, wozu ich keine Lust hab.
Wir sind überfordert – von anderen überfordert. Manchmal auch von uns. Denn wir wollen doch dem gerecht werden, was wir glauben.
Und so rackern wir, bis wir nicht mehr können, …und zwangsläufig irgendwann erschöpft aufgeben.
Luther hat‘s vor fünfhundert Jahren schon gewusst. Müde und überfordert wie wir oft sind, übersehen wir eines: ER gibt dem Müden Kraft. Ich kann und muss nicht alles schaffen. ER schenkt die Voraussetzung, Gnade allein:
Christus ist unserem schuldhaften „Du musst“ erlegen und am Kreuz für uns gestorben. Aber Gott hat ihn auferweckt: uns zum Heil: Aus diesem Glauben lasst uns Leben gestalten: in und trotz aller Unvollkommenheit ihm fröhlich leben, gemeinsam, gleich wie „neu geboren“…
Pfarrer Matthias Hecker, Ev.-Luth. Kirchgemeinde Kirchberg
zum Ostersonntag
Wer den Körper berührt, berührt immer auch die Seele
Das ist schon ein seltsames Osterfest – ohne Gottesdienste, ohne Familienfeiern oder die Begegnung mit Freunden – auf Distanz bleiben – das gilt auch für die Festtage. Mir fehlen in diesen Tagen die Umarmungen von Freunden, der Händedruck zur Begrüßung, das Nachbarskind auf dem Arm oder die mit beiden Händen gehaltene Hand meiner alten Freundin in der Seniorenresidenz. Ziemlich einsam mag sich der eine oder die andere durch den notwenigen Abstand fühlen, denn für die Gesundheit unserer Seele brauchen wir körperlichen Kontakt. Als Jesus gestorben war, wollten die Frauen ihn in seinem Grab einsalben. Auch das wäre eine Berührung geworden, die selbst nach dem Tod noch Nähe herstellen könnte. Aber sie war nicht möglich. Nicht wegen einer Seuche wie bei uns heute, sondern weil Jesus nicht mehr im Grab lag. Die Frauen, so erzählt es die Bibel, fürchteten sich und trauten sich zuerst niemandem von dieser seltsamen Begegnung zu erzählen und auch die Männer reagierten sehr ungläubig. Einer von ihnen brachte es auf den Punkt: „Ich kann erst glauben, dass Jesus tatsächlich lebt, wenn ich meine Hände in seine Hände legen und die Wunden seiner Kreuzigung anfassen kann.“ Erst wenn also die Berührung stattfindet, dann wird es real. Wir brauchen Nähe und körperlichen Kontakt. An diesem Osterfest wird dies auf zwischenmenschlicher Basis nicht möglich sein, aber wir können uns dennoch berühren lassen: Ostern, das ist das Fest des neuen Lebens ‒ nicht nur von Jesus, sondern auch der Schöpfung, in der uns Gott begegnen will. Die warmen Sonnenstrahlen, der Wind oder der Regen auf der Haut sind Berührungen, die nicht nur an der Oberfläche bleiben müssen. Sie können wie menschliche Nähe auch unsere Seele berühren. Wenn sie also jetzt mal kurz das Fenster öffnen und für einen Moment die Sonne oder den Wind spüren, dann spüren sie für einen Augenblick Gottes Berührung auf ihrer Haut, denn Gott muss zu uns keine Distanz halten.
Verona Lasch, Diplom-Theologin, Zwickau
zum Gründonnerstag
Warum ist der Gründonnerstag grün?
Der Tag vor Karfreitag (kara = Klage, Kummer, Trauer) wird in unserem Sprachraum der „Gründonnerstag“ genannt. An diesem Tag denken die Christen an das letzte Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern feierte, bevor er am nächsten Tag gekreuzigt wurde. Warum aber heißt es „Grün“Donnerstag?
Wahrscheinlich kommt das Wort „grün“ von dem alt- bzw. mittelhochdeutschen Wort „gronan/grinan“, was „weinen, wehklagen“ bedeutet. Wir kennen vielleicht das Wort „greinen“ als Bezeichnung dafür, wenn jemand weint. Unklar ist, ob dieses „Weinen“ am Gründonnerstag sich auf den bevorstehenden Tod Jesu am Kreuz bezieht oder auf das Weinen der reuigen Sünder, die an diesem Tag von ihrer Schuld befreit wieder in die Gemeinde aufgenommen wurden. Außerdem wurde dieser Tag als der „Tag der Grünen“ benannt, denn die Büßer, die man auch als „dürres Holz“ bezeichnete, wurden wieder lebendig, also „grünes Holz“.
Der Gründonnerstag und das Gedächtnis an das Abendmahl erinnern uns also daran, dass wir unvollkommene Menschen sind, die unter ihren Fehlern und Verfehlungen leiden. Aber Christus hat sein Leben für uns gegeben, damit wir „grünes Holz“, also befreit von Schuld und Sünde, sein können.
Lassen Sie sich einladen, sich dieses Gebet zu eigen zu machen: Herr, heute am Gründonnerstag kann ich Dir mein Herz ausschütten und weinen über mich selbst und meine Fehler. Aber Du bist der, der für mich ans Kreuz gegangen ist und mir verzeiht. Danke, dass Du vergibst und mich frei machst. Herr, ich weine heute aber auch über die Zustände in der Welt, die gerade völlig aus den Fugen zu geraten scheint. Ich bin unsicher und habe Angst. Mir fehlen die Menschen, die ich liebhabe. Es tröstet mich, zu wissen, dass Du mir trotzdem nahe bist, auch wenn ich mein Leben nicht so führen kann, wie gewohnt. Es tröstet mich, zu wissen, dass auch Du Angst gehabt hast damals. Es tröstet mich, dass ich weiß: Du lässt mich auch jetzt nicht allein und wirst für mich da sein. Hilf mir in meiner Angst und tröste mich. Amen.
Pastor Lutz Brückner, Evangelisch-methodistische Kirche Kirchberg/Wilkau-Haßlau
zum Sonntag Palmarum
Der morgige Sonntag, liebe Leserinnen und Leser, ist in der christlichen Tradition als Palmsonntag bekannt. Die biblische Geschichte, die diesem Sonntag den Namen gab, ist der Einzug Jesu nach Jerusalem. Jesus war auf dem Weg nach Jerusalem und alles lief auf ein bitteres Ende zu: Gefangennahme, Folterung, ein Schauprozess, Verurteilung, Kreuzigung. Doch am Anfang steht ein triumphaler Einzug in der Hauptstadt. Ich bezweifle, dass Jesus diesen Einzug so gewollt hat, aber das Volk hat seinen eigenen Kopf: Es empfing ihn mit Hoch-Rufen und Jubelgeschrei, mit Klatschen und Freude, es legte Palmenzweige auf den Weg oder die eigenen Mäntel – Zeichen der Ehrerbietung. Dasselbe Volk, das nur einige Zeit später „Kreuzige ihn!“ rief und diesen Jesus mit seinen Rufen verurteilte. Stimmungen können offensichtlich schwanken. Angst, Wut, Unsicherheit treibt die Menschen und lässt sie schnell vergessen. In diesen Tagen werden so einige Berufe mit viel Beifall bedacht, die sonst ein eher randständige Dasein fristen und für ihre eigenen Rechte kaum eine Lobby haben. Oder es gibt Berufe, die auch in dieser Krise kaum gesehen werden – und die doch den ganzen Laden am Laufen halten. Ich wünsche uns als Gesellschaft, dass wir ein gutes Gedächtnis haben und dass wir uns nicht nur mit Beifall bedanken, sondern damit, dass wir für gute Bedingungen in allen Berufen einstehen, damit Menschen von ihrer Arbeit gut und würdevoll leben können. Ganz im Sinne Jesu: „Was ihr für einen meiner Brüder oder eine meiner Schwestern getan habt – und wenn sie noch so unbedeutend sind –, das habt ihr für mich getan.“ Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche – die einzelnen Stationen auf Jesu Leidensweg stehen im Mittelpunkt dieser Woche. Gerade weil Gott in Jesus dieses Leid mittrug und aushielt, ist er nun denen besonders nahe, die unter der aktuellen Situation leiden – weil sie krank sind, einsam oder unsicher, voller Angst und voller Verzweiflung, wenn sie in die Zukunft blicken. Auch hier gilt: Achten wir aufeinander – und erfüllen wir so Jesu Vorstellung, wie wir als Menschen miteinander umgehen sollen. Bleiben sie behütet.
Pastor Christian Posdzich, Evangelisch-methodistische Friedenskirchgemeinde Zwickau
zum Sonntag Judika
Glaube in Corona-Zeiten
Es sind bewegte Zeiten, in denen wir gerade leben. Täglich erreichen uns gegenwärtig neue Nachrichten, was die Ausbreitung des Coronavirus und die damit verbundenen Lebenseinschränkungen betrifft. Selbst unsere Gottesdienste und Gemeindeveranstaltungen sind davon betroffen.
In so manchen Gesprächen ist zu erleben, wie verunsichert viele Menschen sind, Befürchtungen, Ängste machen sich breit – sicherlich ist dabei einiges nicht unberechtigt. Doch bei einigen kommt gar eine Weltuntergangsstimmung auf. Ja, auch mich bewegt der Gedanke, was so ein kleines unsichtbares Virus nicht alles auszulösen vermag. Fast alle unserer bisherigen Abläufe geraten durcheinander. So manches bisher Sichere wird nun hinterfragt. Doch ich bin überzeugt, dass letztlich auch diese Krise ihre guten Seiten haben kann, wenn wir sie nur zu ergründen vermögen. Denn bei allen Unsicherheiten aber bleibt mir eine feste Sicherheit: Mein Glaube, meine Beziehung zu Gott trägt mich auch in dieser Zeit: Außerdem sind wir ja nicht die ersten, die in der Menschheitsgeschichte Krisenzeiten zu bestehen haben, sondern wir leben auch aus den Lebens- und Glaubenserfahrungen unserer Vorfahren.
Da wird zum Beispiel der Blick in die Bibel hilfreich. Dort haben Menschen aus vergangenen Zeiten ihre Erfahrungen in eigenen Krisenzeiten niedergeschrieben. Gerade in dieser 5. Woche der Passionszeit lautet hier entsprechend dem Kalender der Fastenaktion „Zuversicht – 7 Wochen ohne Pessimismus“ das Wochenthema: „Meine Zuversicht ist bei Gott.“ Und ein Text aus einem alten Gebet unserer Kirche steht dabei im Blickpunkt der geistlichen Betrachtung (Psalm 62) „Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. Denn er ist mein Fels, meine Hilfe, mein Schutz, dass ich gewiss nicht wanken werde. Meine Zuversicht ist bei Gott.“
Statiker wissen, dass Hochhäuser sogar etwas wanken müssen, wenn starker Wind weht. Wichtig ist nur ein gutes Fundament, ein stabiler Untergrund auf dem das Haus fest steht. Bei uns Menschen ist das ähnlich. So sieht es auch der Psalmbeter. Sein Lebensfundament ist sein fester Glaube. Seine Sicherheit, seine Zuversicht weiß er auf diesem Grund: Wenn ich Gott unter meinen Füßen habe, können mich die Stürme des Lebens durchaus etwas zum Wanken bringen. Aber ich kann beruhigt sein, dass dies mein Leben nicht zum Einsturz bringt, denn meine Zuversicht ist bei Gott.
Dieser Glaube trägt auch in Corona-Zeiten. Ich wünsche Ihnen diesen Glaubenshalt.
Pfarrer Karlheinz Wohlgemuth, Ev.-Luth. St.-Martins-Kirchgemeinde Oberes Pleißental
zum Sonntag Lätare
Morgen hätte ich eigentlich einen Gottesdienst zu halten. Es fühlt sich komisch an, am Sonntagmorgen nicht in die Kirche zu gehen, denn der Gottesdienst gehört ganz zentral zu unserem Leben als Familie. Nicht nur zu meinem. Ich kenne viele Menschen, denen die Begegnung, das Wort und das gemeinsame Singen fehlen. Auf diese gewohnte Form im Moment zu verzichten macht mir aber keine Angst. Ganz im Gegenteil. An vielen Stellen spüren Menschen, was wirklich wichtig ist. Das gilt nicht nur für unsere kirchlichen Veranstaltungen und Gottesdienste, sondern auch für die Schulen und den ganz normalen Gang zur Arbeit. Das, was bisher normal erschien, ist nicht mehr normal und keiner weiß, wie es weitergeht und ausgeht. Ich bin keine Schwarzmalerin. So gar nicht. Aber ich bin vorsichtiger geworden. Und ich weiß um die vielen, deren Existenz auf dem Spiel steht. Und dennoch: Es gibt etwas, das ist stärker. Ein Gefühl von Hoffnung macht sich in mir breit. Ein Gefühl, dass mich ruhig, zuversichtlich und aufmerksam sein lässt. Alles was wir gerade erleben, weckt etwas in uns. Die Verbundenheit mit Anderen; Dinge, deren Normalität wir nicht mehr hinterfragt haben; wir erinnern uns an das, was für unser Leben wirklich wichtig ist. Vieles, was immer schon so war, geht nicht mehr. Ablenkung geht nicht mehr. Weglaufen geht nicht mehr. Arbeit, Schule, Kultur, Gottesdienst – unser Leben pausiert. Aber wir sind da. Mit dem, was in uns ist. Mit all dem, was wir für andere sein und anderen geben können.
„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein. Wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht!“ Joh 12,24
Dieser Vers steht über der kommenden Woche. Mit Jesus Christus glauben wir, dass der Tod nicht das Ende ist. Dass aus jedem Ende etwas Neues erwachsen kann. Ich bin voller Hoffnung, dass nach Abschottung, Vereinzelung und Verlust unser aller Leben reicher, tiefer und lebenswürdiger ist. Aber das ist Zukunft. Noch sind wir mittendrin. Bleiben Sie alle behütet!
Pastorin Christine Meyer-Seifert, Evangelisch-Methodistische Friedenskirche Zwickau
zum Sonntag Okuli
„Wohin?“
Manchmal möchte man den Kopf in den Sand stecken. Immer wieder schlechte Nachrichten: Corona-Virus, Feuersbrunst in Australien, überfüllte Flüchtlingslager… Extreme Weltanschauungen und Polarisierungen auf der einen Seite; Angst vor Gewalt, vor Armut, vor Überfremdung auf der anderen Seite. Wo führt das alles hin?
Früher fühlte sich vieles leichter an. Man möchte in seinen Erinnerungen baden und sehnt die gute alte Zeit herbei. Denn es gibt wertvolle Dinge, die man in sich trägt – aus einer Zeit, die nicht wiederkommt.
Der Herr Jesus Christus mahnt an diesem Wochenende, sich auf etwas Unangenehmes einzulassen, nämlich nach vorn zu schauen, in die Zukunft (von der man nichts Gutes erwartet): „Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes“. (Lukas 9,62)
Nicht der Blick zurück macht uns und diese Welt heil. Was die Welt heil macht, das liegt nicht hinter uns, sondern kommt uns entgegen. Gott sei Dank: Wir alle hatten trotz schwerer Zeiten und tragischer Erlebnisse auch Gutes, an das wir uns dankbar erinnern dürfen. Ein dankbarer Blick auf das, was hinter uns liegt, ist heilsam für Seele und Leib!
„Wohin?“
Manchmal möchte man den Kopf in den Sand stecken. Immer wieder schlechte Nachrichten: Corona-Virus, Feuersbrunst in Australien, überfüllte Flüchtlingslager… Extreme Weltanschauungen und Polarisierungen auf der einen Seite; Angst vor Gewalt, vor Armut, vor Überfremdung auf der anderen Seite. Wo führt das alles hin?
Früher fühlte sich vieles leichter an. Man möchte in seinen Erinnerungen baden und sehnt die gute alte Zeit herbei. Denn es gibt wertvolle Dinge, die man in sich trägt – aus einer Zeit, die nicht wiederkommt.
Der Herr Jesus Christus mahnt an diesem Wochenende, sich auf etwas Unangenehmes einzulassen, nämlich nach vorn zu schauen, in die Zukunft (von der man nichts Gutes erwartet): „Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes“. (Lukas 9,62)
Nicht der Blick zurück macht uns und diese Welt heil. Was die Welt heil macht, das liegt nicht hinter uns, sondern kommt uns entgegen. Gott sei Dank: Wir alle hatten trotz schwerer Zeiten und tragischer Erlebnisse auch Gutes, an das wir uns dankbar erinnern dürfen. Ein dankbarer Blick auf das, was hinter uns liegt, ist heilsam für Seele und Leib!
Aber wir dürfen auch hoffnungsvoll in die Zukunft schauen. In einem Kirchenlied heißt es: „Vertraut den neuen Wegen auf die uns Gott gesandt! Er selbst kommt uns entgegen. Die Zukunft ist sein Land.“ (K. P. Hertzsch) Wer sich im Gestern einrichtet, kommt ins Schlingern und verpasst, was ihm heute geschenkt ist. Gerade Furchen ziehen kann der, dessen Leben ein Ziel hat. Und das liegt nicht in dieser Welt. Das Ziel für unsere Welt ist schon von Gott bestimmt. ER ist es, der sagt: „Siehe, ich mache alles neu!“ Gott wird abwischen alle Tränen, und der Tod wird nicht mehr sein, weder Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein. (Offenbarung 21,4+5) Von dort kommt uns Jesus Christus entgegen, um uns hier und jetzt zu begegnen und einzuladen, mit IHM den Weg zu gehen – in die Zukunft, die von Gott schon vorbereitet ist. Heil wird die Welt durch Ihn!
Aber wir dürfen auch hoffnungsvoll in die Zukunft schauen. In einem Kirchenlied heißt es: „Vertraut den neuen Wegen auf die uns Gott gesandt! Er selbst kommt uns entgegen. Die Zukunft ist sein Land.“ (K. P. Hertzsch) Wer sich im Gestern einrichtet, kommt ins Schlingern und verpasst, was ihm heute geschenkt ist. Gerade Furchen ziehen kann der, dessen Leben ein Ziel hat. Und das liegt nicht in dieser Welt. Das Ziel für unsere Welt ist schon von Gott bestimmt. ER ist es, der sagt: „Siehe, ich mache alles neu!“ Gott wird abwischen alle Tränen, und der Tod wird nicht mehr sein, weder Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein. (Offenbarung 21,4+5) Von dort kommt uns Jesus Christus entgegen, um uns hier und jetzt zu begegnen und einzuladen, mit IHM den Weg zu gehen – in die Zukunft, die von Gott schon vorbereitet ist. Heil wird die Welt durch Ihn!
Pfr. Michael Schünke, Ev.-luth. Versöhnungskirchgemeinde Zwickau-Planitz
zum Sonntag Reminiszere
Mund
auf!
Am 8. März beginnt die Woche der Brüderlichkeit. Seit 1952 wird sie jährlich veranstaltet von den Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Das Motto dieses Jahr lautet „Tu deinen Mund auf für die Anderen“. Es ist Worten der Bibel entlehnt, die ein König von seiner Mutter gelehrt bekam: „Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind. Tu deinen Mund auf und richte in Gerechtigkeit und schaffe Recht dem Elenden und Armen“ (Sprüche 31, 8f.). Hier spricht die gute alte Kinderstube. Im Grunde ist sie heute noch die gleiche wie damals, auch wenn seit Entstehen des Textes mehr als zweitausend Jahre vergangen sind. Haben wir Ähnliches von unseren Eltern vermittelt bekommen? Wenn ja: geben wir es gleichermaßen an unsere Kinder weiter?
Angesichts des Tonfalls in unserer Gesellschaft sollten wir unsere Kinder dringender denn je dazu zu erziehen, den Mund aufzutun und sich einzusetzen für Gerechtigkeit, die Stummen und Verlassenen.
Aber wer sind eigentlich ‚die Anderen‘? Fußballfans, Lehrer, Schüler, Eltern, Kinder, Alte, Junge, Frauen, Männer, Oberschüler, Gymnasiasten, Vegetarier, Veganer, Fleischesser, Radfahrer, Autofahrer, Christen, Moslems, Katholiken, Evangelische, Trauernde, Glückliche, … Wir sind den ganzen Tag umgeben von den Anderen. Und wir selbst sind den ganzen Tag ‚die Anderen‘. Jede*r von uns ist dankbar, wenn unser Anderssein in diesem Moment akzeptiert wird, sich jemand dann für uns einsetzt und den Mund auftut, wenn es nötig wird.
Genau darum sollten wir das auch tun. Das bedarf keiner großen Worte und noch weniger großer Taten. Beleidigungen, Verunglimpfungen, Lästereien, dumme Witze gegenüber dem ‚Anderen‘, sei es Geschlecht, Gesinnung, Religion, Herkunft, Bildung, sozialer Schicht, Ernährung, Lebensweise,… begegnen uns im Alltag, in der Familie, im Freundeskreis, unter Kollegen, auf Elternabenden, bei Stadionbesuchen, … Lasst uns den Mund auftun, im Sinne der Brüderlichkeit und Nächstenliebe!
Dr. Bianka Röhr ist Historikerin und Gemeindepädagogin im Ev.-Luth. Kirchspiel Zwickau Nord
zum Sonntag Invokavit
Geschenkter Tag
Was würden wir tun, wenn uns jemand einen zusätzlichen Tag schenken würde? Mit Sicherheit fiele uns da einiges ein: mal richtig ausspannen, etwas besonders erleben, Zeit mit lieben Menschen verbringen usw.
Warum versuchen wir das heute nicht einfach? Heute ist so ein „geschenkter“ Tag. Denn den 29. Februar kennt der Kalender nur aller vier Jahre.
Freilich ist mir klar, warum es das Schaltjahr gibt. Weil die Erde für das Umkreisen der Sonne nicht exakt 365 Tage, sondern knapp sechs Stunden mehr benötigt, braucht es aller vier Jahre einen „zusätzlichen“ Tag, damit der Kalender wieder mit der Erdbewegung übereinstimmt.
Dennoch gefällt mir die Idee des „geschenkten“ Tages. Wie viele Pläne und Ideen haben wir? Und wie vieles schieben wir regelmäßig auf! Nicht selten betrauern wir dann, wenn es zu spät ist, die verpassten Chancen.
Katholische Christen haben sich am Mittwoch dieser Woche, dem Aschermittwoch, ein Kreuz mit Asche auf die Stirn zeichnen lassen. Damit werden wir an unsere Endlichkeit erinnert. Jeder von uns muss diese Erde einmal wieder verlassen.
Doch das ist kein Grund für Angst oder Panik. Denn das Kreuz macht uns deutlich, dass unsere Zeit und unser Leben in Gottes Händen liegt. Er hat uns so unendlich lieb, dass er mit uns die Ewigkeit verbringen will.
Aber er möchte auch, dass es uns jetzt schon gut geht, dass wir glücklich sind. Deshalb sollten wir unsere Prioritäten überprüfen! Dient das, was wir als wichtig erachten, wirklich dem wahren Glück? Es wäre schade, wenn wir die einmalige Lebenszeit, die uns zur Verfügung steht, verschwenden würden. Wir dürfen die von Gott geschenkte Zeit nutzen und genießen. Vielleicht fangen wir an diesem „geschenkten“ Tag ganz bewusst damit an.
Dazu wünsche ich Ihnen Gottes Segen!
Pfarrer Markus Böhme, Pfarrer der Zwickauer katholischen Pfarreien Heilige Familie, St. Franziskus, St. Johann Nepomuk, der Pfarrei Maria Königin des Friedens in Kirchberg und Dekan des Dekanates Zwickau
zum Sonntag Estomihi
Frischwetter
Am heutigen Tage gedenkt Zwickau, ja eine ganze Region, der verunglückten Bergleute des verheerenden Grubenunglücks vor genau 60 Jahren. Am 22. Februar 1960 starben in der 1. Abteilung des Karl-Marx-Steinkohlewerkes 123 Kumpel einen grauenhaften Tod. Den ersten Schreckensstunden folgten teils quälende Tage der Ungewissheit, abgelöst von der traurigen Gewissheit, dass von 178 eingefahrenen Bergleuten nur 55 gerettet werden konnten. Zahlreiche Familien erlebten, nur 15 Jahre nach dem Krieg, ein neues Trauma: Söhne, Ehemänner, Väter, Brüder, geliebte Menschen kamen nicht mehr lebend von unter Tage herauf. Für sie gab es kein herzliches „Glück Auf“ mehr, nur noch das traurig-trotzig-hoffende „Glück Auf“ als letztes Geleit in die Ewigkeit. Keiner dieser Verstorbenen soll vergessen werden, ihre Namen werden genannt heute in der Moritzkirche, an vielen Tagen in den Familien, in denen noch heute fehlen. Der Oberbergfürst, so wird Gott manchmal von den Bergleuten genannt, der hält unsere Klage aus, der hält den Schmerz mit uns aus, der hält unser Schweigen aus. Er hält ja sogar die vielen Worte aus, die wir gerechtfertigt oder ungerechtfertigt machen. In den verzweifeltsten Situationen unseres Lebens dürfen wir uns daran erinnern, wie sehr er uns dennoch liebt, wo er uns schon einmal getragen und getröstet hat, wie er uns neue Kraft schenkt zum Ertragen und Möglichkeiten schenkt zu vergeben und uns in Wahrheit zu begegnen. Aus dieser Erinnerung an die Güte des Oberbergfürsten erwächst eine wohltuende Leichtigkeit des Lebens und Glaubens – tragfähig für alles Kommende. Das Herz wird leichter auch wenn Narben bleiben; ich bekomme neu Luft zum Atmen, glauben, lieben. Die Bergleute unter uns wissen: Eine gute Bewetterung unter Tage ist lebensnotwendig – als Geistlicher sage ich: das ist auch hilfreich in unserem Lebensbergwerk: Frischwetter – also eine gute, dauerhafte Verbindung nach oben zu unserem himmlischen Herrn. Herzlich-hoffend Glück Auf!
Pfarrer Frank Pauli, Ev.-Luth. Kirchspiel Zwickau Nord
zum Sonntag Sexagesimä
Mir ist vor einigen Tagen bewusst geworden, wir wunderbar still es auf dem Land ist und ich habe mich an meine Zeit in Leipzig zurückerinnert.
Der Gegensatz könnte nicht größer sein, denn die Stadt ist unheimlich laut.
Straßenbahnen rattern an mir vorbei, Autos schalten lautstark in den nächsten Gang, Fahrradbremsen quietschen. Neben mir an der Haltestelle sitzt ein junger Mann mit Kopfhörern, ich kann die Musik erahnen. Zwei Mädchen unterhalten sich, wie es nach dem Abitur weitergeht. Eine Frau gibt per Handy die Einkaufsliste durch. Die Werbetafel surrt und zeigt ein neues Bild. In solch einem Trubel ist es schwer, die Stimme zu hören, die mich anspricht. Vor allem, wenn sie leiser ist als alles um mich herum.
Auch Gottes Stimme ist leise, nicht gleich zu hören. Ich hätte natürlich gern die dröhnende, laute Stimme, die zu mir spricht. Das wäre eindeutig. Deshalb muss ich genau hinhören. Mich dem Lärm und Durcheinander immer mal wieder entziehen. Auch das ist keine Garantie dafür, dass ich Gott höre. Manchmal denke ich, dass ich zu sehr mit dem Trubel in meinem Leben beschäftigt bin, um mir die Zeit mit Gott zu nehmen. Da brauche ich nicht einmal das Hintergrundrauschen der Großstadt, mein Leben ist auch so manchmal laut und gehetzt. Der Hebräerbrief macht Mut, dass Gott wirklich mit mir redet. Er macht Mut, mein Herz offen zu halten für Gottes Reden: „Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht.“ (Hebräer 3,15) Eine schöne Zusage, dass Gott mit mir redet, wenn ich mich auf ihn einlasse. Er ist an mir interessiert. Ich bin sein geliebtes Kind und genau deshalb will er mit mir sprechen. Jetzt. Hier.
Heute. Egal wie laut mein Leben ist, bei ihm kann ich zur Ruhe kommen, mein Herz ausschütten, alles sagen und hören, was Gott zu sagen hat.
Pfarrerin Sabrina Frank, Ev.-Luth. Kirchgemeinde Mülsen
zum Sonntag Septuagesimä
Was kann man alles im Liegen tun? Auch ohne anzüglich zu werden, fallen mir da eine Menge Dinge ein. Angesichts des Wetters kann ich wohl bald an einem freien Nachmittag auf einer Frühlingswiese liegen, den Duft frischer Blumen einatmen und den Himmel beobachten. Nach einem langen Tag freue ich mich riesig auf mein bequemes Bett.
Neulich lag ich mit dem Kopf nach oben unter unserem Wachbecken im Bad, um den kaputten Siphon zu reparieren – nicht so angenehm. Aber schlimmer kann es ja immer kommen:
Der Bibelvers, der die christlichen Gemeinden in dieser Woche begleitet, beschreibt eine noch anstrengendere Art Liegens:
„Wir liegen vor dir mit unserm Gebet und vertrauen nicht auf unsre Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit.“ (Daniel 9,18)
Liegen? Zum Gebet? Faltet man da nicht die Hände und schließt die Augen?
Der Mensch der diesen Satz schrieb ist zutiefst kaputtgespielt, er ist „zusammengebrochen“.
Ihm und seinen jüdischen Mitmenschen hat es den Boden unter den Füßen weggezogen, er ist fertig.
Kennen Sie das? Haben Sie schon mal Ähnliches erlebt?
Der Blick richtet sich nicht in den blauen Himmel sondern auf die Erde unter mir.
Unser Beter klagt Gott seine Situation. Ich kenne das.
Und auch mir hat oft geholfen, Gott das zu sagen, was mich niedermacht, zu Boden drückt hat und ihm das gestehen, was ich schon längst weiß, mir aber oft nicht getraue, einzugestehen: Ich bin mit meinem Latein zu Ende, meine Anstrengungen reichen nicht aus, um allein wieder auf die Beine zu kommen!
Der Beter klammert sich an einen letzten Strohhalm: er vertraut. Er vertraut, dass Gott da ist, selbst wenn er ihn nicht spürt, vertraut, dass Gott barmherzig ist, von Herzen mit mir ihm durch seine Situation geht oder gar durchträgt.
Ich wünsche mir dieser Vertrauen für die nächsten niederschmetternden Erlebnisse, die sicher kommen werden, und ich wünsche ihnen dieses Vertrauen auch.
Pfarrer Jens Buschbeck, Kirchspiel Zwickau-Nord
zum letzten Sonntag nach Epiphanias
„Im nächsten Oktober kommen die erst wieder rein“, wurde meinem Mann als Antwort gegeben, als er in einem Baumarkt nach Ersatzlampen für unseren Schwibbogen fragte. Das war wohl das eindeutige Zeichen: Die Weihnachtszeit wird tatsächlich bald vorbei sein. Am 2. Februar – an Mariä Lichtmess – werden sicher auch die letzten Frommen ihren Christbaum loswerden, den Stall und die Pyramide gut verpackt auf dem Boden verstauen und die Lichter erst Ende des Jahres wieder anstecken. Doch komplett verabschieden möchte ich mich nicht vom Licht. Besonders nicht vom Licht der Welt, das schon der Prophet Jesaja ankündigt: „Über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.“ Jesaja prophezeit mit diesen Worten ein Licht in der Finsternis der Welt, das allen Völkern gelten soll. Wenn dieses Licht kommt, werden die Menschen vor Freude strahlen und die Herzen werden erbeben, heißt es in der Bibel. Christen glauben, dieses Versprechen hat sich in Jesus, der in Betlehem geboren wurde, erfüllt. Gott ist in diesem Kind erschienen. Das heißt, er hat sich sichtbar gemacht und sich durch Jesus den Menschen zu erkennen gegeben. Und dieser Jesus darf seitdem unser Kind sein. Ein Kind, das im Herzen wachsen darf. Ein Kind, das wir auch nach Weihnachten nicht vergessen oder es zurücklassen sollen. Sondern uns wird zugetraut, dieses Kind in uns zu tragen und es mitzunehmen. So, wie Maria und Josef im Tragetuch. So, wie die Hirten in ihrer Einfachheit mit der sie erzählten, was sie erlebten. So, wie die weisen Männer von weit her, für die ein Stern am Himmel ihre ganze Welt veränderte. Jesus mitnehmen. Daran erinnert mich die kaputte Lampe am Schwibbogen. Sie liegt jetzt auf meinem Schreibtisch. So weiß ich jedes Mal, wenn ich sie sehe, dass der Weg mit Jesus noch nicht vorbei ist. Der Bogen seiner Geschichte mit mir spannt sich durch die Fastenzeit, über sein Leiden, bis hin zu Ostern. Da wird sie sich für alle Menschen erfüllen: seine Herrlichkeit.
Pfarrerin Rowena Jugl, Ev.-luth. Kirchgemeinde Reinsdorf
zum 3. Sonntag nach Epiphanias
Der Haken mit dem Haken!
Ein Häkchen genügt. Ein Häkchen kann alles entscheiden. Eine junge Frau hat beim Versenden einer Einladung per Facebook vergessen ein Häkchen bei Facebook zu löschen und schon wurde aus ihrer kleinen Geburtstagsparty ein Megaevent. 15.000 Gäste aus ganz Deutschland haben sich daraufhin bei ihr angemeldet. Menschen, die sie überhaupt nicht einladen wollte. 1500 standen dann sogar vor der Haustür. Das war peinlich und ärgerlich! Denn in der Regel wägen wir gut ab, mit wem wir feiern wollen.
Ein Häkchen genügt. Ein Häkchen klärt, wen wir dabeihaben wollen und wen nicht. Bei der jungen Frau ist das schief gegangen. Bei Gott ist das anders. Er feiert nicht gerne im kleinen Kreis. Er fragt nicht nach Herkunft, Geschlecht, sozialem Stand, Bildung, Finanzen oder gar Rasse. Er hat eine große Sehnsucht nach Gemeinschaft mit uns Menschen. So hat er – bildlich gesprochen – auf seiner Einladung zu seiner „Party“ ein universales Häkchen gesetzt.
Im Leitspruch für die kommende Woche heißt es:
„Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.“(Lukas 13,29)
Wie mag es Ihnen – wie mag es mir – auf solch einer Party ergehen? Wie mag es sein, wenn Menschen mit fremder Sprache, fremden Essgewohnheiten, fremden Tischmanieren, völlig anderem Musikgeschmack… Gottes Einladung annehmen? Wie mag sich das anfühlen, wenn – wie der Leitspruch es sagt – tatsächlich Menschen aus allen Himmelsrichtungen und mit einer sehr unterschiedlichen Vorstellungen vom Leben zur Party gehen? Vielleicht denken Sie: Das ist der Haken am Haken, dass Gott Gute und Böse, Bequeme und Unbequeme zu seiner Party einlädt. Dass Gott nicht vergisst, hier und da ein Häkchen zu löschen, sondern dass er sein Häkchen so unterschiedslos und bedingungslos setzt.
Wir sind eingeladen. Ein Häkchen genügt. Es liegt an uns. Gott stellt es uns frei, ob auf Gottes Einladung hin unser Häkchen setzen, ob wir uns bei Gott zurückmelden und mit auf die Party gehen.
Pastor Thomas Eichin, Baptistengemeinde Zwickau Planitz
zum 2. Sonntag nach Epiphanias
Ein neues Jahr hat begonnen. Die guten Wünsche, die freundlichen Gesichter, die Hoffnungen ordnen sich in den Alltag ein. Die Sorge ist wieder da und manches, was im alten Jahr nicht abgelegt werden konnte, fordert wieder Kraft. Auch die Sache mit dem Glauben. Was ist neu geworden durch den Besuch der Gottesdienste und der kirchlichen Veranstaltungen, welcher Zuspruch trägt? Kann Jesus wirklich helfen? Ein Zeitgenosse fragt sich das auch. Als Jesus die Gegend besucht, in der er lebt, bringt er vor, was ihm am Meisten Sorge macht. Sein Sohn ist krank und niemand kann ihn heilen. Der Vater ist ratlos und verzweifelt. Zu oft erlebt er, wie sein Kind von der Krankheit gequält und zu Boden geworfen wird. Das geht an die Substanz. „Ich glaube. Hilf meinem Unglauben“ – schreit er Jesus an. Diese Sätze wählte die Herrnhuter Brüdergemeinde zur Jahreslosung für das begonnene Jahr. Sie zeigt damit auf einen spannungsgeladenen Augenblick – den Kampf zwischen Krank sein und gesund werden und die Fragen, die sich dann ergeben. Wer kann in dieser Situation gewinnen?! Ferner: wer kann sagen, dass er in allen Lebenslagen Herr einer aussichtslosen Situation bleibt? Ich erkenne mich in dem Rufenden wieder. Und ich höre was Jesus ihm sagt: Alle Dinge sind möglich, dem der da glaubt. Beides gehört also zum Leben. Die Dinge, die ich nicht ablegen und verändern kann und der Ausweg, den es auch in einer solchen Situation gibt. Es ist wie ein schreiten aus dem Alten ins Neue. Sollte ich darum im Alten verharren? Die Jahreslosung ermutig, den Schritt im Glauben bewusst zu tun. Aus dem alten ins neue Leben. Wo Menschen mit eigener Kraft und Möglichkeit keinen Weg mehr wissen, bleibt im Glauben ein sicherer Ankerplatz und die Hinwendung zu Jesus ist nicht unbeachtet. Im neuen Jahr möchte ich öfter über diese Geschichte nachdenken. Und, dass am Ende alles gut wird – wie beim Vater, wie beim Sohn. Mit Jesu Hilfe. Natürlich weiß ich, dass nicht alle Erwartungen erfüllt werden, dennoch tut das gut, einem Helfer und seinen Worten zu vertrauen. Gottes Zuwendung zu mir bleibt eine zuverlässige Kraft.
Harald Pepel, Superintendent im Kirchenbezirk Zwickau
zum 1. Sonntag nach Epiphanias
Gnade und Wahrheit
Wir sahen seine Herrlichkeit ‒ eine voller Gnade und Wahrheit. Joh. 1,14
Wir leben in Erwartung. Das Wort passt: Wir glauben daran, aber unser Alltag zeigt oft eine andere Wirklichkeit. Wie zu Weihnachten: Ich kann die Kerzen schon entzünden. Sie leuchten schon. Aber draußen ist es kalt.
Wir ahnen mitunter etwas von der Größe und Gegenwart unseres Gottes ‒ und spüren, dass das eine die Verheißung ist, die wir haben, an die wir glauben dürfen. Das ganz andere ist oft das Erleben.
Wie bei einer Verlobung früher: Ihr gehört zusammen, aber doch wartet ihr noch aufeinander. Wie hieß es damals? Es ist noch nicht die Erfüllung.
Das ist Verlobung im Glauben:
Ich glaube an Gott, auch wenn ich ihn manchmal so gar nicht sehe oder erlebe.
Ich bleibe treu, auch wenn so vieles lockt und schnellen Gewinn verspricht.
Ich halte fest, auch wenn es mitunter so lukrativ ist, loszulassen, sich anderen Gesetzen und Regeln hinzugeben.
Ich freue mich auf Gott, und diese Freude verschönt und belebt mein ganz alltägliches Tun und Lassen. – Und dabei natürlich die oft ärgerliche Frage: Ist das so? Wie weit wirkt dieser mein Glaube in mein tägliches Tun hinein?
Wieder das Verlobungsbild: wie du dran bleibst und alles tust, was denkbar ist, weil du den Menschen nicht verlieren willst, den du liebst. Eine Freude, die offensichtlich darum so viel Energie entfacht, weil du noch nicht am Ziel bist – Was zugleich bedeutet:
Wer glaubt, am Ziel zu sein und es sicher zu haben, irrt. Kirchenmitgliedschaft allein ist es nicht.
Wo bleibt die Begeisterung?! Wenn ich die Balztänze unter jungen Leuten beobachte, dann freue ich mich; manchmal nervt es mich auch. Und ich denke: das wünschte ich mir für meine Kirche, diese Begeisterung… und sehe, wer balzt und sich streckt nach dem Glauben, sich bemüht – und wer abgeklärt ohne Begeisterung nur Termine wahrnimmt.
Und das flankiert von diesen unglaublichen Begriffen, die zum Kern des Glaubens gehören und eine heile Welt Gottes beschreiben: Gnade und Wahrheit.
Pfarrer Matthias Hecker, Evang.-Luth. Kirchgemeinde Kirchberg
zur Jahreswende
Geistliches Wort
Fürchtet euch nicht …
… spricht der Engel zu den Hirten in der Weihnachtsgeschichte. Sie hörten es und waren tief bewegt. Auch wir hören diese Botschaft in der Weihnachtszeit. Wieso spricht der Engel so zu uns? Weiß er nicht, dass die Furcht zu unserem Leben gehört? Auch wenn wir uns bemühen so zu tun, als gäbe es die Furcht nicht, fürchten wir dennoch vieles: schwere Krankheiten zum Beispiel. Wir fürchten uns vor dem Alter, vor Bettlägerigkeit oder Demenz; wir haben Angst vor Krieg, vor der Zerstörung unserer Umwelt; wir fürchten die vielen kleinen Kriege zwischen uns Menschen; wir haben Angst vorm Sterben oder vor der Einsamkeit.
Jesus sagt: „In der Welt habt ihr Angst.” Diese Beobachtung stimmt: Angst ist eine elementare Lebensäußerung. Die Bibel sagt: Seit damals, als der Mensch, der Adam, anfing, sich von Gott zu lösen, gibt es die Furcht: „Ich fürchte mich, denn ich bin nackt”, sagte Adam zu Gott. Unsere Furcht hat mit Nacktheit und Blöße zu tun, mit unsrer Hilflosigkeit. Unsere Angst hat damit zu tun, dass wir uns von Gott gelöst haben, dem Ursprung des Lebens. Wir haben Gott verlassen ‒ Gott aber hat uns nicht verlassen!
Denn seit die Furcht in unserem Leben ist, bemüht sich der um uns, der die Furcht überwindet. Jesus setzt den vorhin zitierten Satz ja noch fort: „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.”
Gott sagt: Ich bin bei dir, hab keine Angst, sei getrost, ich habe dich erlöst, du bist mein. Ich bin es, der dich errettet! Meinen Sohn Jesus Christus habe ich dazu in die Welt geschickt! Deshalb sagt der Engel in der Weihnachtsgeschichte: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird, denn euch ist heute der Heiland geboren, Christus.”
Deshalb möchte ich Dich ermutigen: Fürchte Dich nicht, glaube nur. Glaube überwindet die Furcht, Glaube an den von Gott gesandten Retter, den Heiland der Welt. Fürchte Dich nicht, denn auch Dir ist der Heiland geboren!
