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Predigt zum Sonntag Rogate, 9. Mai 2021 Bitte nutzen Sie unser Angebot zur Andacht zu Hause. Sie dürfen diese Andachten zu Hause feiern, auch kopieren, verschenken!


9. Mai 2021

Liebe Predigtleserinnen und -leser,

wir evangelischen Christen begehen den heutigen 5. Sonntag nach dem Osterfest unter dem Namen Rogate. Dieses lateinische Wort bedeutet auf deutsch: BITTET! Und zeigt damit das Thema dieses Sonntags an. Wir Christen sind aufgerufen, zu beten.

Lesen wir zunächst dazu folgende Geschichte

Samstagmorgen. Seit langer Zeit sitzt Familie Winkelmann in Ruhe beim Frühstück. Die Eltern haben frei und gestern Abend ist Hannes vom Studium heimgekommen. Clara, die jüngere Schwester, ist richtig froh, dass alle da sind. In den letzten Wochen war sie meist den ganzen Tag allein zu Hause. Homeschooling. Das strengt an! Aber heute ist es schön!

Plötzlich klingelt das Handy. Die Mutter geht ran. Ihr Gesicht wird ernst. Sie geht aus dem Zimmer. Als das Gespräch zu Ende ist, kommt sie wieder rein, setzt sich und sagt traurig: „Heute Nacht ist Onkel Peter gestorben.“

Alle hören auf zu essen. Peter und Elke sind die besten Freunde der Eltern und zu den Kindern waren sie immer so, als wären sie ihre eigenen. Vor drei Wochen musste Peter ins Krankenhaus. Er bekam immer weniger Luft. Erst Normalstation, dann Intensivstation. Nur noch Elke, seine Frau, konnte ihn aller 2 Tage kurz besuchen.

Und jetzt ist er tot.

Alle vier können es nicht fassen. Clara muss weinen. Der Vater drückt ihre Hand und wischt sich auch eine Träne aus seinem Gesicht. Mutter blickt starr zur Balkontür und schweigt. Hannes sagt mit Wut: „Dieser elende Virus!“ Dann sind alle ganz still.

„Was wird nur aus Elke?“, sagt Mutter nach einiger Zeit. Dann schweigen sie weiter. Alle spüren: Es muss weitergehen – trotz dieser traurigen Nachricht. Es muss weitergehen – mit dieser traurigen Nachricht.

Jetzt nimmt Vater Winkelmann die Hände zusammen und beginnt langsam zu sprechen: Vater unser im Himmel… Die anderen drei sprechen nach und nach mit: …der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name …

Als sie beim Amen sind, nehmen sie sich alle bei der Hand und drücken ihre Hände fest ineinander.

Langsam steht die Mutter auf und beginnt abzuräumen. Sie denkt: `Gut, dass man wenigstens das Vaterunser sprechen kann, wenn einem sonst die Worte fehlen´.

Als Jesus von seinen Jüngerinnen und Jüngern einmal gefragt wurde, wie man denn nun richtig betet, verlor sich Jesus in langwierigen Erklärungen, sondern entfaltete vor ihnen das Gebet, dass den allermeisten von uns gut bekannt ist: das Vaterunser.

In diesem Gebet, wird all das an- und ausgesprochen, was wir als Menschen elementar zum Leben brauchen. Seither ist  das Vaterunser das wichtigste und bekannteste Gebet der Christenheit.

Heute wollen wir miteinander darüber nachdenken, was dieses Gebet für uns bedeutet und wesentlich zum Ausdruck bringt.

In Vorbereitung des heute ausgestrahlten Online-Gottesdienstes zur Vorstellung der diesjährigen Konfirmanden haben sich auch die Konfirmandinnen und Konfirmanden mit dem „Vaterunser“ unter Anleitung der Gemeindepädagoginnen beschäftigt und haben das vorgetragen, was Sie nun hier lesen können:

Predigtmeditation

Das Vaterunser ist das bekannteste Gebet der Christen.

In zwei Evangelien wird davon erzählt

wie Jesus seinen Jüngern damit gelehrt hat zu beten.

Das Vaterunser verbindet die weltweite Christenheit.

In jedem Gottesdienst wird es gesprochen, dazu läuten die Glocken.

Vater unser im Himmel DU unfassbarer Gott. Wir dürfen zu dir Vater sagen. Immer wieder erfahren wir dich so: Du bist uns nah  – Du bist da. Und du hast uns auch beim Namen gerufen: Wir sind deine Söhne und Töchter. Wir sind die Kinder des Allerhöchsten! 
Geheiligt werde dein Name Dein Name ist: ich bin, der ich bin. DU – Gott – dein Name – er wird bekannt, er wird verkündet, dein Name wird gefeiert, dein Name wird ehrfürchtig gemurmelt, dein Name wird gerufen, dein Name wird genannt. Wie wir dich auch nennen, jedes Wort ist für dich zu klein. Kein Wort kann dich fassen. Und doch wollen wir DEINEN Namen sprechen. 
Dein Reich komme DEIN Reich ist erfüllt von der Liebe. In unserer Welt fehlt sie oft. Wir können das Reich der Liebe nicht von uns aus machen. Aber wir können davon reden davon träumen! Deine Kraft hilft uns DEIN Reich zu verbreiten. Es ist das Reich DEINER Gerechtigkeit und DEINES Friedens, das Reich DEINER Versöhnung, Wir hoffen auf DEIN Reich und bitten darum! 
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden Oft erkennen wir nicht, was dein Wille ist und fragen uns welcher Weg für uns richtig ist. Obwohl wir oft unsicher sind, vertrauen wir: DEIN Wille ist gut, denn du meinst es gut mit uns. Du meinst es gut mit uns allen. Gemeinsam suchen wir DICH, gemeinsam finden wir DICH.
Unser tägliches Brot gib uns heute. Du versorgst uns – jeden Tag. Alles ist DEIN Geschenk: die Fähigkeit, etwas zu schaffen und die Gnade weitergeben zu können. So brechen wir unser tägliches Brot miteinander und teilen so das Leben, teilen damit unsere Freude und unser Leid. Wir wollen offen dafür sein, was andere brauchen und wollen mit ihnen teilen. 
Und vergib uns unsere Schuld – wie auch wir vergeben unseren Schuldigern Immer wieder werden wir aneinander schuldig. / Und darum auch vor Gott. / Oft lieben wir uns nicht genug. Oft vergeben wir zu wenig. Und wenn wir das erkennen, sind wir traurig. Deshalb wollen wir bereit sein zu vergeben, / den ersten Schritt zu wagen und den Frieden zu machen. Wir wissen, dass wir dazu Gottes Kraft brauchen. 
Und führe uns nicht in Versuchung – sondern erlöse uns von dem Bösen Vieles ist in der Welt nicht gut und bringt unser Leben durcheinander. Deshalb bitten wir dich: Lass uns nicht einander zur Versuchung werden, sondern lass das Vertrauen unter uns wachsen. Erlöse uns von dem, was nicht gut ist. Erlöse aber auch die, die für andere zum Unglück werden. Wir wissen es kommt der Tag an dem es vollkommene Rettung gibt, das Böse keine Macht mehr hat und du selbst alles in allem bist. 
Denn dein ist Macht und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen   

Quellen: Bilder aus pixabay, veränderte Texte aus VU www,ev-kirchgemeinde-neuzelle.de

Schlussgedanke

Wir haben gelesen, wie wir zu Gott, wie wir zu Jesus beten und sprechen können.

Dabei kommt es weniger auf unsere Worte, sondern viel mehr auf unser Herz an.

Ja, wir sind eingeladen, unser Herz in großen Vertrauen Jesus zuzuwenden und dürfen uns ganz sicher sein.

Der große Gott – er hört unser Gebet.

Der liebende Vater – er kennt unser Herz.

Jesus der gute Freund – führt uns den Weg durchs Leben. Amen

Pfarrer Anselm Meyer, Stadtkirchgemeinde Zwickau

Foto: © Rauhes Haus, Hamburg