Nachrichten

Online-Gottesdienst am Letzten Sonntag nach Epiphanias, 31.01.2021 aus der Matthäuskirche in Zwickau-Bockwa


29. Januar 2021

Bitte nutzen Sie unser Angebot zur Andacht zu Hause. Sie dürfen diese Andachten zu Hause feiern, auch kopieren, verschenken! 


ALLE: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
/Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn / der Himmel und Erde gemacht hat. /
Der Herr sei mit euch.
EINER: Wir feiern miteinander Gottesdienst. Es ist der letzte Sonntag
nach Epiphanias. Mit diesem Sonntag endet die Weihnachtszeit. Aber der
Schein des Lichtes, das in die Welt gekommen ist, bleibt. Christus bleibt
in dieser Welt. Daran erinnert auch der Wochenspruch: Über dir geht auf
der Herr – schriebt der Prophet Jesaja (60,2) und seine Herrlichkeit
erscheint über dir. Seine Gegenwart will unser Herz erfüllen. (symbolisch
eine Kerze anzünden)
Lasst uns nun miteinander ein 1. Lied singen. Aus dem EG Nr. 69
singen wir: Der Morgenstern ist aufgedrungen. Wir singen die Strophen
1 und 4.

1 Der Morgenstern ist aufgedrungen, er leucht‘ daher zu dieser
Stunde hoch über Berg und tiefe Tal, vor Freud singt uns der
leiben Engel Schar.

2 O heilger Morgenstern, wir preisen dich heute hoch mit frohen
Weisen; du leichtest vielen nah und fern, so leucht auch uns, Herr
Christ, du Morgenstern!


Einer: Wir beten mit Worten aus Psalm 97,1-12:
1 Der Herr ist König; des freu sich das Erdreich
und seien fröhlich die Inseln, so vieler ihrer sind.
2 Wolken und Dunkel sind um ihn her
Gerechtigkeit und Recht sind seines Thrones Stütze.
3 Feuer geht vor ihm her und verzehrt ringsum seinen Feinde.
4 Seine Blitze erleuchten den Erdkreis,
das Reich sieht es und erschrickt.
5 Berge zerschmelzen wie Wachs vor dem Herrn,
vor dem Herrscher der ganzen Erde.
6 Die Himmel verkündigen seine Gerechtigkeit,
und alle Völker sehen seine Herrlichkeit.
7 Schämen sollen sich alle, die den Bildern dienen
und sich der Götzen rühmen.
Betet ihn an!
8 Zion hört es und ist froh, und die Töchter Juda sind fröhlich,
weil du, Herr, regierest.
9 Denn du, Herr, bist der Höchste über allen Landen,
du bist hoch erhöht über alle Götter.
10 Die ihr den Herrn liebet, hasset das Arge!
Der HERR bewahrt die Seelen seiner Heiligen;
Aus der Hand der Frevler wird er sie erretten.
11 Dem Gerechten muss das Licht immer wieder aufgehen
Und Freude den aufrichtigen Herzen.
12 Ihr Gerechten, freut euch des HERRN
Und danket ihm und preiset seinen heiligen Namen.
EHRE SEI DEM VATER und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wie es war im
Anfang jetzt und allezeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit. AMEN.

EVANGELIUM: Matthäus 17,1-7
Wir lesen das Evangelium aus Matthäus 17. Kapitel (Einer oder Mehrere
aus der Familie lesen)
1 Jesus nahm mit sich Petrus und Jakobus und Johannes, dessen Bruder,
und führte sie allein auf einen hohen Berg. 2 Und er wurde v e r k l ä r t
vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider
wurden weiß wie das Licht. / 3 und siehe, da erschienen ihnen Mose und
Elia; die redeten mit ihm. / 4 Petrus aber antwortete und sprach zu Jesus:
Herr, hier ist gut sein! Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir
eine, Mose eine und Elia eine. / 5 Als er noch so redete, siehe, da
überschattete sie eine lichte WOLKE. Und siehe, eine Stimme aus der
Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe;
den sollt ihr hören! / 6 Als das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr
Angesicht und fürchteten sich sehr. / 7 Jesus aber trat zu ihnen, rührte
sie an und sprach: Steht auf und fürchtet euch nicht! / 8 Als sie aber ihre
Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus allein. / 9 Und als sie vom
Berge hinabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt von dieser
Erscheinung niemandem sagen, bis der Menschensohn von den Toten
auferstanden ist.
EINER: Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.
ALLE: Lob sei dir Christus.


P r e d i g t : (Einer oder Mehrere lesen)
Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder,
einen predigtfreien Sonntag hatte ich vor mir, im April 2015. Es war
herrliches Frühlingswetter. Kurzentschlossen packte meine Frau einige
Wechselsachen für uns und für die Kinder ein. Wir stiegen ins Auto und
fuhren los. Nach Prag. // Alles ging reibungslos von statten. Ohne Stau
erreichten wir nach ca. 2 Stunden die Stadt. Wir parkten das Auto unweit
vom Zentrum und schlängelten uns durch eine enge Gasse unter einem
Torbogen durch. Und dann sollte da eigentliche in freier Platz liegen.
Aber wir stießen auf eine M E N S C H E N M E N G E und kamen nicht
durch.
Was konnte hier los sein?! Plötzlich hörten wir ein GLÖCKCHEN! Ein
leises Raunen ging durch die Menge. Wie alle anderen, schauten auch
wir hoch zu einer Uhr und erlebten ein kleines Schauspiel: EIN
Knochenmann trat hinter einer kleinen Tür hervor. Mit der einen Hand
läutete er das Glöckchen – mit der anderen Hand hob er eine Sanduhr
hoch. Dann öffneten sich zwei weitere Türchen und nacheinander traten
zwölf Figuren hervor und zogen an den neugierigen Blicken vorbei. Sie
schauten nach unten, auf die Menschenmenge, mancher etwas fröhlich
ein anderer etwas grimmig. Unter ihnen, am Sims, rotierten weitere
Figuren – sog Allegoriefiguren – konnte ich später lesen: ein Geizhals der
den Geldbeutel rasseln ließ, Eitelkeit die in den Spiegel schaute, ein
Ungläubiger der den Kopf schüttelte, ein Sensenmann der die
Todesglocke schlug. Das ganze dauerte nicht mehr als 45 Sekunden und
war dann wieder vorbei. Zum Schluss krähte noch ein Hahn.
Sie war nicht lang diese Szene an der Astronomischen Uhr am Alten
Rathaus in Prag aber es war beeindruckend und auch heute noch
unvergessen. Ich sah gebannt auf die Apostel, die quasi aus der
Dunkelheit ins Licht wanderten und wahrscheinlich heute immer noch
wandern, und dachte: sie w o l l e n eine BOTSCHAFT hinterlassen! Und
vielleicht ist es genau das, was auch im Predigttext für diesen Sonntag
steht. Im 2. Petrusbrief 1,16-19 steht:
„Wir – gemeint sind die Apostel – sind nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt, als
wir euch kundgetan haben die Kraft und das Kommen unseres Herrn Jesus
Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit mit eigenen Augen gesehen. Denn
ER empfing, von Gott, dem Vater, Ehre und Preis durch eine Stimme, die zu ihm
kam und sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. / Und
diese Stimme haben wir gehört vom Himmel kommen, als wir mit ihm waren auf
dem Heiligen Berge. Umso fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut
gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem
dunklen Ort, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren
Herzen.“
Zurück zur Astronomischen Uhr: Mikulasch aus Kaden baute die Uhr im
Jahr 1410. Erst 80 Jahre später reparierte sie ein anderer Uhrmeister:
HANUS aus ROSEN. Er baute sie auch leicht um und seit damals läuft sie
ununterbrochen weiter. Immer wieder das gleiche Programm zu jeder
vollen Stunde und Menschen schauen zu.
Was sehen sie? Ich bin der Meinung, sie sehen den Hinweis auf das
Leben Jesu, in einer späteren, von den Aposteln und von dem Erbauer
der Uhr, erlebten Form: Wir haben den Heiland gesehen, unseren Herrn
Jesus Christus! Wir haben seine Worte gehört mitten in einer lebendigen,
von Alltäglichkeiten und Widersprüchen gezeichneten Welt! Wir haben
seine Nähe gespürt und haben sein Evangelium in unser Herz
aufgenommen! Und wenn wir heraustreten aus der Finsternis, des
Turmes, hinaus in die Sonne, in den Tag, dann tun wir dies nicht um der
Sonne willen, sondern weil wir das eigentliche Licht in unseren Herzen
haben da wir Zeugen und Jünger Jesu Christi sind. Wir sind seinem Licht
gefolgt und nun, geht auch ihr mit eurem Licht IHM entgegen!
Diese promenierenden Apostel erinnerten mich auch an Worte des
Apostels Paulus, einem späteren Zeugen der christlichen Kirche. An die
Gemeinde in Korinth hat er folgendes geschrieben: Gott, der da sprach:
Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in
unsere Herzen gegeben, dass die Erleuchtung entstünde zur Erkenntnis
der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi. // Wir aber haben
diesen Schatz in irdenen Gefäßen… (2 Kor. 4,6 f)
Was bedeutet dieses für uns, die wir auch in den Spuren und im
Bekenntnis zu Jesus Christus leben?
Ist es nicht so, dass es vielleicht heißen kann: Wenn der letzte Funke
Hoffnung nicht erlischt und wenn das Licht an das Wort und an Jesus
selbst gebunden ist, dann wird es doch so sein, dass der Ruf in die
Nachfolge Jesu nicht verstummt ist und dass Gott sich Weg und
Möglichkeiten suchen wird, ihn als lebendiges Wort zu offenbaren und
unter uns wirken zu lassen!
Natürlich hat es auch Zeiten gegeben in denen das nicht gleich sichtbar
war: in der Zeit des Petrusbriefes zum Beispiel, fragten sich die
Gemeinden: welchen von den Aposteln sollen wir hören, welcher Lehre
sollen wir folgen? // In der Zeit der Reformation fragte man sich – wohl
auch in Prag – welchen Weg wollen wir einschlagen? Als protestantische
und katholische Lehre aufeinanderprallten versuchte man zu verstehen,
was richtig und was falsch ist, was hilft und was heilt? Es hat darauf viele
Antworten gegeben – auch schwierige und Konfliktgeladene Szenen. Der

