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Herzliche Einladung zum Ephoralen Männergottesdienst am 16.10.2022, 10:00 Uhr in die Marienkirche in Werdau


11. Oktober 2022

„Mein Seufzen ist dir nicht verborgen“ Ps. 38.10

Sorgende Männer

Sorgen der Männer

Sorge um Männer

Die Predigt hält Pfarrer Holger Treutmann, Senderbeauftragter der Evangelischen Kirchen beim Mitteldeutschen Rundfunk. Eingeladen sind nicht nur Männer, sondern alle Interessierten.

Liebe Männer, ein Mann erzählt einem Freund davon, wie sein Leben zurzeit so läuft. Seine Arbeit gibt ihm Sinn, das ist wirklich gut. Wenn da nicht ein, zwei Leute wären, die ihm dermaßen zusetzen, dass ihm langsam, aber sicher jeder Spaß daran verdorben wird… Da kann er nichts machen. Zudem lässt sie ihm kaum Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen. Dabei hat er wirklich viel mit Menschen zu tun, das ist toll. Nur, in seinem Umfeld gibt es kaum jemanden, wo er innerlich andocken kann. Eine Beziehung hat er schon seit ein paar Jahren nicht mehr. Eigentlich fühlt er sich ziemlich einsam. „Aber“, sagt er mit Blick auf das alles ,„ich kann nicht klagen…“ Und stockt. Sein Freund hört nur zu und schaut ihn jetzt tief an.

Ich kann nicht klagen … Vielleicht ist das doch nicht so gut, wie es sich anhört. „Jammern hilft nicht“, das kommt uns schnell über die Lippen. Stärke zeigen ist heutzutage ganz bestimmt nicht mehr eine Tugend, die Männern vorbehalten ist. Aber nach wie vor ist sie ein typisches Zeichen von Männlichkeit. Ich kann nicht klagen. Ganz anders geht es in dem Psalm zu, aus dem der erste Teil des Jahresthemas 2022 stammt. Man nennt den Psalm 38 auch einen Klagepsalm, ja, es ist die reinste Klageorgie. Aus Männermund. Aber wenn man die Worte wirken lässt, merkt man: Das ist kein Jammern. Hier sagt jemand, was ist. In all dem ausgesprochenen Elend steckt ganz offensichtlich Kraft, obwohl die ganze Zeit über die eigene Schwäche „gejammert“ wird. Wir würden das sofort verstehen, wären wir der Freund, dem sich der Mann da anvertraut. Und so wird es auch, wenn man so will, an Gottes Ohr dringen. Wer so spricht, sorgt für sich auf mehrfache Weise. Zum einen macht er sich selbst klar, wie es ihm wirklich geht. Das muss man sich erst mal trauen! Und zugleich nimmt er

Kontakt auf. Jemand kann sich vielleicht sogar seiner Sache annehmen. Wenn er schon mal eingeräumt hat, wie es um ihn steht, kann er auch Zuwendung annehmen. Und schließlich finden sich möglicherweise auch Hinweise, was nun zu tun wäre. Wofür zu sorgen wäre. Sich zu sorgen geht in zwei Richtungen. Es kennzeichnet ein Verhältnis des Menschen zu sich selbst und zu seiner Umwelt. Männer sollen mehr „Care-Arbeit“ leisten, erschallt es überall. Sie werden tatsächlich gebraucht, von ihren Kindern, um ihre Partner*innen zu entlasten, in der Pflege, zu Hause oder beruflich, in den Kitas im Engagement gegen den Klimawandel. Ohne den Einsatz der Männer auf diesen Feldern kann es zukünftig gar nicht mehr gehen, aus vielen Gründen. Ein Argument, das dem Appell die Schärfe nehmen und motivieren soll, ist oft: Die Männer haben selber etwas davon. Ihre Beziehungen gewinnen an Tiefe –zu ihren Kindern und zu ihren Partner*innen, sie erschließen sich neue Berufsfelder, erwerben soziale Anerkennung, verwirklichen sich mehr selbst. Stimmt alles, einerseits. Andererseits sind die Lebens- und Arbeitsbereiche, in denen es ums „Caring“ geht, finanziell nach wie vor zu schlecht ausgestattet. Corona hat zwar gezeigt: Ja, sie sind wirklich existentiell. Aber motiviertes, sich darin erfolgreich selbst zu verwirklichen? Ihnen haftet dann doch der Ruch an, im Grunde selbstlos sein zu müssen. Klaglos. Also: dass (auch) Männer Sorgen haben, versteht sich von selbst. Dass sie sich aus ihren Sorgen heraus um andere kümmern ebenso, es muss aber sichtbar gemacht werden. Um das Mann sein aus der Klischee-Ecke zu holen, aber auch, weil die Sorge um Alte und Junge genauso sicher zu stellen ist wie die Energieversorgung. Die „Sorge um Männer“ ist zu betonen, weil effektives Kümmern gar nicht gelingt, ohne den eigenen Kummer wichtig nehmen zu dürfen. Und dafür machen wir uns stark als evangelische Männerarbeit. Wieder ein spannendes Thema ! Viel Freude, gute Gedanken und hilfreiche Anregungen bei der Auseinandersetzung damit, wünscht Euer

GERD KIEFER Vorsitzender der Männerarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland