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Andacht für Gründonnerstag, 9. April 2020


4. April 2020

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Eröffnung
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Psalm 124,8

Lied EG 65
1. Von guten Mächten treu und still umgeben, / behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben / und mit euch gehen in ein neues Jahr.

[Als Kehrvers kann auf die Melodie von S.Fietz die 7.Strophe gesungen werden.]
Von guten Mächten wunderbar geborgen, / erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen / und ganz gewiß an jedem neuen Tag.

2. Noch will das alte unsre Herzen quälen, / noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen / das Heil, für das du uns geschaffen hast.

Gebet
Herr Jesus, wir erinnern uns an die Nacht, in der du verraten wurdest. Wir denken daran,
wie du Gemeinschaft gestiftet hast – über den Tod hinaus – in dein neues Leben hinein.
Und wir erinnern uns, wie schnell die Gemeinschaft deiner Freunde sich zerstreut hat,
weil sie nicht standhalten konnten der Angst um sich selbst.
An diesem Abend kommen wir nicht als Gemeinde zusammen. Stärke unser Vertrauen, dass du uns dennoch verbunden hältst, – und dass du denen zur Seite stehst, die jetzt leiden – unter Angst, Einsamkeit, Krankheit. Stärke unseren Glauben. Amen.

Bibeltext. Lukasevangelium 22,39-44
Jesus ging nach seiner Gewohnheit hinaus an den Ölberg. Es folgten ihm aber auch die Jünger. Und als er dahin kam, sprach er zu ihnen: Betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt! Und er riss sich von ihnen los, etwa einen Steinwurf weit, und kniete nieder, betete und sprach: Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir; doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe! Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. Und er geriet in Todesangst und betete heftiger. Und sein Schweiß wurde wie Blutstropfen, die auf die Erde fielen. Und er stand auf von dem Gebet und kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend vor Traurigkeit und sprach zu ihnen: Was schlaft ihr? Steht auf und betet, damit ihr nicht in Anfechtung fallt!

Impuls
Jesus in Gethsemane. In der Nacht, in der er verraten wurde. Seine Freunde hat er zurückgelassen. Er ringt mit dem, was auf ihn zukommt. Vor Augen hat er den „schweren Kelch, den bittern“, den Kelch des Todes, der ihm droht – und den er, wenn es sein kann, nicht trinken will. — Diese Geschichte ist mir vertraut seit Kindertagen – und kostbar. Angst und Einsamkeit Jesu, wie bitter schmeckt der nahe Tod! Die Freunde lassen ihn im Stich, ihre Trauer und Müdigkeit sind stärker.
Diese Szene hatte keine Zeugen: Die Jünger schlafen ja. Was wir darüber in den Evangelien lesen, ist von Späteren nachempfunden. Und so wird in späten Abschriften des Lukasevangeliums die Geschichte weiter ausgestaltet. Da ist Jesus doch nicht ganz allein: ein Engel kommt und stärkt ihn. — Ich finde den Gedanken tröstlich, Jesus sei in seiner größten Not doch nicht so mutterseelenallein gewesen. Ist das nicht bis heute so?

Im letzten Jahr stand ich oft vor einem Altarbild, das diesen Gedanken des Lukas ins Bild setzt: behutsam kommt dieser Engel vom Himmel, greift Jesus von hinten unter die Arme, stärkt ihm den Rücken. Er wirkt ganz leise, kaum merklich. Das Gesicht Jesu auf diesem Altarbild gab nicht zu erkennen, ob er die Hilfe überhaupt spürt. Und doch war Jesus – im Fallen noch – gehalten.
Ich fand dies Bild in einer Klosterkirche in Brandenburg. Oft stand ich davor in Gedanken. Meine Mutter war in der Nähe im Pflegeheim untergebracht – für ihr letztes Stück Weg. Wir Söhne besuchten sie, so oft es ging. Unsere Schwester wohnt in der Nähe und war fast täglich bei ihr. Trotzdem war uns klar: da bleiben viele Stunden, auch schwere Stunden, in denen keiner von uns bei ihr ist, – und auch sonst kein Mensch. So stand ich vor diesem Bild mit der Hoffnung: auch Mutter ist – auch ohne uns – nicht allein. Möglich, dass die Hilfe so unmerklich kommt, wie dieser Engel im Garten Gethsemane. Aber sie ist nicht allein.
Eine Merkwürdigkeit an jenem Bild hat mich fasziniert: Jesus und der Engel hatten das gleiche Gesicht – wie Zwillinge. Das sollte wohl bedeuten: Der da fällt, ist zugleich der, der Halt gibt. — Das klingt paradox. Doch geht es genau darum, wenn wir den Leidensweg Jesu betrachten. Der Tiefpunkt des Weges Jesu, die Katastrophe, eröffnet Hoffnung und Zukunft: wir sind wunderbar geborgen, gerade weil Gott sich in Jesus so schutzlos und verletzlich gemacht hat.
In diesen Tagen werden auch Menschen allein sein – trotz vieler anrührender Zeichen von Solidarität und Nächstenliebe. Ich hoffe: Gottes Engel greift ihnen dennoch unter die Arme, stärkt ihnen den Rücken. Vielleicht so unmerklich wie der Engel auf dem Bild in der Klosterkirche von Stepenitz. Mögen sie alle von guten Mächten treu und still umgeben sein, behütet und getröstet wunderbar. Amen.

Fürbittengebet
Herr Jesus, in deiner letzten Nacht hast du gebeten, dass wir dich nicht vergessen,
– und dass wir zueinanderstehen. Schenke uns dafür Phantasie, Mut und Treue.

Wir brauchen mehr Geduld, als uns lieb ist, und mehr Rücksicht, als sonst im Alltag üblich.
Schenke uns dafür deinen guten Geist.

Wir haben gelernt, wie zerbrechlich unser Alltag ist
und wie viele oft unbeachtete Menschen lebenswichtig sind für uns alle.
Lass uns dieses Wissen bewahren, – auch in der Zeit danach.

Es kann aus dieser schweren Zeit Gutes entstehen,
wenn Menschen bereit sind, sich alle Dinge zum Besten dienen zu lassen.
Lass uns unter diesen Menschen sein.
Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Segen
Der HERR sei vor dir, um dir den rechten Weg zu zeigen.
Der HERR sei unter dir, um dich aufzufangen, wenn du fällst.
Der HERR sei in dir, um dich zu stärken und zu trösten.
So segne dich der dreieinige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.

Lied EG 65
3. Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern / des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern / aus deiner guten und geliebten Hand.

4. Doch willst du uns noch einmal Freude schenken / an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann wolln wir des Vergangenen gedenken, / und dann gehört dir unser Leben ganz.

Pfarrer Klaus Kaiser, Zwickau, Seelsorger bei der Bundeswehr

 

Foto St. Gotthard Kirche Brandenburg