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Andacht für den 2. Christtag, 26. 12. 2020


26. Dezember 2020

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Frei nach Psalm 96, 1-3.7-13

Herr, wir wollen singen, endlich aus uns herausgehen, Töne finden, jubeln und Klagen, lachen und weinen und sehen, wie ein Ton den andern gibt…  Herr, komm zu uns, dass wir wieder aus uns herausgehen können. Lass uns zu unbeschwerter Freude finden, wo wir einander Frohes sagen und singen können, weil dein Heil uns geheilt hat. Ja, wir lieben die alten Geschichten und wissen, wie du den Vätern geholfen hast. Weir wollen es weitersagen, grenzenlos – aber ob man uns verstehen wird? Kommt, ihr Menschen aus Süd und Ost, aus West und Nord: Kommt zu diesem Herrn, der uns Heil und Leben verheißt. Bringt mit als Geschenk, was ihr seid und habt. Wie die Alten Gold und Schätze gebracht haben, bringt euch: euch mit eurem Jubel, aber auch euch mit eurer Traurigkeit.

Betet so zum Herrn, der euch so erwartet, wie ihr seid! Sagt es weiter: Er ist Herr und hat die Welt, auch dich und mich, in seinem Segen. Ihr seid nicht allein mit euren Grenzen und eurer Not, eurer Angst und eurer Sehnsucht. Seid fröhlich und voller Zuversicht, voller Vertrauen und voller Mut:

Er, der Herr, wird das letzte Wort haben – und Wahrheit ist, was vor ihm bestehen kann.

Aus dem Evangelischen Gesangbuch die Nr. 23:

Gelobet seist du, Jesu Christ, dass du Mensch geboren bist

von einer Jungfrau, das ist wahr,

des freuet sich der Engel Schar. Kyrieleis.

Des ewgen Vaters einig Kind, Jetzt man in der Krippen find’t

In unser armes Fleisch und Blut, verkleidet sich das ewig Gut. Kyrieleis.

Tagesspruch für den 2. Christtag aus Joh 1, 14a:

Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit. 

Wir lieben die Weihnachtsgeschichte nach Lukas. Ich mag besonders den alten Text, weil er mir das Herz auftut und ich an meine Kindheit denke. Eine wunderbare Sprache!

Schon ein bisschen reservierter sind wir bei der Weihnachtsgeschichte nach Matthäus. Natürlich wissen wir von den drei Weisen aus dem Morgenland. Aber wie die Geschichte eigentlich geht, ist uns schon ein bisschen fremder. Vor allem kennen wir es aus den vielen vielen Krippenspielen. Aber da hat man es oft auch einfach ins Wohnzimmer geholt und als Krippenfiguren in die trauliche Ecke gestellt. Was mich wundert: Kaum finden wir die wiederum von Lukas so eindringlich beschriebenen Simeon und Hanna, die beiden Alten aus dem Tempel, obwohl sie für Beharrlichkeit und Treue im Glauben stehen, nein, mehr noch für Erfüllung, innige Freude und Dankbarkeit. Vor vielen Jahren war ich damals mit unseren Kindern zu einer Krippenausstellung im Städtischen Museum Zwickau, wo ich genau diese beiden Figuren in einer Krippe sehe. Ich hocke mich hin; ich erzähle ausschmückend und spannend meinen Kindern, was es mit Simeon und Hanna auf sich hat:

Nach ein paar Minuten steh ich wieder auf, dreh mich um und seh erstaunt eine Traube von Menschen hinter mir. Offensichtlich haben sie gebannt meiner Erzählung gelauscht – meine erste Gastpredigt im Städtischen Museum… Es ist immer wieder eine packende Geschichte. Und seitdem ist kein Jahr vergangen, dass ich sie nicht im Krippenspiel unserer Kirchgemeinde in vielen Varianten hätte vorkommen lassen – vielleicht auch, und meine Gedanken gehen noch weiter zurück – weil zur Beerdigung meines Großvaters vor etlichen Jahren das das Bibelwort war, das er sich für diesen Anlass gewünscht hatte. Ja, wir lieben die Weihnachtsgeschichte – und machen sie eigentlich gar nicht mehr so richtig am ursprünglichen Text – oder muss ich sagen, an den ursprünglichen Texten, fest, sondern sehr viel mehr an unseren Figuren, mit denen wir liebevoll unsere Weihnachtsstuben dekorieren; an Kindheitserinnerungen, die uns kommen; vielleicht an Krippenspieltexten, die wir früher mal gelernt haben, oder an der wunderbaren Weihnachtshistorie von Schütz oder dem Weihnachtsoratorium von Bach, das wir oft gehört oder mitgesungen haben…

Was wir fast gar nicht kennen, das ist die Weihnachtsgeschichte von Johannes, dessen zentraler Satz der Tagesspruch ist: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit.“

Allerdings muss ich bei diesem fremdartigen Spruch gar nicht große Gedanken strapazieren, die man an dieser Stelle philosophierend haben kann, – was ist das für eine geraffte und komprimierte Ausdrucksweise! – sondern denke es mir so: Ich nehm eine Apfelsine, vielleicht ein richtig guter Import aus Portugal. Sie duftet wunderbar. Und schon die Schalen wecken alle Lust auf diese tolle Frucht. Keiner würde allerdings in die Schale beißen wollen. Nein, ich schäle sie mit bloßen Händen – gut, meine hübsche Frau macht das gekonnt mit einem kleinen Messer. Der Effekt am Ende ist allerdings – fast – der gleiche. Bei ihr ist die Schale korrekt und komplett entfernt. Bei mir sieht man hie und da mehr oder weniger noch das „Weiße“. Was übrigbleiben sollte: das ist das reine Fruchtfleisch mit dem wunderbaren Saft. Und genau das ist nun das Wort von Johannes. Bei mir bleibt ein bisschen mehr übrig – sie wissen: noch etwas von der weißen inneren Schale.