Pastor Lutz Brückner, Evangelisch-methodistische Kirche Kirchberg/Wilkau-Haßlau
zum Christfest
Weihnachtsgeheimnis
Dem Geheimnis von Weihnachten auf die Spur zu kommen, helfen mitunter kleine Geschichten. Eine solche möchte ich heute erzählen:
Zu den Hirten auf Bethlehems Feldern gehörte auch einer, der zwar groß und stark war, aber er hinkte und konnte nur an Krücken gehen – Folgen eines Unfalls. Meist saß er nur mürrisch am Hirtenfeuer und sah zu, dass es nicht ausging. Als in der Heiligen Nacht den Hirten die Engel erschienen und ihnen die Botschaft von der Geburt des Kindes brachten, das zum Heiland der Welt werden würde, sah und hörte er nichts davon. Auch als es ihm die anderen Hirten erzählten und sich zum Stall nach Bethlehem aufmachten, ließ er sich nicht beeindrucken. Er blieb allein am Feuer zurück. „Lauft ihr nur. Was wird es anderes sein als ein Spuk, ein Traum.“ – So dachte er und rührte sich nicht. Was aber, wenn dies alles wahr wäre? Der Gedanke nagte in ihm. So raffte er sich doch auf und humpelte den Spuren der anderen nach. Der Morgen dämmerte längst, als er endlich im besagten Stall ankam. Ja, das musste der richtige Ort sein. Aber wo war das Kind, wo dessen Eltern, wo seine Kollegen? Er lachte. Nein, es gab kein Kind, keine Engel. Schadenfroh wollte er bereits umkehren. Da entdeckte er die kleine Kuhle in der Futterkrippe, dort konnte nur das in Windeln gewickelte Kind gelegen haben. Er wusste plötzlich nicht mehr, wie ihm geschah. Er kniete vor der leeren Krippe nieder. Was machte es aus, dass er den Gesang der Engel nicht gehört, das Kind nicht persönlich gesehen hatte, dass er nicht mit den anderen Hirten durch Bethlehem zog, um vom Wunder der Heiligen Nacht zu erzählen. Er spürte aber etwas in seinem Herzen, eine Freude, wie er sie lange nicht mehr kannte. Mit Worten war das nicht zu beschreiben. Staunend ging er davon. Er wollte das Feuer wieder anzünden, bevor die anderen zurückkehrten. Als er schon ein ganzes Stück gegangen war, merkte er, dass er seine Krücken bei der Krippe vergessen hatte. Er wollte schon umkehren, aber wozu? So ging er einfach weiter mit immer festerem Schritt.
Ich wünsche allen Lesern, dass sie dem Geheimnis von Weihnachten (auch bei aller Skepsis) und der frohen Botschaft dieses Festes so wie dieser Hirte auf die Spur kommen: Die Botschaft lautet: „Fürchtet euch nicht; Siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird, denn euch ist heute der Heiland geboren.“
Pfr. Karlheinz Wohlgemuth Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Lichtentanne
zum 4. Advent
Es gibt viele Arten von edlen Bilderrahmen: moderne, von bekannten Designern entworfen und sehr teuer, aber auch alte aus erlesenen Hölzern mit reicher Verzierung. Aber wer von Ihnen würde sich einen leeren Rahmen an die Wand hängen, auch wenn er noch so schön und wertvoll wäre? Es kommt doch auf das Bild an, oder? Auch das Weihnachtsfest hat seinen Rahmen und den lassen wir uns auch etwas kosten: der schön geschmückte Weihnachtsbaum, das eine oder andere wertvolle Geschenk und natürlich die vielen kleinen Zuwendungen an die Kinder und Enkelkinder zu Weihnachten. Die Lieder, die Krippe unter dem Baum, Kerzen, Weihnachtsmärkte, die Beleuchtung der Häuser. Das ist der Rahmen. Dieser weihnachtliche Rahmen ist schön, aber das kann doch nicht alles sein! Wer nur den Rahmen betrachtet, der kann das Bild, das Wesentliche, nicht sehen. Was wäre mein Bild für Weihnachten? Ganz einfach – drei Symbole: Zuerst eine Sonne: Die Geburt des Kindes Jesus will die winterliche Kälte in unseren Herzen und in unserer Gesellschaft vertreiben. Mancher hat Sorgen, doch die Weihnachtsbotschaft lautet: „Siehe ich verkündige euch große Freude. Fürchtet euch nicht.“ Wer sich auf diese Sonne einlässt, dem schmilzt der Eispanzer vom Herzen, da werden Traurige getröstet, da erfahren Hoffnungslose vielleicht etwas Zuversicht. Als zweites ein Herz: Im Kind in der Krippe zeigt Gott sein lebendes Herz, da gibt er sein Liebstes her, seinen einzigen Sohn. Gott hätte mit Macht auftreten können, um den Mächtigen ihre Ohnmacht zu zeigen. Aber er kam als hilfloses, ohnmächtiges Kind. Seitdem zählt nicht mehr das Äußere, der Rahmen, sondern nur noch das Innere, das Herz. Als drittes eine Krippe: Nehmen wir an, Sie wären der Retter der Welt. Wo möchten sie geboren werden? Wer von uns hätte die Armut gewählt? Ich denke wohl keiner. Keiner – außer Gott. Gottes Lobby sind die Armen dieser Erde, die auch in diesem Jahr unter Krieg und Verfolgung zu leiden haben. Das Bild von Weihnachten, auf das unser Blick – gern durch einen schönen Rahmen – fallen soll, hat mit Gott zu tun und mit den Menschen, die er liebt. Wir können dieses Bild ansehen, wir können den Kopf darüber schütteln. Wir können es aber auch in unser Herz aufnehmen.
Pastor Christian Posdzich, Evangelisch-methodistische Friedenskirche Zwickau
zum 3. Advent
Mache dich auf zum Licht!
Wann haben sie das letzte Mal im Dunkel des Gartens oder am Meer unter einem wolkenlosen Sternenhimmel gesessen? Haben die Weite gespürt, vielleicht auch die Ehrfurcht Teil dieses Universums zu sein? In erinnere mich an solch eine Nacht. Ich spürte ein Gefühl tiefer Geborgenheit, ahnte etwas Wunderbares. Es gibt ein Abendlied: „Weißt Du wieviel Sternlein stehen“. Darin heißt es über die Sterne: „Gott der Herr hat sie gezählet, dass ihm auch nicht eines fehle […] kennt auch dich und hat dich lieb“. In der gewaltigen Schönheit und Tiefe des sternenübersäten Universums, in diesem Dunkel hatte ich das Gefühl dazuzugehören, selber gemeint zu sein.
Es gibt aber auch das andere Dunkel. Da, wo der Blick so gar nicht erwartungsfroh ist. Wo das Gefühl vom Leben so gar nicht geborgen scheint und Sorgen, Ängste, Zweifel an einem nagen. Dunkler und dunkler wird es in diesen Zeiten – innen wie außen.
Die Hirten auf dem Feld kennen vor allem diese Dunkelheit. Sie standen als Menschen am Rande der Gesellschaft. Sie hatten keinen guten Ruf und kaum Chancen auf Veränderung ihrer Situation.
Doch sie waren die ersten, denen das Licht in der Nacht erschien. Die ersten, die die Worte des Engels hörten und denen eine Zukunft eröffnet wurde. In einer ganz normalen Nacht war schlagartig alles anders. Natürlich hatten sie Angst. Es war zu gewaltig, was sie da erlebten. Aber sie hörten auch das „Fürchtet euch nicht!“ Eine Aufforderung und ein Zuspruch zugleich. Fürchtet euch nicht! Das Licht ist für alle da!
Die Sehnsucht nach Licht ist auch 2000 Jahre nach Jesu Geburt noch da. Es ist die Sehnsucht nach Veränderung, Liebe, Hoffnung, Zukunft, Freiheit.
Advent lebt sowohl von der Verheißung, als auch von der Erfahrung, dass Gott kommt. Vielleicht anders als gedacht, anders als erwartet oder gewünscht. Advent öffnet einen Raum, sich wieder neu nach diesem Licht auszustrecken und darauf zuzugehen. Das Licht – es ist längst da! Also: „Mache dich auf!“
Christine Meyer-Seifert, Pastorin der Evangelisch-methodistischen Kirche in Zwickau
zum 2. Advent
Liebe Leserinnen und Leser!
Und schon sind wir wieder mitten drin in der geliebten und gehassten, der besinnlichen und hektischen Adventszeit. Und wir versuchen, irgendwie durchzukommen, ein bisschen Freude zu erhaschen, ein wenig „Himmel“ zu erspüren…
„Wer im Dunkel lebt und wem kein Licht scheint, der vertraue auf den Namen des HERRN und verlasse sich auf seinen Gott.“ So steht es über dem Monat Dezember; ein Bibelwort aus dem Buch des Propheten Jesaja (Kapitel 50, Vers 10). Der Name Gottes bedeutet: Gott ist nahe; Gott ist da! Und es steckt noch etwas in diesem Namen: Gottes Möglichkeiten und Wege gehen über das hinaus, was uns Menschen möglich ist. Darum die Einladung: Vertraue auf den Namen des Herrn; verlass dich auf deinen Gott! In dem Namen Gottes steckt ein volles Programm: ein Hilfsprogramm. Damit ist der Sohn Gottes auf die Welt geschickt worden. Jesus wurde dort geboren, wo es dunkel und verlassen war – im Stall von Bethlehem. Er kam zu denen, die sich selbst überlassen waren und keine Lobby hatten – zu den Hirten. Er kam schwach und klein – als ein Kind. Keiner soll verloren sein. Wer im Dunkel lebt und wem kein Licht scheint, der (und die) ist hier an der richtigen Stelle! Gott bringt Licht in die Welt! Das Hilfspaket, das Gott durch Jesus auf die Erde gebracht hat, beinhaltet Vergebung, Erlösung, Freude, Versöhnung und Hoffnung auf das ewige Leben. Dafür steht ER ein mit seinem Namen – Gott selbst und auch sein Sohn Jesus Christus. Der Name Jesus bedeutet: Gott hilft; Gott rettet!
Ich wünsche uns allen, dass wir uns in der Advents- und Weihnachtszeit herausführen lassen können aus unseren Verunsicherungen, Verbitterungen und Enttäuschungen – zu Jesus Christus. ER sagt: „Ich bin in die Welt gekommen als ein Licht, damit, wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe.“ (Joh. 12,46) Dafür steht er ein mit seinem Namen! Lassen Sie sich herzlich einladen in die Kirchen und Gemeinden in diesen Tagen vor und um Weihnachten. Eine frohe Adventszeit Ihnen allen!
Pfr. Michael Schünke, Lukaskirchgemeinde Planitz
zum 1. Advent
Der dunkelste Monat des Jahres beginnt an diesem Sonntag – aber wir Menschen machen es uns hell: mit den Lichtern in den Stuben und Fenstern, an Schwibbögen, Weihnachtsbäumen und -pyramiden. Die erste Kerze am Adventskranz – übrigens eine Erfindung des Gründervaters der Diakonie, Johann Hinrich Wichern – wird entzündet.
In der dunklen Jahreszeit sehnen wir uns nach Licht, so wie wir uns in der Einsamkeit nach menschlicher Nähe, in Trauer nach Trost, in Angst nach Hoffnung, im Krieg nach Frieden, in Unsicherheit nach Vertrauen und Geborgenheit sehnen. Nicht nur das fehlende Tageslicht, sondern auch anderes also macht die Welt um mich herum dunkel oder wenigstens ab und zu düster.
Im Johannesevangelium spricht Jesus von Nazareth davon, dass er das Licht der Welt ist und seine Nachfolger Licht sein sollen für die Welt. Als Christ weiß ich darum, dass ich eine Orientierung brauche, mich ausrichten darf an Gottes Licht, der mir ein Wegzeichen für meinen Lebensweg ist. Nicht die Dunkelheit, die Angst, Trauer, Unsicherheit oder Konflikt sollen mein Leben bestimmen, sondern das Licht, die Wahrheit, Hoffnung, Glaube, Gewissheit, die Liebe.
Im Leben Jesu, so wie ich davon in der Bibel erfahre, begegnet mir das Beispiel und Vorbild Gottes, dass ich zwar in meinem Leben nie ganz erreichen werde, aber eine Annäherung findet statt, weil ER sich mir nähert, weil ich nicht mehr fliehe.
Die dunklen Momente meines Lebens verlieren ihren Schrecken, die Nacht meines Leben, die Nacht der Welt geht dem Ende zu – schon leuchtet der Morgenstern und am Horizont kündigt sich das Licht des neuen Tages -des Tages Gottes an.
Derweil mach ich mich auf und werde für andere zum Licht, durch mein Reden und Schweigen, durch mein Tun und Lassen. Fröhlich entzünde ich die erste Kerze auf dem Adventskranz und knipse den Schwibbogen im Fenster an. Dabei pfeife ich die Melodie von „Die Nacht ist vorgedrungen“, Evangelisches Gesangbuch Nr. 16.
Pfarrer Frank Pauli, Ev.-Luth. Kirchspiel Zwickau Nord
zum Ewigkeitssonntag
Morgen am Ewigkeitssonntag bzw. Totensonntag wird in den Gottesdiensten der Verstorbenen des vergangenen Jahres gedacht. Während die einen trauern, beginnen andere ihre Häuser und Wohnungen weihnachtlich zu schmücken. ‚Das macht man erst nach dem Ewigkeitssonntag!‘ sagen manche. Wie auch immer: in keinem anderen Fest sind sich Christen und Nichtchristen in freudiger Erwartung so nah wie in Weihnachten.
„Dem Gerechten muss das Licht immer wieder aufgehen und Freude den aufrichtigen Herzen.“ (Ps 97,11) Die Losung des Ewigkeitssonntags weist in die Zukunft und birgt Hoffnung in sich. Ohne die Hoffnung auf das Licht und die Freude wäre unser persönliches Leid wie auch das der Welt kaum auszuhalten. Der Wochenpsalm für diese letzte Woche des Kirchenjahres ist der Psalm 126. Der Theologe Volker Mantey hat diese über zweitausend Jahre alten Worte in unsere heutige Zeit übertragen. Sie sind heute genauso aktuell, wie sie damals waren. Der Psalm beginnt in nach seiner Übersetzung so: „Ich will dir einen Traum erzählen: Gott macht ein Ende mit dem Leid der Welt.| Ich glaube, ich würde vor Freude platzen! Ich könnte nicht mehr aufhören, Gott dafür zu danken …“ Das ist schon erstaunlich: die Probleme der Menschen damals waren im Grunde dieselben wie der Menschen heute.
Das Vertrauen auf Gott, auf das immer wieder aufgehende Licht und die Freude vermag uns Hoffnung geben. Aber es kann und soll uns nicht zum Nichtstun anhalten, weil eh alles ‚schon wird‘. Gerechtigkeit ist gefordert und ein aufrichtiges Herz. Das sagt sich so leicht und nie scheint es schwerer, sich dazu zu bekennen. Angesichts einer schwindenden Gesprächskultur, wenn Menschen sich nicht mehr ausreden lassen, sich in sozialen Netzwerken beleidigen, keine anderen Meinungen tolerieren können – dann fällt es schwer positiv zu denken. Aber gerade wir Christen sollten uns nicht entmutigen lassen und immer und immer wieder mit aufrichtigem Herzen voran gehen und Stellung beziehen für Gerechtigkeit. Damit der Traum des Psalms wahr wird.
Dr. Bianka Röhr ist Historikerin und Gemeindepädagogin im Ev.-Luth. Kirchspiel Zwickau Nord
zum Buß- und Bettag
Was haben Bus und Bett miteinander zu tun? Ich frage mich das immer, wenn Menschen den Buß- und Bettag als Bus- und Bett-Tag bezeichnen. Klar, es ist toll, einen Feiertag zu haben, im Bett zu bleiben und auszuschlafen oder eben das Auto (oder den Bus) voll zu laden und einen Familienausflug zu machen. Aber wirklich fröhlich kommt der Tag nun wahrlich nicht daher. Buße und Gebet, das mutet uns schon schwer an. Damit will ich mich nicht unbedingt auseinandersetzen, zumal ja die fröhliche Advents- und Weihnachtszeit schon vor der Tür steht und ich mir lieber Gedanken darüber mache. Aber ich mag trotzdem diesen leisen Feiertag, weil er mir hilft, Weihnachten wirklich gelöst und voller Freude zu feiern. Der Tag lädt uns ein, all das vor Gott zu bringen, was uns belastet und uns von IHM entlasten zu lassen. Quasi in einen Bus einzusteigen und dem Fahrer vertrauen, dass er das Steuer in der Hand behält und sich vorher noch um mein Gepäck kümmert. Denn Gott meint es gut mit uns, aber da gibt es eben auch so manchen Rucksack, so manche Last in meinem Leben, die ich mit mir herumschleppe. Der Bibelvers für den Buß- und Bettag macht das noch einmal deutlich. Im Buch der Sprüche heißt es: „Gerechtigkeit erhöht ein Volk; aber die Sünde ist der Leute Verderben.“ (Sprüche 14,34) Wenn wir an dem festhalten, was uns von Gott und Menschen trennt, die Last nicht abgeben, dann wird es immer etwas geben, was mich bindet und zurückhält. Am Buß- und Bettag sollen wir uns aber von unseren Sorgen und Belastungen nicht runterziehen lassen, sondern uns von Gottes Gerechtigkeit erhöhen lassen. Uns von IHM Gutes tun lassen. Wer weiß, vielleicht schlafe ich dann auch mal wieder tief und fest, weil ich all das losgeworden bin, was sonst meine Gedanken so festgehalten hat. Manchmal ist das nur ein kleines Gebet, ein kurzes Gespräch mit unserem Gott, das dieses Wunder bewirken kann.
Pfarrerin Sabrina Frank, Ev.-Luth. Kirchgemeinde Mülsen
zum Vorletzten Sonntag im Kirchenjahr
In einem Fernsehwerbespot ist Folgendes zu sehen: Zwei Senioren treffen sich nach Jahren wieder. Voller Stolz präsentieren sie, was sie im Leben erreicht haben: Haus, Schwimmbad, fahrbarer Untersatz – alles top. Aber ist das alles, was den Ertrag des Lebens ausmacht? Oder fehlt da noch was? Das Ende des Kirchenjahres lenkt unseren Blick auf das Ende des Lebens. Auf das, was danach kommt. Und darauf, was am Ende zählt: Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, heißt es dazu in der Bibel. Am Ende geht es darum, wie Gott unser Leben beurteilt: Ob alles Gutgemeinte wirklich gut war. Welche Folgen Versäumtes hatte. Um das, was Anderen bedeutsam erschien. Und um das, was im Verborgenen geschah. Jeder ist gefragt. Denn jeder ist Gott wichtig. Er sieht nicht achtlos darüber hinweg, wie wir leben. Und er spricht das letzte Wort darüber, was Bestand hat und was vergeht. Das heißt für mich: Ich überlasse es getrost Gott, andere zu beurteilen und messe sie nicht an meinen Maßstäben. Ich frage stattdessen, ob mein eigenes Tun bei Jesus Gefallen findet. Nicht damit ich einen gnädigen Gott finde. Das ist durch Christus längst geschehen. Das darf ich einfach glauben, muss nichts dazutun. Aber ich bin gefragt, wie sich dieser Glaube in meinem Alltag konkret auswirkt. Wie ich über andere denke und mit ihnen rede. Wie ich mit denen umgehe, die mir fremd, vielleicht auch anstrengend erscheinen. Wie ich mich gegenüber Bedürftigen oder Benachteiligten verhalte. Manchmal ist ein offenes Ohr gefragt, andermal das stille Gebet. Manchmal eine klare Haltung, andermal die helfende Hand. Jesus sagt: Was ihr einem von diesen meinen geringsten Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan. Darum bin ich gefragt, ist jeder gefragt, wenn es darum geht, Gottes Liebe zu bezeugen.
Horst Kleiszmantatis Der Autor ist Pfarrer im Ehrenamt in der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsen und Leiter der Ökumenischen TelefonSeelsorge Zwickau
zum Drittletzten Sonntag im Kirchenjahr
Wäre die Welt ein Dorf mit 100 Einwohnern, könnten mehr als 70 von ihnen nicht lesen und nur einer hätte eine weiterführende Schule besucht. Mehr als 50 wären unterernährt. Über 80 lebten in unzureichenden Unterkünften. Wäre die Welt ein Dorf mit 100 Einwohnern, kämen 6 von ihnen aus den USA, diese 6 besäßen 59 % des gesamten Dorfeinkommens, die anderen 94 lebten vom Rest. Wie würden wohl die 6 Reichen mit ihren Nachbarn leben? Sicherlich würden sie sich bewaffnen zum Schutz gegen die 94, mit einem Verteidigungsetat pro Person, höher als das gesamte Privateinkommen der anderen. Die Welt ist ein Dorf und wir leben in ihr. Ist da nicht Krieg zwischen den Menschen vorbestimmt? Von Jesus hören wir in der Bergpredigt eine ganz andere Sicht auf die Welt: „Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Auch Jesus kennt die Welt. Mit den Mächtigen und den Reichen darinnen, den Armen und denen, die ausgebeutet werden. Auch Jesus sieht, wie es zwischen den Menschen zugeht. Selbst vor Kollegen, Freunden und in Familien macht der Kleinkrieg keinen Halt. Jesus sieht die Situation von uns Menschen, aber er bietet auch einen neuen Weg an, um miteinander umzugehen. Wir können auf Anfeindung, Boshaftigkeit und Neid anders antworten als mit Wut oder Rache. Der großartige Friedensstifter Mahatma Gandhi reagierte auf seine politischen Feinde, indem er sich seine Wut auf die Missstände in seinem Land und in der Welt zunutze machte: „Durch bittere Erfahrung lernte ich die eine wichtigste Lektion: mit meiner Wut umzgehen. Wie Hitze durch richtige Ausnutzung zu nützlicher Energie wird, kann unsere in Bahnen gelenkte Wut in eine Kraft verwandelt werden, die die Welt bewegen kann.“ Vielleicht ist das auch für uns eine Chance im Kleinen, wie im Großen den endlosen Kreislauf der Vergeltung zu durchbrechen. Selig sind, die Frieden stiften! Das ist niemals leicht. Denn zu wählen, was schwierig ist, jeden Tag, als ob es leicht sei: das ist Glaube!
Pfarrerin Rowena Jugl, Reinsdorf
zum 19. Sonntag nach Trinitatis 27.10.2019
Für uns, die evangelischen Christen der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens war das eine turbulente Woche. Sie startete mit dem Bangen um die Entscheidung ob die Kirchenleitung den Rücktritt unseres Landesbischofs annehmen wird oder ob der gemeinsame Weg doch noch fortgesetzt werden kann. Es hat Aufrufe zu Mahnwachen, zu Gebeten und in allem auch den Ruf nach Klarheit gegeben. Nun ist die Entscheidung bekannt gegeben worden und viele stehen ratlos da. War der Einsatz für ihren Bischof vergeblich? Wen diese Frage bewegt, ist mit Recht auf der Suche nach Antworten. Sie sind nicht leicht zu finden. Darum kann zurzeit nur eine helfen. Die klare Entscheidung des Landesbischofs und seine Erklärung gegenüber der Kirchenleitung, sein Amt aus eigener, freier Entscheidung zur Verfügung zu stellen, um Schaden von seiner Kirche abzuwenden. Der Landesbischof hatte, wie er es in der Erklärung ausdrückte, angesichts der öffentlichen Diskussionen um seine Person, keine Gewissheit mehr ob er der Einheit der Landeskirche im Amt des Bischofs weiter dienen kann. Der Bischof wollte sich nicht instrumentalisieren lassen. Nicht außerkirchlich und nicht innerkirchlich. Sein Rücktritt ist ein überaus großer Preis für unsere Kirche. Zugleich aber ist er auch eine erhebliche Mahnung zum aufrichtigen Umgang miteinander. Die Lagerbildung hilft nicht weiter. Das schwarz-weiß Denken hilft nicht weiter. Sich rechts oder links verorten hilft nicht weiter. Was Wege öffnet, ist der Wille zum Frieden. An ihm muss sich die Gemeinde Jesu Christi und der Einzelne messen lassen. Dass er mit Wahrheit, Kompromissen und im Verstehen des Gegenübers ‒ oder wie die Bibel sagt, sich im Hören und Tun ereignet, dazu schenke uns Gott die nötige Kraft. Im Evangelium ist sie jedenfalls vorhanden. Wie gut, wenn dieser Geist wieder bewegt. Er gilt nicht nur einigen wenigen, sondern allen die sich für den Frieden einsetzen. In diesem Sinne gilt, besonders jetzt, die Bitte Jeremias: Heile du mich, HERR, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen. (Jeremia 17,14) Sie sich zu eigen zu machen, ist auch für mich, der größere Gewinn.
Harald Pepel, Superintendent des Ev.-Luth. Kirchenbezirkes Zwickau
zum Osterfest 2021
Für viele Leute gehört ein Spaziergang zum Osterfest dazu, gerade auch jetzt. „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden belebenden Blick…“, so hat es schon Goethe seinen Dr. Faust sagen lassen. Ostern – das warfür ihn der Frühling, die erwachende Natur. Und so ist es doch: Nach dem Winter atmen wir auf und erfreuen uns an dem, was zu blühen beginnt. Die Bibel berichtet von einem ganz anderen Osterspaziergang. Zwei Männer, „die auch zu dem Jesus von Nazareth gehörten“, liefen bergab von Jerusalem in das Dorf Emmaus. Sie wollten nur noch weg, weil es mit ihrer Hoffnung bergab ging. Der Tod von Jesus am Kreuz hatte ihr Lebensfundament zerstört, ihre Angst war groß. Auch wenn ein paar Frauen aus ihrem Freundeskreis sagten, Jesus würde leben, sie wussten es besser. Tot ist tot. Ihr Gespräch kreiste nur um dieses Geschehen. Plötzlich lief ein Mann neben ihnen. Das war damals nicht ungewöhnlich. Er hörte ihnen zu und ergriff nach einer Weile das Wort: „Ihr habt nichts verstanden. Der Tod am Kreuz musste sein, weil einer die Schuld aller Menschen auf sich nehmen musste. Doch der Gekreuzigte blieb nicht im Grab“. Dann, beim Abendessen, erkennen sie ihn richtig: Dieser Wanderer war niemand anderes als Jesus. Er lebt, er ist nicht mehr tot! Im selben Augenblick verschwand er. Die Männer sagten sich: Brannte nicht unser Herz, als er mit uns sprach? Ihre Trauer wich einer großen Freude. Sofort liefen sie zurück und sagtendiese gute Nachricht weiter. Leid und Tod sind noch nicht ausder Welt. Pandemien und Krisen setzen uns noch heftig zu. Aber sie alle haben nicht mehr das letzte Wort. Es gibt einen, der ist stärker und schenkt Hoffnung, heute und für alle Ewigkeit: Jesus, der Herr, ist auferstanden!
Ralf Gotter, CVJM Crimmitschau