Prager Fenstersturz zum Beispiel markierte 1419 den Beginn der
Hussitenkriege. Oder der 2. Prager Fenstersturz, der als Auslöser für den
dreißigjährigen Krieg bekannt geworden ist. Menschen haben Fehler
gemacht und einiges in ihrer Religionsausübung hat falsche Signale
gesetzt aber Gott hat auch in solchen Zeiten andere Wege gefunden um
Menschen zur Vernunft zu rufen und zueinander zu bringen. Und das tut
er noch heute.
Unter der astronomischen Uhr von Prag versammeln sich viele. Sicher,
nicht alle vertiefen ihre Gedanken in der Sinnhaftigkeit einer Religion
oder eines Bekenntnisses oder ihr Handeln in der Geschichte, aber sie
nehmen etwas mit und finden Vergleichspunkte die über elementare
Verunsicherungen des Lebens hinweg helfen können.
Was bedeutet es ZBsp. wenn ein Hoffnungsfunke erlischt?! Was
bedeutet es zum Beispiel wenn der Tod so gegenwärtig wird, dass man
sich der Diskussion darüber nicht mehr entziehen kann? Was bedeutet
es, wenn eine Beziehung zerbricht, wenn die Würde des Menschen
wieder antastbar werden soll, wenn Bündnispartner den Respekt
voreinander verlieren, wenn Glaubensüberzeugungen verletzt oder
verlassen werden? Frust darüber gibt es oft und Schuldige sind auch
leicht auszumachen… Der Petrusbrief erinnert und schreibt es uns ins
Herz: Wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt sondern dem
lebendigen Wort des Glaubens! Da dürfen wir hinhören denn dieses
lebendige Wort des Glaubens führt uns zum Licht, zum Zentrum der
Christlichen Botschaft, zu Jesus selbst und zu seinem Wirken. Er selbst ist
es, der die Schatten beruhigt, die Dunkelheit vertreibt, die Blindheit
verscheucht, die Haltung verändert.
Die Zukunft im Lichte Jesu ist keine Bedrohungshandlung höre ich aus
dem heutigen Predigttext heraus. Das hilft. #
Auch wenn eine ganze Reihe von Gewissheiten im letzten Jahr in die
Krise geraten sind, diese Tatsache bleibt: dass Gott jedes Leben gleich
viel wert ist weil es gerettet werden soll. Die Liebe Gottes ist bei uns
eingekehrt. Jesus ist unglaublich geduldig und liebevoll und voller
Ehrfurcht, gut mit den Menschen. Darum lohnt sich auch der Weg in die
Nachfolge. Es ist ein Weg der Klarheit Gottes mit uns. Mit mir. Er beginnt
mit dem Hören auf das Wort. Und das allein ist gewiss eine Auszeit wert.
Ich habe den Ausflug nach Prag nicht bereut. Und ich hoffe, Sie, heute
auf dem Weg mit dem 2. Petrusbrief auch nicht. Und vielleicht haben Sie
ihn wiederentdeckt, den verborgenen Morgenstern, an diesem Sonntag,
der unter anderem der Bibel gewidmet ist. Sie zeigt in vielen Büchern
wie groß Gottes Liebe geworden ist. Heute haben wir nur einen kleinen
Glanz davon erfassen können 
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre
unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. In dem, der da war, dem, der
da ist und dem, der da kommt. Amen
Fürbittengebet: (Einer oder mehrere im Wechsel) Gott des
Lebens, wir danken dir für das Licht, das du in die Welt gesandt hast. Wir
bitten dich an diesem Tag: Erleuchte die Erde und erfülle die Herzen mit
deinem Glanz.
Wir beten für die Menschen um die es dunkel ist:
Für die, die um einen Menschen trauern, für die die sich zerschlagen
fühlen. Für die, die krank sind, für die, die keine Zukunft sehen. Für die ,
die von Corona betroffen sind. Wir bitten dich: Lass dein Licht leuchten.
Wir beten für die Orte in deiner Welt, an denen es dunkel ist:
Weil Menschen verfolgt werden, weil Menschen unterdrückt werden,
weil Krieg herrscht, weil Menschen hungern. Wir bitten dich: Lass dein
Licht leuchten.
Bleibe bei uns und bei den Menschen, mit denen wir in Liebe und Sorge
verbunden sind. Lass niemand aus deiner Hand fallen.
Für dies und anderes was uns auf dem Herzen liegt, rufen wir zu dir mit
den Worten Jesu:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf Erden. Unser tägliches
Brot gib und heut und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben
unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung sondern erlöse
uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die
Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.


SEGEN (EINER oder ALLE)
Der Herr segne uns und behüte uns. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten
über uns und sei uns gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe
uns Frieden + Amen.


EG 66,8: Jesus ist kommen, die Ursach zum Leben. / Hochgelobt sei der
erbarmende Gott, / der uns den Ursprung des Segens gegeben; / dieser
verschlinget Fluch, Jammer und Tod. / Selig, die ihm sich beständig ergeben! /
Jesus ist kommen, die Ursach zum Leben.

Liturgie und Predigt: Harald Pepel, Superintendent

Onlinegottesdienst aus Zwickau-Bockwa am 31.1.2021 auf der Internetseite: https://www.stadtkirchgemeinde.de

Foto: Matthäuskirche Bockwa