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Andacht für den 3. Advent 2020


9. Dezember 2020

Eröffnung

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Lied Evangelisches Gesangbuch Nr. 16,1-3

1) Die Nacht ist vorgedrungen,
der Tag ist nicht mehr fern!
So sei nun Lob gesungen
dem hellen Morgenstern!
Auch wer zur Nacht geweinet,
der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet
auch deine Angst und Pein.

2) Dem alle Engel dienen,
wird nun ein Kind und Knecht.
Gott selber ist erschienen
zur Sühne für sein Recht.
Wer schuldig ist auf Erden,
verhüll nicht mehr sein Haupt.
Er soll errettet werden,
wenn er dem Kinde glaubt.

3) Die Nacht ist schon im Schwinden,
macht euch zum Stalle auf!
Ihr sollt das Heil dort finden,
das aller Zeiten Lauf
von Anfang an verkündet,
seit eure Schuld geschah.
Nun hat sich euch verbündet,
den Gott selbst ausersah.

Psalm 85,2-8

Bitte um neuen Segen

2 Herr, der du bist vormals gnädig gewesen deinem Lande und hast erlöst die Gefangenen Jakobs;3 der du die Missetat vormals vergeben hast deinem Volk
und all ihre Sünde bedeckt hast;
4 der du vormals hast all deinen Zorn fahren lassen
und dich abgewandt von der Glut deines Zorns:
5 Hilf uns, Gott, unser Heiland,
und lass ab von deiner Ungnade über uns!
6 Willst du denn ewiglich über uns zürnen
und deinen Zorn walten lassen für und für?
7 Willst du uns denn nicht wieder erquicken,
dass dein Volk sich über dich freuen kann?
8 Herr, zeige uns deine Gnade

Impuls (von Pfarrerin Rowena Jugl, Reinsdorf und Friedrichsgrün)

Wer an einem klaren Wintermorgen aus dem Haus geht, der sieht einen besonders hell glänzenden Stern: den Morgenstern.
Dahinter lässt sich der anbrechende Tag erahnen.
Bald schon wird der Himmel heller und oft folgt – vor allem im Winter – eine fast mystisch aussehende Morgenröte.

Der Morgenstern: wer ihn sieht, weiß: Nun ist die Nacht vorbei, in der einen manches bedrängt und ins Grübeln bringt.
Die Dunkelheit schwindet und Finsternis weicht dem Licht.
Früh wurde der Morgenstern in der christlichen Tradition zum Symbol für Jesus Christus:
Mit ihm bricht Neues in die Welt hinein.
Wie dieser erste Stern am noch dunklen Himmel, kündet er davon, dass unaufhaltsam ein Licht in die Welt kommt.
Es breitet sich aus und bringt einen hellen Schein für die, die sich im Dunkeln befinden.

Jochen Klepper beschreibt im Dezember 1937 diesen Morgenstern, Jesus Christus, in seinem Gedicht „Die Nacht ist vorgedrungen“.
Johannes Petzold schreibt eine Melodie dazu.
Eines der bekanntesten Adventslieder des heutigen evangelischen Gesangbuches entsteht.
Es entsteht in einer finsteren Zeit, im nationalsozialistischen Deutschland.
Der Dichter Jochen Klepper ist verheiratet mit Hanni, einer jüdischen Frau, die ihre zwei Töchter mit in die Ehe gebracht hat.
Man setzt ihn unter Druck, sich scheiden zu lassen, aber Jochen Klepper weigert sich.
Seine berufliche Tätigkeit beim Rundfunk und als Redakteur des Ullstein Verlages muss er aufgeben.
1937 wird er aus der Reichs-Schrifttumskammer ausgeschlossen.
Nur aufgrund einer Sondergenehmigung, die jederzeit erlöschen kann, ist ihm ein literarisches Wirken weiterhin möglich.

Die Sorge um Hanni und die Kinder lastet quälend auf der Familie.
Nur der älteren Tochter Brigitte gelingt die Ausreise nach England.
1942 steht die Deportation von Hanni und ihrer jüngeren Tochter Renate bevor.
Am 10. Dezember schreibt Jochen Klepper in sein Tagebuch:
„Wir sterben nun – ach, auch das steht bei Gott – wir gehen heute Nacht gemeinsam in den Tod. Über uns steht in den letzten Stunden das Bild des segnenden Christus, der um uns ringt. In diesem Augenblick endet unser Leben.“

In der darauffolgenden Nacht nimmt die Familie sich das Leben.

Finsternis hat das Leben Jochen Kleppers und seiner Familie über viele Jahre hinweg geprägt.
Mitten darin aber war doch so etwas wie Halt und Trost im Glauben.
So wie das Gedicht es ausdrückt, das die dunkle Seite des Lebens nicht leugnet und das vielleicht genau deshalb bis heute als anrührend und wahrhaftig empfunden wird.
Deutlich kling an: Tränen wird es weiterhin geben.
Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid- und schuld.
Aber seit dieser einen Nacht, in der das Kind geboren wurde, hält solches Dunkel uns nicht mehr.
Gott selber ist gekommen, um unter uns zu wohnen, sein Licht scheint auf.
Glanz fällt in das Leben und hellt es auf.
Noch ist es finster.
Doch der Morgenstern ist aufgegangen.
Beistand ist da.
Die Nacht ist im Schwinden.
Trost ist nah wie das Licht des anbrechenden Morgens.

Gebet für den 3. Advent

Du, Gott, hast dich schon auf den Weg zu uns gemacht.
Du kommst als Kind, als Mensch – geboren in unsere Welt.

Wir suchen den Weg zu dir, Gott.
Wie oft aber verbauen wir uns den Weg
mit unseren Ängsen und Zweifeln,
in unserer Hast und Hektik,
mit unseren hohen Erwartungen
und unserer Ungeduld auf bessere Tage.

Wir bitten dich für uns und alle Menschen:
wenn wir meinen, den Weg zu dir nicht mehr zu finden,
wenn wir mutlos sind, aber doch umkehren wollen,
wenn wir uns selbst den Weg versperren:
Komme uns und der Welt entgegen und
bahne dir einen Weg in unsere Herzen.

Wir bitten dich für uns und alle Menschen:
lass jetzt in dieser Zeit,
in der so vieles um uns herum brach zu liegen scheint,
gute Worte hören,
freundliche Blicke spüren,
die uns andere Menschen mit auf den Weg geben.

Wir bitten dich für uns und alle Menschen:
schenke Licht in verzweifelten Stunden,
wenn alles keinen Sinn mehr macht,
lass uns darauf vertrauen, dass Du zu uns sprichst: ich bin da.

Vaterunser

Vater unser im Himmel.

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich

und die Kraft

und die Herrlichkeit

in Ewigkeit.

Amen.

Lied Evangelisches Gesangbuch Nr. 16,4-5

4) Noch manche Nacht wird fallen
auf Menschenleid und -schuld.
Doch wandert nun mit allen
der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte,
hält euch kein Dunkel mehr,
von Gottes Angesichte
kam euch die Rettung her.

5) Gott will im Dunkel wohnen
und hat es doch erhellt.
Als wollte er belohnen,
so richtet er die Welt.
Der sich den Erdkreis baute,
der lässt den Sünder nicht.
Wer hier dem Sohn vertraute,
kommt dort aus dem Gericht.

Segen

Der HERR segne uns und behüte uns.

Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.

Der HERR erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen.