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Predigt zum Sonntag Okuli


2. März 2021

Predigt zum Sonntag Okuli, 7. März 2021, zu Epheser 5,1-9

So ahmt nun Gott nach als geliebte Kinder und wandelt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch. Von Unzucht aber und jeder Art Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht einmal die Rede sein, wie es sich für die Heiligen gehört, auch nicht von schändlichem Tun und von närrischem oder losem Reden, was sich nicht ziemt, sondern vielmehr von Danksagung. Denn das sollt ihr wissen, dass kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger – das ist ein Götzendiener – ein Erbteil hat im Reich Christi und Gottes. Lasst euch von niemandem verführen mit leeren Worten; denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams. Darum seid nicht ihre Mitgenossen. Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.

Liebe Gemeinde,

Ein Freund meiner Eltern war in den 70`Jahren als junger Prediger  für etliche Jugendkreise in Württemberg zuständig. Wenn er uns im Osten besuchte, hörte ich mit Staunen und Neugier seine Be-richte: Freizeiten in den Alpen oder am Mittelmeer; Jugendtreffen im Herzen von Großstädten mit Übernachtung in Sporthallen und Schulen. Es muss eine offene und weitherzige Welt sein, wo der Freund meiner Eltern lebt und arbeitet. Und die Menschen und besonders die Christen dort sind es sicher auch – so zumindest dachte ich.

Als er wieder einmal zu Besuch war, packte er abends eine Fla-sche Trollinger aus; für mich das Signal: heute wird es wieder in-teressant. Und er erzählte eine in seinem Augen amüsante Ge-schichte. Erstmal erzählte er, aus welchem Ort der Wein kommt. Aber dann war er auch schon wieder bei einer seiner Geschichten aus den Jugendkreisen. „Dort wo sie den Trollinger anbauen,  da darfst du dich auf keinem Fall mit einer Zigarette sehen lassen, sonst bist du gleich ein Sünder.“ Lachte, stieß mit uns an und er-zählte weiter: „Und wisst ihr, paar Orte weiter, da ist ein Dorf mit lauter Tabakbauern. Wenn ich dort im Jugendkreis bin, kannst du drauf warten, wie gegen Wein und Alkohol gewettert wird. Die Bi-belstellen dazu kennen die alle auswendig. Aber frage nicht ! Vor und nach der Jugendstunde nebelt es dort vor der Tür, als würde dort ein Schornstein stehen.“ Und lachend fügte er hinzu: „Pech für den Jugendkreis des Weindorfes, dass sie gegen den Tabak keine Bibelstellen finden.“

Mit dieser einfachen Geschichte zerbrach an diesem Abend mein Traumbild von den weitherzigen Schwestern und Brüdern, die da unerreichbar fern im anderen Teil von Deutschland zuhause sind.

„Es gibt doch dort genauso kleinkarierte, wie bei uns!“, dachte ich und wusste nun genau: Um das kennenzulernen, brauche ich nicht extra nach dem Westen. Das habe ich auch hier.

Im Abstand von fast 50 Jahren sehe ich natürlich diese Geschichte dann doch noch in einem anderen Licht: Heute sehe ich in dieser Geschichte junge Menschen, die versucht haben, einen richtigen Weg durch das Leben, eine ethische Orientierung zu finden, die zu ihrer unmittelbaren Existenz, aber auch zu ihrem Leben als ernst-hafte Nachfolger Jesu passen sollte.

Dass so eine Suche, gerade unter jungen Leuten, ein nicht ganz einfacher Prozess ist, wissen wir. Und das dabei auch schnell mal Rechthaberei und Fanatismus um sich greift, ist eben leider auch Teil des Findungsprozesses, wenn Menschen aufbrechen um den den rechten Weg durch das Leben zu finden..

Als die Epheser ihren Brief vermutlich von einem Schüler des Apostel Paulus bekamen, waren gerade viele dabei ihren richtigen Weg mit Jesus zu finden. Ephesus war eine quicklebendige Stadt. Es gab wirtschaftlichen Aufschwung und eine schillernde Kultur. Alles war möglich. Wer Eskapaden liebte, fand in Ephesus genug Gelegenheit sie auszuleben. Sexuelle Ausschweifungen waren hier genauso möglich, wie rücksichtsloses Wirtschaften. Keiner störte sich in dieser Stadtgesellschaft an so etwas. Und obwohl es da-mals weder eine giftige Boulevardpresse, noch diverse soziale Me-dien gab, beherrschten es die Menschen damals auch schon ganz gut, andere fertig zu machen und ihnen übel mitzuspielen. Und es gab niemand, der diesem Treiben eine Grenze setzte. Alle hielten dieses Leben für normal.

Die Menschen, die den Weg zu Jesus gefunden hatten und sich taufen ließen, haben nicht automatisch erkannt, was an  diesem Leben, was ja alle so lebten, falsch sein sollte.

Für uns ist heute klar: Ein Christ sollte möglichst viel Gutes tun, anderen ein Vorbild sein. Das erwarten wir als Christen von uns gegenseitig. Das erwartet die Gesellschaft von uns.

Damals war das aber gar nicht so klar. Und vor allen Dingen war den Christen nicht so recht klar, was denn nun das Gute und was das Schlechte ist. Was soll denn schlecht daran sein, wenn ich richtig Geld verdiene – egal wie – wenn ich am Ende nur genug davon in die Gemeindekasse gebe?

Wir haben es gehört: Der Absender des Epheserbriefes gibt ziem-lich klare Hinweise, was aus seiner Sicht ein Christenmensch in Ephesus tun und was er lassen sollte. Es ist ein richtiger Katalog, den er dazu aufgestellt hat. In der Sprache der Bibelwissenschaft heißen solche Aufstellungen „Lasterkataloge“. Ich erspare es uns heute über diese Dinge allzu viel zu sagen. Es wäre in der Kürze der Predigt wenig ertragreich. Vieles muss auf dem Hintergrund der damaligen Zeit erklärt und bedacht werden. Am Ende würde es eher vom Wesentlichen dieser Bibelstelle weg- als hinführen.

Viel interessanter und ertragreicher ist, was uns heute, was damals den Ephesern an Grundsätzlichen gesagt wird.

Wie sollen wir leben, wenn wir mit Jesus leben wollen?

Die Antwort ist so einfach, wie sie so oft schwer zu praktizieren ist:

Ahmt Christus nach, lebt so wie er – lebt in der Liebe!

Das ist der einfache Schlüssel für ein Leben mit Christus.

„Lebt in der Liebe..“ heißt eben nicht: Haltet um jeden Preis christli-che Prinzipien ein, erfüllt stur die Gebote Gottes und passt bloß auf, dass ihr nirgends aneckt. Und es heißt auch nicht: Haltet euch zurück bei allem, was dem Leben Genuss und Freude bringt. Es heißt schlicht und einfach: Lebt in der Liebe!  Ahmt Christus nach!

Wir merken schon: wer so leben will, der muss von Jesus lernen. Er muss etwas davon begreifen, was es heißt, für einfache und schwache Menschen da zu sein. Ja, wir sollen etwas von der Hin-gabe lernen, wie sie Jesus gelebt hat.

Von Jesus lernen heißt auch danach zu fragen, wo meine Grenze ist und die Freiheit des Anderen beginnt. Übrigens kann man sich auf diesem Lernweg immer mal wieder auch diese Frage stellen: Was würde Jesus dazu sagen?

Die Antwort darauf, hat schon viele Christen den richtigen Weg finden lassen. Denn wer Christus nachfolgt, muss nicht in erster Linie einen Katalog von Richtig und Falsch abarbeiten, sondern braucht einfach nur das zu tun, was das Leben der Anderen besser, freier und selbstbestimmter macht.

Und schließlich weist der Epheserbrief darauf hin, dass es mit dem verbindlichen Leben mit Jesus einen Paradigmenwechsel gibt:

Denn ihr wart früher Finsternis, nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts!

Wer das beherzigt, was der Kern und das Wesentliche dieses Bi-belwortes ist und Christus nachahmt, in seine Fußstapfen tritt, hat den Weg gefunden, auf dem jeder eigentlich gehen will: Ein Weg auf dem man als Mensch gute Frucht zum Wohl der Menschen und zum Lobe Gottes bringt.

Solche Früchte sind nach diesem Brief: lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit! Es sind wunderbare Fürchte des Lebens!

Wie die schmecken und wie die richtig mächtig an unserem ganz persönlichen Baum des Lebens wachsen können, dass ist noch einmal eine ganz neue Geschichte – eine neue Predigt.

Bleiben Sie gespannt, was Gottes gutes Wort dazu stets auf Neue zu sagen hat.

AMEN

Pfarrer Anselm Meyer, Stadtkirchgemeinde Zwickau

Der Gottesdienst wurde in der Kirche Zwickau-Auerbach aufgezeichnet und kann auf der Seite der Stadtkirchgemeinde https://www.stadtkirchgemeinde.de/ mitgefeiert werden.