Was das soll: Ganz einfach: Johannes hat die Weihnachtsgeschichte verkürzt auf den eigentlichen Kern: Nicht mehr die Geschichte mit der Volkszählung oder dem Wirt. Nicht mehr die Hirten und die Weisen, die ihren Platz hätten. Ja, nicht einmal mehr mit Simeon und Hanna. Es steht nur noch da, worum es geht. Und für dich und mich heißt das: Was macht mir das? Was bedeutet es für mich jetzt in der Zeit, in der manchem das Wasser bis an den Hals steht.

Und während sich manche vielleicht jetzt in der Klinik fragen: Was interessiert mich jetzt, wo ich schwer krank bin, noch die Geschichte mit den Hirten oder dem Statthalter Cyrenius… – während sich so mancher fragen wird, verkürzt es Johannes auf das Wesentliche:

In unsere Welt, die vielleicht gerade jetzt alles andere als herrlich ist, kommt Gott mit seiner Herrlichkeit. Gerade jetzt, wo alles dunkel ist, siehst du umso mehr das Licht, das Gott mit dieser Hoffnung hat so sehr leuchten lassen.

Ja, wir sahen seine Herrlichkeit. Freilich, an meiner Apfelsine ist noch bisschen mehr dran – sie wissen: weil ich sie nicht so korrekt geschält habe… Da finden sich noch die Erzählungen von Lukas und Matthäus. Da seh ich noch weihnachtliche Bilder aus meiner Kinderzeit, oder mir fällt ein, wie ich als 14-jähriger beim Krippenspiel stecken geblieben bin und die Gemeinde getuschelt hat: „Das ist der Junge vom Pfarrer…“

Mir geht dabei das Herz auf und ich muss lachen: Ja, Weihnachten ist ein fröhliches Fest voller Eindrücke und voller Freude und voller lieber Menschen – und wiederum fallen mir unsere Kinder ein, wie sie sich damals auf Weihnachten gefreut haben – und ich bin so glücklich, dass sie heut mit ihren Kindern wieder Weihnachten so feiern, wie wir es gemacht haben… Aber das ist sozusagen noch ein bisschen Schale. Die gehört dazu und ich finde, ich kann sie auch dran lassen, muss nicht so korrekt alles beseitigen…

Nur weiß ich auch: Einmal wird es so sein, dass nicht mehr die Geschichten und Geschichtchen zählen. Einmal kommt es darauf an zu erkennen: Das ist ja nur die Schale. Gott sei Dank hat er uns die volle reife innere Frucht geschenkt: seine Herrlichkeit, die unter uns lebendig geworden ist in dem Kind in der Krippe, damit es auf unserer Welt lichter und heller und „herrlicher“ zugeht, trotz und in allem in unseren Herzen – ein Licht, das reif ist für die Ewigkeit – vielleicht, dass wir auch eines Tages wie Simeon sagen: Meine Augen haben deinen Heiland gesehen.

…oder eben wie Johannes: Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit.  Amen.

Fürbitte

Herr, es ist  Weihnachten, wir tragen Sorgen und wollen doch ein schönes Fest.

Wir wollen feiern und fürchten doch die Gefahren. Wir bitten dich darum, das rechte Maß zu finden.

Betroffen hören wir die Nachrichten aus den Krankenhäusern.

Wir denken an die Kranken und an die, die um sie Sorge tragen. Wir denken an die, die den letzten Weg vor sich haben und wir bitten dich für all die, die sich einsetzen in Pflege, Betreuung und Behandlung.

Wir bitten dich für unsere Familien mit den Kindern und der Jugend. Wir beten für ein frohes Fest und eine gute und behütete Zeit, dass sie trotz allem spüren, wie gut es ist, unter deinem Wort und Segen zu stehen.

Wir beten für alle, die arbeiten und unter schwierigen Bedingungen dennoch für uns da sind in den Bereichen unserer Wirtschaft.

Wir bitten dich für alle, die unter Existenzsorgen leiden und nicht wissen, wie sie wirtschaftlich diese Zeit überstehen sollen. Wir beten für unsere Welt, für alle, die auf der Flucht auch in diesen Tagen sind; für alle, die auch jetzt unter Gewalt, Gefahr, Hunger und Krieg zu leiden haben.Wir bitten dich, dass dein Friede unter uns groß werde und Menschen erfasse: dass auch jetzt dein Heil einzieht in unsere Welt.

Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen

Der Herr segne dich und behüte dich.

Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen.

Pfr. em. Matthias Hecker, Luckau, (vorher Kirchberg)

Foto: Weihnachten in der St. Margarethenkirche Kirchberg